Hallo.
Ich kann dir LEIDER zu deiner Frage in vielerlei Hinsicht Antworten geben, bzw. dir erzählen, wie es sich anfühlt, mit einem Mann zusammen zu leben, der spielsüchtig ist.
Wie es sich anfühlt, mit so einem Menschen, der das Vertrauen völlig schonungslos missbraucht, und eiskalt über deine Emotionen und Tränen hinweg sieht, zusammen zu leben, und sich eine Zukunft aufbauen zu wollen.
Bevor ich jetzt aber hier anfange, möchte ich dir noch folgendes mit auf den Weg geben.
Ich habe leider keine guten Worte für dich, bzw. Worte, die du vielleicht gerne hören würdest.
Denn ich kann dir nur aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass es wirklich nicht funktioniert.
Du wirst einfach an deine Grenzen stoßen. Du wirst völlig ausgelaugt sein, du wirst dich schlecht fühlen, ja, du wirst ein anderer Mensch dadurch.
Denn diese Vertrauensbrüche werden immer wieder dazu beitragen, dass du dich fühlst als wenn dich jemand auf den Boden wirft.
Bei uns war es z.b. so, dass ich zu Anfang natürlich gar nichts davon wusste. Ich finde gerade die Spielsucht, ist eine sehr, sehr fiese Sucht, denn sie ist nicht fest auszumachen. Dass heißt, du kannst sie nicht riechen, wie bei einem Alk. z.b., der eine Fahne hat.
Du kannst sie nicht aufgrund eines Bewusstseinszustandes festmachen, wie bei Dro., da derjenige ja weder neben der Spur, noch aufgedreht wirkt.
Es ist also insgesamt immer wieder eine Frage, du dir eigentlich aufs Neue stellen musst.
Bin ich bereit, dieses noch mitzutragen, bin ich bereit, das mein Leben lang mitzumachen?
Bin ich bereit zu wissen, dass immer Geld fehlen wird, dass ich immer diese Lügen ertragen muss, dass es immer irgendeinen Weg geben wird, den der Süchtige sich ebnen wird, um ans Ziel zu gelangen.
Und noch schlimmer finde ich es eigentlich, wenn es dann auch noch in dieser Partnerschaft Kinder gibt.
Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass sich immer gewisse Abläufe wiederholten, wenn es darum ging zum Letzten zur Bank zu gehen, um Geld abzuheben.
Wir haben immer getrennte Konten gehabt, und dieses hat er sich natürlich auch nie nehmen lassen. Wobei ich es auch selbst für mich persönlich besser fand, weil es mir ein Stück meiner Unabhängigkeit gewährte.
Es ging dann immer so los, dass er meistens schon sehr früh zur Bank ging, um das Geld abzuheben.
Das war dann meistens zwischen 6 Uhr und 7 Uhr morgens, denn so konnte er sich ja auch sicher sein, dass ihm niemand folgen würde, und er das ganze unbeobachtet durch ziehen konnte.
Das klappte natürlich nicht immer, wenn er z.b. in der Zeit arbeiten musste, oder aber das Geld erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Konto gebucht war. Aber auch dann, folgte unabhängig von der Uhrzeit, folgendes Verhaltensmuster:
In dieser Zeit wo er dann wahrscheinlich in der Spielothek war, war er nie zu erreichen. Er ging nie an sein Handy, egal ob ich ihm SMS, WhatsApp oder sonstige Nachrichten zukommen ließ. Auch Anrufe wurden einfach ignoriert. Am Ende kamen dann immer so Ausreden wie: er habe sein Handy auf lautlos gehabt und hätte es nicht gehört, oder er war in einer zu lauten Umgebung und hätte nichts mitbekommen. Im Prinzip war es immer das Gleiche am Monatsanfang.
Ich saß zu Hause wie eine Dumme, mit unserer kleinen Tochter, und habe gewartet, gewartet und gewartet, bis zu 2 Stunden und mehr.
