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Bindungsangst vs Verlustangst

G
Hallo liebes Forum,

ich hab nun die Trennung verarbeitet und mich wieder auf dem Markt umgeschaut.
Nach ein paar uninteressanten Begegnungen habe ich einen Mann getroffen den ich nach anfänglichem Zögern sehr interessant finde.

Nun zu meinem Problem.
Wir kennen uns seit gut einem Monat. Ich war zunächst skeptisch und relativ reserviert. Er hat oft nach Treffen gefragt und ich habe aber ab und an mal verneint, da ich was anderes vor hatte.

Dann hat er das eingestellt und ich bin dann einen Schritt auf ihn zugegangen. Er meinte er habe darauf gewartet. Getroffen, alles gut. Nun ist es so, das wir das erste mal vor zwei Tagen miteinander geschlafen hatten.
Emotional hat mich das umgekrempelt. Vom skeptischen aus der Ferne betrachten wurde eine leichte Angst das an ihm doch was faul ist und sich nun nicht wieder meldet.

Ich habe mal festgestellt das ich Männer gern auf Abstand halte um nicht verletzt zu werden. Dieses mal habe ich mir vorgenommen mich mal darauf einzulassen. Hat ja toll geklappt… Nun werd ich panisch wenn er stundenlang nicht antwortet.

Das die Kommunikation über mehrere Stunden hingezogen ist, war vorher so und ist einfach nur so geblieben. Nur meine Einstellung hat sich geändert. Irgendwie kommt mein Kopf nicht so recht mit, das es mehr als weglaufen oder hinterher laufen gibt.

Ist jemand von euch schon mal aus so einem Quatsch rausgekommen?
Wie geht man logisch damit um?

19.06.2016 08:51 • #1


Igel35999
Hallo gin,
Es tut mir sehr leid was du durchmachst. Ich habe das früher mal auf eine ähnliche Art durchgemacht, nur das ich mich direkt eingelassen habe und dann kurze Zeit später dann die Panik kam.
Bei mir war es damals so das ich mit vielen Ängsten und Problemen in mir lebte und die habe ich in die Beziehung damals mit reingebracht.
Es scheint so das es in dir noch einiges gibt was bewältigt oder angegangen werden muss.
Hast du mal überlegt mit einer Therapeutin zu reden ob tief in dir noch Ängste vergraben sind?
Hast du mit ihm mal gesprochen und ihn über dein Empfinden aufegklärt und ob ihr vielleicht zusammen was dagegen machen könnt, natürlich nurnunter Voraussetzung das du dir auch sicher bist was du dir von einer Beziehung wünscht, wenn du überhaupt schon eine feste möchtest.
Lg

19.06.2016 09:25 • x 1 #2


A


Bindungsangst vs Verlustangst

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Darsu
Ich glaube das du reserviert und skeptisch warst war eigentlich nur selbst Schutz. Für dich wurden die Gefühle erst richtig bewusst als du mit ihm intim warst. Das macht alles anders wenn man sich der liebe soweit hingibt. Du denkst jetzt bestimmt das es für ihn ne nette Bett Geschichte ist und das er dich einfach warm hält um weitere male mit dir schlafen zu können. Und leider muss ich dir sagen , es kann schon so sein. Ich kenne ihn nicht aber ich höre gerne auf mein Bauch Gefühl. Das solltest du auch tun. Was die Zukunft bringt kann dir niemand sagen. Evtl solltest du jetzt darauf achten wie er sich in der beziehung gibt. Webn du merkst er will immer schnell ins Bett ist was faul. Höre auf dein Bauch den liebe geht durch den Magen.

19.06.2016 09:36 • #3


Luto
Ich stimme Igel größtenteils zu. Verlustängste haben meistens keinen aktuellen Bezug, sondern stammen eher aus der frühesten Kindheit. Ich kann auch nur empfehlen, über Nähe- und Distanzwünsche in einer Beziehung möglichst schnell und möglichst oft zu reden. Wenn da was totgeschwiegen wird, kommt schnell Verdruss auf...

19.06.2016 09:37 • x 1 #4


G
Hallo Igel,

darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich fühle mich derzeit sehr gut aufgestellt.

Ich hab irgendwie eine große Scheu in eine Therapie zu gehen. Entweder hatte ich gerade einen Job, das Studium, heiße Bewerbungsphase oder irgend etwas anderes was mich davon abhält.

Um mich trotzdem weiter zu entwickeln habe ich sehr viel über betreffende Themen gelesen und es sich so einige Dinge passiert. Ich weiß das die Störung des Grundvertrauens in der Tatsache begründet liegt, dass ich als Kind oft geschlagen wurde und meine Vater eines Tages nicht mehr auffindbar war.
Meine Mutter hat sich Männern an den Hals geworfen und jedes mal plötzlich keine eigene Meinung mehr gehabt, selbst in Erziehungsfragen.
Also zwei grundlegende Vertrauensbrüche in der Kindheit/Jugend.

