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Brunnen des Lebens

G
Der Moment

Sie konnte nicht glauben was er auf ihre Frage antwortete und fiel in eine innerliche Starre, welche nur noch beherrscht war von Demütigung, Kränkung und verlorenem Vertrauen.

Es war, als lebte sie außerhalb ihres Körpers, als wäre sie betäubt aber sich dennoch ständig des Schmerzes in ihrem Herzen, ihren Knochen, ihrem Kopf bewusst. Und sie war so müde ...

Sie schlang die Arme um sich und kämpfte gegen die Tränen. Sie war viel zu stolz, um ihm in jenem Moment zu zeigen wie sie sich wirklich fühlte. Verloren und einsam. Der Schmerz war so heftig, dass es weh tat wenn sie Luft holen wollte. Ihr Puls raste und ihr Atem ging viel zu schnell. In ihrem Kopf herrschte nur noch Chaos und sie bemühte sich krampfhaft einen klaren Gedanken zu fassen. Sie fror erbärmlich.

In ihrem Herzen tobte ein Sturm voller Hass und Liebe, jedoch wollten die befreienden Tränen ihr keinen Raum geben und so blieb auch ihr Mund stumm.


Die Reaktion

Er war so erleichtert über ihre Frage, dass er in seiner Hilflosigkeit durch ihr Herz trampelte, ohne überhaupt darüber nachzudenken, welche Spuren der Verwüstung er hinterlassen würde. Er sah sie mit seinen großen Augen an und bettelte stumm um ihre Zustimmung das Bündnis zu lösen. Denn er hatte zehn Jahre seines Lebens damit verbracht ihr weh zu tun, indem er mit ihr zusammen blieb, ohne sich jemals wirklich für sie zu entscheiden .... und sie hatte es zugelassen.
Über seine Gefühle konnte er nicht reden, wollte sie nicht noch mehr verletzen, war nur erleichtert über ihr Angebot zu gehen. Denn sie wusste schon längst, dass sein Herz für eine andere schlug.

Anfangs hatte er sie geliebt, wirklich geliebt.

14.05.2016 17:22 • x 12 #1


G
Der Rückblick

Sie hatte ihn vor zehn Jahren über eine Zeitungsanzeige kennengelernt. Bevor sie sich das erste mal trafen, hatte sie vor dem Spiegel gestanden und wusste, dass es diesmal der Richtige sein würde.

Der Abend war lang und sie hatten sich sofort ineinander verliebt.

Er war erst fünf Wochen von seiner Frau getrennt, doch sie wollte nicht auf die warnende Stimme in ihrem Kopf hören. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass man eine Beziehung nach solch kurzer Zeit noch nicht aufgearbeitet hatte. Und so erlebte sie sein ständiges Auf und Ab mit aller Heftigkeit und verletzten Gefühlen.

Schließlich zog sie in sein Haus und wurde seine Frau. Beide hatten die feste Absicht nicht die gleichen Fehler vergangener Beziehungen zu wiederholen und schworen sich, an ihrer Beziehung immer wieder zu arbeiten, sie am Leben zu erhalten und miteinander zu reden.

14.05.2016 17:37 • x 3 #2


A


Brunnen des Lebens

x 3


G
Die Veränderung

Doch der Alltag riss auch ihre guten Vorsätze in sein dunkles schwarzes Loch, den Brunnen des Lebens.

Er lebte nur noch für seine Firma, kaufte und sanierte Mietshäuser und verbrachte seine freie Zeit vor dem Fernseher oder beim Fußball. Sie begann ihr Leben völlig auf ihn und seine Bedürfnisse auszurichten. Gemeinsame Unternehmungen wurden immer seltener, zweimal im Jahr ein paar Tage im Skiurlaub oder an der Ostsee. Die verbliebene Zeit investierten sie in Bauprojekte am Haus oder bei schönem Wetter eine Tasse Kaffee in der Stadt.

Dann kam das Jahr, in welchem sie beide die Mitte ihres Lebens erreichten und plötzlich erkannte jeder auf seine eigene Weise, dass dies noch nicht das Leben gewesen sein konnte.

14.05.2016 17:45 • x 3 #3


E
Bewegende Worte..

