Brief an Dich !

A
Hallo …

Als wir uns vor 21 Jahren im Urlaub kennen lernten war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte noch nie solche blauen Augen in einem so sonnengebräunten Gesicht gesehen.Aus einer Urlaubsbekanntschaft wurde Liebe, ich fühlte es irgendwie. Du warst meine 2. Hälfte. Du warst witzig und klug, ich konnte mit dir reden und mich einfach fallen lassen. Ich habe mich so sicher und geborgen gefühlt, wie mein ganzes Leben vorher nicht.

Du warst der 1. Mensch, der das verurteilte was mir mein Stiefvater angetan hatte. Der 1. Mensch, der mir Trost gab und mir sagte, dass es Unrecht war und das Schlimmste was man einem Kind antun kann. Bis dahin dachte ich, es war meine Schuld, dass so etwas mit mir passierte.Obwohl wir die ersten drei Jahre auf Grund meiner Ausbildung eine Wochenendbeziehung führen mussten, tat diese Zeit unserer Liebe keinen Abbruch. Im Gegenteil:Wir heirateten überstürzt, genau 9 Tage vor der Geburt unserer Tochter, damit du das Mütterjahr nehmen konntest. (Das war damals Bedingung, es gab noch keine Frau-von-der-Leyen) Und ich war so glücklich endlich den Namen meines Vaters loszuwerden.Am Entbindungsbett sagtest du mir dann folgende Worte: Das werde ich dir mein Leben lang nicht vergessen.

Du warst der beste Papa, den man sich denken konnte. So einen hätte ich mir immer gewünscht. Du selber sagtest von der Zeit im Mütterjahr, es war bis dahin deine intensivste  und  schönste Lebenserfahrung.Ich folgte dir in deine Stadt, meine Familie ließ ich freudig zurück17 Jahre haben wir versucht unsere Tochter vor meinem Stiefvater zu schützen. Die Entfernung und eine gefühlskalte Beziehung zu meiner Mutter halfen uns dabei, meine Vergangenheit vor der ganzen Familie geheim zu halten. Bis letzten Sommer, als er versuchte mit unserer Tochter zu tanzen. Ich konnte meine Empfindungen und meine Angst nicht verbergen.

Es kam alles raus und O Wunder: die ganze Familie (wohl gemerkt: ich bin mit keinem von denen blutsverwandt) hat sich von heut auf morgen von ihm abgewandt, kein Kontakt. Bis heute.Ich war so glücklich: kein Versteckspiel mehr, offener und ehrlicher Umgang mit allen. Endlich war alle Last weg.Ich glaubte, jetzt kann endlich das wahre Leben beginnen….Genau zu dieser Zeit hast du die Beziehung mit deiner 16 Jahre jüngeren Kollegin angefangen. Ich war so blind und naiv und habe nichts bemerkt, zumindest nicht, dass da eine 3. Person bei unseren Problemen eine Rolle spielte. Du sagtest mir im Oktober: du hast das Gefühl, ich liebe dich nicht mehr. Ich habe diesen Satz nicht verstanden, weil ich bei mir keine Veränderung wahrnahm.Ich merkte erst allmählich, dass du dich vor mir immer mehr zurückzogst. Ich habe dich immer wieder, unter Tränen, darauf angesprochen.

Du hast immer absolut verneint und mein Bauchgefühl verkannt.Ich gab dir so viele Möglichkeiten endlich deine Beziehung zu deiner Kollegin aufzudecken. Aber du hast diese Chancen nie genutzt. Auf was hast du noch gewartet? Okay, da war Weihnachten, der 18. Geburtstag unserer Tochter, der Geburtstag deines Bruders, Vaters, Neffen, Ostern. Und dann endlich, als ich vor dir stand und sagte: irgendwas stimmt hier nicht. Erst da kam von dir die Aussage, dass du dich verliebt hattest. Alles noch platonisch. Mehr nicht. Und dein stolzer, überzeugter Brustton, dass „ja, der Altersunterschied ganz schön extrem ist“. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, völlig tot. Totaler Schock. Was dann folgte, war ein Höllentrip durch mein Gefühlsleben. Hass, Wut, Ekel, Erniedrigung, Entsetzen, Eifersucht, Angst, Unglaube, Verzweiflung und dann wieder alles von vorn. Das werde ich so lange ich lebe nicht vergessen. Und vor allem dir nicht!Ich habe dich aus der Wohnung geschmissen. Unsere Tochter ist bei mir geblieben. Ich habe eine Flut von Aktionismus losgetreten, um mich irgendwie am Leben zu erhalten. Und da war noch soviel Hoffnung in mir…Bis du mir dann auf meine Fragen am Telefon sagtest, dass du schon seit 8 Monaten (oder noch länger?) eine s.uelle Beziehung mit ihr hast. Das war dann die Hölle. Ich glaubte, jetzt endlich sterben zu können.

