Hallo Martina!
Ich hab deinen Thread quergelesen. Irgendwie hab ich nicht mehr die Motivation, meine Erfahrungen einzubringen. Ich hab das schon so oft getan (auch in anderen Foren) und es hat mir geholfen. Aber langsam ist es nun mal gut damit, jedenfalls bei mir...
Ich habe hier einige Beiträge gelesen, die mich verärgert haben, und die dich evtl. in eine falsche Richtung laufen lassen.
Bemerkungen wie das kommt davon, wenn man mit dem Schw.nz denkt sind absolut kontraproduktiv. Und sie kontrakarieren die Wahrheit.
Man muss keinen Schw.anz haben, um fremd zu gehen. Und die 18jährige hat ja auch keinen… Und oftmals sind es keine 18jährigen, sondern reifere Frauen, die eine Außenbeziehung eingehen... Die haben jedenfalls auch keinen Schw.nz...
Es gehören immer zwei zum Fremdgehen, nein eigentlich sogar drei! Da ist zum einen der Fremdgeher. Dann die Affäre. Und zum Schluss, aber sicher nicht als letztes, der/die Betrogene.
Insbesondere der/die Fremdgeherin und der/die Betrogene haben aktiv oder passiv dazu beigetragen, dass es überhaupt so weit kam. Vlt. hat der Fremdgeher – oder in meinem Fall die Fremdgeherin – zu 60% Schuld (denn er/sie hat den letzten Schritt getan), der/die Betrogene hat aber auch Schuld (um beim Beispiel zu bleiben, sagen wir zu 40%).
Es ist also nicht wahr, dass ER und nur ER schei. gebaut hat und DU gar nicht! Das stimmt einfach nicht.
Wer denkt, dass einer der beiden schuldlos ist, der schlägt prinzipiell alle Türen zu. Dann ist eine Neubelebung der alten Beziehung nicht mehr möglich.
Meist wird dem Fremdgeher alle Schuld zugesprochen. Aber dem ist nicht so. Und wenn dem so wäre, wie sähe dann eine evtl. neue Zukunft miteinander aus? Mit jemandem der allein Schuld hat? Er/Sie müsste auf ewig mit dieser Schuld buckeln, sich immer wieder auf's Neue entschuldigen?
Das kann nicht sein! Das wäre kein Leben auf Augenhöhe.
Ich spreche aus Erfahrung. Und ich war nicht der Fremdgeher!
Ich lese aus deinen Zeilen, dass durchaus noch Hoffnung besteht, dass ihr beide wieder zusammen kommt. Das ist gut. Diese Hoffnung solltest du nähren! Sie entstammt einer liebevollen Einstellung. Und Liebe ist nie falsch - höchstens manchmal schmerzhaft.
Du wirst dich nie dessen, was du aus Liebe getan hast, schämen müssen. Es mag dir irgendwann mal peinlich sein, aber es ist nie schlecht! Schlecht dagegen ist, wenn du nun anfängst zu hassen, und Dinge aus Rache tust...
Ihr geht zur Eheberatung? Ein wichtiger Schritt.
Die Türe nicht zuschlagen (durch missverstandene Schuldvorwürfe)? Gleichfalls wichtig.
Die Frage nach der eigenen Schuld (was hat man getan ODER unterlassen in der Partnerschaft)? Eine entscheidende Frage.
In meiner Lebensgeschichte DIE Frage überhaupt. Nur indem ich diese beantwortet habe, konnte ich meine Partnerschaft - und auch mich selbst - retten. Am schwersten fiel mir, meine Verletzung loszulassen. Das ist ein aktiver und bewusster Schritt. Er muss gegangen werden. Und er kann nur gegangen werden, wenn man seinen eigenen Anteil anerkennt.
Was würdest du antworten, wenn ich dich fragte, was in eurer Partnerschaft alles nicht gut gelaufen ist? Und inwieweit trugst du die Verantwortung dazu?
Hast du deinen Ehemann ausreichend wertgeschätzt. Hast du ihm gezeigt, dass du ihn attraktiv findest, als Mann? Hast du es genossen, wenn er dir zeigte, dass er dich als Frau attraktiv fand? Oder spielte se.uelle Anziehung gar keine Rolle mehr bei euch? Muss ja nicht…
Andernfalls...
Habt ihr eure Bedürfnisse geäußert (insbesondere nichtse.uelle)? Habt ihr euch gesagt, was ihr wollt bzw. nicht wollt? Warum bzw. warum nicht? Ganz wichtig! Eine Frage des gegenseitigen Respekts, des Gefühls von seinem Partner wertgeschätzt und gebraucht zu werden...
Auch ich habe mich damals ganz klein gemacht. Ich habe mich meiner Frau sogar als Nr. 2 angeboten, ihr meine Schulter zum ausweinen angeboten, weil sie mit dem Dritten Schluss gemacht hatte. Ein bisschen komme ich mir heute komisch vor, wenn ich daran zurückdenke. Aber nach allem war es genau richtig so! Ich liebte sie über alles damals (und liebe sie heute noch), ich hätte alles für sie getan. Ich tat es aus ehrlich empfundener Liebe. Aber ich war wie du ohnmächtig, was ihre Gefühle anging. Diese Ohnmacht ist das schlimme.
Natürlich musst du auch an dich denken! Das ist vollkommen richtig!
Denn du bist der einzige Mensch, den DU ändern kannst. Du kannst nur an dir selber arbeiten.
Dein Ehemann muss sich selber ändern. Nur er kann entscheiden, zu dir zurückzukommen. Wenn du die Türe offen hältst…
Dank eurer Eheberatung habt ihr eine neutrale Stelle, die euch raten kann.
