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Braucht es ein gebrochenes Herz, um uns wachzurütteln?

Vienne
Zitat von Seneca22:
Glücklich kannst Du Dich nur selbst machen! Kein anderer und schon gar keine Beziehung. Eine Beziehung ist „nice to have“, but not „need to have“. Allein zu leben ist wunderbar und hat viele Vorteile. Insofern ist Beziehung auch so etwa wie ein Verzicht auf ein „gmiatliches Leben mit mir selbst“ und mit ...

Hm...da hast du meine Frage, glaube ich, missverstanden.

Ich sehe es im Prinzip sehr ähnlich wie du, ich brauche nicht eine Beziehung, um glücklich zu sein. Die Frage bezog sich eher darauf, ob du glücklich wirst, wenn du in die potentielle Beziehung nicht bereit bist, so viel einzubringen....

17.06.2024 01:45 • #16


Elfe11
Wie alt war deine Partnerin?

17.06.2024 08:29 • #17


A


Braucht es ein gebrochenes Herz, um uns wachzurütteln?

x 3


ccbaxter
@Fiffi : Ja, Nachsicht mit einem selbst ist bei so einem Prozess wichtig, das habe ich auch gemerkt. Danke dir!

17.06.2024 09:00 • #18


FrauDrachin
Zitat von ccbaxter:
Aber natürlich habe ich eine etwas ähnliche Erkenntnis gewonnen: Ich hätte viel mehr auf mich selbst, meine Bedürfnisse und auf mein eigenständiges Leben achten müssen. Denn nur, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und sich emotional nicht von einer Beziehung abhängig macht, fällt man nicht ganz so tief bzw. kann auch ehrliche Liebe geben. Eine Beziehung ist dann nicht mehr Grundvoraussetzung für ein erfülltes Selbst sondern sozusagen eine tolle Ergänzung.

Das ist, wie ich finde, nur die halbe Wahrheit. Hier fehlt eine wichtige Facette, aus der sich für mich Richtungskorrekturen ergeben, persönlich und strukturell.

Und zwar sehe ich hier auch ein strukturelles Problem und zwar kein kleines:
Wir Menschen sind nunmal keine einsamen Adler, wir Menschen brauchen für ein halbwegs glückliches Leben stabile, am besten Lebenslange und gelungene Verbindungen wie Essen und Trinken und wie die Luft zum Atmen.
Ich denke, viel was du an dir selber als emotionale Abhängigkeit kritisierst, ist einfach gesundes Bindungsverhalten. Für Essen und Trinken und Atmen nehmen wir uns auch viel Zeit jeden Tag, und stecken auch viel HIrnschmalz hinein, und stellen viel hinten an. Trotzdem würden wir nicht von einer körperlichen Abhängigkeit von Essen sprechen. Also doch, wäre natürlich ein treffender Begriff, aber Abhängigkeit ist als ungesund und süchtig konnotiert. Das ist es nicht. Weder das emotionale Bedürfnis nach stabiler Bindung, noch das Bedürfnis nach Essen.

Jetzt ist es so, dass wir durch unsere zugenommene Mobilität sowohl den Kontakt zur Herkunftsfamilie schwerer halten können, als auch den Kontakt zu Jugendfreunden, ja, dass wir sogar mehrmals im Leben das komplette Umfeld wechseln. Dafür setzen wir unsere ganze Hoffnung auf unsere eigenen kleinen Familien, auf unsere Partnerschaften, dass sie uns begleiten, bis wir alt uns runzelig sind.
Gleichzeitig sind unsere Ansprüche an eine Partnerschaft enorm gewachsen, vor allem was das Vorhandensein von Liebe angeht... Wie schon Carmen sang: Die Liebe ist ein rebellischer Vogel.. Also, das einzige, was unsere absout wichtigste, möglichst Lebenslange Bindung stabilisieren soll, ist dieses merkwürdige, wankelmütige, wechselhaft Gefühl...