Du hast mir genau das angetan, zumindest empfinde ich es so, was mir mein Stiefvater antat. Du hast mich benutzt, erniedrigt, mit Dreck beschmiert.Und du hast gelogen, etwas was du absolut verurteilst. Wie deinen Vater, der auch deine Mutter betrog und fremd ging Du hast deinen Vater dafür gehasst. Und mir gab das diese trügerische Sicherheit…Bei unserem letzen Telefongespräch, hast du mir auf mein Warum? geantwortet: dass du schon seit 10 Jahren mit mir nicht glücklich bist. Warum habe ich das nicht gemerkt, warum haben die anderen nichts davon bemerkt? Warum galten wir als Traumpaar? Warum konntest du 10 Jahre nicht mit mir darüber sprechen, was war ich für dich? Hast du 10 Jahre dein Absprungbrett in Form deiner Kollegin gesucht? Okay, Freunde hattest du nie. Wie und wo hättest du jemanden kennen lernen sollen? Das ist so stinknormal, sich in seine jüngere Kollegin zu verlieben… ich dachte, wir wären was Besonderes. Ich dachte, du wärst was Besonderes.

Ich habe seitdem keinen persönlichen Kontakt mehr (außer unvermeintliche E-Mails wegen Scheidung, Konten u.dergl.), aus Angst, du könntest mir erzählen, dass alle 21 Jahre vergeudet waren. Ich würde dir das zu trauen.Ich habe alles was dir gehört zurückgeben, auch sämtliche Geschenke deiner Familie. Du warst darüber entsetzt, nach dem Motto: aber das ist doch deine Vergangenheit.Tja, diese Vergangenheit hast du mir geraubt. Du hast 20 Jahre meines Lebens kaputtgemacht, so wie der erste „Mann“ mir meine Kindheit gestohlen hat.Ich werde in zwei Monaten 40, in 6 Wochen ziehe ich um, ich werde weiterhin atmen, ein bisschen essen, weinen, versuchen zu schlafen, Angst vor dem Scheidungstermin haben, und dann endlich deinen Namen abgeben und meinen Geburtsnamen annehmen.

Vielleicht kann ich dich irgendwann vergessen, meine Gedanken abschalten, mir ein Leben vorstellen ohne dich. Ich wünsche es mir.

12.06.2008 19:06 • #1


BrokenHeart
Puh.
Dieser Schmerz ist so unermesslich groß, dass man in spüren kann. Es macht mich sprachlos. Ich könnte jetzt nichts weiter tun, als Dich in den Arm zu nehmen und für Dich da zu sein. Meine Gedanken sind bei Dir.
Und wenn ich etwas für Dich tun kann ..... nichts lieber als das ... lass es mich wissen

12.06.2008 19:55 • #2


A


Brief an Dich !

x 3


M
Ari,

diesen Brief solltest du ihm schicken.

MJ

12.06.2008 20:07 • #3


R
Hallo Ari,
Tief betroffen, sprachlos und hilflos habe ich Deinen so persönlichen Brief gelesen.
DU weißt, eure 21 Jahre waren nicht verloren, ihr habt euch geliebt, eine gemeinsame Tochter, ihr habt versucht Deine Vergangenheit zu bewältigen und bestimmt noch vieles mehr. Ganz gleich was er dir vielleicht irgendwann mal hinschmeißt, DU weißt es, halte dich daran fest. Meiner hat mir wortwörtlich gesagt 16 Jahre vergeudet, er hat seine Aussage revidiert und doch sitzt sie fest. Nur Du hast es in der Hand zu sagen, wie gut er dir in diesen Jahren tat und ich glaube ganz fest daran, dass ein Partner nicht jahrelang nur lügt, wenn er seine Zuneigung für Dich ausdrückt. Ich drücke Dich ganz fest und wünsche Dir viel Kraft