14.05.2016 17:46 • #4


G
Der Kampf

Schon lange hatte sie gespürt, dass sie im Brunnen ihres Lebens am Ertrinken war und nicht den Mut besaß das rettende Seil zu ergreifen. Sie hatte gehofft, dass es einen Weg geben müsse, der dunklen Kälte zu entrinnen, der tiefen Einsamkeit, die ihr Herz erfüllte, zu entfliehen.

Ihre Selbstzweifel wurden immer stärker, Ihre Sehnsucht blieb unerfüllt. Der Körper hatte sich im Laufe der Jahre verändert und vergeblich suchte sie in seinen Augen das Begehren sie zu besitzen. Und immer öfter fragte sie sich, warum sie noch dort war, wo es keine Hoffnung mehr gab.

Denn er hatte sich längst schon entschieden, entschieden gegen ihren Traum lebendig zu lieben.

Sie fühlte sich, als fiele sie von hoch oben herunter, als habe jemand die Erde unter ihren Füssen weggezogen. Sie in einen freien Fall gestoßen, ohne jede Möglichkeit jemals zu landen. Und sie hätte nicht sagen können, wann genau sie diese Kälte zu spüren begann. Plötzlich und grausam. Schmerzhaft, unendlich schmerzhaft. Und es war dieser Schmerz, der sie ins Leben zurück brachte.

14.05.2016 18:24 • x 4 #5


E
Fühle deinen Schmerz.

14.05.2016 18:34 • x 1 #6


G
Zitat von Garamond:
Der Kampf

....Und sie hätte nicht sagen können, wann genau sie diese Kälte zu spüren begann. Plötzlich und grausam. Schmerzhaft, unendlich schmerzhaft. Und es war dieser Schmerz, der sie ins Leben zurück brachte.


Glücklich seien diejenigen, die diesen Schmerz noch fühlen können, denn er gibt die Hoffnung auf das ERWACHEN und Verändern.

Garamond...tief bewegende Worte...traurig, aber auch schön... Lg

14.05.2016 18:48 • x 4 #7


G
Das Verletzen

Sie wollten ihren gemeinsamen Weg respektvoll beenden. Doch noch immer blieb sie stumm und beobachtete seine Veränderung.

Er sah nur noch sich und sein neues Leben. Er trat sie jeden Tag ein wenig mehr und je länger sie seinem Drang nach Veränderung im Wege stand, umso kälter wurden seine Blicke, sein Gebaren. Er hatte verdrängt, dass er einst Verantwortung übernommen hatte und ließ sie schutzlos im Regen stehen.

Doch je drastischer sein Verhalten wurde, umso fester hielt sie sich am Seil des Brunnens fest. Schließlich schaffte sie es mit all ihrer Kraft, sich ein eigenes Nest zu bauen, ohne das Gesicht zu verlieren. Und noch immer blieb sie stumm und sah ihn offenen Auges an, ohne ihre Würde zu verlieren. Mit leerem Blick übergab sie im den Schlüssel ihres Traumes und wusste, dass er längst nicht mehr ganz sicher war. Denn er war sich bereits in diesem Augenblick bewusst, dass er ihr eine Seite gezeigt hatte, die sie so nicht verdiente. Sie war immer sein Licht in der Dunkelheit und nun ging sie fort, für immer.

Seine Unsicherheit und seine Angst vor dem was vor ihm lag, seine Panik vor der Stille .... ein kurzer Augenblick nur und schon waren die Dämonen fort, er blieb nicht allein.

14.05.2016 19:48 • x 3 #8


G
Die Erkenntnis

Jetzt war sie bereits zwei Wochen weg. Die Kälte wehte ihr bis ins Innerste und lähmte sie. Sie konnte keinen Schritt tun, nicht vorwärts und nicht rückwärts. Sie verlor sich, aber nur einen Augenblick, in dem Gefühl der unerwarteten geheimnisvollen Einsamkeit und der Betrachtung.

Doch dann drang in sie ein Gefühl der Finsternis, die sich lichtete, eines Ortes der aufnahm, eines Hauches von neuem Leben. Sie war voller Tatendrang und dann war alles anders ...

Er stand vor ihrer Tür und bat sie um Verzeihung und wie sehr er sie liebe, dass das was er ihr angetan hatte nicht er selbst gewesen sei. Seine Augen hafteten an ihr mit einem Ausdruck, in dem sich Hoffnung und Verzweiflung wie zwei kämpfende Wölfe begegneten.