Aber sollte er nicht zurückkommen, dann darfst du nicht untergehen!
Das weiß ich heute auch für mich und setze heute mehr darauf, ICH selbst zu sein. Das ist nicht egoistisch. Auf keinen Fall! Es ist Fakt, dass ICH der wichtigste Mensch in meinem Leben bin. Hört sich schräg an, nicht wahr? Aber kann es anders sein?
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt es. WIE DICH SELBST! D. h. du musst dich selber lieben können, auch an dich selber denken, dir Gutes tun... Vorher kannst du nicht für andere da sein!
In diesem Zusammenhang:
Du schriebst von kranken Kindern... Inwieweit hast du diese über deinen Partner gestellt?
Ich sage nicht, dass du das grundsätzlich nicht tun solltest. Aber inwieweit hast du deinen Partner wegen der Kinder nicht mehr als Partner wahrgenommen?
Die Partnerschaft ist das Fundament einer Familie. Nur auf einem stabilen Fundament kann eine Familie gedeihen. Geht das Fundament zu Grunde, dann kommt es u. a. zu solchen Krisen.
Nimmt man sich aber Zeit für die Partnerschaft, das Fundament, auch zu Lasten von Kindern - auch von kranken Kindern - dann kommt das umso mehr der Familie zu Gute.
Und nochmal - das ist kein Grund für deinen Mann, nun fremdzugehen. Überhaupt nicht! Es könnte aber deinen Teil der Schuld betreffen... (Kein Vorwurf! Ich schieße lediglich ins Dunkel...)
Du fragst, ob du eure Partnerschaft überhaupt noch zu retten ist…
Ich denke doch. Meine war zu retten. Doch wird sie gerettet bleiben?
Nichts ist auf Dauer gerettet, nichts ist ohne Risiko, nichts ist auf Dauer, nichts ist selbstverständlich. Man muss immer aktiv FÜR etwas arbeiten. Nichts kommt von selbst. Hast du eure Ehe als selbstverständlich angesehen?
Die Verletzungen kann man loslassen. Wie in einer Beichte (Bist du katholisch? Dann verstehst du es eher.). Das macht sogar Sinn. Wenn ihr den Entschluss fassen solltet, es erneut miteinander zu versuchen, dann solltet ihr beide mit einer besonderen Geste, eure Verletzungen anerkennen, um Vergebung bitten und loslassen.
Die Geduld ist natürlich ein springender Punkt. Heute bist du ungeduldig. Aber wenn in ein paar Wochen alles gut ausgegangen sein sollte, wirst du dich vlt. fragen: Ging das nicht alles viel zu schnell?
Und überhaupt… Gut oder schlecht? Wer weiß das schon? Vlt. sagst du in einem Jahr – so wie ich – gut, dass alles genauso gekommen ist. Auch wenn es dich so sehr verletzte.
Ich glaube für mich daran. Ich hätte mich nicht so nachhaltig ändern können, wenn meine Frau mir nicht derart wehgetan hätte. Vermutlich hätte es nicht gereicht, wenn sie einfach nur das Gespräch gesucht hätte… Und doch… Hätte es nicht ein bisschen weniger wehtun können?
schei. drauf!
Ich bin nun 1,5 Jahre weiter. Mittlerweile geht es viel besser. Ich glaube wieder an uns.
Dein Mann wird zur Vernunft kommen. Eine Affäre mit einer 18jährigen mag ja ganz spaßig sein. Aber auf Dauer geht das nicht.
Natürlich ist er in einer Midlife-Krise. Doch sie wird so lange dauern, wie sie dauert. Du änderst das nur, indem du dich änderst.
Wie wär's mit einem Signal der Vergebung? Ich bin bereit, dir zu vergeben. Komm zu mir zurück! Ich vermisse dich! Daraus spricht wieder nur die Liebe, für die du dich nicht schämen musst.
Hast du wahrscheinlich schon gemacht... Doch hast du der Vergebung ausreichend Ausdruck verliehen?
Denk mal an das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der der Überzeugung war, dass er es nicht wert sei, wieder als Sohn seines Vaters anerkannt zu werden.
Darüber hinaus:
Gehst du jetzt ohne ihn aus? Ins Theater? Zum Tanzen? Konzert? Kino? Was ist mit Freunden? Wie wär's mit Fitnessstudio? Besorge dir jemanden, der auf die Kinder aufpasst!
Kleide dich mal neu ein! Vielleicht mal ein se.y Outfit?
Lass ihn überrascht aufschauen! Hoppla, ist das etwa meine Frau?
Kannst du mit anderen Männern flirten? Es tut so gut zu flirten... (Bedenke aber, dass eine Affäre aus Rache dir nur Gewissensbisse bringen wird. Also halte andere Männer auf Distanz!)
Abschließend möchte ich dir folgendes Buch ans Herz legen:
Andrew G. Marshall: Kann ich dir jemals wieder vertrauen? So bewältigen Sie den Seitensprung Ihres Partners
Dieses Buch hat mich damals sehr getröstet.
Lass mich zum Schluss noch klarstellen:
Natürlich hat dein Mann das Falsche getan. Es geht nicht an, eine neue Beziehung einzugehen, solange noch eine andere Bestand hat. Er hätte dir vorher sagen müssen, das es mit euch nicht mehr weiter geht, und dann Eheberatung mit offenem Ende. Erst danach hätte er eine neue Beziehung beginnen dürfen.
Deshalb trägt er den größeren Teil der Schuld.
Deinen Teil der Schuld beantwortet die Frage, wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass er in den Armen einer anderen landen konnte.
Ich wünsche dir viel, viel Geduld und natürlich viel Glück!
05.10.2015 13:41 •
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