Zitat von Arnika: Und ihr werden beruflich immer die „Spezial-KollegInnen“ zugeschanzt. Weil sie wie kaum ein andere versteht, die Irren dieser Welt zu händeln. Da bekommen andere schon Nervenzusammenbrüche, steht sie immer noch gelassen drüber. Manchmal ein Fluch und ein Segen, aber auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt. Vor allem, weil sie es privat versteht, da einen sehr großen Bogen drum zu machen. Weil sie die Anzeichen für einen gewaltigen Guckguck innerhalb von 5 Sekunden erkennt. Auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt
Lustig, jetzt hab ich mich tatsächlich etwas derwischt gefühlt. Bei mir sind es nicht unbedingt SpezialkollegInnen, aber High-flyer. alle völlig irre und ich meine das auf die liebevollste Art und Weise. Ich mag die alle ganz gern, aber jeder von denen ist irgendwie crazy.
Und ja auch die Nervenzusammenbruch-Nummer ist Part of my Job . Ich kann das nicht mehr täglich, aber ich nutze das und merke inzwischen, wie ich drei, vier mal im Jahr punktuell für eine Woche wieder alle Fähigkeiten einer BPS Tochter in mir versammle und fünf Überraschungen vorm Frühstück manage.
Privat ist das so eine Sache, ich hab nen echt heterogenen Freundeskreis und ich kann mit crazy, wenn es authentisch ist. es ist aber schon auch so, daß ich hin und wieder instinktiv Menschen ablehne und bei so gut wie allen, stellt sich früher oder später heraus, daß ich gute Gründe hatte das zu tun. Es gibt ne Form von verdecktem Narzissmus, bei dem mir Leute immer wieder erzählen er/sie ist doch eh ganz nett und ich immer nur nein, geht gar nicht.
Beziehungen ist natürlich ein Thema. Gefolgt von einem großem ABER. In Freundschaften bin ich, glaub ich, ist ja immer etwas schwierig so etwas über sich selbst zu sagen, ziemlich gut. Ich habe sehr gute, belastbare und enge Freundschaften und nicht nur Kollegen oder Bekanntschaften. diese Freundschaften sind mir sehr wichtig und in die investiere ich. Die sind auch nicht konfliktfrei, aber auch wenn es unangenehm ist, da bin ich konfliktfähig.
Familie war über ganz lange Zeit echt schwierig. Aber auch da kann ich sagen, proud member of one. Ich bin Tante (eigentlich Großcousine, ich bin Einzelkind) und inzwischen Patentante und gebe mir große Mühe gesunde Bindungen aufzubauen und zu unterhalten. Manchmal ist das mühsam und manchmal noch immer sehr mit Überraschungen verbunden, weil es dann doch immer mal wieder Erkenntnisse oder Lernerfahrungen gibt, mit denen ich so nicht gerechnet habe.
Romantische Partnerschaften sind ja bekanntlich dann die Krone. Sagen wir mal so, mein normaler Aggregatzustand ist sicher Single. Das hat aber auch etwas damit zu tun, daß mir die Gefahren von Beziehungen besonders bewusst sind, ich mich schlicht nur recht selten verliebe (verknallen kann ich mich 5 mal am Tag, aber das ist etwas deutlich anderes) und mir ganz viele heteronormative Beziehungen nicht des Habenswert erscheinen. Nichtsdestotrotz bin ich hin und wieder in einer Beziehung. Dann sehr committed und vor allem loyal. Gerade bin ich nicht Single, aber noch nicht in einer Beziehung .
Kinder. Ehrliche Antwort: Das ist ein massiv komplexes Thema. Ich komme aus einer Generation von Frauen, wo eine junge Schwangerschaft einem als der Tod des eigenen Lebens verkauft wurde. Also bevor man nicht das Studium oder die Ausbildung abgeschlossen hat, kommt das nicht in Frage, es wurde aber gleichzeitig auch nicht in Frage gestellt, daß man natürlich irgendwann welche hat.
Die Zeit, in der man natürlich irgendwann welche hat, habe ich das Land gewechselt und einfach von vorn angefangen, dann hatte ich nen schweren Unfall und direkt danach ist meine Mutter gestorben. Damit war ich dann in meinen Dreißigern echt ein bissl beschäftigt. Dann wurde ich 40/41 und ein Mal Blinzeln und eine Pandemie später bin ich 45 geworden und das Thema ist durch.
Was gut ist, ich war/bin ja in Therapie und das schon recht lange, daher war das natürlich auch immer mal wieder Thema. Ich habe mir auch dem Online-Dating Schmafu gegeben und damit das Gefühl, hey, ich habe mein Bestes getan.