Ich würde als Konsequenz daraus folgende Dinge propagieren:
1. Den Kontakt zu (Herkunfts)familie und Freunden wesentlich wichtiger nehmen. Ich frage mich immer, wie unsere Gesellschaft ausschauen würde, wenn wir in unsere Freundschaften die gleiche Energie stecken würden wie in die Partnersuche und Partnerschaften.
2. Ein Paradigmenwechsel in den Köpfen: aktuell ist unser wichtigster Leitstern Individualität, Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit. Klar ist es immer eine Gratwanderung zwischen Idividualität, Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit auf der einen und Verbindung, Zusammenarbeit, Gemeinschaft auf der anderen Seite. Beides ist bis zu einem gewissen Grad nötig für ein gelunges Leben. Ich glaube aber, dass wir als Gesellschaft aktuell deutlich zu weit in Richtung eins ausgeschagen sind.
3. Unsere Partnerschaften wieder realistisch sehen. Es ist normal und gesund, wenn aus der anfänglichen Verliebtheit und nur Augen füreinander haben ein ruhigeres Gefühl von Zuhause sein tritt. Das ist unglaublich wertvoll, DAS ist für mich Liebe. Manche Paare können wohl ein körperliches Begehren aufrecht erhalten, andere nicht. Ich finde, auch das ist ok. Und ich persönlich, aber ja, das ist meine persönliche Utopie, finde, dass diese Überlegungen direkt zu offenen Beziehungskonzepten führen.

Also, zusammengefasst, ich denke, dass dein Schmerz und deine Leere nach so langer Zeit eben daher rühren, dass ein wichtiges Grundbedürfniss gerade weggebrochen ist. Das löst enormen Schmerz aus. Das ist normal. Vielleicht ergibt sich daraus die Empfehlung, in deinem Umfeld zu schauen, wo du Verbindungen, nicht unbedingt romantische, vertiefen und intensivieren kannst.

17.06.2024 09:31 • x 11 #19


Natz
@ccbaxter Danke für deinen Beitrag. Es tat mir unfassbar gut diese Affirmationen zu lesen und ich konnte sie auch durch deine Erzählungen ein wenig nachvollziehen und für mich selbst verstehen. Das hat mich heute zum Lächeln gebracht

17.06.2024 10:02 • x 1 #20


ccbaxter
@FrauDrachin : Danke für deine interessanten und guten Denkanstöße! Ich bin da weitgehend bei dir, insbesondere bei Punkt 2. Und was deinen Punkt 3 betrifft: Ja, nach einiger Zeit kann oder muss man in einer Beziehung, die nach ein paar Jahren der reinen Verliebtheit und Anfangsleidenschaft entwachsen und im gemeinsamen Alltag angekommen ist, sozusagen eine neue Stufe in Sachen Vertrauen, Geborgenheit usw. zünden, und das bedeutet natürlich etwas Arbeit an und in der Beziehung - und gute Kommunikation (also ehrlich miteinander über Bedürfnisse usw. sprechen). Dazu braucht es halt Partner/innen, die dieses Engagement zur Weiterentwicklung einer Beziehung auch wollen. Es gibt leider Menschen, die wollen einfach nur dauerhaft oder immer wieder die möglichst unkomplizierten und vor allem von Verliebtheit geprägten Gefühle spüren - und das führt dann oft bzw. zwangsläufig dazu, dass sich solche Menschen lieber trennen oder einen neuen Kick suchen, als Arbeit in die bestehende Beziehung zu investieren.

17.06.2024 12:23 • x 2 #21


Jane_1
@FrauDrachin Vielen Dank für deinen Beitrag!
Ich kann dieses Du musst dich selbst glücklich machen, sonst kannst du keine glückliche Beziehung führen, Der Partner muss die Kirsche auf der Torte sein blabla nicht mehr hören.
Nein, der Partner ist nicht die Kirsche auf der Torte, sondern das tägliche Brot. Und fehlt daher so sehr.

lieber @ccbaxter : Du machst alles richtig, der Mist dauert halt solange er dauert. Aber es wird wieder besser werden und du scheinst dich nicht in Selbstmitleid zu suhlen, das hilft.

