Hallo,
ich schreibe dies, weil ich seit längerem mit folgendem Problem zu kämpfen habe:
Alles fing an als ich IHN vor fast genau zwei Jahren kennenlernte. Beim Sport, den wir beide sehr gerne und oft betreiben und uns deshalb entsprechend oft in unserer Freizeit begegnen.
Seit etwas mehr als drei Monaten glaube ich, mich in ihn verliebt zu haben, Sympathie bestand schon immer. Er neckt mich häufig spaßeshalber und ich gehe auch meist darauf ein, necke ihn zurück, reagiere mit bewusst erkennbar gespieltem beleidigt sein. Wir haben, glaube ich, ungefähr den selben Humor und, wenn es zu einem ausgiebigeren Gespräch kommt habe ich nie das Gefühl einer von uns beiden hätte keinen Spaß.
Ja, WENN es den dazu kommt. Oft ist er im einen Moment abweisend, im nächsten Moment habe ich plötzlich wieder seine volle Aufmerksamkeit. Mal reagiert er selbst auf mehrmaliges Ansprechen nicht, dann belauscht er wieder mein Gespräch mit einer anderen Person und gibt zu allem was ich sage mal mehr, mal weniger ernst gemeinte Kommentare ab, ohne direkt angesprochen worden zu sein.
Typische Situation die mich wahnsinnig macht: Wir fahren zu dritt oder zu fünft nach Hause, auf dem Fahrradweg ist jeweils Platz für 2 Fahrräder . Wenn wir durch Zufall nebeneinander fahren, lässt er sich einfach ohne ein Wort an mich zu richten zurückfallen, oder drängt sich ganz unverschämt zwischen die beiden Personen vor uns. Dann beginnt er mit jemand anderem ein Gespräch, ich bleibe zurück, komme mir gehasst vor. Es ist, als wäre er sauer auf mich, dies aber komplett grundlos.
Typische Situation die mich wahnsinnig macht 2: Den ganzen gemeinsamen Aufenthalt auf der Sportanlage über beachtet er mich nicht, ignoriert mich beinahe. Am Ende kommt wie aus heiterem Himmel wieder von selbst auf mich zu, redet, flirtet mit mir. Ich verstehe Bahnhof.
Was ich damit ausdrücken möchte: Ich weiß nicht woran ich bei ihm bin. Manchmal durchlebe ich stundenlange Zustände des Glücks oder des Kummers, je nach dem wie die letzte Begegnung lief. Dabei bilde ich mir dann entweder ein (was ich für gewöhnlich bemerke, wenn meine Empfindungen langsam wieder alltagstauglich werden), dass er meine Gefühle sicher erwiedert bzw. dass er mich sicher nicht mag, geschweige denn etwas für mich empfindet.
Beispiel für Dinge, die mich negativ denken lassen:
- Er scrollt durch seine Handy-Kontakte, meint er bemerke gerade, dass zwei Drittel seiner Kontakte Mädchen wären. Ich kann zwischendurch immer wieder einen Blick auf seine Chats erhaschen, beinahe ausschließlich Chatpartner weiblicher Natur (obwohl er, so wie ich das bisher durch die Äußerungen anderer Mädchen mitbekommen habe gar nicht so beliebt bei den Damen ist). Ich weiß, es ist nicht unbedingt löblich anderer Leute Privatchats mitzulesen, allerdings versuche ich seit längerem verzweifelt herauszubekommen, ob er eine Freundin hat, traue mich nicht konkret zu fragen und suche noch immer nach Anzeichen.
Nun habe ich dabei das Gefühl, dass ich die einzige weibliche Person in seiner Kontaktliste bin, mit der er nicht regelmäßig Chatnachrichten austauscht. Doch auch was das betrifft, darf ich hier wieder diese Bipolariät, den Wechsel zwischen Zuneigung und Abweisung erfahren: Er schreibt mich so gut wie nie von sich aus an (Übersetzt:du interessierst mich nicht), wenn ich ihn jedoch anschreibe scheint er aufmerksam zu sein antwortet keineswegs einsilbig oder uninteressiert, flirtet hier und da gelegentlich (Übersetzt:ich mag dich und schätze deine persönliche Meinung).
Beispiel für Dinge, die mich positiv denken lassen:
- Wenn er sich mit jemandem unterhält und ich in der Nähe bin und er bemerkt, dass ich zuhöre zucken seine Augen immer wieder ganz kurz zu mir, woraufhin er im nächsten Moment wieder sehr angestrengt das Gesicht seines Gegenübers betrachtet. Zudem lacht er über die meisten Witze die ich mache, selbst wenn sonst keiner lacht, weil der Witz im allgemeinen Wortgefecht untergegangen ist (rede manchmal recht leise, aber er hört es fast immer) oder ganz einfach nicht lustig genug war um darüber zu lachen.
Der Anlass der mein Gefühlschaos letztendlich auf die Spitze getrieben und mich dazu gebracht hat, diesen Text zu verfassen war folgender:
Vom Verein aus findet jedes Jahr ein Wochenendtunier mit Übernachtung für die Jugendmannschaften statt. Nun ist es fast nicht möglich mit Teenagern solche Aktionen zu veranstalten, ohne dass Alk. fliest.
Wir sitzen alle auf Bierbänken und Stühlen, die wir zuvor auf eine Wiese getragen haben beisammen, der Großteil geht den Abend bereits ganz locker mit ein paar B. an. Trotzdem sind alle noch sehr nüchtern, als ungefähr die Hälfte der Anwesenden sich aufmacht, in einen Supermarkt zu gehen und Spezialwünsche zusätzlich zu unserem Grundbestand an mehr oder minder Hochprozentigem zu erfüllen.
