Ok, ihr habt Recht. Wozu das alles noch? Nach einer weiteren durchwachten Nacht und einem anstrengenden Frühdienst, schreibe ich den kompletten Brief nochmal neu. So bekommt mein Mann ihn NOCH nicht. Aber in ein paar Monaten ist die Zeit reif dafür. Danke Euch allen fürs Lesen und für Eure Kommentare. Aber nun endlich ist meine Entscheidung gefallen. Ich habe keine Lust mehr auf Selbstbetrug und Lügen. Ich brauche nur noch etwas Vorbereitungszeit....!
Lieber ...!
Schon wieder habe ich eine Nacht nicht geschlafen. Ich habe in meinem Bett gelegen und mir den Kopf zermartert und ich habe geweint. Du hast davon nichts mitbekommen, wie immer, denn wir schlafen schon seit vielen Jahren getrennt. Ich hatte dich gebeten, zum Arzt zu gehen wegen deiner Schlafapnoe und dem Lärm, den dein Schnarchen macht. Du hast es aber vorgezogen, aus dem Schlafzimmer auszuziehen. 2006 war das. Meine Güte, das ist jetzt 13 Jahre her. Die Zeit vergeht.
Ich habe wirklich viel versucht, um unsere Ehe aufrecht zu halten. Trotz allem und gegen alle Widerstände. Sogar meine Familie habe ich für dich in den Wind geschossen. Ja, ich habe auch Fehler gemacht. Große Fehler, zum Beispiel diese Affäre war überflüssig wie ein Kropf. Im Nachhinein war es aber der größte Fehler, meine kleine Wohnung wieder aufzugeben, und zu dir zurück zu kehren. Es war auch ein Fehler, diesen guten Job aufzugeben und mich erneut finanziell von dir abhängig zu machen. Ich hatte keinen Mut damals. Statt dessen flüchtete ich mich wieder nach Hause, wo ich zwar auch alleine schlafen musste, immerhin aber die Kinder wieder in meiner Nähe hatte. Ich habe wirklich geglaubt, du könntest mir verzeihen und wir könnten unsere Ehe wieder verbessern. Jetzt aber gebe ich es auf!
Ich mag es nicht, wie du mich und auch unsere Freunde und ja sogar deine Familie behandelst. Gestern hast du mit deiner Schwester geschimpft, die deinen Vater zum Arzt bringen sollte. Dieser war aber im Urlaub und so hatten sie die Taxifahrten umsonst gemacht. Du weißt, sie ist arbeitslos und hat kein Auto mehr. Darüber hast du dich lustig gemacht. Sie war dir immer überlegen beruflich und finanziell. Jetzt lässt du keinen Moment aus, um sie zu demütigen. Dabei hat sie genug um die Ohren mit ihrem kranken Mann.
Auch zu unseren Freunden warst du wieder sehr unfreundlich. Ich hatte sie zum Grillen eingeladen. Du wolltest den Einkauf machen und brachtest das billigste Fleisch und gammeliges Gemüse mit. Das würde für sie reichen, hast du gesagt. Dann hast du den ganzen Abend schweigend dabei gesessen. Beim Abschied dann hast du deinen besten Freund gedemütigt, indem du dich über sein Auto lustig machtest. Auch er hat nicht viel Geld. Aber auch er kämpft um seine Existenz. Das ist etwas, was du nie tun musstest. Du bist Beamter und hast nie viele Jobwechsel bewältigen müssen. Seit Jahrzehnten arbeitest du in immer demselben Amt mit den selben Kollegen und wirst dafür gut bezahlt. Wie solltest du je Verständnis aufbringen, für Menschen die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen?
Na ja, jedenfalls hast du auch wieder eine Kiste B. eingekauft zu Grillen. Eine ganze Kiste für nur 2 Männer! Natürlich trinkst du jetzt wieder jeden Abend und ich gebe zu, ich habe mitgetrunken, um es zu ertragen. Trotz meiner Medikamente und trotzdem es für mich nicht gut ist. Jetzt aber habe ich endgültig die Nase voll!
Ich habe Fehler gemacht, ja! Aber du auch! Seit Jahren behandelst du mich, als wäre ich eine Aussätzige. Aids-tests musste ich gleich 2 mal machen. Und du hast mich zum Arzt begleitet und diese für mich lauthals eingefordert. Bezahlen musste ich sie aus eigener Tasche. Und dabei hast du mein Haushaltsgeld gestrichen und als ich keinen Job hatte, musste ich um jeden Euro bei dir betteln. Du hast das genossen. Du wolltest mich demütigen. Ja, ich glaubte, das verdient zu haben. Doch nun ziehe ich mein Büßerhemd aus. Ich will es nicht mehr tragen. Es hat mich krank gemacht.
Unser Sohn ist ausgezogen und unsere Tochter, wird es ihm bald nachtun. Das hat sie mir im Vertrauen schon gesagt. Nächstes Jahr hat sie ihre Lehre beendet, dann will sie zu ihrem Freund. Und spätestens dann, bin ich auch weg.
Früher hast du dir soviel Mühe gegeben, z.B. beim Sechs. Heute muss ich mich hinknien, trotz meiner kaputten Knie und du nimmst mich nur noch von hinten. Ich dachte auch das wäre normal, denn von vorne sehe ich ja nicht mehr besonders gut aus. Und ich wollte es dir ja schön machen. Doch wenn du heute schon um 9 Uhr die Rollos runter lässt und mir damit zu verstehen gibst, dass du mit mir schlafen willst, kann ich die Panik kaum unterdrücken.
Ich mag dich nicht mehr. Ich mag deinen Geruch nicht mehr und ich mag deine Nähe nicht mehr! Ich werde gehen. Nur noch ein paar Monate, dann habe ich die Probezeit geschafft. Ich werde arm sein aber frei. Ich muss das tun, sonst gehe ich zugrunde. Und dein B. trinkst du heute abend alleine!
Shedia
05.06.2019 12:03 •
#22