Ihr Atem bewegte nicht die Brust und ihre Augen verrieten nicht was sie fühlte. Sie hörte innen ihr eigenes Herz pochen, als wäre es ein fremdes. Es riss sie fast zu Boden. Und zitternd vor verstehendem Verlangen ertrug sie seinen Schmerz, der sich wie ein scharfes Messer in sie bohrte.

Im gleichen Augenblick traf sie die Erkenntnis, dass er nicht sie meinte, sondern dass es seine Angst vor Veränderung, vor dem sich neu Bemühen, der lieb gewordenen Gewohnheiten war. Genau so wie einst ihre Liebe begann. Sie schickte ihn fort ....

Sie hatte den Gesang dieser dunklen Jahre nicht vergessen, den Gesang der ausgehungerten Seele.

14.05.2016 21:12 • x 4 #9


Damianos
Der Sieg

Zitat von Garamond:
im gleichen Augenblick traf sie die Erkenntnis, dass er nicht sie meinte, sondern dass es seine Angst vor Veränderung, vor dem sich neu Bemühen, der lieb gewordenen Gewohnheiten war. Genau so wie einst ihre Liebe begann. Sie schickte ihn fort ....


Sie tat, was sie tun wollte.

Zitat von Garamond:
Ihr Atem bewegte nicht die Brust und ihre Augen verrieten nicht was sie fühlte. Sie hörte innen ihr eigenes Herz pochen, als wäre es ein fremdes. Es riss sie fast zu Boden. Und zitternd vor verstehendem Verlangen ertrug sie seinen Schmerz, der sich wie ein scharfes Messer in sie bohrte.


Und sie wird das Messer herausziehen, die Wunde wird sich schließen. Es wird eine Narbe bleiben, wie bei vielen, die gleiches erlebten. Und sie wird leben.

14.05.2016 21:26 • x 5 #10


G
Die Ignoranz

Sein Verlangen dauerte nur ein Wochenende .... und noch immer kann sie nicht weinen, ihre Tränen brennen in jeder Faser ihres Körpers und finden keinen erlösenden Weg.

Er schweigt, sie schweigt und keiner verlor bisher ein einziges Wort. Es ist als hätten sie nie existiert.

Er lebt mit der anderen Frau in seinem Haus, jener Frau die nur will, was seine Hülle zu geben vermag.


Die Wut

Sie litt wahnsinnig unter der Demütigung.

Es ist als würde sie ihre Träume bitten ihr zu sagen, wer sie sei und was sie tun solle. Sie wacht mit wild klopfendem Herzen auf und schläft wieder ein. Vielleicht hofft sie, dass sie als jemand anderes aufwachen würde.

Sie weiß, dass andere Menschen sie nicht ergänzen können, dass sie dies selbst tun muss. Und wenn sie nicht die Kraft dazu aufbringen kann, wird das Suchen nach Liebe zum Suchen nach Selbstvernichtung. Und damit würde sie sich bemühen sich selbst davon zu überzeugen, dass Selbstvernichtung gleich Liebe sei.


Die WUT hält an .....

Zitat:
Schmerz ist die Schale die dein eigenes Erkennen umgibt (Dybra)

14.05.2016 22:23 • x 4 #11


Damianos
Die Trauer

Sie leided, sie wird dennoch sie selbst sein. Immer, wenn sie aufwacht, wird sie sie selbst sein. Sie weiß, dass es gut so ist. Ganz tief in ihrem Inneren weiß sie es. Sie wird nicht aufgeben. Sie weiß, dass ihre Suche nach Liebe nicht die Suche nach Selbstvernichtung sein kann. Ihre Wut wird vergehen und sich in Erkenntnis verwandeln. Und dann... bricht ein neues Leben an. Sie sieht es vielleicht noch nicht in ihrer Wut, aber weiß es.

