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Bleib erstmal länger single und halt dich selber aus!

M
Hallo @Jane_1 !
Zitat von Jane_1:
Davon abgesehen: Ich freue mich, dass du im Forum bist. Du schreibst sehr offen und reflektiert, ich lese dich gerne, erkenne mich in manchem wieder und finde das oft spannend, was du schreibst. Danke.

erstmal vielen Dank für diese aufbauende, persönliche und sehr wertschätzende Kompliment bzw. Rückmeldung, über das ich mich sehr freue! Ich bin insgesamt ein sehr unsicherer Mensch und alleine die Anzahl der Dankeschöns unter den Posts, die kommen oder nicht, machen schon etwas mit mir und das ist nicht nur was Gutes....
(Ich denke, auf andere kann ich auch sehr selbstsicher wirken bzw. einen sehr straighten Eindruck hinerlassen, ist aber nur ein Teil des Ganzen...vielleicht kennst du das ja auch)

Zitat von Jane_1:
Schon als Kind habe ich Phasen des Alleineseins geradezu gebraucht wie die Luft zum Atmen.

Typischerweise strotzen dysfunktionale Elternhäuser oft auch mit Übergriffigkeit und die ist dann für die berechtigt entstandene Bindungsangst verantwortlich
Zitat von Jane_1:
Aber zu wissen, in einem anderen Raum der Wohnung atmet ein Mensch, den ich liebe...das war schön.

Ich hatte immer ein Zimmer mit meiner Schwester zusammen (und trotzdem als Kind/Teenager Panikattacken). In meinem ersten Studentenzimmer dachte ich dann, ich ersticke. Und hab ziemlich schnell gelernt, dass romantischer Besuch mit körperlichen Zärtlichkeiten das einzige war, was mein Nervensystem beruhigen konnte. Am besten war, jemand blieb über Nacht. Also hatte ich mein Mittel der Wahl gefunden. Auf diese Weise habe ich auch die größeren Anstrengungen in meinem Leben gemeistert. Immer in den Zeiten, in denen ich in Beziehung war, waren so normale Sachen möglich wie Prüfungen etc.; single war ich zu sehr mit den hochkommenden Ängsten beschäftigt und ausufernden Süchten, die ich zur Kompensation einsetzte (u.a. Bulimie)
Zudem habe ich dann vermehrt in WGs gelebt, weil das Alleine-Leben für mich unangenehm schien (bis vor 15 Jahren)
Zitat von Jane_1:
Dennoch würde ich gerne irgendwann wieder mit einem geliebten Menschen zusammen wohnen.

Mit einem Partner würde ich tatsächlich nicht mehr gerne zusammenwohnen. Ich sage immer: eine Trennung ist für mich eine Katastrophe, ein Umzug ist für mich eine Katastrophe, beides zusammen überleb ich nicht.
Ich hab da aber auch eine große Hemmschwelle mit definitvem finanziellen Aspekt, weil ich 20 Jahre sehr krank war und eben gar nicht mehr die nötige Kraft dazu gehabt hätte. Auch jetzt bin ich heilfroh, dass ich nur die letzte Trennung verkraften muss und nicht noch existentielle Nöte durch einen Umzug.
Zitat von Jane_1:
Ich versuche neben dem Aushalten zu verstehen, wo das herkommt. Ist das was aktuelles, hat es mit dem Menschen, den ich verloren habe zu tun? Oder ist es etwas altes? Das erkennen lindert bei mir schon oft das Ausmaß.

Ja, das hört sich stimmig für mich an und hilfreich! Mir geht es derzeit ja oft im Laufe des Tages schlechter. Ich glaube, ich bin dann zu stark und oft getriggert durch Gedanken (hier war ich schonmal mit dem Ex, und hier auch und hier auch und dies und das erinnert mich jetzt wieder an ihn usw.), was mit dem Verlust zusammenhängt und dann hängen sich die Gedanken dran warum um Himmels Willen bin ich jetzt single? das wollte ich doch nicht! jetzt bin ich allein! ich werd immer älter! alt und allein!.... und das sind dann so Trigger aus der Vergangenheit die sich ausbreitende Ängste nach sich ziehen wie die Farbe weiß beim Pawlowschen Hund.
Vorhin hab ich versucht die Work zu machen ich fühle Schmerz - ist das wirklich wahr? und entweder das hat geholfen oder das Kramen im Speicher, das mich ins Hier und Jetzt zurückgeholt hat.
Ob ich im Aushalten (meiner Gefühle) gut bin? Hm. Ich würde eher sagen: nein. Ich habe eine Emotionsregulationsstörung, denke ich. Ist natürlich viel besser geworden. Aber womöglich halte ich unangenehme Situationen in meiner Umgebung übermäßig lange aus. Auch das ist besser geworden. Je mehr ich es eben mit mir selber aushalte, umso weniger abhängig bin ich von anderen Menschen. LG!

