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Bindungsphobie therapierbar?

J
Hallo,

ich bin neu hier und habe bereits interessiert in den Beiträgen zum Thema Bindungsphobie gelesen. Wie gut ist eine solche Problematik denn überhaupt therapierbar? Gibt es Chancen, dass es besser wird und das Führen einer normalen Beziehung möglich wird? Oder bleibt es immer irgendwie schwierig, trotz Therapie? Wenn es ernsthafte Chancen auf Besserung/Heilung gibt, dann würde ich warten wollen, vielleicht.

Um die Mindestwortzahl zu erfüllen: bla bla bla bla bla bla bla bla

LG
jaw

29.02.2020 23:39 • #1


monchichi_82
Was wichtig zu wissen ist: Beziehungsängste-, phobien verlaufen symptomatisch zu anderen psychischen Erkrankungen. Der Grundstein wird in frühester Kindheit gelegt. Wer ausgeprägte Bindungsängste hat und sich behandeln lassen will, der kann einen Verhaltenstherapeuten aufsuchen mit ungewissen Ausgang. Ich kenne so einen Mann der mit ü30 noch nie eine Beziehung hatte, für den selbst Affären schon zuviel Bindung sind. Es gibt Betroffene die werden ihr Leben lang die Schuld für das eigene Verhalten bei anderen suchen, ihr Leben lang nach dem- oder der Richtigen suchen und zwar so lange bis sich einsam und alleine über ihnen der Sargdeckel schließt. Andere machen Therapie und es kann besser werden, bei wiederum anderen schlagen auch Therapien nicht an.

Ich hätte weder Lust noch die Energie einem solchen Mann/ oder Frau hinterher zu rennen, Gefühle und Zeit investieren für jemanden der sich selbst der größte Feind ist.

29.02.2020 23:52 • x 5 #2


A


Bindungsphobie therapierbar?

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cybergnom
Therapierbar? Vielleicht...
Problem a) der Ausgang ist mehr als ungewiss und kann sich über Jahre ziehen.
Problem b) und das ist das größte Hindernis: der/die Betroffene muss die Tatsache anerkennen und WIRKLICH etwas ändern wollen. Hier scheitert das Vorhaben meistens schon.

Ich kann dir als Geschädigter einer Bindungsängstlerin nur den Rat geben: lauf, lauf so schnell du kannst und such dir jemand ohne diese Probleme. Es wird dich sonst auffressen.

01.03.2020 00:12 • x 4 #3


Nachtlicht
Das hängt wohl sehr von der individuellen Problematik und der tatsächlichen eigenen Bereitschaft und/oder Fähigkeit, an sich selbst effektiv zu arbeiten, ab.

Ich würde sowas aber eher in Jahren messen als in Wochen oder Monaten.

Generell ist es empfehlenswerter, sich nach einem beziehungsfähigen und -geeigneten Partner umzuschauen als sich in etwas zu verbeißen, was von vornherein schon problematisch daherkommt.


Zitat von justawoman:
Um die Mindestwortzahl zu erfüllen: bla bla bla bla bla bla bla bla


Danke fürs Interesse, freue mich auf eure Beiträge - Gern geschehen, keine Ursache

01.03.2020 00:12 • x 6 #4


M
Ich denk, es ist das Wichtigste, zunächst einmal herauszufinden wo die eigenen ( Belastungs-) Grenze liegt. Die Sehnsucht hat einfach so viel Kraft....
Ich weiß nun felsenfest, dass ich mich aus dieser Beziehung auch emotional lösen muss, sonst gehe ich daran wirklich zu Grunde. Hoffnung auf Besserung, ist ( für mich ) kein guter Wegbegleiter in der Situation. Ich möchte Lieben und Geliebtwerden ohne permanente Rückzugshintertürchen. Das hat nichts mit Selbstaufgabe, Fesseln anlegen oder Erdrücken zutun.
Ich weiß, wie Du Dich fühlt !
Mir hat es geholfen mich mit dem Thema Bindubgsangst zu beschäftigen, zu verstehen und dann auch immer klarer in mir zu spüren, dass ich solch eine Jein Beziehung nicht führen kan und möchte.

01.03.2020 08:45 • x 2 #5


J
Vielen Dank für eure Antworten, im Prinzip war mir klar, dass sie so lauten würden. Ich hatte wohl die Hoffnung, dass jemand was anderes schreibt....diese dumme Hoffnung!

Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er an seinen Problemen arbeitet, er ist seit 3,5 Jahren in Therapie deswegen (die er inzwischen sogar aus eigener Tasche bezahlt). Hat auch Fortschritte gemacht, nur ist sein Tempo nicht gerade atemberaubend. Ich kann ihm eigentlich auch nicht vorwerfen, dass er mir falsche Hoffnungen macht, ich bin es, die nicht loslassen, sich nicht abwenden kann.