Wenn es wirklich so lange dauerte, dass dann die Grenze von 3 Stunden überschritten wurde, rief ich manchmal sogar in den örtlichen Krankenhäusern an, und erkundigte mich ob jemand mit seinem Namen dort eingeliefert worden sei.
Ich war so am Ende, ich habe mir wirklich sehr große Sorgen um ihn gemacht, denn er sagte natürlich nie etwas von seinem Vorhaben. Wenn er ging, dann sagte er meistens nur, dass es ja nicht lange dauern würde, und dass er eventuell noch zum Friseur gehen möchte oder sonst was.
Als ich dann irgendwann alles wusste, war mir natürlich auch einiges klar.
Aber dennoch änderte sich nicht wesentlich viel an dem Ganzen.
Diese Tage im Monat an denen es Geld gab, waren ja eigentlich ein Grund zur Freude, aber gleichzeitig waren sie auch die traurigsten Tage für mich im Monat.
Was aber für mich das absolut Schlimmste war, wenn er mein Vertrauen in der Hinsicht missbrauchte.
Wenn er es dann mal wieder übertrieben hatte, was die Summe anging, die er dort vergeudet hatte, war er danach selbst oftmals fertig.
Er hatte es aber wahrscheinlich sowieso nur geschauspielert, da er ja auch wusste, wie ich reagieren würde. Und dann war er sehr bemüht, wollte, dass ich unbedingt seine Bankkarte an mich nehme.
Er sagte dann sehr oft, ich sei doch die einzige, die ihm in der Hinsicht helfen könnte. Aber wenn ich ihm dann Vorschläge machte, er solle sich professionelle Hilfe suchen, und so weiter, lehnte er es ab. Im Prinzip war es ja eigentlich so. Er wollte ja gar nicht damit aufhören.
Er hat nur dieses Schauspiel vor mir abgezogen, damit ich nicht selbst stinke-sauer würde, oder aber auch daran zerbrechen würde.
Der Witz aber daran war, dass er dann meistens, (und das war immer so) ein bis zwei Tage vorher seine Karte haben wollte.
Wenn ich ihn dann fragte, warum er die Karte zurück haben möchte, da wir doch eine feste Vereinbarung gehabt hätten, und es schließlich in meinen Augen auch ziemlich wichtig sei, dass wir zusammen zur Bank gehen würden, und das Geld abheben, antwortete er:
Ach Quatsch, ich habe keinen Drang in die Spielothek zu gehen.
Es fühlt sich einfach nicht mehr so an. Du brauchst Dir wirklich keine Gedanken machen, Schatz.
Alles ist gut, ich habe absolut kein Bedürfnis mehr danach. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das so ist, dieses Mal fühlt es sich wirklich anders an.
Wie du dir sicher denken kannst, war dieses Gefühl aber nicht anders.
Es war lediglich eine Ausrede, damit ich ihm die Karte zurückgeben würde. Ich finde es schon erstaunlich, mit welchem Druck und welcher Vehemenz dahinter er immer wieder diese Sache durchgezogen hat.
Und ich glaube schon, das es wirklich eine sehr schlimme Art von Sucht ist. Auch natürlich für den Betroffenen selbst.
Ich denke du hast ja jetzt genug gelesen, wie es sich eigentlich für mich anfühlt mit einem Menschen zusammenzuleben, der dieses Problem hat.
Ich weiß nicht, was Du daraus für dich ziehen kannst oder wirst.
Aber ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du die Wahrheit erkennst. Dass du immer wieder merkst, dass es sich einfach nicht lohnt, mit solchen Menschen zusammen zu leben, solange sie nicht wirklich und ernsthaft die feste Einsicht haben, ihre Sucht aufzugeben und gegen etwas Besseres einzutauschen.
