Vielen Dank für eure Antworten, im Prinzip war mir klar, dass sie so lauten würden. Ich hatte wohl die Hoffnung, dass jemand was anderes schreibt....diese dumme Hoffnung!
Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er an seinen Problemen arbeitet, er ist seit 3,5 Jahren in Therapie deswegen (die er inzwischen sogar aus eigener Tasche bezahlt). Hat auch Fortschritte gemacht, nur ist sein Tempo nicht gerade atemberaubend. Ich kann ihm eigentlich auch nicht vorwerfen, dass er mir falsche Hoffnungen macht, ich bin es, die nicht loslassen, sich nicht abwenden kann.
Wir sind eigentlich nie richtig zusammen gewesen. Nach einem rasanten Start ist die Situation sehr schnell eskaliert, als ich ihn das erste Mal in seinem Haus besuchen wollte (das war sein Wunsch!). Zuvor ist er zwei Mal bei mir gewesen, da war alles in Ordnung. Aber da kam wohl Panik in ihm auf - jemand dringt in seinen sicheren Bereich ein, das war für ihn unerträglich. Er hat sich zurückgezogen, sich entschuldigt, mir von seinen Ängsten vor Verschlungenwerden und völliger Vereinnahmung erzählt. Er hatte gedacht, er sei nach 1,5 Jahren Therapie so weit, aber Fehlanzeige.
Das ist fast 2 Jahre her und ich hoffe immer noch. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ihn nicht haben kann, was mich ihn unbedingt haben lassen möchte. Oder an dem Gefühl, dass es mit uns eigentlich total gut passt (das hat er auch, er hat mir viel später mal gesagt, er hätte gedacht: *beep*, die isses jetzt!, als er mich kennengelernt hat). Oder an der Tatsache, dass er Künstler ist in einem Bereich, in dem ich selber mal größte Ambitionen hatte, so dass er da bei mir eine ungelebte Sehnsucht bedient. Das Ungelebte ist es auch, was mich an dieser ganzen Sache so fertig macht, ebenso wie der Gedanke, wie es sein KÖNNTE, wenn er diese Angst nicht hätte. Vielleicht ist es aber auch ein gewisser Ehrgeiz, diesen scheuen Menschen zähmen zu wollen? Ich würde ihn gerne die Erfahrung machen lassen, dass eine Frau nicht geht, wenn es schwierig wird, dass er vertrauen kann (hinter seiner Angst steckt nämlich AUCH die Angst vorm Verlassenwerden). Aber ich merke eben auch, dass dieses Pendeln zwischen Hoffnung und Enttäuschung mich zermürbt und mir überhaupt nicht gut tut.
Er hat wie gesagt bereits Fortschritte gemacht. Er ist insgesamt aktiver, trifft sich mehr mit Leuten (seine Angst bezieht sich nicht nur auf mich, er hat generell soziale Ängste. Er hat mal zu mir gesagt, Menschen seien für ihn wie grelles Licht, er könne sie immer nur begrenzte Zeit aushalten. Dabei merkt man ihm das aber überhaupt nicht an, er kommt in Gesellschaft total charmant, aufgeschlossen und humorvoll rüber - das ist das Irritierende daran. Ich habe ihn allerdings auch schon zitternd und zuckend vor Angst erlebt, mit Bauchschmerzen und Schweißausbrüchen). Er kommt auch viel schneller aus Tiefs heraus. Das freut mich natürlich, gleichzeitig kränkt es mich irgendwie, wenn er sich mit anderen trifft und mit mir nicht. Mich fragt er zwar manchmal auch, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollen, aber dann wird es um Woche und Woche und Woche verschoben. Bzw. er sagt kurzfristig ab, weil es ihm schlecht geht. Auf der einen Seite bin ich seine engste Vertrauensperson, auf der anderen Seite fehlt ihm offenbar doch noch das Vertrauen, sich mit mir zu treffen. Er zeigt sich eifersüchtig, wenn ich mich mit männlichen Freunden treffe, sagt aber im gleichen Atemzug, dass er ja keinerlei Ansprüche an mich zu stellen hätte. Letzten Sommer habe ich einen anderen Mann kennengelernt und hatte kurz was mit ihm. Habe ihm das auch ehrlich erzählt. Das hat ihm ziemlich zugesetzt, er sagte, er hätte auf Annäherung mit mir gehofft, jetzt gehe das nicht mehr. Er äußert nach wie vor gelegentlich Wünsche wie mit mir zu verreisen, S. haben, stattfinden tut das alles aber nie.
Ich möchte nicht im Konjunktiv leben, wünsche mir eine Beziehung. Oder wenigstens eine Freundschaft. Aber nicht mal das bekommen wir hin. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die ihn toll findet und für etwas Besonderes hält. Es wundert mich manchmal, wie viele Kontakte er hat, dafür, dass er sich oft wochenlang zurückzieht (obwohl er mir auch gesagt hat, dass er Freunde verloren hätte durch sein Rückzugsverhalten). Dieser Mann ist wie eine Dro. für mich...
01.03.2020 12:57 •
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