Bin ich zu blöd mich zu trennen?

Ich schreibe mal weiter, es scheint zumindest beim sortieren zu helfen.

Mir geht es

Zitat von Nachtlicht:

Ich finde es gut, dass du nichts überstürzt und dass du dich mit den Dingen nun sehr bewusst und auch intensiv auseinandersetzt

Das mit dem überstürzen ist so eine Sache, ich weiß ja im Lokal nicht ob ich Pizza oder Nudeln essen will und kann schon immer so zerdenken, dass aus einer Mücke ein Elefant wird.
Aber vielleicht braucht es das gerade.

Mir geht es ziemlich besch... en, weil ich durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema einiges an Erkenntnis gewinne. Und mir wird vor mir selbst übel, wenn ich daran denke was ich aus Angst, Feigheit oder schlichter Dummheit eigentlich so veranstaltet habe letztes Frühjahr.
Das habe ich mir bis dato verboten, weil ich ja das arme Opfer der zwei Herren war, von denen keiner sich ausgekotzt hat. Dreierkonstellation, so eine Schnapsidee...
Hahaha.

Das ich auch auf allen Gefühlen anderer rumtrampele sickert jetzt erst so richtig zu mir durch. Aus Entscheidungsangst, nicht weil ich dachte das wird nochmal was hier.
Bäh!
Habe aufgrund eines Unfalls gerade viel Zeit nachzudenken, das habe ich bisher ja bewusst vermieden und mich tagsüber abgelenkt und nachts versucht zu verdrängen.

Aber immerhin scheint die Sonne.

Ich stelle fest, dass ich alle Kriterien emotionaler Abhängigkeit von meinem Liebhaber erfülle. Das macht mir sehr zu schaffen, das schwarz auf weiß zu lesen. Und ich weiß nicht oder will es nicht wissen, wie ich da raus komme.

Ich habe bewusst viel Zeit mit meinen Töchtern verbracht, wenn mein Mann nicht im Haus ist sind sie auffällig viel zugänglicher. Ist das ein Loyalitätskonflikt?
Insgesamt läuft es aber besser mit den beiden.

Hallo liebe Erdbeerquark,

Zitat von Erdbeerquark:

Das mit dem überstürzen ist so eine Sache, ich weiß ja im Lokal nicht ob ich Pizza oder Nudeln essen will und kann schon immer so zerdenken, dass aus einer Mücke ein Elefant wird.

Vermeidung durch Unentscheidbarkeit?

Hier hängt ja nun auch ein wenig mehr dran, als Pizza oder Nudeln. Ich neige auch dazu, alles zu zerdenken und mögliche Entscheidungen bis in jede potentielle Konsequenz zu verfolgen, um dann erst recht nicht zu wissen was ich tun soll. Dann tut man am Ende doch das, was der Bauch wollte. Ach nee lieber was der Kopf sagt. Ja was denn nun. Zum Verrücktwerden.

Ist noch nicht die Zeit für dich zum Handeln, akzeptier das so. Du leistest gerade sehr viel Vorarbeit für Entscheidungen. Auch gut und wichtig.

Zitat von Erdbeerquark:

Das ich auch auf allen Gefühlen anderer rumtrampele sickert jetzt erst so richtig zu mir durch.

Weil du deinen bisherigen eigenen Tunnelblick verlässt. Das ist Entwicklung. Eine Phase von Scham gehört zu echter Selbsterkenntnis oft dazu. Auch das wirst du dir am Ende verzeihen können.

Zitat von Erdbeerquark:

Und ich weiß nicht oder will es nicht wissen, wie ich da raus komme.

Wenn du soweit bist, es zu wollen, wird es einfacher sein als du glaubst. Es kann auch helfen, das Beenden hier im Forum mit durchzusprechen und das Vermissen während der Entwöhnungsphase hier auszusprechen, anstatt ihm gegenüber.

Zitat von Erdbeerquark:

Ist das ein Loyalitätskonflikt?

Ein Loyalitätskonflikt bedeutet ja, dass Kinder das Gefühl haben, sich auf eine elterliche Seite schlagen zu müssen, bzw. sich für einen und damit gegen den anderen Elternteil stellen/entscheiden zu müssen. Eltern vermitteln dann oft sowas wie: wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich. Oder machen den anderen Elternteil schlecht und erwarten von den Kindern dabei Solidarität. Hast du den Eindruck, dass es solche Dynamiken zwischen euch gibt?

Dein Mann scheint auch kein einfacher Vater zu sein. Vielleicht ist es für die Töchter manchmal einfach leichter und schöner, wenn er nicht dabei ist.

Zitat von Erdbeerquark:

Insgesamt läuft es aber besser mit den beiden.