12.06.2008 21:48 • #4


A
Hallo Ihr Drei,

vielen lieben Dank für Eure Antworten. Ich war so gerührt, bin gleich in Tränen ausgebrochen. Quäle ich mich doch schon seit ein paar Tagen, ob ich hier überhaupt mein Leben und innersten Gedanken preisgeben darf. Bisher habe ich hier immer nur gelesen...
Und nun hat wirklich jemand geantwortet. Danke. Vor allem für Euer Mitgefühl!

Ich fühle mich hier in der großen Stadt so einsam. Wie gesagt meine Familie ist einige hundert Kilometer entfernt und ich habe nur zu einigen (die auch eine Trennung hinter sich haben) telefonischen Kontakt.

Seine Familie war auch meine. Nun ist das auch vorbei. Okay, seine Mutter und seine Nichte (20J.) kämpfen noch um mich. Aber wie lange noch? Früher oder später müssen sie die Neue akzeptieren. Und dann will ich nicht hören, wie gut es ihm mit ihr geht, dass sie heiraten und eventuell zusammen ein Kind bekommen (er wünschte sich immer ein zweites). Ich möchte gar nichts mehr von ihm hören.

Trotzdem vermisse ich ihn so! Natürlich nicht den Mann, der letzten 10 Monate. Nein! Ich vermisse den früheren Mann, der mich zum Lachen bringen konnte, der mich beschützt hat, der meine Zärtlichkeiten erwiderte, der in Löffelchen-Stellung jeden Abend mit mir eingeschlafen ist; er war mein einziger absoluter Vertrauter, mein Freund, mein Leben.

Und dann immer wieder das Gefühl, es kommt schier wie eine Welle über mich, der totalen Eifersucht. Die beiden sind jetzt glücklich, er macht mit ihr und deren kleiner Tochter ein auf kleine-idyllische-Familie, so wie mit uns vor endlosen 15 Jahren. Und an uns verschwendet er kaum noch einen Gedanken...

Kann man wirklich alles so leicht vergessen?

Seid lieb gedrückt

Eure Ari

13.06.2008 19:48 • #5


R
Hallo Ari,
vieles verbindet uns, auch ich bin hier alleine und das tut weh.Man hat sich auf seinen Mann verlassen und nicht daran geglaubt, dass er einen so hintergeht. Die Eifersucht ist quälend und der Gedanke warum geht das jetzt mit dieser Frau so gut, warum ist er jetzt so happy? ist ständig präsent und will beantwortet sein. Ich glaube wir werden darauf nie eine Antwort erhalten. Wir haben sicher eine Mitschuld am Ende der Beziehung, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich für unsere Beziehung das getan habe was ich geben konnte und von dem ich dachte es sei richtig. Der Partner hat vielleicht etwas anderes gegeben, oder auch nicht. Mehr als den Versuch zu machen, auf Dauer eine liebevolle Beziehung zu haben können wir nicht. Ich glaube immer noch daran, dass es möglich sein muß, auch über Jahre hinweg ein gleichberechtigtes Paar zu bleiben das sich sehr wohl noch liebt. Vielleicht auch streitet ( haben wir leider nie getan-Konflikte wurden mit lapidar Kommentaren, von seiner Seite abgetan und ich habe nicht weiter nachgehakt ) . Meine Eltern haben mir das vorgelebt, also ist es auch möglich.
Auch mein Mann hat die letzten 16 Jahre einfach abgestreift, lebt mit Freundin und Kind gemeinsam. Alles mußte ganz fix gehen, nur kein Rückblick, auch hier ist man von einem gemeinsamen Kind nicht weit entfernt. Wir haben es nicht in der Hand, wir können nur unser eigenes Leben neu bestimmen und das ist verdammt schwer. Meine Mutter wohnt auch in großer Entfernung und ich überlege mit einem Umzug, aber ob es uns wirklich hilft, nur weil wir es dann nicht vor unserem Auge haben, weiß ich nicht. Denn mit den Gedanken werden wir immer bei denen sein, oder? Wenn ich meinen Mann heute sehe, dann ist meine persönlich Meinung, dass sein Strahlen fehlt, viele Handlungen könnte man auf die Midlife-Krise ummünzen ( ein Jeep muß her, Haare gelen, Kaugummi kauen ).
Schade, wenn das alles aus dem Gefühl resultiert verdammt ich werde älter, bitte bestätigt mir mal eine neue Frau, wie toll ich bin. Älter wird er trotzdem und seine Familie, die wie ein Auffangbecken für ihn war, ist weg. Meine Schwiegermutter ist froh, endlich das Monster von Schwiegertochter los zu sein. Zu oft mußte sie von mir kontra einstecken, jetzt hat sie ihren Sohn zurück und kann Ihre Enkel auch wieder alle 2 Wochen sehen ( bis meinen Kindern das mal wieder auf die Nerven geht). Sie überschüttet meinen Mann und die Kinder materiell und glaubt, das die Neue ,die ja so lieb und nett ist, voller Verständnis bleibt. Noch ist die Welt rosarot, aber irgendwann kommt auch hier der Alltag, wie bei uns Allen. Ari, Du bist noch jung genug, stell Dir vor es wäre 10 Jahre später passiert, noch ist das Leben nicht zu Ende, wäre es auch mit 50 nicht, aber da ist es schon schwieriger. Es ist momentan nicht einfach, auch nur einen positiven Aspekt zu finden, aber das wird passieren, Irgendwann werden wir wissen, wofür wir so gelitten haben.
Ich drücke Dich, alles Liebe

