Brief an meine Ex Freundin

Vielleicht mal aus beiden Rollen gesprochen.

Ich habe meiner Ex auch einen Brief geschrieben, manchmal feile ich auch jetzt noch daran, weil es sich irgendwie richtig anfühlt. Der wäre handgeschrieben bestimmt 5-7 Seiten lang. Es ist keine Klärung der Beziehung, sondern einfach ein Sammeln aller schönen Momente (immer wieder taucht ein neuer aus der Erinnerung auf), für die ich dankbar bin. Verschickt habe ich ihn nicht - und würde das auch nur tun, wenn ich komplett, wirklich komplett abgeschlossen und keine Erwartung oder stille Hoffnung mehr habe. Das kann nächstes Jahr sein oder nie.

Ich habe aber so einen Brief auch schonmal erhalten. Und es war eine ziemlich perfide Nummer. Meine Ex hatte sich damals getrennt, direkt den nächsten am Start - Monate hörte ich nichts von ihr. Als ich innerlich gelöst war und gerade frisch in einer neuen Beziehung ankam (nicht mit der Person im ersten Absatz), ging die Offensive los. Über 30 Seiten Liebesbrief (!), dann nachts vor der Tür stehen um vier mit durchgefrorenen, blauen Lippen, Tränen und große Schwüre - mich hat das letztlich abgetörnt, weil es einfach total offensichtlich war, was hier psychologisch abläuft.

Daher: Das Motiv ist das Entscheidende. Menschen riechen das instinktiv, wenn hier wieder eine Verhandlung aufgemacht werden soll.

Hallo RegenWein,

wenn ich es richtig verstanden habe ist das ja jetzt gerade mal der dritte Tag seit deinem Zusammenbruch und der Trennung.
Meines Erachtens ist das viel, viel zu früh.
Jetzt lass doch mal ein wenig Ruhe reinkommen und schau du erstmal wo du stehst. Du kannst mir nicht erzählen, dass du innerlich bereits den Abstand und die Übersicht hast, irgendwas angemessen reflektieren zu können.
Ich denke derzeit bist du einfach in Panik.

Abgesehen davon, dass ich auch so meine Probleme damit habe, wenn klar formulierte Grenzen übertreten werden.

Lass dir jetzt Zeit und versuche bei dir anzukommen und dann würde ich auch mal ganz in Ruhe die Beziehung reflektieren.
Nach deinen Beschreibungen und deinem dich- klein-machen im Brief, tauchen bei mir Fragezeichen auf, wie denn die Dynamik zwischen euch so war und ob du dir jetzt überhaupt das Büßerhemd anziehen solltest.

Meine Meinung:
Brief abschicken, sonst grübelst du ewig mit dem was wäre wenn
ABER keine Erwartungen haben, sonst trifft es dich erneut hart.

Für mich war es befreiender einen Brief zu schreiben und zu kämpfen, als es nicht zu tun und mir eventuell Vorwürfe zu machen es nicht versucht zu haben.
Hast ja nichts zu verlieren...

Wie gesagt, das ist lediglich meine Meinung.

Zitat von RegenWein:

@Iunderstand Danke für deine deutliche Meinung. Ich finde es wirklich interessant. Ich habe schon einige Einträge zu dem Thema Briefe an Ex ...

In deinem Fall ist es aber doch der naheliegendste Gedanke, dass es als belästigend empfunden wird. Alles andere gelöscht und blockiert, wie schon geschrieben, noch deutlicher geht's ja nicht... Und dann nimmst du den letzten übrig geblieben Weg, dem sie nicht ausweichen kann, um doch nochmal nachzusteuern. Was mag das auf den Empfänger für einen Druck erzeugen, da versteh ich auch jeden der nicht antwortet, weil jeder genau weiß auf was gehofft wird. Zudem muss man sich beim Lesen damit auseinandersetzen für das seelische Elend, die Trauer, des anderen verantwortlich zu sein. Die Sender- und Empfänger Ebenen sind ganz andere, du denkst du tust etwas Gutes, weil du ihr dankst und deine Liebe nochmal zum Ausdruck bringst. Sie liest aber nur, ich liebe dich noch, ich leide und du bist schuld, mach es bitte wieder gut...
Und die Krönung sind dann die Einladungen zum Date, am ..., Um..., Da und da, ich würde mich freuen, kannst dir ja überlegen ob du nicht hinkommen willst, bla bli blubb. Also ich glaube ein noch subtilerer Druck geht fast nicht

