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Borderlinerin trennt sich

J
Dass die Arbeitsmodelle/Konzepte, welche Kranke und Gesunde von Gefühlen und vom Leben generell haben, gewaltig differieren, ist ja unstrittig. Für mich persönlich ist es aber zentral, dass die Erkrankten die Konzepte der Gesunden verstehen, begreifen und für sich erschliessen können und nicht umgekehrt, da das der Weg zur Heilung ist.

31.12.2019 15:50 • x 1 #406


EmmaPee
Nach 20 Jahren mit einem diagnostizierten Borderliner sage ich, dass diese sehr wohl in der Lage sind, Liebe zu empfinden, zu geben und anzunehmen.

Dass BL heilbar ist, bezweifle ich jedoch. Ich habe mit meiner Therapeutin natürlich oft darüber gesprochen. Sie ist auch der Meinung, dass man die BPS mit viel Arbeit in den Griff bekommen kann. Ein BL, der in Therapie und sehr reflektiert ist, sich Skills erarbeitet, kann sich durchaus unter Kontrolle haben. Dennoch ist es wie das Sitzen auf einem Pulverfass. Und immer wieder verhindern zu müssen, dass die Lunte sich nicht entzündet, muss furchtbar anstrengend sein.

Ich habe ein tiefes Mitgefühl für diese Menschen. Sie haben es sich nicht ausgesucht, so zu werden. Meist oder fast immer, hatten sie in der Kindheit traumatische Erlebnisse. Wütend bin ich auf die, die diese Traumas herbei geführt und ein anderes Leben damit einfach kaputt gemacht haben.

31.12.2019 15:52 • x 4 #407


A


Borderlinerin trennt sich

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J
Zitat von EmmaPee:
Nach 20 Jahren mit einem diagnostizierten Borderliner sage ich, dass diese sehr wohl in der Lage sind, Liebe zu empfinden, zu geben und anzunehmen.

Dass BL heilbar ist, bezweifle ich jedoch. Ich habe mit meiner Therapeutin natürlich oft darüber gesprochen. Sie ist auch der Meinung, dass man die BPS mit viel Arbeit in den Griff bekommen kann. Ein BL, der in Therapie und sehr reflektiert ist, sich Skills erarbeitet, kann sich durchaus unter Kontrolle haben. Dennoch ist es wie das Sitzen auf einem Pulverfass. Und immer wieder verhindern zu müssen, dass die Lunte sich nicht entzündet, muss furchtbar anstrengend sein.

Ich habe ein tiefes Mitgefühl für diese Menschen. Sie haben es sich nicht ausgesucht, so zu werden. Meist oder fast immer, hatten sie in der Kindheit traumatische Erlebnisse. Wütend bin ich auf die, die diese Traumas herbei geführt und ein anderes Leben damit einfach kaputt gemacht haben.

Es kann sein, dass du ähnliche Konzepte von Liebe hattest/hast, wie dein langjähriger Partner (Liebe ist, wenn's weh tut zB oder auch, Liebe ist, sich opfern) und daher so empfindest. Andere, fremde Menschen haben dich schliesslich wiederholt darauf angesprochen, wie du das mit ihm aushältst. Und du wusstest auch nicht, was die denn überhaupt damit meinen;-) du hast dich halt einfach als äusserst leidensfähig beschrieben und damit wars für dich gegessen. Andere Welten halt. Äusserst leidensfähig ist für ein gequältes Wesen leider oft gleichbedeutend mit äusserst liebesfähig. Ein fataler, zerstörerischer Trugschluss und Irrglaube. Hier muss Therapie ansetzen, aufklären und gesundes Verhalten einüben, wenn sie denn wirksam sein soll.

