Hallo liebe Mitleidenden,
ich habe mich dazu entschlossen, hier auch meine Geschichte zu erzählen, da ich glaube, dass mich diejenigen am besten verstehen können, die gerade selbst unter Liebeskummer leiden. Außerdem möchte ich meine Freunde nicht ständig volllabern, irgendwann können die mein Jammern wahrscheinlich auch nicht mehr ertragen.
Mein Kummer dauert nun schon etwa vier Monate. Mein damaliger Partner hat sich im Juni von mir zurückgezogen und ich leide seither wie noch nie in meinem Leben. Es ist nicht mein erster Liebeskummer und jeder war unheimlich schmerzhaft, jedoch musste ich leider feststellen, dass Trennungsschmerzen durchaus steigerbar sind:-(. Ich bin ein Mensch für den die Liebe und das Verliebtsein einen ernorm großen Stellenwert im Leben haben, zum einen weil ich durch Erlebnisse in meiner Kindheit unter einer gewissen Verlustangst leide und zum anderen wahrscheinlich, weil ich meinem Leben leider nicht ganz so viel abgewinnen kann. Ich leide seit meiner Erwachsenenzeit immer wieder unter Depressionen und tue mich auch sonst schwer, meine Zeit auf dieser Erde zu genießen. Ich habe zwar durchaus ein paar Hobbys und auch gute Freunde, aber es gibt einfach wenig, was mich tief im Inneren berührt und glücklich macht. Aber jetzt zu meiner Trennungsgeschichte:
Es fällt mir nicht leicht, hier schreiben zu müssen, dass ich nach einer langen Zeit, in der ich massive Essstörungen hatte während einer Depression den Alk. für mich als vermeintlichen Trostspender entdeckte. Es war und ist nie so massiv, dass ich meine Arbeit oder meinen Alltag vernachlässigt habe, aber abends ein paar Bierchen waren für mich nicht selten ein Weg um zu entspannen und mich besser zu fühlen. Ich bin kein unreflektierter Mensch und weiss, dass das absolut der falsche Weg ist und ich bin auch schon seit längerem in einer Therapie, jedoch habe ich immer wieder Einbrüche, auch heute noch. Jedenfalls habe ich meinen Expartner vor ca. 6 Jahren durch einen Freund kennengelernt und es dauerte nicht lange, da haben wir immer wieder Zeit miteinander verbracht, weil bei uns die Chemie einfach von Anfang an stimmte. Nach einem Jahr des Kennens hatten wir dann auch einen Sommer lang eine Romanze, die wir jedoch in beiderseitigem Einverständnis beendeten, weil bei uns beiden die Gefühle nicht für etwas festeres ausreichten. Nach einer Funkstille von ca. einem Monat lud mich mein Freund dann jedoch zu seinem Geburtstag ein, und seither festigte sich unsere Freundschaft so sehr, dass wir bis vor ca. zwei Jahren füreinander die wichtigste Bezugsperson waren. Wir hatten einfach immer ungeheuer viel Spass zusammen, haben echt stundenlang gelacht und gealbert, konnten uns aber auch all unseren Kummer anvertrauen und waren immer füreinander da. Mein Freund wusste, dass ich abends gerne B. trinke und hatte dafür Verständnis weil er in seiner Vergangenheit selbst eine Abhängigkeitserkrankung mit Dro. hatte. Er litt jahrelang darunter und konnte sich aber irgendwann ganz davon lossagen. Er hat mich deshalb auch nie verurteilt, obwohl er manchmal darunter zu leiden hatte, dass ich abends einfach meistens nicht verfügbar war, weil ich lieber alleine sein wollte, um mein B. zu trinken. Unsere Freundschaft war trotzdem wunderschön und sehr innig. Manchmal, wenn wir auf einer Feier beide etwas zuviel getankt hatten, küssten wir uns auch. Im Frühjahr 2012 waren meine Depressionen dann leider so schlimm, dass ich versuchte, mir das Leben zu nehmen. Es gelang mir jedoch nicht und so rief ich meinen Freund an, der mich in die Notaufnahme brachte. Das ganze ging ihm sehr nah aber er war seither noch mehr für mich da, in der darauffolgenden stationären Therapie wie auch der Zeit danach. Ich stabilisierte mich gottseidank wieder und es kam, dass ich mich im Herbst desselben Jahres nach langer Zeit als Single in einen wunderbaren Mann verliebte. Es folgten schöne Wochen, in denen ich meinen