Habe ich zu sehr geklammert? Verlust- & Bindungsangst

Zitat von Coviran:

@Multiversum Grüß dich, leider gibt es keine Neuigkeiten. Bisher habe ich nichts mehr von ihr gehört und ich fürchte das könnte auch so bleiben. Sie ist ein sehr rationaler Mensch, wie vermutlich viele Vermeider.

Wie kommst du darauf, dass (viele) Vermeider rationale Menschen sind? Nur weil sie ihre Gefühle hinter einem hohen Schutzwall verbergen, heißt das nicht, dass sie keine haben.

Auch wenn einige den Begriff Bindungsangst nicht mögen, trifft er es mMn schon ganz gut. Bei Bindungsvermeidern ist es doch so, dass sie negative oder gar traumatische Erfahrungen mit engen Bezugspersonen gemacht haben, meist in ihrer frühen Kindheit. Sich vor erneuten Verletzungen schützen zu wollen, obwohl die heutige Situation eine ganz andere ist, sie erwachsen sind und der Partner es gut mit ihnen meint, ist alles andere als rational. Es geschieht aufgrund einer tiefsitzenden Angst, auch wenn viele Vermeider diese nicht direkt spüren.

Diejenigen, die sich ihrer Problematik bewusst sind, verstehen auch, dass ihre heutige Angst unbegründet ist, und würden ihr dysfunktionales Verhalten liebend gerne abstellen. Leider handelt es sich idR um eine frühkindliche Prägung, die in Beziehungen quasi automatisch abläuft. Als Betroffene(r) muss man sich diese Abläufe ständig bewusst machen und überdies die (Angst-)Reaktionen, die damit einhergehen, auch noch regulieren können. Das ist zuweilen Schwerstarbeit. Wenn dann noch die Liebesgefühle schwinden, weil die Angst überhand nimmt und die Beziehung nur noch als schwer wahrgenommen wird, kann die Trennung zum Befreiungsschlag werden.

Ich weiß nicht, inwieweit du dich da eingelesen hast und auch schon deinen eigenen Bindungsstil beleuchtet hast. Solltest du eher zu einem verlustängstlichen Verhalten tendieren, hättet ihr vermutlich viel on und off. Da schließe ich mich meinen Vorrednerinnen an. Ihr solltet dann beide an eurem Bindungsmuster arbeiten, nicht nur sie.

Sollte sie sich nicht bei dir melden und dir signalisieren, dass sie ihr Bindungsthema aktiv angehen möchte, würde ich sie ziehen lassen. Allein schon, um dich selbst zu schützen. So traurig das auch ist.

Liebe @Funkenline wie schön du es wieder einmal zusammengefasst hast.

Ich bin immer sehr berührt, wenn du zu der Thematik schreibst

@Funkenline
Danke für deinen Beitrag.
Mir geht es nicht darum, dass sich Vermeider aus emotionalen Gründen heraus schützen, weil sie so geprägt wurden und nicht anders können. Ich habe mich in meinem Beitrag auf das anschließende Meldeverhalten bezogen, wenn du nochmal schauen möchtest. Dass die Prägungen, also z.B. Distanz aufbauen, oder klammern, ursächlich für das Verhalten und emotional gesteuert sind, das will ich nicht in Frage stellen. Aber das anschließende Sich nicht mehr melden, das hat schon etwas mit rationalem Verhalten zu tun.

Zitat von Coviran:

@Funkenline Danke für deinen Beitrag. Mir geht es nicht darum, dass sich Vermeider aus emotionalen Gründen heraus schützen, weil sie so geprägt wurden und nicht anders können. Ich habe mich in meinem Beitrag auf das anschließende Meldeverhalten bezogen, wenn du nochmal schauen möchtest. Dass die Prägungen, ...

Dieses Meldeverhalten ist doch aber typisch für Vermeider und höchstwahrscheinlich auf ihre Bindungsangst zurückzuführen. Auch hier wäre wieder die Angst der Treiber und nicht die Ratio.

Nach dieser frischen, aus ihrer Sicht vielleicht bedrohlichen, Beziehungserfahrung ist ihr Bedürfnis nach Abstand momentan größer als ihr Wunsch nach erneuter Nähe. Das könnte sich im Laufe der Zeit eventuell noch ändern und zu der hier bereits thematisierten on- und off-Dynamik führen. Ich war mal mit einem Bindungsphobiker zusammen, wobei ich selbst ein Bindungsthema habe, und kann dir nur sagen, das willst und solltest du dir nicht antun. Spätestens danach ist man(n)/frau reif für die Couch und noch vorsichtiger, was Beziehungen angeht.

Es kann natürlich auch sein, dass sie aus eurer gemeinsamen Zeit mitgenommen hat, dass eine Beziehung für sie nicht funktioniert, ganz unabhängig von dir, und sie sich deshalb nicht mehr meldet. Das mag rational erscheinen, kann aus ihrer Sicht aber auch die pure Resignation sein.

Oder es ist euer unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe und Distanz, das selbst gesunde Beziehungen vor große Herausforderungen stellen kann. Vielleicht passt es dann einfach auch nicht.

