Brief an ex- abschicken oder nicht?

Liebe Lesende,
Vor 4 Monaten habe ich mich von meinem Ex getrennt. Habe auch einen Beitrag dazu verfasst. Ich hab mich nicht mehr geliebt gefühlt und das Gefühl gehabt, nur noch ich investiere in unsere Beziehung und nur noch ich versuche was zu retten.
Naja, mittlerweile bin ich an dem Punkt, dass ich mich für einige Dinge gerne bei ihm entschuldigen würde. Habe ihn vor kurzem in unserer Heimat gesehen und habs bisschen als Zeichen gesehen, den Brief zu schreiben. Brief ist auch fertig, hadere jetzt nur noch mit mir bezüglich abschicken oder nicht.
Ich hab ihm darin gesagt, dass ich weiß, dass ich auch meinen Anteil daran hab dass es zum Schluss war wie es war. Oft hab ich seine Grenzen nicht geachtet und das gemacht, was ich für richtig hielt, ohne mir Gedanken zu machen was das in ihm auslöst. Hab vieles für selbstverständlich genommen und mich zb nie richtig dafür bedankt, dass er mir meine komplette Wohnung, also Möbel etc aufgebaut hat.
Ich bin nicht böse auf ihn und hab mich auch dafür entschuldigt, dass ich ihn im eifer meiner Gefühle einfach überall blockiert habe.
Ich finde, er hat ein gutes Herz und es sollte mit uns einfach nicht sein.
Ich hab teilweise Gewissensbisse und will mich wie gesagt entschuldigen und ihm auch sagen, dass er so bleiben soll wie er ist.

Ich weiß nur nicht, ob ich den Brief senden soll oder nicht. Zum Schluss hin war er eher genervt von mir, weswegen ich mich auch irgendwo nicht noch kleiner machen will. Andererseits denke ich mir, dass er es auch oft nicht verdient hat, wie ich zu ihm war.

Vielleicht hat ja jemand einen Rat für mich ?

Zitat von UnsichererMann:

Ich würde es (noch) nicht machen. Ich weiss noch nicht, was Deine Intention genau ist - ob Du es ihm etwas leichter machen willst, oder ob Du Dein ...

Ich glaube, für ihn ist es nicht so schwer. Ich denke mit der Trennung hab ich ihn irgendwo auch erlöst, denke daher nicht dass er sonderlich damit zu kämpfen hat.
Ich denke schon, dass ich mein Gewissen irgendwo erleichtern will. Insbesondere will ich ihm aber auch sagen, dass er nicht der alleinige Verursacher dafür ist, dass es in die Brüche ging. Ich glaub das Gefühl hab ich ihm oft gegeben und er wollte sich später nicht mehr damit auseinandersetzen, weswegen ich jetzt echt am überlegen bin, ob ich den Brief senden soll oder nicht. Einerseits denke ich ist er froh endlich seine Ruhe vor mir zu haben, andererseits brennt mir einiges schon sehr auf der Seele.

Hallo,

laut deinem anderen Thread hast du 1,5 Jahre in der Beziehung gelitten.
Was dir da auf der Seele brennen mag kommt mir eher wie ein Ätsch, ich habe das letzte Wort vor.
Schicke den Brief nicht ab, sondern stopfe den lieber in eine wenig frequentierte Schublade.
In ein paar Monaten holst du ihn mal hervor, liest ihn durch und bist vielleicht ganz froh drüber ihn nicht abgeschickt zu haben weil dein Leben jetzt so viel besser ist.

Zitat von Camaro:

Hallo, laut deinem anderen Thread hast du 1,5 Jahre in der Beziehung gelitten. Was dir da auf der Seele brennen mag kommt mir eher wie ein ...

Huhu, danke für deine Rückmeldung.
Um das letzte Wort geht es mir hier eher weniger sondern darum, mich auch für meine Fehler zu entschuldigen. Habe aber echt Angst, es später zu bereuen den Brief verschickt zu haben. Wohl auch, weil ich nicht mit na Antwort rechne oder weil ich Angst habe, dass die Antwort mir weh tun könnte.