Ich habe es soweit verarbeitet und auch verziehen. Ich kenne die Gründe und es waren auch nur Menschen, mit schlechten Erfahrungen und ohne Bewusstsein über Ventile. Eigentlich fühlt es sich angehakt und gut an.

Kommt man da dann noch weiter?
Ich bin da recht unsicher, ob es noch mehr gibt. Also Vergangenheitsbewältigung ist bei mir eigentlich durch, mir fällt nix mehr ein was offen sein könnte.


Zum Thema mit ihm darüber sprechen. Ich finde das zu früh. Wenn mir jemand solche Sachen nach einen Monat an den Kopf wirft würde ich abweisend reagieren. Wenn ich behaupte ich kann ihm nicht einfach so vertrauen gleich zu Beginn, habe ich das Gefühl ich würde seine moralische Integrität komplett untergraben. Und er ist integer.
Mich haben meine letzten beiden Ex-Partner als Therapeut missbraucht. In die Lage möchte ich ihn nicht bringen.
Der Wunsch nach einer festen Bindung zu ihm besteht, aber ich habe da noch so ein paar Punkte die mir wichtig sind und ich noch nicht von ihm weiß.

Ich gucke mir ja lieber an, als stumpf darüber zu reden Tatsachen sind realer als Worte. ^^

Danke für den Gedankenanstoß, ich weiß jetzt wie weit mein Vertrauen in diese Person ist, durch deine Frage. Noch nicht so sonderlich riesig offenbar.


Hallo Darsu,

ja. Das ist möglich. Ich hatte ihn ein paar Tage nicht gesehen, weil er sein Handy verloren hat. Er war dann bei mir und hat mir seine E-Mail-Adress und seinen Namen zu seinem Facebook-Profil gegeben.

Das erste Wiedersehen, eben das vor zwei Tagen hat sich anders angefühlt. Ich habe ihn irgendwie anders gesehen. Also eigentlich noch vor der körperlichen Nähe.

Mein Bauchgefühl sagt mir das er ein guter Mensch ist, ohne böse Absichten. Aber wenn es sein muss, wird er um seinen Weg zu gehen, vielleicht verletzen müssen. Er ist ziemlich Zielstrebig und dabei unabhängig.


Hallo Luto,

mein Problem ist das mein Grundlegendes Gefühl für angemessene Nähe und Distanz manchmal etwas gestört zu sein scheint.
Von meinem Bewusstsein her finde ich zwei bis drei mal die Woche ein Treffen zu vereinbaren völlig ausreichend.
Ich möchte niemals wieder in Selbstaufgabe enden und auch nur einen meiner freunde vernachlässigen.

Meine Panik will ihn immer bei mir haben, am besten beim Duschen, abwaschen, Einkaufen, Müll runter bringen.

Und ja, das kommt auf jeden Fall aus der Kindheit. ^^

19.06.2016 09:49 • #5


Igel35999
Das was du in deiner Kindheit erlebt hast ist sehr grausam und tut mir leid.
Ob man weiter kommt mit einer Therapie?
Das weiß man nicht. Ich habe eine gemacht und konnte mir nicht vorstellen das da aus meiner Kindheit noch einiges aufzuarbeiten wäre. Habe mich aber darauf eingelassen und war sehr überrascht.
Du hast recht wenn du sagst das man bei jemanden nicht gleich mit Tür in Haus fällt und sagt das sind meine Probleme.
Wie oft habt ihr Kontakt?

19.06.2016 10:02 • #6


G
Das ist lieb das dir das leid tut, aber ich glaube jeder hat so sein Päckchen zu tragen und es ist in Ordnung. Meine Eltern konnten nicht anders, weil sie ihre eigenen Blockaden hatten. Ich weiß das sie eigentlich das Beste für mich wollten und sich nicht anders zu helfen wussten.
Okay war es nicht, aber ich habe das akzeptiert.

Hm… vielleicht sollte ich doch mal gucken. Einfach wird das wahrscheinlich nicht. Wenn dann in Richtung Kognitive Verhaltenstherapie.
Was hast du denn gemacht, wenn ich fragen darf?
War das Vertrauen auch dein Thema und hat es in der Hinsicht geholfen?

Wir haben täglich Kontakt über Nachrichten und sehen uns etwa zwei mal die Woche, je nachdem was ansteht.

Ich hatte jetzt etwas Zeit darüber nachzudenken und habe noch einen Punkt festgestellt.
Der Gute ist in seiner Promotion und ich habe nur einen Bachelor. Ich glaube ich fühl mich irgendwie schlecht(er) neben ihm.

19.06.2016 11:43 • #7


Igel35999
Ich habe beides gemacht, tiefen Psychologie und Verhaltens Psychologie.
Wir haben mit meiner Kindheit angefangen und die positiven Momente genutzt um mein Verhalten im Alltag zu verändern um so meine Ängste zu bekämpfen. Es war etwas befremdlich aber da ich mich darauf einlassen wollte klappte es sehr gut.
Ich hatte zwar auch vertrauensprobleme aber die rührten eher daher das ich mich selber nicht leiden konnte und nicht glauben konnte das mich jemand anderes mag und warum meine damalige Freundin mit mir zusammen war.

