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Bin ich schon mitten drin im Loslassen?

scallisia
Nach der Trennung vom Vater der Kinder habe ich erstmal gar nichts gefühlt. Zwar war ich verletzt und auch tief traurig und enttäuscht, aber die ersten 6 Wochen liefen eher wie im Film. Ich habe das Schlafzimmer renoviert, mir ein Auto gekauft. Alles so nebenbei. Es hat gut getan, aber im Nachhinein habe ich den Eindruck es nicht bewusst gemacht zu haben. Ein Automatismus lief da irgendwie ab. Dann kam neben der Trauer und Enttäuschung auch die Wut und der Hass auf den Vater der Kinder. Die Frage nach dem Warum und wie konnte er, zermürbten mich. Vor gut 6 Wochen erhielt ich dann endlich eine Antwort auf das Warum. Seine Antwort. Wie meine Sicht der Dinge ist, hat ihn nicht interessiert und auch das ist im Nachhinein gut so, denn es ist irrelevant und führt zu nichts. Genau das wurde mir da klar. Es ist aus, vorbei. Es gibt kein Weg zurück. Ich hatte die ganze Zeit über nicht ein Funken Hoffnung. Die Art wie er mir sagte, er empfinde nicht mehr genug für mich, um weiter mit mir zusammenleben zu können, war so ehrlich. Ich glaube, ich habe ihn noch nie so ehrlich erlebt. Das muss sich unterbewusst derart eingebrannt haben, dass bereits nach der ersten Woche für mich absolut klar war, es gibt kein wir mehr.
Jetzt, nach 3,5 Monaten, wird es immer deutlicher. Die Wut ist vorbei. Auch hassen tue ich ihn nicht mehr. Solange es nichts wegen der Kinder zu regeln gibt, herrscht auch KS. Aber wenn ich ihn doch sehen muss, habe ich mich einfach nicht im Griff. Dann kocht die Wut wieder hoch. Das liegt aber mehr an seiner selbstgefälligen Art. So verdreht er zB die Augen und dreht sich weg, wenn ich ihn bzgl. der Kinder um etwas bitten möchte. Man muss er mich blöd finden. Das macht mich wütend.

Aber zurück zum Thema. Wenn ich sonst an ihn denke - und das tue ich jeden Tag - überfällt mich eine tiefe Taurigkeit. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Ich bin nicht mehr wütend und hasse ihn auch nicht. Ich bin nur enttäuscht und traurig. Ich glaube auch nicht, dass ich noch parnterschaftliche Gefühle für ihn hege. Dass ich ihn auch als meinen besten Freund verloren habe, das macht mich traurig. Dass er mir nicht genug vertraut hat, um mit mir über sein Gefühltschaos zu reden, das enttäuscht mich und macht mich auch traurig. Aber ich glaube das war es dann. Lasse ich schon los? Ich weine jeden Tag. Es gibt jeden Tag Momente, an denen mich die Trauer überrollt. Aber greifen kann ich sie nicht. Ich weine dann, aber warum genau?

15.09.2017 09:04 • x 4 #1


V
Dieses Gefühl der Trauer mache ich gerade auch durch. Denke viel darrüber nach, was es ist, weil Liebe empfinde ich nicht mehr für meine Ex. Ich bin mir auch noch nicht sicher, aber meine Trauer bezieht sich eher auf das Abschiednehmen von meinem bisherigen Lebensplan, vom Familienleben in der gewohnten Form (zB das Wissen, dass ich am Geburtstag meiner Tochter nicht dabei bin, wenn sie morgens mit großen Augen aufsteht), von den liebeswerten Seiten meiner Ex. Letztlich von all den idealiserenden Erinnerungen an das alte Leben.

15.09.2017 09:17 • x 13 #2


A


Bin ich schon mitten drin im Loslassen?

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scallisia
Also lassen wir gerade los? Genauso denke ich nämlich auch gerade. Der Lebensplan ist jetzt zwangsweise ein anderer. Aber wohin führt er? Dann ist die Trauer ein Abschiednehmen vom Ex und dem bisherigen Leben? Ich muss allerdings zugeben, dass sich in meinem Leben bisher eigentlich nichts geändert hat, ausser dass er weg ist. Der Alltag mit 2 Kindern läuft wie bisher. Ich fühle mich, bis auf diese Existenzängste (die zerfressen mich manchmal), eigentlich nicht mehr belastet als vorher. Allein das ist doch schon seltsam...

15.09.2017 09:26 • x 5 #3


scallisia
Hinzu kommt momentan auch der immer wiederkehrende Gedanke, er möge doch zur Vernunft kommen und endlich zurückkommen. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich das gar nicht will. Schizophren... Was ist das?