14.06.2008 09:55 • #6


A
Liebe „reingefallen“,

ja, ich denke auch, dass ich Mitschuld an der Beendigung der Beziehung hatte. Ich war mir einfach absolut sicher, dass mein Mann nicht fremd geht (blöd, ich weiß…).

Aus diesem Sicherheitsgefühl heraus sind die gravierendsten Fehler entstanden:
ich hab mich gehen lassen, habe mich nur noch bemüht schick auszusehen, wenn wir weg gegangen sind;
ich bin (leider) sehr jähzornig und dann explodiere ich ziemlich schnell – verbal (komischerweise aber immer nur mit ihm, nie im Kollegenkreis oder überhaupt „draußen“ ); er ging mir manchmal auf den Wecker und ab und zu waren mir einige seiner Handlungen sogar peinlich - aber ich dachte, jeder Mensch hat Fehler und ich akzeptiere die, aus Liebe zu ihm;
ich habe mich an seiner Seite nie stark gegeben, immer war ich die kleine/blöde Ari, die zwar einen Führerschein hat, aber es hasst Auto zu fahren, die einen Computer bedienen kann, sich aber ansonsten für Technisches überhaupt nicht interessiert (was mir besonders jetzt auf die Füße knallt), die bei wichtigen Entscheidungen einfach nicht entschieden hat, sondern das Problem weitergegeben hat(an ihn natürlich).

Kurz: ich war nicht eine gleichberechtigte Partnerin, sondern wie ein zweites Kind für ihn. Eine Frau, die zwar verschmust ist und mit der man auch S. hat, aber der man geistig weit überlegen ist. Ich denke, ich habe seine Achtung verloren.

Oh, natürlich, er hätte mit mir reden können, aber so bewusst war es ihm nicht. Da kam eben eine jüngere (wer fühlt sich da nicht gebauchpinselt?), hochstudierte, taffe, langhaarige, von Kindheitstrauma-unbelastete, von Chefs geachtete und Kollegen begehrte Frau und verliebt sich (obwohl selbst verheiratet) ausgerechnet in ihn.

Dagegen hast du keine Chance! Ist mir ja klar…trotzdem….

Also meine Schwiegermutter war mir immer wie eine Mutter. Ich weiß, dass sie sich Sorgen macht und über meine Tochter auf dem aktuellen Stand ist. Das ärgert mich, weil er dann auch darüber Bescheid weiß. Ich habe zwar meiner Tochter verboten über mich zu reden, aber ein mitfühlendes Wort hier und eine gekonnt-formulierte Frage da, und sie wissen, wie es mir geht. Noch habe ich mich vor meiner Tochter nicht im Griff.