neuen Freund auch meinem Freundeskreis vorstellte. Mein bester Freund war ab dort etwas komisch und reagierte ein bisschen eifersüchtig, obwohl ich ihn noch genauso häufig traf wie zuvor. Da mein neuer Freund zu der Zeit beruflich viel um die Ohren hatte aber sowohl ich als auch mein bester Freund über Weihnachten gerne noch einmal in den Süden wollte, beschlossen wir gemeinsam eine Woche in den Urlaub zu fliegen. Mein Freund hatte nichts dagegen und vertraute uns. Es kam dann aber völlig anders als ich erwartet hätte, nachdem ich Anfangs große Sehnsucht nach meinem Freund hatte, wurde der Urlaub so schön, dass mein bester Freund und ich am letzten Abend auf seine Initiative im Bett landeten. Ich war total durcheinander, weil ich trotz meiner Verliebtheit merkte, dass ich für meinen besten Freund mehr empfand als für den anderen. Ich war hin und hergerissen, trennte mich dann aber von meinem Freund, weil ich für meinen besten Freund neben Verliebtheit eben auch tiefe Gefühle von Vertrautheit und angekommen sein hatte. Erst wollte er nicht so richtig fest mit mir zusammen sein, er meinte auch, ich sie ihm sicher wichtiger als er mir, aber er sei auch nicht in mich verliebt. Er änderte jedoch bald seine Meinung und wir wurden ein Paar. Wir waren nie das händchenhaltende ständig knutschende Paar, dafür kannten wir uns wohl schon zu lang, aber wir waren beide happy zusammen. Leider konnte ich während unserer darauffolgenden einjährigen Beziehung die Finger nicht ganz vom B. lassen und hielt meinen Freund oft auf Abstand, was er ja aber von mir schon kannte. Es gab auch manchmal Szenen, wenn ich zuviel getrunken hatte und er hat sicher einiges mit mir mitgemacht. Es gab aber auch viele nüchterne Abende und tagsüber und während unserer Urlaube war der Alk. auch kein Thema. Ich weiß nicht wie unsere Beziehung weitergegangen wäre, hätte mich im Frühjahr diesen Jahres nicht die nächste Depression erwischt, die soweit führte, dass ich keinerlei Gefühle mehr hatte und unsere Beziehung wieder auf die Freundschaftsebene herabfahren musste. Mir ging es so schlecht, dass ich einfach nicht anders konnte. Ich war so hoffnungslos und leer, dass ich gerade noch zur Arbeit gehen konnte und danach nur noch schlafen wollte. Mein Freund hat sich nicht beklagt und stand auch weiterhin zu mir, als es so schlimm wurde, dass ich wieder in eine Klinik musste. In den Monaten dort haben wir weiterhin telefonisch jeden Tag unsere Sorgen und Alltägliches geteilt. Ich muss dazu sagen, dass mein Freund sein Leben auch nicht auf der Reihe hat. Er kann mit Geld nicht umgehen, surft zuviel im Internet, bekommt sein Studium nicht gebacken und arbeitet nur unregelmäßig. Das hat mich oft gestört aber da er so ein wertvoller Mensch ist und ich ihn so liebe hätte ich mich nie deswegen von ihm getrennt. An den Wochenenden, die ich außerhalb der Klinik verbrachte war ich leider oft schlecht drauf und geschlafen haben wir seitdem auch nicht mehr miteinander. Er hat es aber akzeptiert und wir haben leider den Fehler gemacht, nie darüber zu sprechen. Als es mir dann etwas besser ging erwachten bei mir die Gefühle für ihn wieder und da habe ich dann leider die größten Fehler gemacht. Ich wollte nicht akzeptieren, dass mein Freund nun nicht so einfach gleich wieder auf die Partnerebene wollte und habe angefangen, deswegen rum zuzicken. Ihr könnt mich jetzt gerne dafür verurteilen, glaubt mir, ich verurteile mich am meisten. Ich weiß, dass das falsch und fehl am Platz war, aber ich hatte schon immer Schwierigkeiten, mich in Beziehung adäquat zu verhalten. Ich bin ein sehr unsicherer Mensch, der sich immer sofort abgelehnt fühlt und dann meint, es helfe, denn anderen wegzustoßen, bevor der es tut. Ich muss noch dazu sagen, dass ich während des Klinikaufenthalts daran gearbeitet habe, mein schädliches Trinkverhalten abzulegen und das tue ich auch heute noch. Mein Freund fing an, sich zurückzuziehen