14.05.2016 22:47 • x 3 #12


G
[b]Die Hoffnung[/b]

Durch die schweren Zeiten - Udo Lindenberg

Es geht nicht immer geradeaus
Manchmal geht es auch nach unten
Und das wonach du suchst
Hast du noch immer nicht gefunden
Die Jahre ziehen im Flug an dir vorbei
Die Last auf deinen Schultern, schwer wie Blei

Jeden Morgen stehst du auf
Und kippst den Kaffee runter
Deine Träume aufgebraucht
Und du glaubst nicht mehr an Wunder
Mit Vollgas knapp am Glück vorbeigerauscht
Was dich runterzieht
Ey, ich zieh dich wieder rauf

Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten

Ich werd dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten

Stell die Uhr nochmal auf null
Lass uns neue Lieder singen
So wie zwei Helikopter
Schweben wir über den Dingen
Und was da unten los ist, ist egal
Wir finden einen Weg so wie jedes Mal


Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten

Ich werd dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten

Wieder gut Zeiten warten
Ey, lass zusammenhalten
Dann kommt die Sonne durch
Wir sind doch Lichtgestalten
Ey, das weißt du doch

Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten

Ich werd dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten

Wieder gut Zeiten warten
Wieder gute Zeiten warten

18.05.2016 22:16 • x 2 #13


G
Die Tür

Augenscheinlich, wenn die einbrechende Nacht den Tag in ihre wärmende Decke der Hoffnung auf einen besseren Morgen hüllte, war sie versucht, sich in seinen Augen zu verlieren. Sie geht hinaus in die Dunkelheit und atmet die Nacht, sie schließt die Augen und gibt ihr ihren eigenen entspannten Körper in der Erschöpfung. Wie fliegende Häuser rauschen ihre Gedanken gegen ihr wild pochendes Herz. Doch wohin sie auch fährt, jeder Ort gleicht sich in seinem Wesen. Das Grün der Bäume und das Bildnis der Landschaft. Die Worte verhallen in der Finsternis und wie blind läuft sie dem einen entgegen, der für immer verloren ist. Es scheint als hätte er sie verschlungen und da wo er stand ist nur noch ein Hauch ihrer Asche.
Doch sie will fliegen und ihre Seele hat sich frei genommen. Und so fliegt sie ein bisschen, weil der Horizont so weit ist, dass es leichter ist zu fliegen als auf der Erde zu bleiben.
Wenn sie sich erschafft, neu erschafft, dann bricht der Berg auf zum flüssigen Felsgestein, das herausgeschleudert wird, als ihre eigene Stimme.
Und jetzt in jenem Augenblick weiß sie, dass er ihr noch einmal gegenüberstehen wird. Sie will einfordern was ihr gehört, denn nur so kann sie wieder frei sein. Sie hat keine Angst mehr, wovor sollte sie sich auch fürchten?
Sicher wird er über die Welle ihrer Erscheinung gleiten wie ein starres Surfbrett, welches das Wasser zu brechen versucht. Doch sie wird ihn besiegen, weil selbst seine Weigerung sie nicht mehr brechen kann.

Nur so kann sie das Tor des Schmerzes durchschreiten, die Zweifel ausräumen. Denn der Schlüssel lag in ihrer Hand. Niemand und Nichts konnte ihr diese einzige Bewegung abnehmen, ihr diesen Anblick ersparen.

Sie allein wird die Tür öffnen.

19.05.2016 20:45 • x 1 #14


G
Die Stille

Nie hatte sie seinen Duft so intensiv empfunden, wie in dieser großen Halle, die ihre Einsamkeit so perv. erscheinen ließ, wie das Echo der ratternden Räder, die den kalten Boden ihrer Verlorenheit berührten. Die schwatzende, lärmende Kulisse trieb sie in jene Verzweiflung, die mehr und mehr das hohle Gefühl in ihrem Körper zu sprengen versuchte. In diesen Momenten war ihre Gier unendlich groß seine Wärme zu spüren. Verlassen fühlte sie die Räume dieser großstädtischen Anonymität. Kein Blick streifte ihre verlangenden Augen und kein Blick hatte Mitleid mit der Angst, die in ihrem Gesicht geschrieben stand.

Alles in ihr schrie danach berührt zu werden, ihre Hand auf seine Wange zu legen und mit ihren Fingern über seine Lippen zu streichen. Und während sie noch den Duft seiner Haut atmete und seine Stimme in sich aufnahm, wusste sie, dass sie keine Erfüllung finden würde.

Er war verloren, für immer verloren.

24.05.2016 20:42 • x 4 #15


A


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