18.06.2024 12:52 • x 4 #22


sternenlicht
@ccbaxter
Ich verstehe dich sooo gut und ich glaube auch, je älter man ist (ich bin mittlerweile 64), umso länger dauert der Schmerz!? Ich hoffe sehr, dass es dir nicht so ergeht wie mir - ich bin nach über 6 Jahren Trennung noch nicht über IHN hinweg, habe ihn jeden verdammten Tag im Kopf, denn er war definitiv die Liebe meines Lebens und ich kann mir einfach keine neue Beziehung vorstellen . Manchmal denke ich, ich ticke nicht ganz richtig. Und ja, nach außen hin bin ich die lebensfrohe Frau, von der alle immer glauben, sie wäre glücklicher Single. Auch ich habe wahrlich viel versucht, IHN aus meinen Gedanken zu bekommen....Der Schmerz lässt nach! Die ersten 2 Jahre habe ich jeden Tag geheult, hatte Selbstmordgedanken, heute bin ich einfach oft nur sehr traurig (wenn ich allein bin). Letztendlich haben wir aber nur dieses eine Leben und ich versuche, jeden schönen Moment doppelt zu genießen und es mir gutgehen zu lassen . Das solltest du auch tun und wer weiß, vielleicht passiert ja noch ein Wunder!? Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und ein besseres Gelingen als bei mir *virtueller Kuss*

19.06.2024 13:11 • x 1 #23


ccbaxter
@sternenlicht : Ganz lieben Dank für dein emphatisches Feedback auf meinen Beitrag, ich weiß das sehr zu schätzen! Und deine Erfahrung, die du hier teilst, wie sehr dich deine Trennungssituation weggerissen hatte, berührt mich sehr. Ich umarme dich auch virtuell!

Wie du richtig sagst: Wir haben nur dieses eine Leben und es lohnt sich - trotz aller Zeit mit absolut berechtigtem Schmerz und auch unter massiver Verunsicherung unseres Selbst - wieder bewusst zu lernen, dieses eigentlich unfassbare Wunder des Lebens (und damit auch uns selbst) zu schätzen und immer gut zu behandeln.

Irgendwann - so hoffe ich doch bzw. sagt mir meine Erfahrung - kann man mit vollem Herzen und Verstand akzeptieren, dass (um mal ein anderes Zitat abzuwandeln...) ein ganz bestimmter Mensch dauerhaft einen Platz in unserem Herzen haben wird, aber eben nicht in unserem Leben. Und das man es schafft, in der Rückschau eine Art Dankbarkeit dafür zu empfinden, dass man zumindest ein ganzes Stück des Weges gemeinsam mit ihm oder ihr gehen durfte, mit all den wunderbaren oder auch weniger wunderbaren Momenten, ohne dass einen diese Erinnerungen mental komplett runterziehen. Dieses Ziel, eine Art Loslassen in Dankbarkeit (und ich meine das wirklich ganz unpathetisch!), habe ich vor Augen, wie lange es auch dauern mag, es zu erreichen.

In dem Sinne wünsche ich auch dir alles Gute und Kraft für deinen ganz eigenen Weg aus dem Trennungsschmerz! Ich bin mir ziemlich sicher, es wird dir letztlich gelingen, denn offensichtlich bist du ein sehr emotionaler wie reflektierter und empathischer Mensch - und die brauchen halt manchmal deutlich länger für solche Prozesse, dafür können sie hinterher umso stärker und gereifter daraus hervorgehen.

19.06.2024 19:31 • x 2 #24


FrauDrachin
Zitat von ccbaxter:
Irgendwann - so hoffe ich doch bzw. sagt mir meine Erfahrung - kann man mit vollem Herzen und Verstand akzeptieren, dass (um mal ein anderes Zitat abzuwandeln...) ein ganz bestimmter Mensch dauerhaft einen Platz in unserem Herzen haben wird, aber eben nicht in unserem Leben. Und das man es schafft, in der Rückschau eine Art Dankbarkeit dafür zu empfinden, dass man zumindest ein ganzes Stück des Weges gemeinsam mit ihm oder ihr gehen durfte, mit all den wunderbaren oder auch weniger wunderbaren Momenten, ohne dass einen diese Erinnerungen mental komplett runterziehen. Dieses Ziel, eine Art Loslassen in Dankbarkeit (und ich meine das wirklich ganz unpathetisch!), habe ich vor Augen, wie lange es auch dauern mag, es zu erreichen.

19.06.2024 19:34 • #25


C
Fühl' Dich erst einmal virtuell gedrückt - ich glaube, wir alle wissen, wie Du Dich fühlst.

Ich habe mit Dir das Alter (in etwa ) und das Thema Trennung aus (gefühlt) heiterem Himmel gemeinsam - was die Zeitschiene angeht, bin ich Dir ziemlich genau ein Jahr voraus.

