Hallo Jo,
ich habe nun ueber 7 Monate seit der Trennung hinter mir. Ich kann gut nachvollziehen - oder vielmehr: ich glaube, gut nachvollziehen zu koennen, wie Du Dich fuehlst. Denn Dein Brief spricht mich so sehr an, all das in mir, das auch so sehr vermisst... Aehnlich wie Lukas, der auch sofort begriffen hat. Und mir geht es mit Lukas' Texten ebenfalls so (falls Du sie noch nicht kennst - lies sie, vermutlich triffst Du dort auf eine verwandte Seele...).
Es gibt kein Rezept, ueber diese Trennung hinwegzukommen. Ablenken. Freunde. Aufarbeiten. Therapie... Der Loesungsansaetze gibt es so viele. Manchen helfen sie, manchen nicht. Sie helfen oft zumindest kurzfristig, auch das ist ja schon was.
Und was Grisu sagt, finde ich, stimmt auch nicht. Natuerlich liebt man den Menschen, den man sieht - woher sollte man ihn ganz und gar kennen. Aber ich jedenfalls habe R. geliebt mit all seinen Fehlern. Trotz all seiner Fehler. Und irgendwo an diesen Eigenschaften ist es dann auch gescheitert. Es war nicht so, dass ich einem voellig neuen Menschen gegenueber gestanden haette. Und so, habe ich den Eindruck, liebst Du Anna auch. Da ist wenig Vorwurf. Da ist vor allem Vermissen. Es ist ein Teil von einem, der da geht. Das ist mehr als nur alleine, ab und zu oder Sehnsucht. Einen Teil von sich zu verlieren - das ist nicht so leicht zu ersetzen, nicht so leicht zu uebergehen. Und doch muss das Leben weitergehen. Auch mit diesem Schmerz. Es gibt Tage, da ist es leichter. Andere, da ist es schwer, so schwer.
Eine Narbe, die nach jeder schweren Wunde zurueckbleibt, schmerzt auch haeufig noch ein Leben lang. Wir koennen nur hoffen, dass die Schmerzen seltener werden mit der Zeit. Und schwaecher. Ich wuensche es Dir. Was Du schreibst, nun, nach einem Jahr, zeigt, wie tief die Wunde bei Dir geht. Versuch daran zu arbeiten, dass sie heilt. Baue an einem neuen Leben. Auch ohne Anna. Es muss eines geben. Nicht mehr das gleiche. Aber dann eben anders. Und hoffentlich hast Du Freunde, zu denen Du gehen kannst, wann immer die Schmerzen zu schlimm werden.
Du hast eine Freiheit gewonnen, die Du nicht wolltest. Immerhin - wenn Du nun Dein Leben ohne sie fuehrst, musst Du Dich wenigstens nicht mehr so sehr um sie sorgen... Kein echter Trost, ich weiss. Aber ich weiss es ja auch nicht, wie es wirklich zu schaffen ist. Ich arbeite auch noch dran...
Dir alles Liebe!
Illa
28.10.2001 02:34 •
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