31.12.2019 15:57 • #408


S
Nochmals danke an alle, die auf meine doch ungewöhnliche Frage eingegangen sind.
Ich lese hier schon eine Zeit lang interessiert mit, denn ich möchte gerne verstehen und natürlich ein paar Tipps im Umgang mit meinem guten Freund finden.
Ich weiß auch nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich habe schon Angst, dass der nächste Kontaktabbruch kommt. Und dennoch will ich nicht glauben, dass ihm die Freundschaft in Wirklichkeit egal ist und mich nur heranzieht,wenn er mich braucht.
Tatsächlich bin ich selbst in Therapie, weil ich das Ganze nicht mehr aushalte. Ich will aber stärker werden, um es zu schaffen und nicht, um die Freundschaft aufzugeben. Das kann übrigens keiner verstehen. Mein Therapeut auch nicht. Nach ihm sollte ich ja am besten selbst den Kontakt abbrechen. Das finde ich sehr schade und ich bin halt keine, die Menschen einfach aufgibt.

Weil hier übrigens das Liebesthema angesprochen wurde: Mein Therapeut ist ja auch der Ansicht, dass Borderliner keine richtigen Gefühle empfinden können, denn richtige Gefühle seien stabil. Ich finde das dennoch zu einfach gedacht.
Im Übrigen haben doch alle eine unterschiedliche Definition von Liebe. Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Freundin. Bei ihr in der Beziehung läuft es nicht so gut gerade. Beide aber psychisch gesund, so weit ich weiß. Als ich sagte, dass sie vermutlich rausfinden möchte, ob ihr Freund sie wirklich liebt oder einfach nur braucht, meinte sie, dass das für Sie das Gleiche sei. Da war ich etwas verwundert, denn für mich ist das nur Abhängigkeit und keine Liebe. Für Sie kann aber nur das Liebe sein. Ihre Definition stimmt mit meiner überhaupt nicht ein, aber ich muss sie ihr schon lassen.
Ich will damit sagen, dass es schwierig ist, weil ja jeder etwas anderes darunter versteht.

31.12.2019 16:10 • x 2 #409


F
Erinnere mich diesbezüglich noch an eine Aussage einer BL-Patientin:

Menschen, die nichts von meiner Diagnose wussten, gaben mir in vielen Situationen recht, äußerten sogar, sie hätten genauso gehandelt. Hingegen machte ich die Erfahrung, dass Menschen, die von meiner Diagnose wussten und denen ich die selben Situationen schilderte schnell das Urteil typisch Borderline fällten.

Und aus diesen Spiegelungen durch die Normalos soll sie nun ernsthaft etwas lernen? Ihr Therapeut gibt ihr vor was gesund ist, aber kaum jemand im Alltag setzt das selber um?

Ist immer einfacher mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, als einen klaren Standpunkt zu vertreten und nach diesem zu leben.

Wie funktionieren die Borderliner, wie funktionieren die Gesunden? Schlussendlich ist das doch sch.egal. Schlussendlich geht es darum zu leben, sich lebendig zu fühlen, glücklich oder wenigstens frei von Leid zu sein. Würde jeder mehr auf sich, als auf die anderen schauen, wäre das vielleicht auch möglich.

Wenn ich in mir selber Ruhe, wird das auch ein BL nicht zerstören. Die Beziehung käme entweder nicht zu Stande, wenn ich selbst dazu stehe und erkenne, dass sie mir nicht gut tut und die Konsequenzen daraus ziehe. Oder vielleicht ist dann auch sogar ein positiver Umgang damit möglich, wie ihn @YsaTyto beschreibt.

Und auch für den Borderlineerkrankten, wäre es wesentlich einfacher sich zurechtzufinden, wenn sich die Gesunden auch wirklich normal Verhalten würden. Denn vielleicht ist das normalste einfach zu sein, im Hier und Jetzt, sei es mit Glück oder mit Schmerz.

31.12.2019 16:13 • x 2 #410


J
Zitat von Fullspeed:
Erinnere mich diesbezüglich noch an eine Aussage einer BL-Patientin: Menschen, die nichts von meiner Diagnose wussten, gaben mir in vielen Situationen recht, äußerten sogar, sie hätten genauso gehandelt. Hingegen machte ich die Erfahrung, dass Menschen, die von meiner Diagnose wussten und denen ich die selben Situationen schilderte schnell das Urteil typisch Borderline fällten. Und aus diesen Spiegelungen durch die Normalos soll sie nun ernsthaft etwas lernen? Ist immer einfacher mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, als einen klaren Standpunkt zu vertreten und nach diesem zu leben. Wie funktionieren ...