Wir sind eigentlich nie richtig zusammen gewesen. Nach einem rasanten Start ist die Situation sehr schnell eskaliert, als ich ihn das erste Mal in seinem Haus besuchen wollte (das war sein Wunsch!). Zuvor ist er zwei Mal bei mir gewesen, da war alles in Ordnung. Aber da kam wohl Panik in ihm auf - jemand dringt in seinen sicheren Bereich ein, das war für ihn unerträglich. Er hat sich zurückgezogen, sich entschuldigt, mir von seinen Ängsten vor Verschlungenwerden und völliger Vereinnahmung erzählt. Er hatte gedacht, er sei nach 1,5 Jahren Therapie so weit, aber Fehlanzeige.

Das ist fast 2 Jahre her und ich hoffe immer noch. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ihn nicht haben kann, was mich ihn unbedingt haben lassen möchte. Oder an dem Gefühl, dass es mit uns eigentlich total gut passt (das hat er auch, er hat mir viel später mal gesagt, er hätte gedacht: *beep*, die isses jetzt!, als er mich kennengelernt hat). Oder an der Tatsache, dass er Künstler ist in einem Bereich, in dem ich selber mal größte Ambitionen hatte, so dass er da bei mir eine ungelebte Sehnsucht bedient. Das Ungelebte ist es auch, was mich an dieser ganzen Sache so fertig macht, ebenso wie der Gedanke, wie es sein KÖNNTE, wenn er diese Angst nicht hätte. Vielleicht ist es aber auch ein gewisser Ehrgeiz, diesen scheuen Menschen zähmen zu wollen? Ich würde ihn gerne die Erfahrung machen lassen, dass eine Frau nicht geht, wenn es schwierig wird, dass er vertrauen kann (hinter seiner Angst steckt nämlich AUCH die Angst vorm Verlassenwerden). Aber ich merke eben auch, dass dieses Pendeln zwischen Hoffnung und Enttäuschung mich zermürbt und mir überhaupt nicht gut tut.

Er hat wie gesagt bereits Fortschritte gemacht. Er ist insgesamt aktiver, trifft sich mehr mit Leuten (seine Angst bezieht sich nicht nur auf mich, er hat generell soziale Ängste. Er hat mal zu mir gesagt, Menschen seien für ihn wie grelles Licht, er könne sie immer nur begrenzte Zeit aushalten. Dabei merkt man ihm das aber überhaupt nicht an, er kommt in Gesellschaft total charmant, aufgeschlossen und humorvoll rüber - das ist das Irritierende daran. Ich habe ihn allerdings auch schon zitternd und zuckend vor Angst erlebt, mit Bauchschmerzen und Schweißausbrüchen). Er kommt auch viel schneller aus Tiefs heraus. Das freut mich natürlich, gleichzeitig kränkt es mich irgendwie, wenn er sich mit anderen trifft und mit mir nicht. Mich fragt er zwar manchmal auch, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollen, aber dann wird es um Woche und Woche und Woche verschoben. Bzw. er sagt kurzfristig ab, weil es ihm schlecht geht. Auf der einen Seite bin ich seine engste Vertrauensperson, auf der anderen Seite fehlt ihm offenbar doch noch das Vertrauen, sich mit mir zu treffen. Er zeigt sich eifersüchtig, wenn ich mich mit männlichen Freunden treffe, sagt aber im gleichen Atemzug, dass er ja keinerlei Ansprüche an mich zu stellen hätte. Letzten Sommer habe ich einen anderen Mann kennengelernt und hatte kurz was mit ihm. Habe ihm das auch ehrlich erzählt. Das hat ihm ziemlich zugesetzt, er sagte, er hätte auf Annäherung mit mir gehofft, jetzt gehe das nicht mehr. Er äußert nach wie vor gelegentlich Wünsche wie mit mir zu verreisen, S. haben, stattfinden tut das alles aber nie.

Ich möchte nicht im Konjunktiv leben, wünsche mir eine Beziehung. Oder wenigstens eine Freundschaft. Aber nicht mal das bekommen wir hin. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die ihn toll findet und für etwas Besonderes hält. Es wundert mich manchmal, wie viele Kontakte er hat, dafür, dass er sich oft wochenlang zurückzieht (obwohl er mir auch gesagt hat, dass er Freunde verloren hätte durch sein Rückzugsverhalten). Dieser Mann ist wie eine Dro. für mich...

01.03.2020 12:57 • x 1 #6


monchichi_82
Ich empfehle dir ein Buch: Stefanie Stahl Vom Jein zum Ja, Bindungsängste verstehen und lösen. Ich bin mir sicher du wirst dich darin auch selbst erkennen.
Bei solchen nicht-Beziehungen wird ein Kreislauf in Gang gesetzt der nur einen Ausgang hat, nämlich, dass der derjenige der dem Bindungsängstler hinterher rennt immer das Nachsehen haben wird. Es ist energieraubend und du hast auch nichts davon, ihm nachzulaufen, einem Menschen der mit Bindungen nicht umgehen kann. An der Stelle musst du auch dein eigenes Bindungsverhalten reflektieren. Dafür ist das Buch ein guter Anhaltspunkt. Es gibt viele Geschichten wie deine, einige landen schlussendlich selbst entkräftet und depressiv auf der Therapeutencouch während der Bindungsflüchtling über alle Berge ist.
Das ist in praktisch allen Fällen ein Kampf gegen Windmühlen, eine destruktive, selbstschädigende Verbindung. Er rennt weg und du rennst hinterher und köderst. Warum nicht einen Mann suchen der dir Liebe freiwillig gibt und du es dir nicht erkämpfen und erarbeiten musst?

