Lieber @maltman, hier muss dich gar nichts verunsichern, ich kanntet euch noch kaum. Deswegen nennt man die ersten Monate auch Kennenlernphase. Man braucht eine gewisse Zeit, bis man die negativen Seiten einer Persönlichkeit überhaupt zu sehen bekommt und erkennt, selbst, wenn man geschult ist. Sind eigene Gefühle im Spiel, dauert es natürlich noch länger. Und ihr habt euch vor 2 Monaten überhaupt noch nicht gekannt, sie zeigte sich - solange es ging -, von ihrer besten Seite. Die durchaus faszinierend ist, oft den Beschützerinstinkt anspricht, um gleichzeitig von diesem Freigeist beeindruckt zu sein. Vieles kann man nach den ersten Treffen wirklich nicht erkennen, bis es zum ersten Mal gewaltig, aber eigentlich unmotiviert explodiert. Und selbst da versteht man die Welt nicht und macht sich selbst Vorwürfe. Das bringt aber nichts, du kannst mit deinem Verhalten da gar nichts ändern und wäre so oder so früher oder später passiert. Das war erst der Auftakt.
Ich verstehe dich auch, dass du das love bombing, fast forwarding etc genossen hast. Aber wenn einen Dinge zu schön um wahr zu sein vorkommen, ist das meistens auch so. So wäre es vermutlich total egal gewesen, wie deine Wohnung aussieht, sie hätte dir gesagt, wie sehr sie ihr gefällt. Kann auch sein, dass sie Freunden das genaue Gegenteil erzählt, um sich wichtig zu machen. Man weiß es nicht. Sehr unberechenbar - und extrem beeinflussbar. Da kann die Freundin deines Kumpels natürlich eine Rolle gespielt haben. Versteh mich richtig, sie muss überhaupt nichts Gravierendes über dich erzählt haben, sondern irgendeine nichtssagende Kleinigkeit, die ihr nicht gefiel - dann hören sie gar nicht mehr zu, basteln sich selbst irgendwas daraus zusammen - und das nächste Drama ist perfekt.
Beispiel: Meine Freundin war auf eine Frau auf einer Vernissage schlecht zu sprechen, da diese die Laudation hielt - im Gegensatz zu ihr also sehr im Mittelpunkt stand. Mein Mann kannte diese Frau, sie begrüßte ihn herzlich als alten Freund. Meine Freundin sprach mich darauf an, und ich erzählte ihr, Ach, die kennen sich seit über 30 Jahren. Sie hat ihn in jungen Jahren manchmal angeflirtet und sie trafen sich damals öfters zufällig im selben Stammlokal. Eng befreundet sind sie nicht, aber sie kennen sich halt sehr lange. Aus dieser nichtssagenden Story wurde nicht nur ein 1stündiges Verhör, bei dem sie mir aber gar nicht zuhörte, (mehr gab es einfach nicht zu berichten, total harmlos). Das war aber natürlich nicht genug Drama, also erzählte sie herum, die Frau sei laut meiner Aussage die größte H. von Babylon, treibe es mit jedem, hinge andauernd in fragwürdigen Lokalen auf Männerjagd herum und dichtete sonst noch was dazu... Total peinlich. Vor allem, da ich diese Frau zwar nur oberflächlich kenne, aber schätze. Du siehst, solche Menschen könnten dich durchaus auch in Schwierigkeiten bringen.
Histrioniker schätzen zudem auch generell die Beziehung zu anderen Menschen als viel näher ein, als sie ist. Das muss nicht unbedingt manipulativ sein, sondern ist einfach so. Bei meiner Freundin hat man auch oft den Eindruck, sie ist mit X und Y super gut befreundet - dabei haben sie sich, wenn man bei X oder Y dann nachfragt, in ihrem Leben genau 2mal gesehen...
Wichtig ist, gerade für dich mit deinen Verlustängsten zu erkennen, ein Histrioniker braucht Aufmerksamkeit und das Gefühl von Wichtigkeit. Immer. Deswegen muss man auch vorsichtig sein, welche Storys man ihnen glaubt. Da ist oft auch sehr viel Erfindung mit dabei. Passiert die ungeteilte Aufmerksamkeit nicht, kommt es zu hysterischen Anfällen (früher nannte man sie Hysteriker, ist aber zu negativ besetzt, deswegen nun Histrioniker), Trennungsdrohungen, Heulkrämpfen, weglaufen, eifersüchtig machen etc. Pures Drama halt. Als du dich nicht verabschiedet hast, fühlte sie sich ihrer Wichtigkeit beraubt und machte dir natürlich eine überbordende Szene. Ein normaler, oder sagen wir, in sich ruhender Mensch hätte vielleicht gesagt, du, wo warst du denn, ganz ok fand ich das nicht - wäre aber nicht so unmotiviert ausgezuckt. Und das ist das, was dir im Leben einer Histrionikerin immer und fortwährend blühen würde. Wegen Nichtigkeiten. Das solltest du verinnerlichen. Ist schwer auszuhalten, außer, man ist selbst so gestrickt, dass man immer Drama braucht, um seine eigene Leere zu füllen. Aber selbst dann wird es extrem anstrengend.