Zitat von Sabisa:

Vielleicht hat ja jemand einen Rat für mich ?

Ich bewundere Frauen, die ihre Anteile erkennen und dafür die Verantwortung übernehmen. In meiner Welt ist das ein Zeichen von Größe und Reife.

Der Brief hat kein Verfallsdatum, das heißt, es passiert nichts, wenn du ihn jetzt (noch) nicht abschickst. Er ist fertig, lege ihn in die Schublade und lasse den Gedanken reifen. Irgendwann weißt du, was du tun sollst.

Ich habe mir in meinen Google Notizen auch ein Dokument erstellt, in dem ich immer das reinschreibe, was ich ihr gerne noch sagen möchte. Geht man da chronologisch durch, erkennt man die verschiedenen Phasen nach einer Trennung. Und jedes Mal, wenn ich weiter bin, schaue ich die Worte von oben an und denke mir: Zum Glück hast du das niemals abgeschickt.

In deinem Fall halte ich das Abschicken des Briefes einfach noch für zu früh.

Ich finde es sehr gut, wenn man einen Brief mit entsprechendem Abstand schreibt. Dabei ist es völlig egal, ob 2 Wochen oder 6 Monate. In jedem Fall darf dieser Brief aber niemals Vorwürfe, Anschuldigungen, Schuldzuweisungen oder ein bedürftiges Verhalten vermitteln.

Dann wäre er etwas, was man bereuen kann. Auf Augenhöhe und respektvoll mit der Beziehung abzuschließen und auch die Verantwortung für gewisse Dinge zu übernehmen zeugt von Größe.

Ich habe meinen Brief damals abgeschickt und nie bereut.

Zitat von Sabisa:

mich auch für meine Fehler zu entschuldigen

Das liegt nicht in n Deiner Hand.

Ich verrate Dir mal, was viele Frauen wie das Weihwasser fürchten und Männer wirklich nachdenklich macht:

Hallo x., ich habe nachgedacht und ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich auch Anteile an der Situation trage und mich nicht immer von meiner besten Seite gezeigt habe. Das bedauere ich und dafür möchte ich die Verantwortung übernehmen. Ich hoffe es geht Dir gut und Du kannst verstehen, dass wir Menschen Fehler machen. Ich für meinen Teil glaube, dass wir aus Fehlern lernen können. Das macht die Fehler nicht ungeschehen, aber ich hoffe Du kannst mir meine Fehler verzeihen, so wie ich mir alle Mühe geben, Dir auch Deinen Anteil zu verzeihen.

@Urmel_
Das ist aber auch wirklich fürchterliches Geschwurbel

Und klingt irrsinnig bedürftig, unterwürfig.

So, mittlerweile sind ja wieder fast 2 Monate vergangen und ich habe den Brief bisher nicht abgeschickt. Der Gedanke lässt mich allerdings trotzdem nicht los. Mittlerweile hat sich die Idee des Briefes zu einer Nachricht in WhatsApp gedreht, die deutlich kürzer ist. Sinngemäß steht drin, dass ja bald Silvester vor der Tür steht und ich an mein letztes Silvester mit ihm gedacht hab, das leider ein ganz schönes Drama zw uns war. Ich wollte mich nach wie vor dafür entschuldigen dass ich seine Nerven oft so strapaziert hab und ihm sagen dass ich weiß, dass ich dazu beigetragen hab dass es nie zw uns funktionierte. Dann wollte ich ihm ein gutes neues Jahr wünschen.