Das ist doch schön. Vielleicht ist es ganz banal, sie genießen es einfach, dass du mit Kopf und Herzen wieder mehr bei ihnen bist und ihr Mutter-Töchter-Zeit habt. Sie werden ja auch gespürt und abbekommen haben, wie emotional eingebunden du während der heißen Zeit der Affäre warst.

Zitat von Nachtlicht:

Ist noch nicht die Zeit für dich zum Handeln, akzeptier das so. Du leistest gerade sehr viel Vorarbeit für Entscheidungen. Auch gut und wichtig.

Danke.

Zitat von Nachtlicht:

Hast du den Eindruck, dass es solche Dynamiken zwischen euch gibt

Hm, ich hoffe von meiner Seite aus nicht. Er ist ja ihr Papa und zumindest bewusst vermeide ich alles, was in die Richtung gehen könnte.

Neulich war eine Situation, als ich mit der kleinen zusammen gelesen habe, das wollte sie auch, und dann kam er und fragte, ob sie mit ihm einkaufen gehen wolle. Sie sagte dann: nein, ich will mit Mama lesen, und er hat noch zwei mal nachgefragt und war offensichtlich angefressen, dass sie bei mir bleiben wollte und sich auch nicht beirren lies.
Und so ähnlich passiert das öfter. Als ob er es nicht ertragen kann, wenn er grade nicht wichtiger, präsenter ist?
Wie gesagt, von meiner Seite aus versuche ich das sehr zu vermeiden, weil das auch in der Erziehungsberatung Thema war letztes Jahr. Und die Kinder können ja einfach nichts für die Situation.

Ich glaube nicht mal, dass er das bewusst macht.
Aber irgendwie kann er es nicht ertragen, nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Zitat von Erdbeerquark:

Ich glaube nicht mal, dass er das bewusst macht.

Nicht immer, aber bestimmt au ab und an

Zitat von Erdbeerquark:

Aber irgendwie kann er es nicht ertragen, nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Tja blöd. Jetzt muss er teilen

Zitat von Erdbeerquark:

Erziehungsberatung Thema war letztes Jahr

Wenn dir das gut getan hat und Sicherheit gegeben hat, wäre vielleicht ein Auffrischungsgespräch hilfreich. Einfach um abzugleichen ob du für dich auf einem weiterhin guten Kurs bist.

Zitat von Nachtlicht:

Weil du deinen bisherigen eigenen Tunnelblick verlässt. Das ist Entwicklung. Eine Phase von Scham gehört zu echter Selbsterkenntnis oft dazu. Auch das wirst du dir am Ende verzeihen können.

Ich muss gerade mal wieder ein bisschen Jammern.
Begriffen habe ich, dass Veränderung nur bei mir selbst beginnen kann und ich durch mein letztes Jahr mit der Erstarrung, Kopf in den Sand stecken und Hoffnung auf Lösung durch Dritte (mein Mann schmeißt mich endlich raus, mein Liebhaber sagt mir dass wir zusammen ziehen und ich nicht von ihm unabhängig entscheiden soll) die ganze Sache nur in die Länge gezogen habe.
Warum ich das jetzt erst kapiere weiß ich nicht, und ich schäme mich gerade in Grund und Boden.
Und würde gerne manches anders gemacht haben.
Bin (bisher erfolglos) auf Wohnungssuche und verbringe Zeit mit meinen Kindern.
Und ich vermisse meinen Liebhaber so sehr...
Ein Kapitel aus dem wenn Frauen zu sehr lieben mit dem workaholic trifft es auf den Punkt, das eigene Leben leben und sich selbst entwickeln ist das entscheidende.
Die Umsetzung ist noch das Problem. Und meine Ungeduld, wenn dann bitte auch alle Probleme auf einmal lösen zu wollen, was einfach nicht funktioniert.

Ich glaube nicht, dass ich mir das alles verzeihen sollte oder kann.

Danke für's zulesen.

Liebe Erdbeerquark,

ich lese intensive Auseinandersetzung mit dir selbst und deinen Themen und da scheint auch sehr viel Entwicklung bei dir stattzufinden. Hab etwas mehr Geduld mit dir selbst.

Was wäre denn der Nutzen vom, bzw. die (langfristige) Alternative zum sich-selbst-verzeihen?

Hallo ihr Lieben,
Ich glaube ich muss mal wieder schreiben, obwohl ich keinen Schritt weiter bin.
Meine Bewerbung war leider nicht erfolgreich, so dass die Arbeit mich zusätzlich zu allem runterzieht. Ich habe kein Problem mich an neue Arbeitsvorgaben anzupassen, aber dass alles falsch und schlecht war ist einfach nicht richtig und es fällt mir schwer das nicht persönlich zu nehmen. Zur Zeit nicht zu ändern leider.
Mein Mann und die Kinder sind gerade verreist. Mein geplanter Urlaub mit Kindern im Frühjahr war Corona zum Opfer gefallen.
Mit meinem Mann bin ich, hm, schon freundschaftlich auf WG Basis unterwegs, aber wir kratzen momentan auch nicht an der Oberfläche.

