Hallo,
ich muss mir das leider auch mal von der Seele reden...
Ich habe im Winter 2017 meinen Exfreund über ein Onlinespiel kennengelernt. Gleich vor unserem ersten Date gab es schon Stress, weil er mir mitgeteilt hat, dass das Spiel ihm quasi wichtiger wäre als ich und dass das seine Priorität sei. Ich wollte daraufhin das Ganze direkt beenden, aber er ist dann doch umgeschwenkt und meinte, dass er sich für mich mehr Zeit nehmen wollte. Das war so der erste Warnschuss...
Das Date war ganz nett und er teilte mir dort direkt offen mit, dass er psychische Probleme habe, diese jedoch aufgrund Medikamente keine Auswirkungen hätten, die mich betreffen würden. Er gab an, z. B. vor anderen nicht essen zu können, den Zwang zu haben, Ordnung zu halten usw. Ich selber habe davon tatsächlich nie etwas mitbekommen, deshalb glaube ich, dass er eigentlich ganz andere Probleme hatte und damit nur sein Verhalten erklären wollte. Er hatte z. B. mal im Chat beim zocken gegenüber einem anderen Spieler angedeutet, dass er sich mit Depressionen auskenne, damals dachte ich, vll durch Angehörige, inzwischen vermute ich, er könnte der Betroffene gewesen sein.
Er gab auch an, schnell nach Dingen süchtig zu werden, ich hab das nicht so ganz ernst genommen, wir haben beide damals viel gespielt, aber ich hab mir immer Zeit für Freunde genommen oder auch mal Wochen komplett nicht gespielt, dachte er wollte das scherzhaft darstellen... Wer gibt nicht an, süchtig nach Schokolade oder so zu sein?! Irgendwie hab ich eher gedacht, er meint das im Scherz.
Als ich ihn einmal übers Wochenende besucht habe, da war er ganz nervös weil er nicht zocken konnte, oder er hatte mal vergessen, seine Tabletten zu nehmen und war nervös davon.
Im Sommer 2017, kurz bevor wir uns kennengelernt hatten, hatte ich die Stelle gewechselt und war sehr unzufrieden. Es passierte dann im März 2018, dass ich von der Arbeit so fertig war, dass ich weinen musste, als ich ihm mitteilte, wie schlimm der Tag war. Daraufhin war plötzlich Funkstille. Er legte auf mit der Begründung, er hätte Besuch da, danach hörte ich tagelang nur sehr wenig von ihm. Keine Gute Nacht WhatsApp mehr, Herzchen usw. die Kommunikation änderte sich total. Am Montag darauf machte er dann Schluss mit der Begründung, dass er keinen Nerv für anderer Leute Probleme hätte. So etwas hatte er auch vorher immer gegenüber anderen und ihren Problemen gesagt.
Das restliche Jahr 2018 verlief dann so, dass er mir immer wieder mitteilte, dass er eine Beziehung mit mir wollte, aber getan hat er dafür nichts. Ich hatte gehofft, dass er mal etwas an seinem Leben ändert, er hatte keine sozialen Kontakte, war schon dicker als wir uns kennengelernt haben, was sicher durchs zocken kam. Geraucht hat er auch und meiner Meinung nach einen zu laschen Umgang mit Alk.. Immer wieder gab er an, mal vom zocken wegkommen und wieder am Leben teilhaben zu wollen. Dann hat er halt in der Zeit ein anderes Spiel gezockt oder der Ausflug ins echte Leben war nur von kurzer Dauer. Diäten hat er nicht durchgehalten usw.
Über Weihnachten 2018 kam dann der Knacks, nachdem er mich bei WhatsApp beleidigt hatte. Wir hatten uns mal wieder angenähert und er hatte mich und meine S. Fantasien (Es war wirklich nichts besonders.) als gestörten sch. bezeichnet, dabei bezeichnet er sich selber als S. eher offen und würde alles mitmachen. Ich brach daraufhin den Kontakt ab und er meldet sich Monate später wieder, meinte, er wäre betrunken gewesen und habe sich deshalb so verhalten. Er sagte mir, dass er mich vermisst und wollte zu mir kommen, meldete sich aber einige Stunden später mit der Begründung, ihm sei der Reifen geplatzt. Ein neuer Vorschlag kam von ihm nicht mehr.
Solche Dinge zogen sich über Wochen hin, ich selber habe keine direkten Bemühungen mehr für ein Treffen gemacht, ich wollte sehen, dass er dafür was tut. Im Mai diesen Jahres hat er sich dann wieder gemeldet. Er hatte mit Sport angefangen, wollte eine eigene Wohnung beziehen und Freunde kennengelernt, zwar im Spiel, aber die haben sich wohl auch so getroffen. Danach dann wieder kaum Kontakt, die Sache mit der Wohnung hatte sich erledigt und plötzlich war da ein Bild mit einer anderen Frau im Profil bei WhatsApp. Von meiner Seite aus lief der Kontakt davor super, ich konnte das gar nicht nachvollziehen. Ich hab ihn daraufhin gelöscht, das wollte ich mir nicht ansehen.