Von daher bewundere ich Dich, reingefallen: mit 3 doch relativ kleinen Kindern und ihn dann auch noch tagtäglich sehen zu müssen – das ist eine enorme Leistung. Weißt du eigentlich wie stark du bist?

Fühl dich von mir gedrückt!

Ari

14.06.2008 17:59 • #7


R
Hallo Ari,
glaube mir, diese Stärke ist gleichzeitig meine größte Schwäche. Das was Du beschreibst ist bei mir das Gegenteil.
Seine neue Freundin ist zwar auch jünger, aber das typische Frauchen, klein schmal, blond. Der Beschützerinstinkt ist gleich perfekt. Zudem war sie wohl schwerkrank, hat das überstanden und mein Mann findet das Klasse, das sie jetzt so viele Erkenntnisse hat. Ich habe mir immer gewünscht, mich einfach mal fallenzulassen, aber mein Mann wollte eben die starke Frau an seiner Seite, die das finanzielle regelt, mit ihm ein Geschäft aufbaut. Und ich habe es zugelassen, allerdings habe auch ich mich gehen lassen, immer zurückgesteckt, weil ja was anderes wichtiger war, mich als Frau vergessen. Juhu, jetzt bin ich wieder da und in dieser Situation, Gott sei Dank,
auch noch stark. Aber ich merke, dass es ganz schön zerrt und die Kraft weniger wird. Nun ja Ari, Du wirst jetzt auch stark werden, Du wirst merken, dass Autofahren Spaß machen kann und auch alles andere ist lernbar. Ich habe festgestellt, dass man viele Sachen nicht gemacht hat, weil man ja wußte Herzilein macht das. Keine Herzilein mehr, aber wir sind noch da - und wir kriegen das hin.
Alles Liebe, ein festes drücken von mir

14.06.2008 18:12 • #8


A
Hallo reingefallen,

ja, ist schon komisch, dass sich unsere Ex genau das Gegenteil suchen, ist bestimmt der Reiz des Neuen. Und deshalb irgendwie verständlich.
Sag mal, wie geht es eigentlich den Neuen, den Next. Haben die wohl Angst vor uns? Oder fühlen die sich mit unseren Ex stark, nach dem Motto: ätsch, ich hab ja was, was du nicht hast?
Sorry, ich weiß, es sollte uns egal sein.

Wie verläuft eigentlich dein Alltag mit deinen 3 Kindern? Bist du dadurch gut abgelenkt oder wünschst du dir eher eine Auszeit?
Kümmert sich dein Ex um die Kinder oder ist er mehr mit der Next beschäftigt?
Hast du noch sehr viele Erinnerungsstücke von ihm im Haus?

Mit meiner 18-jährigen Tochter ist der Alltag nicht einfacher geworden. Am Anfang zeigte sie noch sehr viel Mitgefühl und Verständnis für mich. Mittlerweile wird ihr das aber zuviel, irgendwann meinte sie sogar: jetzt ist es aber wieder genug. So ähnlich war es bei deinen Kindern, stimmts?!
Meine Tochter ist viel bei ihrem Freund.
Dadurch bin ich sehr viel alleine. Mittlerweile schaffe ich es aber sehr gut, bin selbst erstaunt.
Am schlimmsten ist es immer noch frühmorgens. Da wird es dann immer wieder überdeutlich: du bist verlassen, du bist allein, er ist weg.
Am Anfang bin ich noch jedes WE zu Freundinnen und Familie geflüchtet (man, wenn die Bahn dieses Jahr wieder schwarze Zahlen schreibt, dann habe ich aber einen großen Anteil daran), jetzt halte ich es schon ein bisschen mehr mit mir aus. Auch Dank Fußball-EM. Ich habe mich nie für diesen Sport interessiert, grad mal zur WM Deutschlandspiele gesehen. Zur Zeit sehe ich mir alle Spiele an, okay, sie laufen im Hintergrund.
Weißt du was bei Fußballspielen besser ist, als im sonstigen Fernsehprogramm? Da kommen einfach keine jungen 26-jährigen Frauen vor!!! Spieler, Schiri, Moderatoren - alles Männer.

Ansonsten geht es doch in fast jedem Film, Werbespott, Talkrunde um Pärchen, Liebe, S. am Arbeitsplatz bla, bla, bla. Oder sind wir einfach nur dafür zu sensibilisiert?