Es ist sehr schade das du dich so siehst und glaubst du würdest schlechter da stehen.
Ich kenne solche Gedanken von mir. Aber du hast ein Studium absolviert und das zeigt das du unglaublich viel geleistet hast. Es ist schwer aber du musst an dich glauben!

Ich werde mal raus gehen und etwas spazieren.
bis später. Lg

19.06.2016 12:00 • #8


Luto
Zitat von gin:
mein Problem ist das mein Grundlegendes Gefühl für angemessene Nähe und Distanz manchmal etwas gestört zu sein scheint.

Das habe ich ähnlich, ob es eine Störung ist, weiß ich nicht.
Ich bin absolut kein Glucker-Typ und brauche viel eigenen Raum (nicht unbedingt einfach für einige Partner), und trotzdem brauche ich auch zu jeder Sekunde das Gefühl der Geborgenheit, um den eigenen Raum auch genießen zu können, und klar, wenn dann Unsicherheit oder sowas da ist, bricht alles kaputt, und ich bin dann auch jede Sekunde in Panik ... Das widerspricht sich für mich nicht sonderlich, ist höchstens ein extremer Charakterzug... Auf jeden Fall: Reden, Reden, Reden! Nur wenn man die Gefühle des Anderen kennt, kann man sich emotional annähern, glaube ich.

19.06.2016 14:44 • #9


G
Igel,

ich mag mich auf jeden Fall. Ich finde ich habe schon so einiges geleistet und bin körperlich, sowie charakterlich recht gut dabei. Alles kann ich natürlich auch nicht, aber wer kann das schon?

Momentan habe ich ein Tief, weil ich nach dem Studium nun noch keinen Job habe nach gut 4 Monaten.

Hoffe sehr darauf das dieses Problem temporär ist.


Luto,

ich bin mir nicht sicher ob das so für die Werbungsphase gilt. Soll ich echt schon alles auf den Tisch werfen: Hey, so bin ich? Ich habe ja keine Ahnung ob es bei ihm genauso wäre sobald wir tatsächlich zusammen wären.

Ich glaube ich bin ganz schlecht im realistischen Einschätzen der Situation gerade. Er hat halt kein Handy und kann sich dem entsprechend natürlich nicht mehr so oft melden. Vorher war es anders. (Ah, wenn man vom Teufel spricht… hat er sich gerade gemeldet.)
Meine Sicht ist gerade getrübt. Und ich scheine ne Menge Oxytocin zu bilden. Danke auch. Kein S. vor der Ehe wäre doch mal was. Kleiner Scherz.

Ich glaube vor der Offenbarung was in mir vorgeht habe ich am meisten Angst. Mir haben schon viele gesagt, du wirkst unglaublich mysteriös. Man wüsste nie was in mir vorgeht. Sogar Fremde sprechen mich darauf an. Das finde ich total befremdlich und schätze mich eigentlich gar nicht so ein.

Muss das wohl wirklich lernen… hui...

19.06.2016 17:35 • #10


Igel35999
Das freut mich zu hören das du an dich glaubst.
Das mit dem Job ist natürlich Mist und ich drucke dir die Daumen das du schnell etwas bekommst.

19.06.2016 17:39 • #11


tituli
Hi, ich mache momentan eine analytisch-tiefenpsychologische Therapie, die mir bis jetzt schon ein wenig hilft, mein Verhalten zu verstehen und dann zu ändern. Außerdem füllt es sich gut an, die unausgesprochen Momente herauszulassen und zu verarbeiten, ich kann in jedem Falle nur sagen es zu probieren, verlieren kannst du dabei nur deine Last/Schmerz aus der Vergangenheit...

19.06.2016 17:59 • #12


G
Danke Igel, lieb von dir

ich werde mich auf jeden Fall mal umhören wie es hier so ist mit guten Therapeuten. Ansonsten wird es doch wieder ein gutes Buch ^^

tituli,

das klingt toll.
Unausgesprochenes gibt es bei mir nichts. Es gibt mehrere Menschen wo ich alles was ich hatte auf den Tisch geworfen habe. Aber auch echt alles, jedes Detail was mir noch so unangenehm ist.

Wenn es von Belang wäre könnte ich das mittlerweile wohl auch hier. Aber das sind eigentlich keine Verdächtigen. ^^

Ich bin gerade wirklich total dankbar für dieses Forum, die Perspektive verschiebt sich grad ein wenig von der Hoffnungslosigkeit in die richtige Richtung.

19.06.2016 19:32 • x 1 #13


Igel35999
Ich bin auch sehr dankbar über dieses Forum und froh das ich mich getraut mal noch sowas zu suchen.

19.06.2016 19:43 • #14


G
Igel, darf ich dich fragen warum du eigentlich hier bist? Ein eigenes Thema hast du ja nicht.

19.06.2016 19:48 • #15


A


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