Es gibt dazu aber auch eine etwas dunklere Seite. Zwei Dinge. Parentifizierung: so sehr ich es super schön finde, wenn meine Nichte mir inzwischen strahlend in die Arme fällt, sich an mich kuschelt beim Vorlesen und wir langsam mal in das Alter kommen, eine Übernachtung zu planen, ich kann mir nicht vorstellen, nachdem ich so hart und so lange daran gearbeitet habe, herauszufinden, wer ich bin, das wieder aufzugeben. Wie bei ganz vielen Kindern mit neurountypischen Eltern habe ich zudem eine viel natürlichere Bindung zu Tieren. Hinzu kommt, ich würde, bei aller Liebe zu meiner Mutter und meinen Großeltern, keinem Kind meine, diese Kindheit wünschen und das Risiko, daß ich es besser machen würde, bin ich nicht bereit einzugehen.
Physische/Psychische Komponente: Massiv schwieriges Thema, was sich jetzt hier so auch nicht einfach runterschreiben lässt. Da hast du zunächst die Genetik. Es ist nach wie vor völlig unklar, was von den it's a feature not a bug - Spezialitäten auf welche Art und Weise eben auch genetische Disposition ist. Schwierig. Noch schwieriger für mich, wer sich auch nur mal ein bißchen mit Hormonen und allgemein Schwangerschaft, und was die so in einem Frauenkörper auslösen kann, beschäftigt hat, es gibt Frauen, die verlieren durch Schwangerschaft ihre Zähne, der weiß, was jetzt kommt. Ich leben ein nach Außen ziemlich erfolgreiches, echt hübsches Leben, in einer, wie Du weißt, der schönsten Städte der Welt. Nichtsdestotrotz ist meine mentale Gesundheit fragil und etwas an dem ich konstant arbeiten muß und auch regelmäßig scheitere (im Austro-Wortsinn). Deswegen werde ich je älter ich werde, auch immer offener im Austausch mit anderen, weil wir noch immer nicht genug drüber reden und weil es sicher jeden Tag eine andere Frau gibt, die mich seiht und denkt, wow die hat es leicht.
Ich möchte nicht nur einem Kind nicht antun, was mir passiert ist, sondern ich bin nicht bereit, daß, was ich geschaffen habe, mir erarbeitet habe, für einen Traum, von dem ich nicht mal weiß, ob es echt meiner ist, zu riskieren.
Also Kinder gehören damit eben zu den Dingen, bei denen ich für mich sage, das kann ich nicht reparieren. Romantische Partnerschaften sind nicht ganz einfach, Familie ist machbar und in Freundschaften bin ich super .
Bei narzisstischer Opfermentalität und bei Aggression ist zudem bei mir ganz schnell der Ofen aus.
Zitat von Survivor_: ch hatte damals gemerkt wie schnell sich diese Kinder auf mich fokussiert hatten , sehr genau beobachtet hatten wie ich mit meinen eigenen Kindern agiere und wie das Verhältnis ist - das war völlig unterschiedlich und etwas was Sie nicht kannten - auch hier gab es öfter stress schon alleine weil diese Kinder wirklich teilweise nicht wussten was Sache ist - entweder Sie wurden übertrieben mit Liebe überschüttet oder aber es ging so richtig die Post ab (negativ) , als ich mir erlaubt hatte hier etwas zu sagen oder einzugreifen wenn es zu krass gegenüber den Kindern wurde ging es natürlich erst recht ab
Du beschreibst das gut. Der ständige Wechsel (das Beste, was ihr jemals passiert ist zu nichtsnutzige dumme Trulla) war super hart. Du versuchst halt von klein auf Deinen Elternteil zu managen. Daraus entsteht dann die sog Hyper-Vigilanz
https://en.wikipedia.org/wiki/HypervigilanceDas macht es bis heute manchmal schwer mit Menschen im allgemeinen Umzugehen. Ich nehme so gut wie jede Veränderung einer Laune, einer Stimmung war und es hat mich Jahre gekostet, das nicht mehr auf mich zu beziehen. Gleichzeitig können mich soziale Situationen auch extrem verwirren und die Abwesenheit von Drama finde ich hin und wieder, wie ein Echo, noch echt beängstigend.
ABER: Vielen Kindern passieren (leider) die wildesten Dinge. Manche scheitern an diesen im erwachsenen Leben, andere so wie ich, und ich bin nicht allein von meiner Sorte gibt es viele und durch den Zugang zu Therapie und den öffentlichen Diskurs über Therapie, werden es täglich mehr, leben ein erfülltes Leben. Nicht nur das, wir bringen auch eine sehr eigene Perspektive mit, das mag nicht immer alle freuen, aber es trägt zum Diskurs bei