Im Gegensatz zum Narzissten ist es einem Histroniker zudem vollkommen egal, ob bewundernde oder negative Aufmerksamkeit. Da sind nicht nur Dramen, sondern sehr peinliche Szenen an der Tagesordnung. Da sie oft auch zu Exzessen neigen, kannst du dir vielleicht vage Vorstellungen machen, wie das dann aussieht, wenn auch noch Alk im Spiel ist.
Mit oder ohne Alk ein paar Beispiele:
- Crashen der eigenen Geburtstagsparty, weil sich die anderen zu gut unterhielten und sie sich zu wenig im Mittelpunkt empfand. (Eine andere Bekannte von mir aus Jugendtagen hatte sich, da sie im Freundeskreis eine Überraschungsparty für jemand anderen organisierten und sie es nicht aushielt, nicht im Mittelpunkt zu stehen, sogar ein Messer in den Oberschenkel gerammt. Ein anderes Mal sprang sie beinahe aus dem fahrenden Auto, weil die anderen über ein Thema plauderten, wo sie nicht mitreden konnte. Alles nüchtern, wohlgemerkt. Aber da gibt es natürlich Abstufungen. So irre ist meine Freundin dann auch wieder nicht)
-Lautstark Musik am Handy in der Straßenbahn aufdrehen und singen und tanzen (am hellen Nachmittag, als 45jährige Fr. Doktor).
-2 Wochen ununterbrochene Heulkrämpfe im Bett, weil man einen Job nicht bekommen hat.
-Im Minirock und extrem tiefen Ausschnitt inkl Sonnenbrille zu spät zum Festakt anlässlich des Geburtstages eines 80jährigen Uni-Professors (ihr ehemaliger Vorgesetzter) - und diesem, Typ Sir und Gentleman, dann ein Kochbuch zum Thema Aphrodisiaka für Senioren überreichen. Hauptsache, man zieht alle Blicke auf sich und es wird über einen gesprochen.
-Krankheiten, um umsorgt zu werden, arm sein, Macht durch Opferhaltung.
-Den Ehemann heimlich filmen, als der sich zwar bewundernswert gefasst, aber alles andere als amused über das ruinierte Weihnachtsfest beschwerte (inkl. seiner Schilderung des von ihr umgerissenen Christbaums und dass sie ihm zudem eine klebte - weil das von ihm bereitete Essen nicht so schnell wie gewünscht auf dem Tisch stand, was sie als Abwertung ihrer Person empfand) - und dieses Video dann auf facebook stellen...
-Eskalationen auf beruflichen Veranstaltungen von ihr selbst oder ihres Mannes. Da geht es also bis zur Ruf- und Karrieregefährdung.
- Auf facebook über die neue Bekanntschaft des absoluten Traummanns mit Herzchen schreiben (meist ein Promi), der aber nicht der Ehemann ist. Äußerst flirty, irgendwelche Männer vor Ehemann und deren Freundin übertrieben herzlich begegnen, zu sich einladen inkl Übernachtung, im Schwimmbad gern mit verrutschtem Oberteil, keine natürliche Distanz, was gerade bei Single-Männern oft zu falschen Vorstellungen führt...
Ein Drama und eine Krise jagt die nächste - und gibt es keine, wird eine inszeniert, gerade auch, um die anderen zu testen. Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann...
Und nein, sowas kann man nach 2 Monaten und ein paar Treffen noch nicht einschätzen. Wie auch? Damit rechnet man ja nicht. Aber man verstrickt sich immer mehr in ihre Manipulationsversuche, da kommt man nur schwer raus, das entwickelt in einer Partnerschaft ganz eigene Dynamiken. Man kann ihnen auch nur selten böse sein. Du mit deinen Verlustängsten bist da ein gefundenes Fressen. Und ich kann dir nur sagen, du würdest dich selbst immer mehr aufgeben und zum Betreuer ihrer Dramen, Krisen und Aufmerksamkeitsheischerei werden. Ich glaube nicht, dass du das willst. Also male dir mal aus, wie es wäre, wenn die Sache weitergegangen wäre und sie auch hier weiterhin meiner Freundin gleicht. Stell dir mal die genannten Szenen vor, wenn du der dazugehörige Partner wärst. Und bedenke, die tollen schillernden Eigenschaften kannst du nicht ohne die negativen, die immer mehr zu Tage treten würden, haben. Nur das gesamte Vollpaket. Und dann überleg dich nochmal, ob du diesen möglichen Szenarien wirklich nachtrauern magst.