Mein Liebhaber ist distanziert und ich weiß nicht warum. Er tut, was er am besten kann, er schweigt auf meine Fragen. Ich komme mir so blöd vor. Warum kann er nicht einfach sagen, was er denkt? Kann man sich Zuneigung so einbilden? Wenn wir zusammen sind, ist es wie immer, aber die Phasen in denen wir uns nicht sehen werden immer zäher. Ich glaube langsam, er tut mir nicht mehr gut, und das macht mich einfach traurig . Ja, selbst Schuld mich auf eine Affäre eingelassen zu haben. Aber vorher war ich ja auch nicht glücklich, sonst wäre es nicht passiert.

Ich kann mich selbst immer weniger leiden und das ist echt ein Problem. Das größte Problem fürchte ich. Bin gerade auf Therapieplatzsuche, aber das ist echt schwieriger als ich dachte. Alle Wartezeiten bis ein Jahr... Dann denke ich wieder ach, geht schon, aber ich kriege es einfach nicht aufgedröselt.
Und es nervt mich, dass mit meiner ganzen Passivität andere für und über mich entscheiden.

Vielleicht mag ja jemand was dazu schreiben.

Hey Erdbeerquark,

ich lass dir mal ne Umarmung da.
Merkwürdigen Liebhaber, und mittlemäßig laufende WG mit Ehemann, kenn ich beides.

Ich hab mir eine Therapeutin gesucht, die ich selber bezahle. Für mich war das genau das richtige. Jeder Euro gut angelegt.

Was braucht es denn, dass du wieder das Ruder über dein Leben übernehmen kannst?

Liebe Grüße von der Drachin

Zitat von FrauDrachin:

Hey Erdbeerquark, ich lass dir mal ne Umarmung da. Merkwürdigen Liebhaber, und mittlemäßig laufende WG mit Ehemann, kenn ich beides. Ich hab mir ...

Liebe FrauDrachin,

danke dir für deinen Zuspruch. Was es braucht, damit ich wieder das Ruder übernehmen kann? Gute Frage.
Einen Ar.? Ich weiß es echt nicht.

Ich kenne mich nicht so energielos und auch körperlich fertig wie ich seit einem Jahr bin, ich war die 40 Jahre davor ein Mensch der immer funktioniert hat und alles im Griff hatte, ob das jetzt nur psychisch ist oder Coronanachwehen, wer weiß. Aber dieses nicht aufraffen können ist das schlimmste für mich.

Es macht mich definitiv mürbe dass ich ständig, vor allem nachts, alle Regungen meines Liebhabers seziere und immer überlege was ich alles verkehrt mache. Aber vielleicht ist er gar nicht so toll, wie ich ihn finde.
Jemand schrieb ziemlich am Anfang, der meint es nicht so Ernst wie du. Wahrscheinlich ist das so und ich rede ihn mir schön. Seufz.
Und mein WG-Leben ist auch nicht so, dass ich es bis Sankt Nimmerlein weiter so fortführen möchte.

Ich bin völlig fertig und verzweifelt. Ihr habt alle Recht, indem ihr schriebt er meint es nicht so wie ich. Mein Liebhaber bittet um ein persönliches Gespräch, weil er mir nicht am Telefon sagen will, warum er so eigenartig ist seit einer Weile.
Ja, Affären sind ohne Verbindlichkeiten, das habe ich hier durch das Forum gelernt.
Aber es tut verdammt weh. Ich bin naiv und vertrauensseelig (gewesen) und fühle mich, als hätte man mir etwas abgehackt. Er hat mir gezeigt, wie sich Zärtlichkeit anfühlen kann. Und jetzt bin ich wieder zurück in meinem... Zustand. Ich weiß echt gerade garnichts mehr.
Kann nicht mal weinen.

Zitat von Erdbeerquark:

Und jetzt bin ich wieder zurück in meinem... Zustand. Ich weiß echt gerade garnichts mehr.

Ändern.
Nichts passiert ohne Grund.
Lieblose Ehe
Flucht
Liebhaber
das finden von Leidenschaft und Wärme
der Verlust von Leidenschaft und Wärme
das Vermissen von Leidenschaft und Wärme

Es wird nicht mehr, wie es war, es wird anders, Anders muss nicht schlecht sein, auch nicht gut, aber eben anders. Dinge, die man nicht kennt, können schrecken - aber wenn man sie auf sich nimmt, kann es das Beste sein - was dir je passiert ist.

Zitat von Heffalump:

Es wird nicht mehr, wie es war, es wird anders, Anders muss nicht schlecht sein, auch nicht gut, aber eben anders. Dinge, die man nicht kennt, können schrecken - aber wenn man sie auf sich nimmt, kann es das Beste sein - was dir je passiert ist.

So schön geschrieben...
Da ist was dran