und damit verstärkte sich meine Panik und trieb mich dazu, noch mehr Fehler zu machen. Als er sich erst mal nicht mehr treffen, nur noch telefonieren wollte sagte ich ihm, dass ich von ihm enttäuscht sei und zickte nochmal so richtig. Für ihn war das Maß in dem Moment voll, als ich behauptete, ich hätte jemanden kennengelernt, da er ja nicht mehr wolle. Ich weiß, dass das ein Riesenfehler war und ich habe mich dafür schon selbst am meisten verdammt. Es gibt nichts in meinem Leben, was ich lieber rückgängig machen würde als mein Verhalten von damals. Es hat mir den größten Kummer meines bisherigen Lebens eingebracht und ich bereue es unwahrscheinlich, kann es aber nicht mehr ungeschehen machen. Er schrieb mir daraufhin einen Brief, indem er mir sagte, dass er sich von Anfang an in unserer Beziehung immer bis zu einem gewissen Punkt von mir und meinem Lebenspessimismus abgrenzen musste und ihm das auch immer gelungen war. Als ich ihm aber sagte, wie enttäuscht ich wäre und dann auch noch als ich behauptete, es gäbe einen anderen war es ihm einfach zuviel. Danach zog er sich komplett zurück. Ich habe mich zwischenzeitlich bei ihm entschuldigt und auch das mit dem imaginären Bekannten aufgeklärt, aber er blieb über Wochen zurückhaltend und gab mir zu verstehen, dass wir kein Paar mehr sind. Ich habe ihn dann nicht bedrängt, weil ich ja wusste, dass ich alles falsch gemacht habe, ihm aber signalisiert, dass ich unsere Partnerschaft noch immer will. Er hat in diesen Wochen auch nie gesagt, dass er den Kontakt für immer abbrechen will und wir haben auch unsere Sachen nicht ausgetauscht. Er wollte es nicht, so als sei er sich nicht im Klaren, ob er unserer Beziehung oder auch nur unserer Freundschaft noch eine Chance geben will. Seither leide ich wie nie in meinem Leben. Ich wusste aber von Anfang an, dass ich seinen Wunsch nach Rückzug respektieren muss. So ging es viele Wochen ohne Kontakt bis ich den Vorschlag machte, mal wieder zusammen spazieren zu gehen. Er ging tatsächlich darauf ein und so waren wir am Sonntag vor vier Wochen seit längerem mal wieder gemeinsam unterwegs. Es war wie früher und wir redeten über dieses und jenes. Es war total vertraut, als wären wir nicht wochenlang getrennt gewesen. Es war aber auch nicht zu überhören, dass er mir gegenüber einen leichten Groll hegt, der sicher daher stammt, dass ich ihn in diesem Jahr einfach verletzt habe, indem ich mich total zurückzog und dann auch noch rum zickte, als er nicht sofort Gewehr zu Fuß stand. Der anschließende Abschied brach mir schier das Herz, weil ich wusste, dass er sich jetzt wieder wochenlang nicht meldet und dass es kein UNS mehr gibt. Ich hatte an dem Abend einen Bier-Rückfall und beschloss, mir das kein zweites Mal anzutun. Als er jetzt letzte Woche wieder mehr Kontakt suchte wusste ich nicht, ob er unsere Freundschaft wiederaufnehmen möchte oder ob es nur um die formellen Dinge ging, die gerade zu regeln waren. Da er kein eigenes Konto mehr hat hatte er eine größere Überweisung einfach wie früher auf mein Konto laufen lassen. Wir telefonierten deswegen und er meinte, dass eine gemeinsame Freundin von uns Geburtstag feiern würde und wir da ja zusammen hin könnten. Es war aber noch nichts festes ausgemacht. Ich freute mich trotzdem total, weil ich so hoffte, dass wir zumindest unsere bisherige Freundschaft wieder aufnehmen könnten. Er fehlt mir so in meinem Leben, es ist als hätte meine Familie mich verstoßen. So blieb jedoch erst einmal die Frage nach der Geldübergabe und er meinte, er würde auf eine halbe Stunde zu mir kommen. Da war ich dann hellhörig, weil ich dachte, wenn es jetzt nur um das Geld geht dann möchte ich ihn nicht sehen. Es hat mir beim letzten Treffen echt schier das Herz rausgerissen und das wollte ich nicht nochmal durchmachen. Das sagte ich ihm auch und dass ich mich freuen würde, wenn er sich auch so wieder mit mir treffen würde, aber das Geld würde ich