01.03.2020 13:05 • x 3 #7


J
Kognitiv ist mir das alles klar. Nur emotional bekomme ich es (noch) nicht gelöst... . Danke für den Buchtipp!

01.03.2020 14:05 • #8


D
@ te. Was sind die Gründe für seine Probleme?

03.03.2020 08:15 • #9


J
Traumatische Erfahrungen in der Kindheit. Gewalttätiger Vater, der ihn abgelehnt, die ältere Schwester aber quasi verehrt hat. Er hat sich immer abgestrampelt, um Liebe von seinem Vater zu bekommen, gleichzeitig hat er es sich zur Aufgabe gemacht, seine Mutter vor dem Vater zu schützen. Und kommt aus dieser Rolle nicht heraus. Obwohl sein Vater inzwischen nicht mehr lebt, fühlt er sich immer noch übermäßig verantwortlich für seine Mutter, fährt mit ihr in Urlaub...Er sprach dahingehend sogar mal von Missbrauch durch, musste sich im Urlaub mit ihr auch schon mal übergeben vor Wut darüber. Dabei ist er selbst es ja auch, der nicht loslassen kann. Die sind total verstrickt miteinander.

03.03.2020 10:44 • #10


D
Ist er auch im allgemeinen harmonisch und macht alles damit keine Konflikte entstehen und steht nicht für sich ein ?

03.03.2020 13:19 • #11


J
Ja, das fällt ihm schwer, für sich einzustehen. Bei Konflikten zieht er sich meist zurück, kann aber auch mal unerwartet aggressiv reagieren. Was er überhaupt nicht haben kann, sind Bedürftigkeit und Klagen. Da hat er mich schon des öfteren mit sehr unsensiblen oder gar aggressiven Reaktionen verblüfft, auch wenn er grundsätzlich ziemlich einfühlsam ist.

Es ist mir jetzt gelungen, innerlich etwas auf Abstand zu gehen. Zwar hätte ich ihn wirklich gerne eine andere Erfahrung machen lassen - ich finde es tragisch, dass er durch sein Verhalten seine Erwartungshaltungen zementiert - aber ich muss/darf auch an mich denken.

03.03.2020 20:15 • #12


K
@justawoman
ohje, da läuft es mir kalt den Rücken runter, was Du da schreibst. Kenne das alles!
Du bist in eine Liebessucht geraten! Das bringt das Thema Bindungsangst leider mit sich. Sie ziehen sich ja immer wieder zurück, gehen in die Distanz, On-/Off, lassen nicht die Nähe zu, werfen dir Krümel vor die Füsse. Man wird süchtig nach diesen Krümeln, will mehr davon.
Liest sich vielleicht schräg, aber es ist tatsächlich eine Sucht! Schau mal auf YouTube nach DP Christian Hemschemeier. Der erklärt das ganz gut und noch viel mehr zu diesem Thema.
Um aus dieser Liebessucht erstmal herauszukommen, müsste ein knallharter Cut gemacht werden, no contact. Das fühlt sich wirklich wie ein kalter Entzug an. Ich glaube, anders geht es nicht, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Sich ausschließlich auf sich selbst fokussieren. Aber das ist nur meine Meinung. Gibt es einen sanften Entzug?
Kommuniziert man das mit seinem Gegenüber? Hmmm also ich hab's nicht gemacht und es einfach getan (den Cut), da ich keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen konnte und nur noch mich selbst retten musste, da ich alleine die Verantwortung für mich habe

03.03.2020 22:01 • x 2 #13


D
Ich habe dazu Mal eine Frage die nicht zur te Situation passt aber zum Thema Bindungsangst. Schafft es so eine Person eine Beziehung zu führen mit jemanden die die Person nicht liebt. Weil dann die Ängste nicht vorhanden sind ?

04.03.2020 13:26 • x 1 #14


monchichi_82
Zitat von dämonen:
Schafft es so eine Person eine Beziehung zu führen mit jemanden die die Person nicht liebt. Weil dann die Ängste nicht vorhanden sind ?

Das klappt noch am ehesten - eine Beziehung mit einem Menschen der gar nicht so gut passt denn da kann man sich den Wunsch nach Beziehung erfüllen ohne emotional eine tatsächliche Nähe zuzulassen. Wird aber auch schwierig sobald ein Partner Forderungen nach Nähe und Zweisamkeit stellt und das wird jeder gesunde Mensch.

04.03.2020 13:30 • #15


A


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