Als letztes möchte ich dir noch gerne einen Vorfall erzählen, und dieser Vorfall war für mich einfach so niederschmetternd, und hat mich auch zum ersten Mal zu 100% wach werden lassen, nämlich nicht nur was diese Sucht betrifft, sondern auch wie er mich ansonsten gesehen hat, was er von mir hielt, und wie viel ich eigentlich wert war für ihn.
Er ging zu der Zeit regelmäßig zur Blutspende.
Wir hatten uns an dem Tag dort am Spendezentrum verabredet, weil er einen Termin zur Spende hatte, und ich musste irgendwie noch mit der Kleinen zum Arzt, ich meine, wir hatten einen Termin zur Impfung. Jedenfalls war es dann so, dass ich ihn, als ich mit der Kleinen im Bus saß, zwei mal versuchte, über sein Handy zu erreichen.
Aber er ging nicht dran. Mir klingelten schon da alle Alarmglocken, aber da ich wirklich dieses Mal der festen Überzeugung war, dass er zu Blutspende ist, hatte ich mir erstmal nichts daraus gemacht.
Denn immerhin wäre das ja schier unmöglich gewesen, er kann ja nicht gleichzeitig zu Blutspende gehen und gleichzeitig in der Spielothek sein. Also war dieser Gedanke für mich kein Thema mehr.
Wir hatten eine ungefähre Uhrzeit von ca. 11 Uhr zum Treffen ausgemacht. Er konnte ja nie genau sagen, wie das ganze lief, und wann er wirklich fertig sei. deshalb rief er dann meistens noch vorher an, um mir rechtzeitig Bescheid zu geben,wann er fertig ist.
Ich war dieses Mal irgendwie etwas früher dran als geplant,alles ging insgesamt etwas schneller.
So bekam ich auch einen Bus früher mit. Und anstatt gegen 11 Uhr war ich schon gegen 10:40 Uhr vor dem Blutspendezentrum.
Da es an dem Tag wirklich kein schönes Wetter war, beschloss ich dann schon mal mit der Kleinen nach oben ins Zentrum zu gehen, was sollte ich denn da draußen mit ihr so lange in der Kälte auch warten. Als ich das Blutspendezentrum dann betrat, verschaffte ich mir erstmal einen groben Überblick, konnte aber meinen Ex-Freund nirgendswo sehen.
Ich ging zu einer der Mitarbeiterinnen, um mich nach ihm zu erkundigen.
Und dann wurde die traurige Gewissheit zu Wahrheit.
Mein Freund hatte mich schonungslos belogen. Er hatte an diesem Tag nie einen Termin für die Blutspende gehabt. Das Witzige war, kurz nachdem ich diese Info bekam, schickte er mir eine Nachricht über WhatsApp, dass er noch ca. 10 Minuten bräuchte, und dann fertig sei und nach unten käme.
Ich wusste gar nicht mehr, was ich denken sollte, ich hatte Tränen der Wut in den Augen, ich fühlte mich so widerlich klein, ich wusste nicht, warum er mir so etwas antat.
Er war immer so widerlich bei dem Ganzen, er war eiskalt, und es gab anscheinend nichts anderes für ihn, als seine Sucht weiter zu leben, und weiter auszuüben ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich konnte mich aber Gott sei Dank in diesem Fall noch sehr gut unter Kontrolle halten, und reagierte erstmal ganz normal auf seine Nachricht. Ich sagte ihm, dass es okay sei, und dass ich dann auch unten warten würde, bzw. dorthin käme.
Natürlich war ich ja schon dort, und dann sah ich ihn schon von weitem, aus einer völlig anderen Richtung kommen.
Leider sah er mich dann viel zu spät, um seinen Plan zu vollenden.
Er guckte mich total entgeistert an, wie ich dort auf der gegenüberliegenden Seite stand, und dann kam das Unglaublichste, was ich jemals in meinem Leben erlebt habe.