Ach von mir liebe Grüße

Ari

15.06.2008 14:13 • #9


G
Hallo zusammen,

ich habe sicherlich viel Mitgefühl und kann diesen Schmerz auch voll verstehen. Was ich nicht verstehen kann, wie ein Mensch - und jetzt spreche ich dich an, Ari - sein eigenes Leben SO in die Hände eines anderen Menschens geben kann.

Was ist es, was dich so hat handeln lassen?

Es ist doch erstrebenswert ein eigenständiger Mensch zu sein, selbst Entscheidungen zu treffen und das Gefühl zu haben, dass ich mich selbst spüre. Dadurch, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe, wächst mein Selbstwertgefühl.

Die Beschaffenheit liegt in deinen Gedanken.

Du bist nun 40 Jahre. Eine Zeit, in der du dein Leben noch einmal komplett umkrempeln kannst.

Verschwende deine Zeit nicht mit Gedanken an der Vergangene. Du wirst die Vergangenheit nicht ändern. Stattdessen kannst du dich auf eine Zukunft freuen und dir selbst der treuste Gefährte werden.

Du sitzt in einem Loch, doch es gibt eine Leiter aus diesem Loch. Du musst sie nur sehen.

Sei geduldig mit dir, verpasse aber nicht die Zeit. Das Leben ist kostbar - viel zu kostbar, als es von negativen Gedanken bestimmen zu lassen.

Ich wünsche dir alles Gute.
Gucci

15.06.2008 17:25 • #10


R
Hallo Ari,
ob die Neuen Angst haben weiß ich nicht, aber ich hätte schon ein komisches Gefühl dabei, wenn mein neuer Freund noch liiert ist, egal ob unglücklich oder nicht. Mein Mann kümmert sich schon um die Kinder, die lieben ihn und er sie, das ist auch gut so.Sie waren jetzt das erste Mal bei ihm und Ihr für`s Wochenende - und sind ganz begeistert-. Weil die Frau und Tochter sind so nett und Papi hatte Zeit für sie und dann waren sie alle noch beim essen bei unserem Griechen und ich sitze da, sag das ist doch toll, daß das so klappt und eigentlich denke ich ganz was anderes. Das ganze Haus ist Erinnerung, er wollte ja nichts mitnehmen, will ja den Kindern ihr zuhause nicht zerstören und holt sich lieber was Neues, in jeder Beziehung... Das deine Tochter mit der Lage überfordert ist, ist doch klar. Sie hat auch einen Freund und die Mama ist so traurig, schwierige Situation, da geht sie lieber. Aber Du bist ja schon auf dem Weg Dich auf die Hinterfüße zu stellen, super. Im übrigen war das Fernsehprogramm schon immer so, aber früher habe ich es nicht umgemünzt. Ich finde außerdem, daß momentan viel zu viele Pärchen rumlaufen ( liefen früher wahrscheinlich auch schon ). Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend, liebe Grüße

15.06.2008 19:01 • #11


A
Hallo Gucci,

daran, dass ich Dir erst heute schreibe, siehst du, dass ich deine Gedankengänge erst mal für mich verinnerlichen musste.
Du hast natürlich vollkommen Recht, in meinem Bericht vom 14.6. habe ich es ja auch schon angedeutet, du hast es nur besser zu Papier gebracht.
Vor 9 Wochen, ach vor einem Monat hätte ich mein Leben selbst nicht so beschrieben. Ich kann das erst heute (langsam) reflektieren.
Warum ich mich so hab fallen lassen? So vertraut habe? Ich kann es dir (noch) nicht genau sagen. Vielleicht liegt es in meiner Vergangenheit begründet, vielleicht ist es auch nur pure Bequemlichkeit. Wenn dir immer jemand die Steine aus dem Weg räumt, gewöhnt man sich daran. Andererseits gehören immer zwei dazu. Das soll keine Entschuldigung sein. Lass mich mal noch ein bisschen weitergrübeln.

Ich danke dir auf jeden Fall für die Denkanstöße und auch dafür, dass du mir Mut machst. Am besten finde ich die Anregung dir selbst der treuste Gefährte werden. Ja, schauen wir mal, wer oder was da in mir steckt.