Der Unterschied ist halt, dass Gesunde nicht so leiden wie ein BL, niemals. Dass Gesunde nicht einmal ansatzweise so verwirrt und schwankend sind wie BL. Sie nie in solche extreme, existenzielle Verzweiflung fallen werden. Und da leben und leben lassen zu propagieren, finde ich schon fragwürdig.

31.12.2019 16:16 • x 1 #411


J
Zitat von Sirili05:
Nochmals danke an alle, die auf meine doch ungewöhnliche Frage eingegangen sind. Ich lese hier schon eine Zeit lang interessiert mit, denn ich möchte gerne verstehen und natürlich ein paar Tipps im Umgang mit meinem guten Freund finden. Ich weiß auch nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich habe schon Angst, dass der nächste Kontaktabbruch kommt. Und dennoch will ich nicht glauben, dass ihm die Freundschaft in Wirklichkeit egal ist und mich nur heranzieht,wenn er mich braucht. Tatsächlich bin ich selbst in Therapie, weil ich das Ganze nicht mehr aushalte. Ich will ...

Ich würde auch nicht unterschreiben, dass jeder was anderes unter Liebe versteht. MMn weiss/fühlt jeder Mensch tief drin, wenn es keine Liebe ist. Doch sich das EINZUGESTEHEN ist oft so dermassen schmerzvoll, dass man lieber sogar die Realität umdeutet. Ich kann dir daher auch nur raten, dich zu trennen von Menschen, die dir nicht gut tun. Höre auf das ECHTE Gefühl in dir, nicht auf Rechtfertigungen und Rationalisierungen, die dein Gehirn für das Verhalten deines Freundes erfindet.

31.12.2019 16:22 • #412


EmmaPee
Zitat von Jara:
Es kann sein, dass du ähnliche Konzepte von Liebe hattest/hast, wie dein langjähriger Partner (Liebe ist, wenn's weh tut zB oder auch, Liebe ist, sich opfern) und daher so empfindest. Andere, fremde Menschen haben dich schliesslich wiederholt darauf angesprochen, wie du das mit ihm aushältst. Und du wusstest auch nicht, was die denn überhaupt damit meinen;-) du hast dich halt einfach als äusserst leidensfähig beschrieben und damit wars für dich gegessen. Andere Welten halt. Äusserst leidensfähig ist für ein gequältes Wesen leider oft gleichbedeutend mit äusserst liebesfähig. Ein fataler, zerstörerischer Trugschluss und Irrglaube. Hier muss Therapie ansetzen, aufklären und gesundes Verhalten einüben, wenn sie denn wirksam sein soll.


Ja, Du hast Recht, mit dem, was Du da schreibst. Aber das beschreibt nur meine Seite. Bei meinem Mann wurde BPS Typ Impulskontrollstörung diagnostiziert. Was teilweise das immer wieder vorkommende Fremdgehen erklärt (nicht entschuldigt!). Ich bringe leider eine Bedürftigkeit mit, die mir vor der Therapie nicht bewusst war. Bedürftige trifft auf Borderliner - passt, würde ich sagen Die Bedürftigkeit war so stark, dass ich das 20 Jahre mitgemacht habe. Jetzt weiß ich darum und ich weiß auch, woher diese kommt. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern mir das Wissen darum hilft.