Wenn ich darf, würde ich Dir gerne ein paar Fragen stellen - Du musst natürlich nicht antworten :

Hat Deine Ex etwas zu den Trennungsgründen gesagt? Hast Du hier noch Klärungsbedarf? Ich frage deswegen, weil Gegrübel und Gedankenschleifen lähmend sein können, auch wenn man natürlich eine Aussprache nicht erzwingen kann - und selbst wenn, wäre diese auch nicht notwendigerweise produktiv.

Weil Du schreibst, Du warst die letzten 20 Jahre immer in Beziehungen: Wie liefen die entsprechenden Trennungen und der Verarbeitungsprozess ab?

Ich könnte mir für mich übrigens auch überhaupt nicht vorstellen, eine Beziehung mit emotionaler Distanz zu führen, also eine, in der ich mich nicht voll auf meinen Partner einließe - wenngleich das natürlich immer die Gefahr birgt, erneut verletzt zu werden.

An die Kirsche-auf-der-Torte-Sache glaube ich trotzdem - das ist für mich kein Widerspruch.

19.06.2024 19:58 • x 2 #26


ccbaxter
@Caecilia : Du darfst fragen, ja klar (und besten Dank für deinen netten Zuspruch!).

Was die Trennungsgründe betrifft: Nein, ich habe da keinen Klärungsbedarf mehr und grübele auch nicht mehr darüber nach. In den wenigen Tagen, in denen wir nach der Trennung noch zusammen lebten, haben wir - forciert von mir - relativ ausführlich darüber gesprochen. Und ich respektiere letztlich, wenn meine Partnerin sagt, sie empfindet einfach nicht mehr genug für mich, für eine Beziehung bzw. ein gemeinsames Leben - ohne diese elementare Basis hilft es auch nur bedingt, zusätzliche, rein rationale Gründe zu finden und zu bearbeiten. Man kann ja niemanden zwingen, genug Liebe für einen selbst zu empfinden. Ich finde es nur sehr, sehr schade, dass sie den Prozess dorthin, der ja nicht nur ein paar Tage gedauert hat, heimlich, also ohne klare Anzeichen, und nur mit sich allein durchlaufen hat; unsere Beziehung und ich als Mensch waren es ihr also nicht wert genug, darüber rechtzeitig und offen zu sprechen, als ihre Gefühlsbasis noch nicht komplett gelöscht war. Ich würde, glaube ich, mit meiner Partnerin, wenn ich merke, dass ich die Beziehung beginne infrage zu stellen, nicht so umgehen sondern lieber rechtzeitig reden, reden, reden.

Was die Trennungen betrifft: In dieser genannten Zeit hatte ich zwei längere Beziehungen (inklusive der, von der ich hier erzählt habe). Vor der letzten Beziehung war ich derjenige, der sich (nach längerem gemeinsamen Prozess) von seiner Partnerin trennte, weil Lebensvorstellungen und Kommunikation sehr auseinander liefen und meine Gefühle irgendwann einfach nicht mehr ausreichten, das noch zu heilen (deshalb weiß ich also nur zu gut, wie sich das anfühlt). Mein Fehler, wenn man so will: Die damalige Trennung habe ich selbst nicht richtig verarbeitet und mich kurze Zeit später viel zu schnell wieder in eine neue Beziehung begeben (die nun gescheitert ist). Fehler in Anführungszeichen, weil - ich bin da ehrlich - ich keinen Sinn für ausführliche Trennungsverarbeitung und Ziehen von Lehren hatte, als ich mich Hals über Kopf in eine andere Frau verliebte und sich das fundamental richtig angefühlt hatte. Deshalb kann ich den Satz Springt nach einer Trennung nicht gleich in die nächste Beziehung sondern nehmt euch genügend Zeit für die Trennungsverarbeit! nur doppelt unterstreichen, auch aus Sicht eines/einer Trennenden, aber... wie das Leben so spielt, fortunamäßig...

Und ich bin bei dir: Emotionale Distanz und ernsthafte Beziehung schließen sich für mich auch aus; ich könnte das auch nicht. Wer das kann (und mit einer Partnerin lebt, deren Bindungsmuster auch dem entspricht), soll das natürlich tun. Für mich ist es kein Weg, mein Credo ist nach wie vor der Satz von Butler: Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben. Wie tief einen eine Trennung runterreißt, ist wiederum eine andere Frage...

19.06.2024 21:05 • #27


A


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