Dadurch, dass so viele Leute gegangen sind, haben wir nun eine Bank für uns alleine, ich saß zuvor weit am Rand, da Platzmangel bestand und ich nachgekommen bin. Mit den Worten Hach, ne Bank ganz für uns alleine. legt er sich anschließend der länge nach auf die Bank, Kopf auf meinem Schoß. Allerdings nur kurz. Ab und zu kleine Berührungen an Händen oder Knien.
Lücke (nichts relevantes passiert)
Bin zwischendurch nach Hause gefahren um meine Sachen für die Übernachtung zu holen. Komme zurück, ausgelassene Stimmung unter den Anwesenden, selbst Neuankömmlinge bereits gut angetrunken.
ER kuschelt mit einer anderen aus meiner Mannschaft. Sie wechselt irgendwann den Platz, er versucht vergeblich sie dazu zu bringen bei ihm zu bleiben. Er schon alles andere als Nüchtern, jedoch noch nicht komplett dicht, sie ebenfalls.
Währrend des weiteren Verlauf des Abends hängen die beiden weiterhin aneinander. Schließlich trennen sie sich, gesellen sich zu unterschiedlichen Gruppen, sie hängt bald am Nächsten, dem sie für den Rest des Abends nicht von der Seite weicht. Er begibt sich bald zu den paar Leuten, bei denen auch ich stand, bald Arm in Arm mit einem vergleichsweise nüchternen Mädchen aus meiner Mannschaft, sie und ihre Freundin sichtlich belustigt von seinem Verhalten. Immer noch ist er nicht komplett zugedröhnt. Zwischendurch sucht er Kontakt zu mir, allerdings auf seltsame Art und Weise. Kommt auf mich zu, macht anstalten mich zu umarmen, legt mir dann aber wie als hätte ihn im letzten Moment der Geistesblitz ereilt, das sein zu lassen doch nur die Hände auf die Schultern. Scheint so, als wolle er im einen Moment den Arm um mich legen, dann berührt er mich doch nur mit den Fingerspitzen am Rücken.
Nächste Phase: Er ist jetzt sehr betrunken, aber nichts im Vergleich zu einigen anderen, die damit beschäftigt sind die Wiese mit ihrem Mageninhalt zu dekorieren. Er hängt sich praktisch an mich, zieht mich wahllos in irgendwelche Richtungen, auf der Suche nach irgendwelchen Leuten, die ein oder andere Umarmung muss ich auch über mich ergehen lassen. Später, wieder auf den Bänken, er neben mir, zieht mich ab und zu zu sich, lehnt sich bei mir an, bricht den Körperkontakt aber immer gleich ruckartig ab. Er nervt mich.
Ich war während der ganzen Prozedur von den Personen, die etwas getrunken hatten die Nüchternste. Leicht angetrunken, aber immer noch so klar im Kopf um mich verletzt zu fühlen.
Vielleicht ist es schwer nachzuvollziehen, warum ich die Handlung einer Person im betrunkenen Zustand berücksichtigen möchte. Das würde ich auch nicht tun, hätte ER nicht ein nahezu Identisches Verhaltensmuster mir gegenüber an den Tag gelegt wie im nüchternen Zustand und normalen Umgang. Ich meine seine Sprunghaftigkeit, im einen Moment zugewandt und interessiert an meiner Person, im nächsten Moment abweisend und auf eine bestimmte Art und Weise kühl.
Ich weiß einfach nicht weiter, dieser ständige Wechsel verwirrt mich, macht mich geradezu fertig.
Ein besonders dickes Fell habe ich auch nicht, bin sehr leicht zu verletzen, auch wenn ich nach Aussage meiner Freunde nach außen hin selbstbewusst wirke.
Vielleicht hat jemand eine Idee, was er mit diesem Verhalten bezwecken will?
Ich habe das Gefühl es ist ein Teufelskreis. Je weniger Aufmerksamkeit ich ihm schenke, desto mehr möchte er davon, wenn er welche bekommt scheine ich ihm egal und uninteressant zu sein.
Wüsste eventuell jemand einen Weg diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ihn praktisch durch mein Verhalten dazu zu bringen sich für eine Option zu entscheiden, Zuwendung oder Abweisung?
Oder könnte es sein, dass ich der Grund bin, dass ich mich verwirrend verhalte, weil ich ihm gegenüber unsicher bin?
Ich bin jung und unerfahren, wie jung genau möchte aus Gründen ich nicht verraten, aber das ergibt sich glaube ich ein Stück weit aus dem Text.
Wer in den Zeilen dieses Romans bis zu dieser Stelle gekommen ist, dem möchte ich schon einmal allein fürs lesen danken, denn der hat wahrscheinlich auch verstanden, wie sehr mich diese Situation innerlich zerreißt.
Ich habe praktisch Liebeskummer, ohne mir überhaupt über seine Gefühle für mich im Klaren zu sein.
Wer sich auch noch die Zeit nimmt, mir zu antworten, dem möchte ich schon im Voraus wirklich über alles danken, es bedeutet mir sehr viel, zu wissen, dass es jemanden gibt, der bereit ist sich meiner Teenagerprobleme anzunehmen.
Liebe Grüße,
Nozomi
14.09.2014 18:58 •
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