18.01.2025 18:15 • x 2 #61


M
Zitat von Kvothe:
Also ich kämpfe nach der Trennung gerade sehr mit dem Bedürfnis nach Nähe und Zuneigung. Mir fehlt das gerade so sehr, aber ich bin auch am hadern, was mir gerade wirklich gut tun würde. Den Rat habe ich hier wirklich oft bekommen, ich solle mich erstmal auf mich konzentrieren und erstmal wieder auf die Beine ...

Also das kommt drauf an.
Ich hätte es früher NICHT ausgehalten.
Ich habe Jahrzehnte meines Lebens in Kuschelgruppen verbracht und dort auch Freundschaften geknüpft, wo es auch privat üblich war, Körperkontakt zu haben (ohne S., natürlich kein 1:1 Kuscheln privat mit einem Mann, das hätte wohl nicht funktioniert und hat es auch nicht....*hüstel*)
Das war für mich essentiell; kein Kann, ein Muss.
Dieses Bedürfnis ist bei mir nun sehr stark in den Hintergrund gerutscht. Darüber bin ich natürlich sehr froh, denn Körperkontakt kann man sich selber nur sehr schwer selbst geben und es ist meiner Ansicht nach offensichtlich ein sehr frühes kindliches Bedürfnis, was da am Start war, und mit dem man auch nicht reden kann, denn Babies verstehen einen eben nicht
Ich habe früher auch sehr viele Mass. gebucht, bin ins Thermalbad, in Saunen, auf Mass.....also alles, was das vegetative Nervensystem runterbringt. Heiß Baden hilft, länger warm duschen, Bürstenmassagen und Bewegung.
Du könntest auch mal nach Kuschelparties Ausschau halten.
Zugegeben, in unserer Gesellschaft ist Körperkontakt außerhalb von S. Beziehungen ein sehr rares Gut. Leider.

18.01.2025 18:29 • #62


A


Bleib erstmal länger single und halt dich selber aus!

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M
@Hola15
Zitat von Hola15:
Und was vermutlich auch entscheidend ist: Ich habe (fast erwachsene) Kinder im Haus.

Das hier halte ich ebenfalls für einen total wichtigen Punkt. Ich kann auch verstehen, dass man gerne MAL alleine ist, aber wenn man single ist, muss man sich um jeden einzelnen Kontakt bemühen. Im Grunde sind es künstliche Kontakte, zeitlich limitiert, abgesteckt. Eine ganz andere Nummer. Man muss motiviert dazu sein, entschlossen.
Ich habe leider keine eigene Familie, weder die Ursprungsfamilie ist zuträglich, noch habe ich mir selber eine aufgebaut. Jaja, man kann ja auch fremde als Familie ansehen...natürlich, man kann sich das auch alles so hinreden.
Und ja, ich denke schon, man lebt in der Tiefe das, was man möchte.
Aufgrund des katastrophalen Beispieles meines Elternhauses habe ich mir bereits mit 12 Jahren geschworen niemals zu heiraten - und siehe da: es ist in Erfüllung gegangen! Natürlich ist mir damit auch jegliche Scheidung erspart geblieben.
Zitat von Hola15:
Mit Abnahme der Trennungsschmerzen wurde ich aber immer zufriedener mit dem Single sein. Manchmal denke ich mir vielleicht zu zufrieden. Da müsste schon ein in allen Bereichen Wahnsinns- Typ vor der Tür stehen, damit ich mich erwärmen könnte meine Freiheit zurückzustecken.

Das ist wohl mit zunehmendem Alter und zunehmender Erfahrung/Weisheit immer der Fall. Ich sehe sie leider auch nicht, die vielen tollen Männer, mit denen ich unbedingt zusammensein wollte. Den Männern geht es vielleicht ähnlich.

19.01.2025 21:04 • x 1 #63


M
Zitat von PsychoMantis:
Oh doch mir wurde das früher oft gesagt. Nur war ich da noch nicht in der Lage das alles wirklich zu verstehen.. Die Erkenntnis kommt nicht einfach so, es sind oft Denkanstöße durch Therapien, Achtsamkeit, die bewusste Arbeit mit sich selbst. Es ist für jeden mühsam, nach Hawaii zu kommen

Okay, das ist tröstlich!