Vielleicht sollte ich mich wirklich mal in professionelle Hände begeben, aber bis jetzt war da kein ran kommen, hab wohl die falsche Krankenkassenkarte...

Schönen Gruß

Ari

16.06.2008 18:26 • #12


A
Hallo reingefallen,

ich bewundere dich immer wieder, wie du das vor deinen Kindern hinkriegst und die völlig verständnisvolle Mama zeigst. Hut ab!
Mir hat es noch vor ein paar Wochen die Füße weggerissen, als mir meine Tochter erzählte, dass alle (auch er, allerdings noch ohne Next) im Garten zusammen gesessen haben. Mensch, da saß ich vor kurzem doch auch noch und plötzlich gehörst du nicht mehr dazu. Jeder ist ersetzbar, warum sollte das nur im Berufsleben gelten....

Ja, der geliebte Fernseher. Früher konnte ich mich ohne ihn hinsetzen und Bücher regelrecht verschlingen. Mittlerweile geht das auch wieder, aber jetzt habe ich das Ding sehr oft im Hintergrund an, nur um überhaupt Stimmen zu hören.

Und soll ich dir was zu den Pärchen sagen: vor einigen Wochen war ich mit einer Kollegin unterwegs. Ich weiß nicht warum, aber uns begegneten ständig alte Männer mit extrem jungen Frauen + entsprechendem Nachwuchs. Das war fast schon unheimlich.

Würd mich freuen wieder was von dir zu hören.

Lieben Gruß von
Ari

16.06.2008 18:52 • #13


B
Guten Abend Ari,

ich habe eben erst Deinen Beitrag gelesen und die Antworten überflogen. Oh man, da fällt einem wirklich nix mehr zu ein.
Wie musst Du Dich jetzt fühlen? Dagegen ist mein Kummer echt nur pillepalle.
Der Brief, den Du ihm geschrieben hast, hast Du ihn abgeschickt? Wie gesagt, ich hab die Antworten nur überflogen. Wenn ja, kam eine Reaktion?
Wie konnte er 10 Jahre weiter mit Dir zusammen sein, obwohl er merkte, er liebt Dich nicht mehr? Das kann ich nicht verstehen. Warum hat er nicht reinen Tisch gemacht? Das ist echt das hinterletzte. Einem Menschen noch soooo lange Zeit etwas vorheucheln und zwar so gekonnt, dass Du und niemand sonst etwas gemerkt hast...dazu gehört schon sehr viel Abgebrühtheit oder auch Feigheit von seiner Seite. Und dann irgendwann noch die heimliche Affäre mit der anderen, das setzt allem noch die Krone auf.
Ich kann mir ansatzweise vorstellen, wie schlimm es Dich getroffen haben muss, wie sehr Du am Ende bist....Es tut mir so leid.
Ich schicke Dir ganz liebe Grüße, bleib tapfer. DU schaffst das.

Bumble

16.06.2008 19:30 • #14


R
Hallo Ari,
wie war das, man wächst mit seinen Aufgaben?! Ich glaube ich bin groß genug, allmählich mag ich das alles nicht mehr, aber ich habe immer ein verdammtes Pflichtgefühl in mir, will meinen Kinder einfach nicht zeigen, wie sehr es mich verletzt. Ich hoffe, sie verstehen es irgendwann von alleine und bilden sich dann auch von alleine eine Meinung über Ihren alles geliebten Papi. Ich versuche meinen Weg zu finden, bin nach wie vor begeistert über dieses Forum, weil es mir doch schon weitergeholfen hat. Na ja, bei mir sind die Kinder meistens um mich rum, Fernsehen ist da nicht ganz so wichtig. Bücher lese ich auch gerne, aber dazu habe ich momentan noch nicht die Ruhe, kommt hoffentlich irgendwann wieder. Ich überlege, was ich in Zukunft anders mache, sowohl beruflich als auch privat und ich habe festgestellt, daß die Möglichkeiten immens sind ( was davon zu schaffen ist, ist ganz was anderes). So,so, dann ist das mit den Pärchen keine Einbildung, liegt es am Frühling?? Mit ist momentan noch bitter kalt, woran es wohl liegt ? Liebe Grüße, bis demnächst

16.06.2008 20:56 • #15


A


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