Zitat von soulsis:Vielen Dank für eure Antworten!
Ich finde mein Leben sehr lebenswert und würde mein Glück rational betrachtet auch nicht davon abhängig machen. Aber wie ihr erkannt habt, fällt mir das auf der Gefühlsebene doch irgendwie schwer, weil eben alles passt außer mein Beziehungsstatus.
Und ich weiß einfach nicht ganz, wie ich mir das alles was ihr geschrieben habt, wirklich bewusst machen soll oder was ich mit meinen Ängsten anfange...
Das kann typisch für Gefühlsmenschen sein. . . diese emotionale Kiste vs. rationales Denken. Wenn es dann noch gepaart ist mit einem schwarz/weiss denken. . . es ist eine Herausforderung. Ich frage mich gerade, ob du tendenziell auch im Perfektionismus unterwegs bist. Entweder ist alles top, oder bei einer (eigentlichen) Kleinigkeit halt flopp, ein dazwischen gibt es dann schlicht nicht.
Eventuell kannst du dich mit meine Gedanken machen meine Emotionen anfreunden bzw. Du könntest versuchen zu verstehen, dass deine Emotion nicht die in Stein geneisselte Wahrheit ist.
Als Beispiel :
Letzten Ende ist es doch so, dass man eigene Erwartungen hat. Wenn die nicht erfüllt werden, kommt eine Unzufriedenheit und damit verbunden Emotionen, die man nicht unbedingt als positiv bewerten wird. Der Teufelskreis hat begonnen. So aus der Erfahrung neigen Gefühlsmenschen nämlich dazu, die Emotionen dann sehr gut fühlen zu können. Diese sollen wieder gut werden und man beginnt im eher blinden Aktionismus zu handeln. Es soll sich alles wieder gut anfühlen. Das Handeln könnte zum Beispiel sein, dass man emotionale Gespräche zelebriert, in der Hoffnung, Aussagen oder Antworten zu bekommen, damit der eigene Seelenfrieden sich einstellt.
Was daran nun nicht stimmt!?
Alles OK
Allerdings neigen auch wieder die Gefühlsmenschen dazu, vom Fühlen direkt ins Handeln zu rutschen, OHNE das Hirn (=Denken) dazwischen zu schalten. Man kann vielleicht sogar gar nicht den Kopf dazwischen schalten, weil dieser schlicht dicht macht.
Für mich eine Lösung :
Gefühle schlicht ausblenden und das Ganze ganz rational überdenken, ruhig Nächte darüber schlafen. Dem Kopf die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild zu machen.
Fur dich könnte es ein Ansatz sein, zu schauen warum du die Ängste hast. Antworten (die dir sicherlich auf der Zunge liegen) wie:
- weil er mich betrogen hat
- weil meine Eltern sich nicht um mich gekümmert haben
- weil meine beste Freundin mich belogen hat
ect.
sind dabei absolut TABU!
Das hat NIX mit dir zu tun, denn damit sucht man Antworten im Gegenüber und nicht in sich selbst. Und weniger effektiv übergibt man die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden damit ab.
Fußnote : ich spreche von alltäglichen, lebenstypischen Situationen. Nicht von kriminellen Handlungen oder körperlichen Misshandlungen ect. Das ist eine andere Liga!
Ich hatte zum Beispiel eine fiese Verlustangst. Ich habe mich wegen dieser Angst derart in die Ecke treiben lassen, dass ich mich selbst dabei aufgegeben habe, nur um diese Angst im Zaum zu halten (zu kontrollieren).
Ja, einer meiner ersten Antworten war: einen großen Anteil daran hat meine Erziehung, weil Mama dieses und jenes gemacht hat. Das ist aber nur ein Ansatz, meinetwegen auch das Problem. Die Lösung liegt jedoch IN DIESEM Problem, denn das Problem selbst ist keine Lösung.
Ich habe dann geschaut:
Wie äußert sich diese Angst?
Welche Erfahrungen waren es?