19.01.2025 21:06 • #64


M
Zitat von Worrior:
Wie viele Therapien braucht man denn um wieder klar zu kommen. Gefühlt war hier schon jeder in einer Therapie oder ist Dauergast beim Therapeuten. Da sind jahrelange Therapiekarrieren ohne Erfolg oder täusche ich mich da?

wenn du mich früher kennengelernt hättest, würdest du schon von Therapie Erfolg sprechen
Allerdings schreibe ich meine bisherige Entwicklung nicht unbedingt (nur) Therapien zu.
Ich hab auch andere Dinge gemacht und mir angeeignet. Und schließlich habe ich einen Haufen Erfahrungen gesammelt, so dass ich zu sehr sehr vielen Themen mit Innenansicht mitreden kann. Darüberhinaus entwickelt man auch viel Empathie mit viel Erfahrung. Und mein Yogi-Teebeutel meinte, Erfahrungen machen weise

19.01.2025 21:10 • x 2 #65


M
@Alduin
Zitat von Alduin:
Frauenproblem

Ich gehe nicht auf Frauen zu. Wenn man die nicht mit dem Lasso einfängt, passiert da auch nichts...

Mich wundert es eher wie ihr immer gleich wieder jemanden am Start haben könnt.

Diesen (letzten) Satz habe ich schon öfter gehört.
Momentan kann ich auch nicht mehr nachvollziehen, aus welchen Löchern die plötzlich gekrochen sind.
Sie haben sich buchstäblich materialisiert.
Aber ohne Quatsch, ich war manchmal so verzweifelt, dass ich, glaube ich, einen besonders mitfühlenden Schutzengel hatte, der mir die dann besorgt hat. Nach dem Motto: Okay, dieses Mal noch, aber irgendwann musst du da cold-turkey mäßig durch. Und das scheint jetzt zu sein.
Ne, ohne Witz, momentan und seit 5 Monaten geht es nicht (mehr). Es ist auch nicht so, dass ich mir das vorgenommen habe. Es ist einfach so. Gnade oder Fluch. Genau kann ich es nicht sagen. Aber ich vertraue dem Prozess. Und euren weisen Worten.
Zitat von Alduin:
Was gibt es denn da zu steuern?

Wenn du keinen Bock auf Beziehung hast, hast du keinen Bock auf Beziehung. Selbst wenn dir die Typen die Bude einrennen musst du doch erstmal ja sagen, oder wirst du vorher mit der Keule betäubt und in die Höhle geschleppt?

Du meinst, ruhig was anbrennen lassen
Da ich derzeit sowieso spätestens um 22:00 Uhr im Bett liege, schwinden die Gelegenheiten von alleine....

19.01.2025 21:19 • #66


M
Zitat von PsychoMantis:
Ambulant finde ich schwierig. Bei mir waren es drei Monate Tagesklinik und danach drei Jahre ambulant. Therapie dauert, ist nichts für ungeduldige. Außerdem ist es auch sehr viel Eigenarbeit. Therapeuten sind keine Zauberer. Sie können den Weg vorgeben aber gehen muss man ihn selbst.

...und es gibt auch sehr viel schlechte Therapie und wenig hilfreiche Therapeuten....

19.01.2025 21:22 • x 1 #67


M
Zitat von LeTigre:
Nach einer Trennung ist es aus psychologischer Sicht wichtig, sich zunächst Zeit für sich selbst zu nehmen, bevor man in eine neue Beziehung geht. Trennungen bedeuten oft einen emotionalen Verlust, der verarbeitet werden muss. Ähnlich wie bei anderen Verlusterfahrungen durchläuft man dabei verschiedene ...

Danke für die gute Zusammenfassung! Die rahme ich mir!

19.01.2025 21:29 • x 1 #68


M
Zitat von Worrior:
..... und dann braucht man jedesmal wieder eine Therapie?

Nein.
Habe gehört, das Leben sei unglaublich geduldig.
Also damit, einem derart die Knöpfe zu drücken und immer wieder dieselben Themen aufzutischen, so dass man nicht mehr dran vorbeikommt.
Wie oben schon erwähnt: Therapieerfolge sollte man auch nicht überbewerten. Der Hauptbenefit liegt glaube ich darin begründet, dass man sich bewusst Zeit für sich nimmt. Das kann man auch ohne Therapie.

19.01.2025 21:33 • x 3 #69


M
Zitat von Kirschsaft:
ich gebe mich mal zu erkennen als eine, die versucht sich mit OD zu trösten. Ich bin ja noch nicht lange getrennt (ca. 5 Wochen) und wir wohne ja auch noch zusammen (da ich bisher nichts gefunden habe). Ich habe mich relativ schnell wieder beim OD angemeldet, merke dass es mir überhaupt nicht gut tut und kann ...

