Zitat von Engelskind:Gut, dass du das ansprichst. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, wie ich reagieree, wenn er freudig kommt und mir verkündet, dass er in Therapie ist und für eine neue Beziehung bereit ist. Daran muss ich arbeiten. Ich kenne mich da nicht aus. Gibt es Heilungschancen? Soweit ich das gelesen habe gibt es keine Heilung, oder?
Ich klinke mich auch mal kurz hier rein. Vielleicht kann ich allen Betroffenen mal einen anderen Blickwinkel geben.
Ich kann verstehen, dass viele durch ihre Erfahrung mit solchen Menschen auf Krawall gebürstet sind. Aber ich melde mich hier dennoch mal als (therapierte) Borderlinerin.
Geheilt werden kann man davon definitiv nicht. Aber man kann lernen, damit umzugehen, seine Impulse zu kontrollieren und zu verstehen, warum man so denkt und/oder handelt.
Ich habe meine erste Beziehung durch mein damaliges Verhalten in den Abgrund gesteuert. Es gehören immer zwei dazu, mein damaliger Freund hat sicherlich auch seine Fehler gemacht. Doch viel wurde von mir durch das Borderline-Verhalten zerstört. Nachdem er sich getrennt hatte, fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Mein Verhalten kann doch nicht normal sein, dachte ich und begann mir therapeutische Hilfe zu suchen. Natürlich wollte ich das damals um ihm zu zeigen, dass ich mich ändern und nicht nur reden kann.
Nach ein paar Mal On-Off stand die Trennung für ihn endgültig fest. Aber ich blieb dran, begann die Therapie. Für mich. Für alle, die mit mir in Zukunft zu tun haben werden. Und auch dafür, dass ich eine glückliche, gesunde Beziehung führen kann. Ich hatte den Willen alles zu verändern.
Nach 8 Monaten machten sich für mich - und andere - die Veränderungen bemerkbar. Die DBT-Therapie war perfekt für mich. Ich begann mehr zu begreifen, mich wahrzunehmen und nicht mehr einfach nach Impuls zu handeln. Das geschah wie automatisch. Bewusst nimmt man die Veränderung während des Prozesses gar nicht wahr.
Seit über 2 Jahren mache ich die Therapie. Ich habe noch 2 Sitzungen und dann lebe ich mein Leben ohne. Ich werde weiterhin meine Achtsamkeitsübungen machen und mich mit der Therapie befassen - für mich. Denn so wie ich jetzt bin, möchte ich bleiben. Und so wie ich war nie wieder werden. Ich schüttel heute immer mal wieder mit dem Kopf, wenn ich an damals denke. Wenn ich daran denke, wie ich damals Situationen gelöst habe
Alle, die mich kannten, wie ich damals war, sind positiv überrascht. Auch mein damaliger Freund, mit dem ich mich nach diesen 2 Jahren überraschenderweise aussprechen konnte, findet es super wie ich mich verändert habe.
Ich habe natürlich meine Macken, die das Borderline ausmachen. Aber das sind lediglich meine extremen Gefühle und meine Art Anspannung bewusst abzubauen. Da erschreckt sich jemand, der mich und die Krankheit noch nicht so gut kennt, erstmal natürlich. (Wenn ich zB. da sitze und mit bösem Blick Zeitung zerreiße ) Aber danach war es immer so, dass ich es erkläre und gemeinsam herzhaft darüber gelacht wird
Ich habe auch kein Problem offen darüber zu reden. Ich habe es akzeptiert und es gehört zu mir.
Wer ernsthaftes Interesse an mir hat und sich auch die Zeit nimmt mich (ohne Vorurteile) verstehen zu wollen, hat sowieso keine Probleme im Umgang mit mir.
Denn ich möchte auch nur geliebt und verstanden werden
LG