Wenn man das Fremdgehen seinerseits jetzt aber mal einfach weglässt, hatten wir eine gute und harmonische Beziehung. Sicherlich war er manchmal anders als andere Menschen. Aber nicht so, dass es mich betroffen oder gar verletzt hätte. Anders eben, für mich auch oft nicht zu verstehen. Zu mir war er gut. Er hat z.B. immer an mich gedacht. Wenn er beim Bäcker oder Einkaufen war, hat er immer eine Kleinigkeit, die ich gern mag, für mich mitgebracht. Als ich langsam zurück in die Gothic-Szene fand, war das zwar nicht sein Ding, aber er hat es akzeptiert. Später fand er das sogar ziemlich cool. Nach vielen Jahren Pause fing ich wieder mit meinem Hobby an, dass viel Maschinen und Material benötigt. Er hat mit mir zusammen dafür gesorgt, dass ich nach und nach alles bekam, was ich dafür brauchte. Er war interessiert, hat sich eingebracht, Fragen gestellt, Vorschläge gemacht. Als ich beschloss, aus diesem Hobby meinen Beruf und mich selbstständig zu machen, stand er voll hinter mir. Auch dieses eiskalt, was ich hier jetzt schon öfter gelesen habe, kannte ich nicht von ihm. Kein Push and Pull. Kein On and Off.

Und auch wenn wir getrennt sind, fragt er immer wieder nach, wie es mir geht, ob er irgendwie helfen kann. Als meine Katzen krank wurden, war er der Erste, der direkt seinen Arbeitsplatz verließ und mit mir zum TA fuhr, die Rechnungen beglich. Er sagt heute auch, dass es ihm wichtig ist, dass es mir so gut wie möglich geht, weil ich ihm wichtig bin.

31.12.2019 16:38 • #413


F
Die Frage ist ja auch, wie viele von denen die sich für gesund halten, sind es auch...

31.12.2019 17:00 • x 2 #414


EmmaPee
Zitat von Finii:
Die Frage ist ja auch, wie viele von denen die sich für gesund halten, sind es auch...

Ich denke, dass jemand, der an BL erkrankt ist, aber noch nicht diagnostiziert wurde, sehr deutlich weiß, dass mit ihm/ihr ganz gewaltig etwas nicht stimmt.

31.12.2019 17:04 • x 1 #415


F
Zitat von Jara:
Der Unterschied ist halt, dass Gesunde nicht so leiden wie ein BL, niemals. Dass Gesunde nicht einmal ansatzweise so verwirrt und schwankend sind wie BL. Sie nie in solche extreme, existenzielle Verzweiflung fallen werden. Und da leben und leben lassen zu propagieren, finde ich schon fragwürdig.


Soll das auch nicht heißen. BL sollen Unterstützung bekommen, wenn sie diese wollen oder brauchen. Und in der Regel, werden sie sich diese ab einem bestimmten Leidensdruck holen.

Das Zitat soll zeigen, dass Begriffe wie Normal oder Gesund hauptsächlich zusätzliche Verwirrung stiften. Einem Ziel nachzustreben, dass sie nicht kennen und auch jeder anders auslegt, kann nicht wirklich zielführend sein.

Mein Stichwort dazu ist Recovery: Ein zufriedenes Leben mit der Erkrankung zu führen, sollte die Hauptsache sein. Und ich denke nicht, dass das ab einem gewissen Fortschritt der Therapie unmöglich ist.

31.12.2019 17:13 • #416


F
Zitat von EmmaPee:
Ich denke, dass jemand, der an BL erkrankt ist, aber noch nicht diagnostiziert wurde, sehr deutlich weiß, dass mit ihm/ihr ganz gewaltig etwas nicht stimmt.


Ich meinte das eher generell und nicht nur auf borderline bezogen.

31.12.2019 17:18 • #417


SamTyler
Zitat von Nostraventjo:
Und liebe kann ich sehr wohl empfinden. Uneigennützig handeln.

Sehr interessanter Aspekt. Sie sagte mal zu mir, sie würde etwas für sich machen. Indem sie mir ein Päckchen schickte mit Geschenken für mich drin, hätte sie sich selbst eine Freude gemacht und nicht nur um mir eine Freude zu machen... Hat aber so gesehen eben nicht uneigennützig gehandelt....

Zitat von Fullspeed:
Wenn nach Wochen von Liebe und etwas nie dagewesenen gesprochen wird, dann hast du einen Anhaltspunkt, dass etwas nicht so wirklich stimmen kann. Alleine einen Menschen WIRKLICH kennen zu lernen benötigt Jahre. Wenn du den Eindruck hast, jemanden nach wenigen Wochen überhaupt ansatzweise zu kennen und zu verstehen, dann liegen Projektionen vor. In diesem Falle beidseitig. Etwas anderes ist nicht möglich, in so kurzer Zeit, da mag eure Vergangenheit noch so ähnlich sein.