Und wie hat mich das geprägt?
Was müsste sein, damit die Angst geht?
Und auch hierbei gilt, Antworten die mein Gegenüber betreffen sind tabu. Denn auf das Verhalten dieser Menschen habe ich keine wirklichen Einfluß.
Meine Angst äußerte sich darin, dass ich extremsten Probleme hatte andere Menschen auch nur im Ansatz an mich heran zu lassen. Damit war die Fremdwahrnehnung :taffe Frau, die kommt alleine klar oder man hatte eher enormen Respekt vor mir. Ich sprach ja mit niemanden über mich, keiner wusste wie es in mir aussieht. Für andere kann das bedeuten : der geht es gut, die hat keine Probleme. Teilweise wirkte ich dadurch auch arrogant (so wurde mir das erzählt). Entsprechend kollidierte das mit meinem Wunsch Freunde zu haben, Hilfe zu bekommen ect.. Teilweise fragte ich mich auch: warum sieht keiner wie schlecht es mir geht!? Nicht effektiv, denn die anderen könnten nichts dafür. Mund aufmachen wäre die Devise gewesen.
Meine Erfahrungen bzw. was mich da geprägt hat, sind irrelevant. Jeder hat derartige Erfahrungen gemacht.
Interessanter und damit auch die wirkliche Arbeit mit mir selbst ist, dass ich schauen könnte was ICH ändern müsste. Bei mir! Nicht bei den anderen.
Antworten waren:
- Grenzen aufzeigen und dafür sorgen, dass ich eingehalten werden (nicht nur, dass andere sie einhalten, sondern besonders ich selbst)
- mich anderen öffnen
- meine ganz persönliche Erwartungshaltung ändern
. . . denn, nur weil ICH die Erwartung hatte, dass man in einer Beziehung zum Beispiel ehrlich ist, kann ich nicht davon ausgehen, dass mein Gegenüber es auch so sieht und vorallem auch lebt! Und das gilt für alle Erwartungen. Mit anderen Worten : lockerer mit meinem Gegenüber umgehen, mehr Toleranz und Akzeptanz.
Meine höchsten Werte sind meine Werte, nicht die von meinem Gegenüber.
Dann holte ich mir die Wortanalyse dazu. In dem Wort Erwartungen steckt für mich das Wort Warten. Warten auf was!? Das sich andere ändern!? Das andere endlich mich sehen!? Das andere erkennen, dass es mir nicht gut geht!? Da würde mir bewusst, dass nur ich selbst für mich sorgen kann. Und auch nur ich selbst mich entwickeln kann, damit meine Verlustangst zu einem minimum sich zurück zieht.
Alle Antworten in den Pott geschmissen und ich habe mein Rezept gehabt. Warum?
Weil ich so schauen konnte, warum ich so oder so reagiert, was hat situation x in mir ausgelöst, was stand mir im Weg um eine bessere innere Haltung zu haben?. . .
Ich habe mich dadurch ganz neu kennengelernt, habe gesehen, dass ich mir verzeihen sollte, dass ich viel mehr Verständnis für mich brauche.
Dein angesprochenes Bewusst werden könnte eine Kombination aus Kopf (rationales Denken), Analysieren und Anpassen deiner Werte sein. Alles aus der Position der besten Freundin, die du dir selbst sein kannst und mit einer Menge an Verzeihen. Auch den Menschen, die dir weniger schöne Erfahrungen gebracht haben. Nicht weil sie es verdient haben, sondern weil du es selbst verdienst.
Langer Text
Liebe Grüße
Kerstin
P. S.
Zitat:weil eben alles passt außer mein Beziehungsstatus.
Schon einmal darüber nachgedacht, dass alles passt, gerade weil dein BZ-Status so ist wie er ist?
Wie sagt man so schön?
Schaue auf das was du hast, nicht auf das was du nicht hast. Und wenn es nicht anders geht: schaue dann zumindest was genau dir fehlt, um es zu bekommen und arbeite daran.