ihm lieber in den Briefkasten einwerfen. Er wurde daraufhin gleich wütend und meinte, ich solle mich nicht so anstellen und dass es so wie früher sowieso nicht mehr werden würde. Dann stritten wir richtig und dabei kam zum ersten Mal zur Sprache wie enttäuscht er über mein Verhalten war. Bisher konnte ich das immer nur vermuten, da er nie darüber sprach. Er meinte auch er habe aus der Distanz noch einmal erkannt, was er während unserer Beziehung alles mitmachen musste und dass ich eine egoistische kleine Prinzessin sei, die jetzt nur wütend wäre, weil sie zum ersten Mal nicht das bekommt was sie will. Es war schlimm und ich konnte leider nicht anders als wieder rum zicken und sagen dass ich nie wieder etwas mit ihm zu tun haben will. Ich legte dann auf und war nicht mehr erreichbar. Das Geld warf ich am nächsten Tag in seinen Briefkasten, ohne - wie verabredet - noch eine Summe davon abzuziehen, die er mir seit einem halben Jahr schuldet. Es gingen daraufhin ein paar mehr oder weniger böse SMS hin- und her. Ich war dabei leider nicht ganz nüchtern, weil ich es in der Situation einfach nicht schaffte, die Finger vom B. zu lassen. Ich schrieb eine Menge dummes Zeug, jedoch nichts bösartiges oder so. Ihn ärgert die Tatsache, dass ich ihm das Geld in den Briefkasten war und die Angelegenheit nicht wie Erwachsene regeln konnte. Wieder der Vorwurf, ich sei ein unreifes Kind etc.. Am nächsten Tag tat mir das Ganze so leid und ich bereue, dass ich nicht in der Lage war, ihn einfach zu treffen. Ich habe uns so die Chance genommen, langsam wieder in einen normalen Kontakt zu kommen und uns evtl. wieder anzunähern. Er hat Freunden gegenüber ja immer gesagt, es wäre sein Wunsch, unsere Freundschaft wieder aufzunehmen. Aber ich konnte es einfach nicht, ich hatte zu viel Angst, dass mein Herz wieder bricht, wenn es bei diesem einen Treffen geblieben wäre. Ich schrieb ihm den Tag darauf, dass ich nicht nüchtern war und jetzt bereute, dass wir die Geldsache nicht direkt klären konnten aber dass ich momentan einfach nicht in der Lage bin, ihm ohne übertriebene Emotion zu begegnen. Obwohl es das letzte ist was ich möchte schrieb ich, dass wir wohl besser ein paar Monate ins Land gehen lassen sollten, damit ich mit der Trennung klar kommen kann. Vielleicht wäre dann auch wieder unsere Freundschaft möglich. Es tut so weh, ich weiß, dass ich selbst die meiste Schuld trage, aber glaubt mir, ich zahle einen hohen Preis. Seit Tagen spüre ich den Kummer sogar körperlich, ich habe Herzschmerzen und bin total hoffnungslos und verzweifelt. Ich habe noch nie einen derartigen Schmerz verspürt als der Verlust dieses Menschen, der mir der Wichtigste in meinem Leben war. Ich weiß, dass es vielleicht nie mehr ein Zurück gibt und wenn ja, dann nur, wenn ich an mir und meinem Verhalten arbeiten werde. Einer Freundin gegenüber hat er jetzt gesagt, es wäre ihm einfach alles zuviel mit mir geworden. Er habe mich noch lieb, aber es ginge ihm ohne mich besser. Er würde mich zwar vermissen, und auch für die Zukunft nichts ausschließen, aber es ginge einfach nicht mehr. Ich weiß, dass er recht hat und dass wir wenn dann nur eine Chance haben, wenn die Emotionen nicht mehr ganz so hoch kochen aber ich habe totale Angst vor der Zukunft und dass es diese Freundschaft nie mehr geben wird. Es tut so weh, vor allem auch, weil ich selber Schuld habe. Ich werde auch weiterhin an mir und meinen Problemen arbeiten und glaubt mir, so entschlossen, mein Leben auf die Reihe zu bekommen und dem Alk. ganz abzuschwören, war ich noch nie.
So, das war jetzt ewig lange. Ich weiß nicht, ob jemand Lust und Muse hat, sich mein Geschreibsel bis zum Schluss durchzulesen, aber falls doch würde ich mich über eine Rückmeldung freuen. Es würde mich einfach interessieren, was ihr darüber denkt und ob ihr vielleicht ähnliches durchzumachen habt.
15.10.2014 20:44 •
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