Ich selber habe während der ganzen Zeit eine neue Arbeitsstelle gefunden, die ich bald antrete und mit neuen Hobbys begonnen, bin also auch nicht untätig geblieben, um meinem Leben eine positive Wendung zu geben und die letzten Monate ging es mir richtig gut.
Vor einem Monat kam er dann wieder an. Er entschuldigte sich, wie so oft die Male davor für sein Verhalten. Ich hätte das alles nicht verdient und die Frau wäre nur ein Ersatz für mich gewesen, das wäre ihm erst später klar geworden. Es wäre auch nichts gelaufen. Er wüsste er hätte mein Vertrauen systematisch zerstört und hofft, wir könnten wenigstens freundschaftlichen Kontakt halten und das er wissen wolle, was ich so mache, ob meine Bewerbungen geklappt hätten usw. Ich wäre immer sein Plan A gewesen und er hätte das im Mai so verstanden, dass es kein zurück mehr gegeben hätte. Ich war im Kontakt vorsichtig und freundlich/neutral/interessiert eingestellt. Das hat ihm damals wohl nicht gereicht.
Jedenfalls hatten wir dann wieder häufiger Kontakt, inzwischen war er umgezogen, er hatte super viel abgenommen, sah richtig toll aus und ich dachte mir, es hätte sich einiges geändert. Letztes Wochenende sollte ich ihn dann besuchen und das We mit ihm verbringen. Wir wollten zusammen kochen usw. Bereits die Tage vorher wurde die Kommunikation per WhatsApp wieder kühler vom Tonfall. Erst die Woche davor fragte er mich z. B. nach meinem Lieblingsessen und als ich dann kurz vor dem Treffen fragte, was wir am Freitag kochen sollen und er genau das vorschlägt und ich ihn frage, ob er mir eine Freude machen will Nein, ich hab vll einfach nur Bock drauf?.
Als ich aus dem Zug ausstieg wusste ich schon, dass etwas nicht stimmt, manchmal hat man ja so ein Bauchgefühl. Die Umarmung fiel kurz aus, dafür dass wir uns 1 1/2 Jahre nicht gesehen hatten. Das Erste was wir tun mussten war, zum Getränkemarkt fahren und ihm Wodk. besorgen, er habe seine Pillen seit 2 Monaten abgesetzt, die täten ihm nicht gut und dann sagte er etwas von wegen dass er den Wodk. gerade bräuchte, weil mit seinen Gefühlen nicht zurecht käme... ich weiß es nicht mehr genau warum, um seine Gefühle zu betäuben/ordnen, sie würden sich überlagern. Von dieser Eigentherapie hielt ich gar nichts. Als wir dann bei ihm zu Hause waren, war schon der PC und der Fernseher an... darauf liefen dann Videos zu dem Spiel (Twitch) und er war parallel im Spiel eingeloggt...
Ich hatte eher das Gefühl, ihn in seinem Alltag zu stören...
Er kuschelte dann mit mir und wir haben miteinander geschlafen, später noch gekocht und hatten auch Spaß dabei. Danach war er aber dann plötzlich distanziert. Ich gab ihm immer mal wieder einen Kuss oder streichelte ihn (gerade weil er ja so undurchschaubar ist und meinte, im Mai wäre ich eher abweisend gewesen, gab ich mir Mühe), aber von ihm kam keinerlei Versuche, Körperkontakt aufzubauen. Er rauchte auch viel, obwohl er mir sagte, er wäre dabei, dass abzubauen. Sport konnte er auch nicht mehr machen, da er krankheitsbedingt drei Monate (OP) keinen machen dürfte.
Immer wieder an dem Abend ging er an den PC und wir guckten länger diese Streams mit dem selben Boss, also sehr repetitiv, will ich damit sagen.
Wir schliefen im selben Bett und morgens rief dann seine Mutter an, meinte der Opa in Polen hätte einen Schlaganfall, die Familie müsste kurzfristig rüber und er müsste auf die kleinen Cousinen aufpassen. Er meinte, ich müsste dann leider einen Tag früher fahren. Er sagte mir dann eine Stunde später auch relativ unsanft wir müssten das Ganze jetzt beenden, er müsste auf die Cousinen aufpassen. Danach lief er so aufgescheucht und innerlich unruhig durch die Wohnung. Ich habe versucht ihn in den Arm zu nehmen, er ließ es kurz zu, danach brach er ab und sagte, das könnte er im Moment nicht. Auch am Morgen keinerlei Körperkontakt von ihm aus.
Er setzte mich relativ unsanft am Bahnhof ab und kaum hatte ich die Türe geschlossen, stieg er aufs Gas. Er meldete sich tags darauf, entschuldigte sich und meinte, es ginge drunter und drüber. Ich habe ihm gesagt, er solle sich melden, wenn er Zeit hat und ich wäre für ihn da, wenn etwas ist.