Wir standen also dort. Ich stand wie ein kleines, trauriges Mädchen vor ihm, mit dem Kinderwagen vor mir und immer wieder in Gedanken bei unserer kleinen Tochter, ich konnte nämlich überhaupt nicht verstehen, warum er nicht in einer dieser Sekunden einfach mal nur an sie dachte.
Als ich ihn dann mit zitternder Stimme auf diese ganze Sache ansprach, tat er so, als wenn er nichts gewusst hätte.
Er hatte noch immer die Idee, diese Lüge aufrechtzuerhalten.
Aber ich glaube, dass er einfach viel zu überrumpelt von dem Ganzen war, und gar nicht gecheckt hatte um was es hier eigentlich ging.
Denn komischerweise, als dieser Moment dann endlich sein Gehirn erreicht hatte, kam eine echt miese Reaktion von ihm. ER fühlte sich angegriffen, er wirkte irgendwie leicht aggressiv, und war dann auch wirklich wütend auf mich.
Er meckerte mich tatsächlich mitten auf dieser vollen Einkaufsstraße an, was ich mir überhaupt denken würde. Immerhin kann er tun und lassen was er will, und er wüsste überhaupt nicht, was mich das eigentlich anzugehen hätte.
Es sei immerhin sein Geld, und auch damit könnte er tun und lassen was er wolle.
Und er machte mir klar, dass dieses Thema sofort beendet wird, denn ansonsten würde er nach Hause gehen und mich einfach stehen lassen.
Man muss sich vorstellen, dass er nicht einen Moment lang, während er all das zu mir sagte, an seine kleine Tochter dachte, die sich direkt in unmittelbarer Nähe vor ihm befand.
Ich war völlig außer mir, auf einmal flossen die Tränen nur noch über meine Wangen, und ich sagte, bzw. schrie schon fast zu ihm, was denn überhaupt los sei, ob er ist völlig verrückt geworden sei, mich bei diesem Sauwetter dorthin zu bestellen mit der Kleinen und dann einfach so eine Show abzuziehen mit mir.
Ob er denkt ich wäre dumm oder blöd, usw. Ich habe mich in diesem Moment zum allerersten Mal so unverstanden von ihm gefühlt, und vor allen Dingen hatte ich mich noch nie so respektlos behandelt gefühlt, noch nie zuvor hatte mir ein Mann sowas angetan.
Und in genau in diesem Moment WUSSTE ich, dass diese Spielsucht einer der vermutlich ganz großen Gründe für eine Trennung sein würde, wenn es soweit wäre.
Dieses schlimme Gefühl, gepaart mit den ganzen finanziellen Verlusten, die wir einstecken mussten, die vielen Dinge, die wir uns hätten leisten können, die wir uns dann am Ende aber mühselig vom Mund absparen mussten, oder aber uns gar nicht mehr erlauben konnten, das alles gehörte mit dazu.
Das allerletzte Mal, wo er in die Spielhalle ging, während wir noch in einer Beziehung waren, war anschließend der Auslöser dafür, dass ich kein Geschenk zum Geburtstag von ihm bekam.
Aber da merkte ich auch schon eindeutig an seiner Reaktion, dass es ihm eigentlich egal geworden war.
Dass er schon längst mit uns abgeschlossen hatte. Denn es wurde einfach so übergangen,
es wurde einfach so übergangen,
dass ich kein Geburtstagsgeschenk von meinem Freund bekommen hatte, und gerade DAS wurde ja zuvor ein paar Wochen noch so grandios angekündigt, er hätte sich zum ersten Mal auch mal etwas von den Sachen gemerkt, über die ich begeistert geredet hätte und mir wirklich sehr lange schon wünschte.
Und ichbhatte ihn zu der Zeit immer noch die Hoffnung, er könne sich ändern, und gemeinsam wären wir für jede Hürde, die in unser Leben gekommen wäre, bereit.
Dieser Gedanke war wohl nur noch ein Schutz um der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu wollen.