Der Ansatz den Brief abzuschicken und nichts zu erwarten, wäre der Königsweg, finde ich. Aber das ist in deiner Situation utopisch, du sagst selbst keine oder eine negative Reaktion wären schlimm

Zitat von RegenWein:

Empfänger solcher Briefe melden sich indes selten zu Wort. Das ein Empfänger sich nicht zwangsläufig über die Maßen freut und nicht weiß, wie und ob reagiert werden soll, kann ich schon glauben. Dass ein solcher Brief aber gar als Belästigung oder als Dummes Zeug abgetan wird, gibt mir schon zu denken.

Es wird mehr als Belästigung angesehen. Warte einfach mit dem Brief. In einem halben Jahr kannst du immer noch einen schicken. Im frischen Trennungszustand sollte man keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen oder die Ex irgendwie nerven.
Je nachdem in welchen Zustand deine Ex ist, wirft sie das Ding in die Tonne oder du kriegst einen Anruf was das soll. Selten bis nie wird positiv darauf reagiert. Ihr seid getrennt, du muss mit deinem Kummer alleine klar kommen. Sie kann dir da nicht helfen.

Danke für eure Tipps. Ihr wisst ja alle sicher dass allein schon gut tut, wenn man sich jemanden mitteilen kann, nochmal Danke dafür.

Stand jetzt, warte ich noch mit dem Brief. Ich wollte ihn eh erst in 2 Wochen oder so senden. Jetzt will ich lieber 2 Monate warten... In zwei Monaten hat ihre Tochter Geburtstag und ich überlege ihr trotz der Trennung ein Geschenk zukommen zu lassen. Vielleicht ist das der bessere (?) Weg vorsichtig in Kontakt zu treten. Den Brief kann ich im positiven Falle dann immer noch abgeben.

Zitat von RegenWein:

In zwei Monaten hat ihre Tochter Geburtstag und ich überlege ihr trotz der Trennung ein Geschenk zukommen zu lassen. Vielleicht ist das der bessere (?) Weg vorsichtig in Kontakt zu treten.

Ehrlicherweise würde ich diesen Weg nicht gehen. Das setzt deine Ex unter Druck. Auch mein Ex wollte sich am Weihnachtsgeschenk für meine Tochter beteiligen, was ich nur von deren Schwiegereltern erfahren habe. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon wochenlang keinen Kontakt und daher wollte ich das nicht.
Schicke den Brief irgendwann ab und wenn der Kontakt wieder aufflammen sollte, kannst du der Tochter im Nachgang immernoch ein Geschenk machen.

Ich sehe keinen Druck in diesem Brief. Wenn jemand einem auflauert, ist das was anderes, aber es geht hier um virtuelle Worte oder Worte auf dem Papier. Natürlich tut eine Trennung weh und wenn mir dieses vom Verflossenen mitgeteilt wird, entsteht bei mir kein Druck. Ich kann ihn weder glücklich noch unglücklich machen, das versteht sich von selbst und wenn er mir seine Gefühle mitteilt, dann sind es seine Gefühle. Punkt.
Jede Maschine, die man abstellt, braucht Zeit, um abzukühlen und der Mensch soll sich sofort mit allen Gegebenheiten abfinden! In diesem Fall scheint es sich zudem um ein Missverständnis zu handeln.
Menschen machen Fehler und vielleicht kann ein Brief eine Versöhnung einleiten,- sei es nur, dass man wieder Kontakt miteinander hat. Ich kann das Ganze hier nicht beurteilen, aber wenn es insgesamt stimmt, dann lohnt es sich, etwas zu versuchen, damit alles wieder ins Lot kommt. Ich würde mich über so eine Geste freuen, Ich habe es erst vor Kurzem ähnlich erlebt.

@la_donna
Da bin ich voll bei dir, in dem Brief sehe ich auch keinen Druck. Solange er sich nicht selbst unter Druck setzt.
Nur auf Geschenke würde ich momentan an seiner Stelle verzichten.