Du bist bestimmt zu jung, um die ehemalige erste Radio und TV Psychologin Brigitte Lämmle noch zu kennen.
Jedenfalls rief eine junge Frau bei ihr live im TV an und berichtete von einem anonymen Lover, den sie nur zum S. trifft und dass das eine der wenigen Erfahrungen dieser Frau sei. Ich dachte, die wird jetzt bestimmt rund gemacht. Aber die Lämmle meinte: Wenn das der Grad an Nähe ist, den Sie jetzt zulassen können, dann machen Sie das!
Und was die Kompensationsmechanismen gegen überboardenden Schmerz angeht: im besten Fall kann man abwägen, was schlimmer und gesundheitsschädlicher ist und sich dann für das bessere entscheiden. Besser muss nicht gut sein, aber eben besser. Wenn dir die Beschäftigung mit den Bildchen, etwas Geschreibsel und vielleicht mal ein Date helfen, dann nur zu! Ich könnte auch sagen: gebrauche deine Süchte, solange sie noch funktionieren! Bei mir scheinen sie die letzten Jahre mächtig nachzulassen....aber schließlich wollte ich das auch so.

19.01.2025 21:43 • x 1 #70


A
Zitat von Mirandaa:
Du meinst, ruhig was anbrennen lassen

Kann man auch so ausdrücken.

Zitat von Mirandaa:
Wie oben schon erwähnt: Therapieerfolge sollte man auch nicht überbewerten. Der Hauptbenefit liegt glaube ich darin begründet, dass man sich bewusst Zeit für sich nimmt. Das kann man auch ohne Therapie.

Na ja eigentlich gilt man als austherapiert, wenn man die nötigen Werkzeuge bekommen hat um die belastenden Situationen in Zukunft selber managen zu können.
Das ist schon etwas mehr als einfach sich um sich selbst zu kümmern.

Ist aber die Frage was für eine Therapie man macht.

19.01.2025 21:45 • x 1 #71


A
Zitat von Kirschsaft:
Ich hatte leider nie eine lange Beziehung. Diese hier war die intensivste und mit 1 1/2 Jahren die längste (ich bin 31). Ich war also lange und viel allein und alles in mir sträubt sich, dass ich das jetzt wieder bin. Ich will gar nicht allein sein und war es doch irgendwie immer. Vermutlich fällt es mir deshalb so schwer vom OD abzulassen.

Was langfristig aber nicht die Chancen auf eine glückliche Beziehung steigert...

19.01.2025 21:48 • x 1 #72


M
@Blanca
Zitat von Blanca:
Ich muß da gar nichts machen, sondern fühle mich wohl so. Hat vielleicht auch damit zu tun, daß Singles in meiner Jugendzeit noch als gesellschaftliche Leitbilder gefeiert wurden, was freie Persönlichkeitsentfaltung betrifft. Letztere wurde in den 1980ern sehr großgeschrieben. E war eine schöne Zeit, mit viel positivem Lebensgefühl.

Spätestens seit den 1990ern werden Singles hingegen von den Medien mal subtil, teils auch ziemlich offen als defizitäre Wesen präsentiert. Dazu gab es mal eine Studie samt Thread:


Oh, wow, das ist ja interessant! Das werde ich lesen! Ich bin ja sehr interessiert an der allgemeinen Haltung, dem Setzen von Trends....wo man uns hinhaben will. Mir schwirrt auch immer noch der Satz im Kopf, dass die romantische Liebe eine Erfindung des 17. Jahrhunderts sei.
Dass in den 80ern Singles allerdings noch gefeiert wurden, muss an mir in dem Kaff, in dem ich großgeworden bin, wohl vorbeigegangen sein. Oder die Programmierung meiner Eltern hat es wohl überschrieben. Oder was auch immer. Außerdem war mein Hauptüberlebensmechanismus ja das Träumen vom Prinzen, der mich auf seinem weißen Schimmel mitnimmt, weg von allem Leiden...(ich hätte wohl besser mit dem Rauchen anfangen sollen )

19.01.2025 21:52 • #73


Blanca
@Mirandaa
Zitat von Mirandaa:
Das werde ich lesen!

Gern. Der Link zur Studie von Prof. Hradil im Eröffnungsbeitrag des besagten Threads ist mittlerweile veraltet. Daher wurde zuletzt in Beitrag #181 eine andere Url gepostet: singles-vom-leitbild-zum-sozialschmarotzer-t29591-s180.html#p3546890

Zitat von Mirandaa:
Dass in den 80ern Singles allerdings noch gefeiert wurden, muss an mir in dem Kaff, in dem ich großgeworden bin, wohl vorbeigegangen sein.

Inzwischen will kaum noch jemand etwas davon wissen. Dennoch war es so.

19.01.2025 22:07 • x 1 #74


PsychoMantis
Zitat von Mirandaa:
...und es gibt auch sehr viel schlechte Therapie und wenig hilfreiche Therapeuten....

Das auf jeden Fall auch ja! Ich war auch bei einigen vorher die ich mir hätte sparen können

19.01.2025 22:11 • x 1 #75


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