Nach einem weiteren Tag habe ich ihm dann geschrieben, dass ich das Wochenende sehr komisch fand und mir nicht sicher wäre, wie ich mich nun verhalten soll. Ob er Abstand erwartet oder ob ich mich melden soll und dass ich hoffe, dass es ihm besser ginge und das es keine einmalige Sache war. Ich wusste oft gar nicht, wie ich mit ihm umgehen soll.
Er schrieb mir einen weiteren Tag später zurück, dass bei ihm bzw. der Familie im Moment unheimlich viel sch. abgehen würde, aber er unabhängig davon das Gefühl hätte, das We wäre komisch gewesen und er scheinbar nicht wisse, was er wolle. Aber er wüsste jetzt, dass er nicht will. Das wäre alles ziemlich asozial von ihm und es wäre auch so nicht geplant gewesen. Aber ja, dass wäre wohl eine einmalige Sache gewesen.
Ich habe jetzt nicht alles erwähnt, was er mir je gesagt hat, aber er hat mir immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass er mich will, letztendlich es aber nie umgesetzt, bzw. sobald wir uns näher gekommen sind, hat er Distanz aufgebaut. Auch bei dem kürzlichen Treffen hatte ich das Gefühl, dass ich von vorneherein keine Chance hatte, weil er sich da wieder eine Mauer aufgebaut hat.
Die Trennungen und das Ganze hin und her gingen immer von ihm aus und wenn es halbwegs besser lief, hatte ich immer das Gefühl, dass es eher an mir liegt, dass ich die aktive sein musste (die Treffen vorschlägt usw.) damit sich etwas bewegt und wenn ich nur eine Kleinigkeit falsch mache, dann ist direkt wieder alles vorbei. Auch der Druck des letzten Wochenendes lastet schwer auf mir, ich hatte das Gefühl, es wäre meine alleinige Aufgabe, das Treffen zu einem Erfolg zu machen und das der kleinste Fehler direkt für eine Trennung sorgen könnte. Aber egal wie oft ich das We durchgehe, ich sehe keine Fehler meinerseits. Ich habe ihm Hilfe und Unterstützung angeboten. Aber die wollte er nicht.
Auch wie sehr in der Verlust seines Opas belastet, kann ich nicht einschätzen. Er sagte zu mir, sie hätten ein enges Verhältnis gehabt, zuletzt hätten sie sich vor drei Jahren gesehen. Aber als ich ihn fragte, ob der Opa vll vorher schon mal was gehabt hätte, da sagte er nur, in so einen sch. seiner Familie wäre er nicht eingeweiht. Ich denke, er hat mit dem Opa auch seit 3 Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Somit vermute ich fast, dass ihn die plötzlichen Erwartungen seiner Familie, zu Hause auf die jüngeren aufzupassen sowie meine Anwesenheit ihn überlastet haben?
Er selber hatte sich bei unserer Trennung damals als Beziehungsunfähig bezeichnet, aber ob das stimmt, oder damals nur eine Vermutung war... Er hat mir auch mal gesagt, dass er sonst immer die Leute vergessen würde, die aus seinem Leben gehen, aber mich könne er nicht vergessen. Er konnte sich auch an viele Kleinigkeiten erinnern, wie er mich umarmt hat als wir und das erste Mal sahen.
Die ganze Beziehung zu ihm ist durch Stimmungsschwankungen getrieben. Auch jetzt ist mir nicht klar, wie er wochenlang so lieb zu mir sein kann und plötzlich so kalt. Oft versucht er mich dann auch mit gemeinen Aussagen zu provozieren.
Meine Mutter arbeitet mit psychisch kranken Personen zusammen, sie hält ihn für Borderline gestört - ich hüte mich immer vor so Ferndiagnosen. Aber wenn ich mir die Beiträge hier so ansehe, ziehe ich durchaus einige Parallelen. Hinzu kommt die Problematik mit dem Spiel, es ist ihm wichtig dort eine sehr gute Leistung zu bringen und er richtet sein komplettes Leben (Urlaub usw.) danach aus. Ich glaube auch nicht, dass er noch mal mit dem Sport anfangen wird. Dabei hatte ich das Gefühl, dass hat ihn irgendwie sanfter werden lassen.
Ich hab ihm dann jetzt noch mal geschrieben, ob er sich nicht Gedanken gemacht hätte, ob es nicht an seinen psychischen Problem liegen würde. Dass ich froh gewesen wäre, ihn mal gesehen zu haben usw.
Eigentlich wollten wir nächste Woche auch zusammen zur gamescom.
Also alles in Allem habe ich das Gefühl, der weiß gar nicht was er will und kann seine Gefühle nicht einordnen?! Mir tut das alles sehr weh. Ich hab ihn bei WhatsApp gelöscht und versuche jetzt wenig dran zu denken. Aber hier die Beiträge zu lesen hat mir sehr geholfen.
Danke, wenn ihr das alles lest.