15.09.2017 09:45 • x 10 #4


V
Ich hoffe, dass ich loslasse. Bei dir klingt es auch so. Neben der Trauer steht nämlich bei mir auch ein Gefühl der Verliebtheit, die ich für eine neue Frau empfinde. Bei mir hat sich sehr viel geändert, da ich derjenige war, der ausgezogen ist. Neues Leben, neue Bekannte, neue Hobbies etc. Wir teilen uns die Kinder im Wechselmodell, insofern bin ich im neuen Leben faktisch entlastet, da ich die halbe Woche sehr selbstbestimmt leben kann. Trotz allem Positivem ist da noch die Trauer. Ich kann das aber sehr gut als Teil von mir im Moment annhemn und aushalten. Dir scheinen die neuen Perspektiven zu fehlen, vielleicht hält dich das noch mehr in der Trauer.

15.09.2017 09:47 • x 1 #5


scallisia
Es kann schon sein, dass mir die Perspektiven fehlen. Aber eigentlich finde ich mein Leben so gut wie es ist. Außer, dass sich der Vater der Kinder verabschiedet hat. Ich weiß gar nicht, ob ich etwas ändern möchte und wenn ja, was?! Über das Wechselmodell habe ich auch schon nachgedacht. Wie machst du das beruflich? Der Vater der Kinder müsste beruflich kürzer treten. Das ist aber wiederrum auch mit finanziellen Einbußen verbunden. Ich weiß nicht, ob wir das dann noch wuppen könnten. Nun ist meine Trennung aber noch recht frisch. Wie lange ist es bei dir her und du warst derjenige, der sich getrennt hat?

15.09.2017 10:05 • x 1 #6


V
Bei mir ist die Trennung nun ziemlich genau ein halbes Jahr her, meine Frau hat sich in jemand anders verliebt und daraufhin die Beziehung beendet. Ich habe nen klassischen Bürojob mit 35 Stunden. Das war auch schon vor der Trennung so - wegen der Kinder- und soll auch so bleiben, weil es mir sehr wichtig ist die Kinderbetreung im Wechselmodell abssichern zu können.
Mich wundert, dass dir nichts zum ändern einfällt. Bei mir gab/gibt es zig Dinge in nahezu jedem Lebensbereich, angefangen bei mir selbst. Meine Frau hat ja nicht grundlos die Anziehung verloren.

15.09.2017 10:24 • x 2 #7


scallisia
Hmmm. Ich bin eigentlich so zufrieden mit mir und meinem Leben. Ich liebe meine Kinder. Ich habe ein tolles Hobby und tolle Freunde. Mache (im Moment leider viel zu wenig) Sport, was mir sehr gut tut. Eigentlich ist mein Leben schön. Ja, wenn der Vater der Kinder noch da wäre. Warum soll ich etwas ändern wollen. Muss ich etwas ändern wollen? Ich sehe meine Fehler in der Beziehung, ich sehe aber auch seine. Es hat eigentlich nie gepasst. Der Vater der Kinder hat sicherlich auch nicht grundlos die Anziehung verloren. Ich denke auch, dass ich weiß warum. Aber so war ich schon immer. 21 Jahre! So lange hat er es mit mir ausgehalten. Ich kann nicht sehen, dass ich mich vom Wesen her verändert habe. Ich bin aktiver geworden. Er hingegen eher mehr der Couch zugewandt. Das hat sich geändert, ja. Was genau möchtest du ändern? Womit bist du unzufrieden?

15.09.2017 11:02 • x 2 #8


V
Eigentlich hat es nie gepasst- Diesen Satz kann ich voll unterschreiben. Die Erkenntnis hilft auch bei der Trennungsbewältigung. Was ich ändern möchte? Kurz: Am Ende meiner Ehe war ich unglücklicklich, passiv, komfortzonenorientiert, wenig emphatisch, eher selbstbezogen, hatte ein geringes Selbstwertgefühl, habe den berühmten Tellerrand völlig aus dem Blick verloren, war eingerichtet. Ich dachte, so wie es ist, muss es sein und wird es immer bleiben. Das alles möchte ich ändern bzw. bin schon dabei, Rückschlage sind natürlich Teil des Programms.

15.09.2017 11:24 • x 7 #9


scallisia
Ok, dann verstehe ich deine Änderungswünsche. Bei mir es genau das Gegenteil. Der Vater der Kinder war später eher so wie du. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Nicht mal auf Unternehmungen mit den Kindern hatte er lust. Trotzdem hätte ich noch an der Beziehung festgehalten, auch wenn ich nicht mehr richtig glücklich und zufrieden war. Ich habe versucht etwas daran zu ändern. Ihn zu ändern. Hab ihm eingeredet er bräuchte Hobbys, weil es mir gut tut. Auch ein eigenes soziales Umfeld neben dem gemeinsamen finde ich sehr sinnvoll. Ich habe auch versucht ihn wieder zu gemeinsamen Unternehmungen ohne die Kinder zu motivieren. Gemeinsam das Haus und den Garten zu verschönern. Ich wusste nicht, dass er schon längst durch war mit mir. Ich hatte es auf eine depressive Phase geschoben. Zum Ende hin, vielleicht auch schon vorher, habe ich mich lebendig begraben gefühlt. Gefesselt an Haus, Mann und Kinder. Ohne gemeinsame Interessen. Und trotzdem war er mir so wichtig, dass ich das so hingenommen habe. Das will ich nicht mehr. Das nehme ich für eine evtl. später mal folgende neue Beziehung noch mit. Aber zur Zeit bin ich nicht soweit. Noch lange nicht. Und auch, wenn sich unsere Interessen soweit auseindander gezogen haben, bin ich unendlich traurig.