Sie sprach ja davon, dass sie keine Liebe will.... Und mehr als Verliebtheit wars ja im Endeffekt auch nicht. Klar wurde projeziert, wohl von beiden Seiten. Aber ist das nicht aus bei normalen Leuten so? Wir wollten ja nichts mit kennenlernen und aufbauen haben. Aber wir haben uns ja Schritt für Schritt trotzdem kennengelernt. Aber auch richtig, dass wir beide uns nicht wirklich kennen. Weil das Monate oder Jahre mehr dauert.

Zitat von Fullspeed:
Wenn du weiterhin, diesem Hirngespinst nachrennen willst, dann tu das. Ich halte es aber für sinnvoller, jetzt die Augen aufzumachen und das zu bemerken: Das alles war eine reine Illusion. Heißt nicht, dass die Emotionen und das Verbundenheitsgefühl, die daraus entstanden nicht echt waren. Und das meinetwegen auch beidseitig. Das alles war da, aber dies basierten eben auf nichts Realem. Die Realität ist, was sie dir in diesem Moment zeigt und wie du dich jetzt dadurch fühlst.
Da muss ich dir Recht geben. Die Realität ist jetzt und jetzt ist es aktuell nicht mehr so, wie es noch vor 2 Monaten und mehr war. Damals habe ich mich gut gefühlt und jetzt? Eben nicht.

Ich glaube nicht, dass sie mich belogen hat. Aber ich verstehe, was du damit sagen willst.


Also gibt es immer ein erstes mal für echte Gefühle. Danke, dass du das schreibst! Hattest du denn große Angst es zuzulassen und wie lange hat es gedauert, bis du es zugelassen hast? Und wie schwierig war bzw. ist es für dich, dann in dieser Liebe zu bleiben?

31.12.2019 18:02 • #418


Y
ich lese gerade noch nach, also bitte nicht wundern, wenn noch Antworten ausstehen.

@E-Claire

ich hatte nie BL, sondern war sehr depressiv, verzweifelt und irre und darum meine ich das Folgende schon recht gut nachvollziehen zu können:

Zitat:
Weißt Du, es ist nicht einfach nur die Regulierung. Ich hatte immer den Eindruck, daß es für Bordis so ausschaut. So als müßte sich ein Bordi nur besser im Griff haben, so als könnte man einfach Überreaktion abstellen, wenn die Dinge weniger schwarz und weiß aber dafür mehr grau wären. Ich kann auch gut verstehen, daß es sich vielleicht auch ab und zu komplett blöd anfühlt, einer grauen Welt den Vorzug geben zu sollen.

Meine (und es bleibt eben meine) Empfindung ist eher, daß für einen Nicht-Bordi so gut wie nicht zugänglich ist, wie echt das alles ist. Die Anführungsstriche habe ich gesetzt, weil das Echt der Nicht-Bordis und das Echt der Bordis halt so kaum in Einklang zu bringen ist.
Die Realität der Bordis ist eine völlig andere. Ich glaube, daß die (extreme) Gefühlsintensität noch irgendwie falls echtes Interesse besteht kommunizierbar ist (man denke an Hyper-Sensibilität etc) aber nicht in welchem Maß es existenziell ist.