Ich stehe nach wie vor vor der Entscheidung, die Nachricht abzusenden. Das was ich ihm sagen will, ist schon deutlich weniger geworden. Ich vermisse ihn immer noch sehr und kann irgendwie nicht richtig loslassen. Ich denke die Nachricht soll von meiner Seite aus auch einen Versuch darstellen, etwas aus ihm herauszukitzeln, da ich nach der abrupten Trennung nie wieder was von ihm gehört hatte.
Ich weiß, dass Erwartungen in diesem Falle ganz ganz schlecht sind. Ich habe aber das Gefühl, dass ich wohl nochmal den Tritt in den Allerwertesten, der bestimmt kommen wird, brauche. Ich mache mir nun schon seit Monaten Gedanken, ob ich mich mit o.g. Nachricht melden soll oder nicht.
Einerseits ist da mein Stolz und der Gedanke, dass er sich ja auch nie entschuldigt hat für das was er mit mir gemacht hat und es ihm glaube ich zum Schluss eh gleichgültig war was mit uns ist. Andererseits will ich die Entschuldigung nicht davon abhängig machen, ob er sich jetzt bei mir entschuldigt hat oder nicht. Ich hab einfach Angst, mich durch dies Aktion wieder klein zu machen. Später denkt er noch oh nee, was will die Nervensäge denn jetzt
Andererseits werde ich wohl nie Ruhe haben, wenn ich es nicht tue. Den Gedanken mich zu entschuldigen trage ich nun immerhin mindestens 3 Monate mit mir rum
Ich weiß dass ich ihn loslassen muss aber ich habe das Gefühl dass mein Hirn so lange keine Ruhe gibt, bis ich die Nachricht geschickt habe. Vor dem danach hab ich allerdings furchtbare Angst.

Rational sind deine Gedanken schon richtig, aber die Einbildung man würde mir so einer Nachricht, einen letzten Gespräch, einer Entschuldigung etwas besser machen, spielt einem einen Streich.
Du hast Erwartungen in seine Reaktion, die er nicht erfüllen wird, wie du selbst weißt. Du machst dich mit dem Gejammer klein und er wird es als nervig empfinden. Und sind wir ehrlich, verpflichtet ist er ohnehin zu nichts, nur weil du es dir einbildest, am Ende antwortet er garnicht.
Egal was er tut, zu 95% wirst du enttäuscht sein.
Belass es dabei, ehe es dich wieder runter reißt. Und nein, du brauchst nicht nochmal einen Tritt, du bist nur immernoch in der Opferrolle und bereit zu leiden. Das wird aber besser

Zitat von Sabisa:

So, mittlerweile sind ja wieder fast 2 Monate vergangen und ich habe den Brief bisher nicht abgeschickt. Der Gedanke lässt mich allerdings trotzdem ...

Ganz ehrlich? Ich habe meiner Ex Tage nach der Trennung einen Brief geschickt und ihr jetzt zum Geburtstag gratuliert, es kam sogar mehrfach ein Gespräch zustande in der Folge, obwohl ich nichts erwartet habe. Genau das ist der Knackpunkt - Wenn du überzeugt bist, ihm schreiben zu müssen, dann schreib ihm, aber für dich. Sei dir bewusst, wie gering die Chance ist, dass etwas zurück kommt, und wenn du damit leben kannst, dann mach es.

@Iunderstand

Da wirst du wohl leider recht haben. Aber ich hatte ja nicht vor zu jammern sondern wollte mich nur nochmal entschuldigen. Natürlich knüpfe ich Erwartungen daran und davon muss ich mich befreien. Es ist aber allerdings trotzdem so dass ich viel falsch gemacht habe und ihm oft auch ziemlich zugesetzt hab. Und das war mir damals nicht so klar, ist mir heute aber sehr bewusst. Ich weiß also dass ich am scheitern einen großen Anteil hatte und mir tut leid, dass ich ihm für alles die Schuld gegeben hab.

Denkst du, dass eine Nachricht nach einem halben Jahr funkstille für ihn wirklich so nervtötend ist ? Runter ziehen tut es mich sowieso nach wie vor. Ich weiß halt auch garnicht wie er zu dem Ganzen steht, ich hatte ja schluss gemacht und das ohne nochmal mit ihm zu sprechen.

Liebe Sabisa,
schreib doch eine SMS. Dann siehst du nicht, wann er deine Nachricht liest, was das Ganze entspannter macht. Es schadet nicht, sich zu entschuldigen, und ich finde, dass man das recht bald machen sollte. Er kann ja entscheiden, ob er deine Nachricht liest. Formuliere den Brief nett und so, dass er nicht antworten braucht.