Ich weiß, Liebeskummer ist echt mies und dauert vermutlich noch eine ganze Weile an. Aber zerbrech dir wegen ihr bitte nicht den Kopf. Schau auf dich und deine Anteile (sofern du welche erkennst) und versuche nach vorne zu blicken. Ich wünsche dir alles Gute!

@Funkenline
Danke dir für den Beitrag!
Ich würde so gerne einfach abschließen können, doch momentan schaffe ich es noch nicht. Ich vermisse sie schmerzlich und bin erschüttert darüber wie schnell alles endete.

Zitat von Funkenline:

Nach dieser frischen, aus ihrer Sicht vielleicht bedrohlichen, Beziehungserfahrung ist ihr Bedürfnis nach Abstand momentan größer als ihr Wunsch nach erneuter Nähe.

Naja, wir sind jetzt bereits seit 3,5 Wochen getrennt. Letztmalig bestand vor ca. 2 Wochen Kontakt. Ist es da wirklich üblich so lange Abstand zu brauchen, weil man immer noch in der Angst steckt? Das ist aus meiner Sicht sehr schwer vorstellbar.

Ich glaube sie hat für sich sehr viel Frust gespürt, dass die Beziehung nicht funktionierte. Das hat sie jedenfalls zum Ausdruck gebracht und die Thematik BA ist auch in ihrem Kopf schon Thema gewesen.

@Funkenline
Hattet ihr damals eine on/off Geschichte?

Zitat von Coviran:

@Funkenline Hattet ihr damals eine on/off Geschichte?

Ja, allerdings in einer Affärensituation, die noch mal andere/weitere Dynamiken aufweist. Ich habe erst Jahre später die psychologischen Hintergründe unseres dysfunktionalen Verhaltens erkannt.

Diese Erfahrung - Affäre mit jahrelangem on/off und später auch in Beziehung mit diesem Mann - war für mich sehr leidvoll und selbstwertschädigend. Und hat meiner Bindungsfähigkeit, die aufgrund negativer Erfahrungen in der Kindheit ohnehin schon brüchig war, einen weiteren Schaden zugefügt.

Heute weiß ich, dass es damals kein Zufall war, dass wir uns gefunden und angezogen haben. Ich finde es daher sehr wichtig, sich mit den eigenen Themen auseinanderzusetzen.

@Funkenline

Ja, da hast du Recht. Man muss seine Baustellen kennen. Ich habe für mich sehr starke Trennungsängste feststellen müssen. Da muss ich mich dran setzen. Der eigene Selbstwert spielt dabei eine ganz große Rolle. Der ist irgendwo verloren gegangen. Mich beschäftigt eher die Frage, ob sie mich noch liebt und sich meldet als die Frage warum ich mich so wenig liebe.

Kann mal wieder nicht schlafen. Leide seit der Trennung unter fürchterlichen Schlafstörungen. Habe Herzrasen und einen Druck auf der Brust. Ich vermisse sie, sie fehlt mir so wahnsinnig sehr. Ihr Geruch und wie sie mich angesehen hat. Nach der Trennung war das verschwunden. Aber wohin? Bindungsangst, ich hasse dich. In jeder Facette. Meine Verlustangst ist auch für die Tonne. Ich wünschte sie käme zurück. Warum kann das Leben nicht einfach mal unkompliziert sein. Wir haben uns doch beide geliebt.

Zitat von Coviran:

Kann mal wieder nicht schlafen. Leide seit der Trennung unter fürchterlichen Schlafstörungen. Habe Herzrasen und einen Druck auf der Brust. Ich vermisse sie, sie fehlt mir so wahnsinnig sehr. Ihr Geruch und wie sie mich angesehen hat. Nach der Trennung war das verschwunden. Aber wohin? Bindungsangst, ich hasse dich. ...

Das wundert mich gar nicht...ich denke, dass das hier keine normale Trennung ist.

Ich weiß , du möchtest das nicht hören... Trennungen nach Cluster B Beziehungen sind sehr schmerzhaft... vielleicht ist es ja so eine Trennung...

Es tut mir sehr leid, dass du so leidest...ich kann das gut nachvollziehen..

@Multiversum @Vienne

Es fühlt sich wirklich grausam an. Zwischendurch denke ich heute geht es besser und dann haut der Schmerz total rein.

Zitat von Coviran:

@Multiversum @Vienne Es fühlt sich wirklich grausam an. Zwischendurch denke ich heute geht es besser und dann haut der Schmerz total rein.

Ich kenne das ...es wechselt so hin und her...es geht aufwärts....und am nächsten Tag ist es wieder schrecklich....zu realisieren, dass die Sehnsucht da ist, der Schmerz, dass es das nie wieder geben soll, dass es sinnlos ist...und wieder am Abgrund...im Tal der Tränen.

Ich kann dich so gut verstehen...diese Hölle des Schmerzes... einfach nur unerträglich...

Leider müssen wir da durch .. .es bleibt nichts Anderes übrig...

@Coviran
https://starke-gedanken.de/der-wahre-gr...er-lieben/

Lies da mal dich rein...das erklärt einiges... vielleicht hilft es dir, ein bisschen zu verstehen, warum du gar so leidest....