15.09.2017 12:24 • x 4 #10


Bardieu
Hallo,

Klingt für mich so, dass du am loslassen bist und die Zukunft kann kommen für jemand anderen. Siehe nicht nur die guten Seiten an deinem EX sondern auch die schlecht Seiten. . Niemand schießt Fotos, wenn es mal schlecht gelaufen ist. So ist es auch mit den Erinnerungen.

ich bin momentan ebenfalls traurig und nun ca. 6 Wochen von meiner jetzigen EX getrennt. Ich denke jeden Tag über sie nach und darüber, wie die letzten 1,5 Jahre liefen. Betrug, häufiges Streiten, keine Zweisamkeit, arbeiten, Kind, Wohnung schruppen, Rechnungen bezahlen etc. waren da an der Tagesordnung. Nun hat sie mich verlassen wegen ihrem AM und ich stehe auf weiter Flur. Ja, es füllt sich schlecht an! Ich glaube aber das ich momentan mitten drin im Loslassen bin. Ich habe mir sogar eine Liste angefertigt mit Pro's und Contras zu ihrer Person. Die Frau die ich geliebt und die längste und schönste Zeit in meinem noch recht kurzem Leben verbracht habe, existiert nicht mehr! Mit dieser Erkenntnis, wachse ich nun von Tag zu Tag und kann mein angeknackstes Ego wieder pushen. Neue Arbeitstelle ist schon in trockenen Tüchern, Wohnungssuche im vollen Gange, neue Freunde kennen gelernt, Unternehmungen mit meinem Sohn geplant. Ja - ich bin am loslassen.

15.09.2017 13:44 • x 2 #11


scallisia
Was ist denn jetzt bitte los? Nachdem es mir die letzten beiden Wochen so richtig besch.... ging, war diese Woche eigentlich ganz gut. Abgesehen davon, dass ich jeden Morgen um 4:30 Uhr wach werde, habe ich gut geschlafen und hatte auch nur Mittags kleiner Einbrüche. Jetzt bin ich schon wieder seit ein paar Stunden so tief traurig und wünsche mir ihn einfach nur zurück. Dabei will ich das doch gar nicht! Aber er soll sich doch besinnen und zurückkommen. So ein Quatsch! Heute vor 4 Monaten hat er die Trennung ausgesprochen (das fällt mir jetzt aber gerade erst beim Schreiben auf), vor 3,5 Monaten ist er ausgezogen. Ich komme gut allein zurecht. Er fehlt mir eigentlich nicht im Alltag. Und trotzdem verspüre ich diese tiefe Sehnsucht. Gleichzeitig aber auch ein gewisses Unbehagen bei der Vorstellung, dass er wirklich wieder zurück kommen könnte.

29.09.2017 13:35 • x 2 #12


K
Hi du,
in den ganzen Wochen habe ich ihn jetzt nur einmal vermisst (hab ich dir geschrieben) - das war so ein kurzer heftiger Schub.
Ich vermisse das Vertraute, das sich geborgen oder sich aufgehoben fühlen.
Jetzt habe ich das Gefühl, ich bin lost in space... So haltlos und alleine...

29.09.2017 13:41 • x 2 #13


scallisia
Ja, ein beknacktes Gefühl. Lost in space trifft es wohl am besten. Aber im Moment möchte ich ihn einfach nur sehen, ihn umarmen, ihn riechen, ihn spüren... Ich hänge immer noch an dem, dass er sich 2-3 Jahre Zeit für die Trennung gelassen hat. Das will mir einfach nicht in den Kopf! Ich habe hier schon oft gelesen, dass das wohl der normale Gang einer Trennung ist, aber trotzdem... Warum hat er seinen Kopf in den Sand gesteckt und gewartet bis es vorbei ist? Warum hat er nicht gekämpft, wenn er uns angeblich doch noch wollte? Weil er uns NICHT mehr wollte! Und das macht mir so sehr zu schaffen. Auch wenn es egal sein müsste, aber was ist das bitte für eine Art? Ich will nicht mehr heulen

29.09.2017 13:56 • #14


K
Ich denke, dass das so lange braucht, bis man selbst bereit dazu ist, sich das einzugestehen und den Weg zu gehen sowie den Preis dafür zu bezahlen. Das ist wohl ein Prozess.

Ja, dieses aus der Beziehung schleichen ohne - entschuldigung - das Maul auf zu machen, macht mir auch ganz ganz schlimm zu schaffen. Das es alles nicht wert war zu kämpfen. Und was bei mir noch hinzu kommt - sich übergangslos ins nächste Bett zu legen und - vermutlich - glücklich zu sein, während ich wie ein Hund leide.

29.09.2017 14:07 • x 4 #15


A


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