So als würden wir über mathematische Gleichungen reden, aber die Vorstellung was Einsen und nullen sind, völlig verschieden.


weil ich schon ähnlich empfand und mich z.T. auch ähnlich verhielt. Ich habe extrem und existenziell empfunden, mich (bis zu su izidgedanken) in etwas reingesteigert, von dem ich ganz beherrscht war und null Abstand davon hatte. Ob es nun Liebeskummer war, der gar nicht zu vergleichen mit heutigem Kummer ist (wirklich Welten liegen dazwischen!) oder Verzweiflung/Wut, die ich völlig selbstverständlich und unreflektiert wild ausagierte, z.B. indem ich die ganze Wohnung auseinander pflückte und Sachen aus`m Fenster schmiss, schrie, Türen eintrat usw.
Aber auch das Gefühl zu lieben unterscheidet sich so sehr vom heutigem, dass ich mich manchmal kaum noch in der alten Ysa wieder erkenne. Damals eigneten sich meine Liebesausdrücke durchaus besser für ein dramatisches Stück als heute und ich empfand so tief, dass ich geschworen hätte: DAS ist wahre Liebe!
Dennoch sage ich heute: war es nicht, was aber nicht heißen soll, dass ich gar nicht liebesfähig war oder alles nur Show war. Nein, das gewiss nicht, nur war es einfach größtenteils mehr Krankheit als Liebe und um einen anderen Menschen wirklich wahrzunehmen und nicht nur besessen um ihn zu kreisen, dazu war ich damals noch gar nicht fähig.

Und mir käme es auch nie in den Sinn für alle Bordis zu sprechen, denn neben der Krankheit gibt es auch noch einen Charakter, ein in jedem Fall zutiefst eigenes Wesen, wie bei uns allen.
Dennoch erkenne ich z.B. in diesem Freund von mir mein ehemaliges krankes Verhalten noch um ein vielfaches verstärkt (er bringt sich leider dadurch auch in Lebensgefahr und war schon mehrmals im Krankenhaus, u.A. weil er einfach zusammen klappte, Bluthochdruck uvm.) und ich meine sogar immer sehr gut nachempfinden zu können, was da abgeht, doch meiner Erfahrung ist es eben keineswegs einfach nur gesplittetes, extrem starkes Gefühl und auch keine Hochsensiblität, obwohl ich durchaus sogar ganz genau verstehe, wie Du darauf kommst.
Für mich ist es sogar eher das Gegenteil von wirklicher Sensiblität, Wahrnehmung oder Gefühl, obwohl ich damals bezügl. meiner eigenen Zustände mit Vehemenz gesagt hätte, dass es genau das im Übermaß ist. Aber das kann ich einfach so schlecht beschreiben.

Zitat:
p.s. Ich kann auch gut verstehen, daß es sich vielleicht auch ab und zu komplett blöd anfühlt, einer grauen Welt den Vorzug geben zu sollen.

und ich meine eben, dass alles andere als grau wahrgenommen werden kann, weil es eben nicht wirklich gefühlt werden kann. Ich dachte übrigens auch mal so: ihr Lahmä rsche! In eurer faden Welt will ich nicht leben! Heute möchte ich keine Minute meiner alten Intensität noch einmal erleben. Weil ich das nicht wirklich intensiv finde.

31.12.2019 18:12 • #419


Y
@SamTyler

Zitat:
Sehr interessanter Aspekt. Sie sagte mal zu mir, sie würde etwas für sich machen. Indem sie mir ein Päckchen schickte mit Geschenken für mich drin, hätte sie sich selbst eine Freude gemacht und nicht nur um mir eine Freude zu machen... Hat aber so gesehen eben nicht uneigennützig gehandelt....


meine Güte! Dass sie beim Schenken so empfinden kann, spricht sogar für sie. Es gibt einige nicht PS kranke, die beim Geben (ob emotional oder materiell) keine Freude empfinden können und das erachte ich als krank.

Uns zu freuen weil wir bsw sehen, dass wir einem anderen eine Freude bereitet haben, ist in jedem Menschen angelegt. Darum verpassen Menschen, die ungern geben, was für andere tun, auch so viel Glück!

Ich persönlich halte es aber für Quatsch, diese Tatsache so negativ auszulegen: darum sind wir also alle Egoisten bzw handeln nie uneigennützig. Nein, ich würde eher sagen, dass gerade weil wir (auch nicht romantisch) auf Liebe (im weitesten Sinne) angelegt sind (natürl. nicht nur hust), macht Geben so glücklich

Und BTW: Deinem Gedankengang zufolge handeltest auch Du nie uneigennützig

31.12.2019 18:52 • x 1 #420


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