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Bin ich schon mitten drin im Loslassen?

E
Ja sicher...das wird auch wieder

14.12.2018 13:57 • #946


scallisia
Weißt du, ich versuche wirklich die Chance dieser Krise zu sehen. Ich dümpel nun schon so lange damit herum, dass ich einfach Angst habe, mich immer weiter zu verlieren. Er fehlt mir von Tag zu Tag mehr. Ich weiß, dass es die Überforderung ist. Zumindest, dass diese dieses Gefühl verstärkt. Und diese bescheuerten Vergleiche. Immer und immer wieder. Ich will das nicht. Aber es passiert automatisch. Ich möchte gerne davon weg. Möchte endlich nur mich sehen. Es wäre für mich das größte Geschenk, wenn er mir doch endlich egal wäre.
Und dann noch dieses Ungerechtigkeitsempfinden. Bla bla bla.... Ich will das nicht mehr. Es darf doch endlich mal OK sein.

14.12.2018 14:00 • x 1 #947


A


Bin ich schon mitten drin im Loslassen?

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E
Zitat von scallisia:
Möchte endlich nur mich sehen. Es wäre für mich das größte Geschenk, wenn er mir doch endlich egal wäre.


Genau dafür ist aber eine Therapie da. Was sagt denn dein Therapeut/Therapeutin dazu?

14.12.2018 14:04 • x 1 #948


G
Deshalb meine Idee mit Tagesklinik. Dort arbeitest du 5 Tage die Woche daran, solch eine Therapie kann Wunder wirken.

Ich hatte seinerzeit Vollzeitjob und die 2 Kinder und bin in die TK gegangen. Krank geschrieben für den Zeitraum, waren glaube ich 9 Wochen. Das beste was ich für mich machen konnte.

Du sagst immer du willst das sich was ändert, tust aber nichts respektive 'Ja, aber... Nein'. So wird das nichts.

14.12.2018 15:05 • x 1 #949


M
Liebe Scalisia, ich habe Dir schon einmal vor einiger Zeit geschrieben, weil Du mich in der Verarbeitung sehr an meine Zwillingsschwester erinnerst, Deine Geschichte ist ihrer sehr ähnlich.
Mit Therapien und Tageskliniken kenne ich mich nicht so gut aus, aber ich denke, Du musst Dir auch verzeihen, wenn es mal wieder einen Schritt zurück geht. Vielleicht ist eine Tagesklinik ein vermeintlicher Schritt zurück, aber er wird Dich sicher wieder mindestens 2 Schritte nach vorn bringen!

Bezüglich Deines Mannes und seiner neuen Beziehung hast Du mich allerdings nicht an meine Schwester, sondern an mich erinnert und vielleicht kann ich Dir da etwas Trost spenden.
Ich war auch einmal - allerdings nur kurz - verheiratet und ich habe mit meinem ehemaligen Mann eine Tochter. Er hat warm gewechselt und mich ziemlich hinterlistig betrogen (ich glaube, ich habe die Geschichte auch einmal hier aufgeschrieben).
Du ahnst nicht, wie sehr ich mich gequält habe, mit meinen ständigen Vergleichen mit der Neuen. Nicht, dass sie attraktiver war, aber sie war die tolle, reiche, erfolgreiche Künstlerin mit einem sehr bekannten Großvater, immer souverän und immer entspannt.
Mir haben sie immer die tolle Familie vorgespielt und mein damaliger Mann hat es sich nicht nehmen lassen, mir ständig unter die Nase zu reiben, wie grandios und einzigartig sie ist, und, dass ich mir doch ein Beispiel an ihr nehmen sollte, jetzt wäre er endlich glücklich.
Und, als ich noch allein war, haben sie mir zudem ständig suggeriert, dass die beiden mit ihrer wahnsinnig stabilen Liebesbeziehung viel bessere Eltern für unsere Tochter sein würden.
Es war wirklich Horror!
Wir haben uns als Eltern allerdings recht schnell auf unser gemeinsames Kind konzentriert und weil auch immer alles friedlich ablief, konnte ich im Laufe der Jahre schon ein wenig hinter die Kulissen schauen. Naja... hab ich immer nur gedacht.

Mein damaliger Mann und ich haben - nach nunmehr 14 Jahren - eigentlich alles auf Eltern- und Paarebene geklärt, aber zwischenmenschlich war noch einiges unausgesprochen.
Er hat sich jetzt - wieder einmal - von der Künstlerin getrennt und mich vor wenigen Wochen gefragt, ob wir einmal zusammen wandern gehen wollen. Da könnte keiner wegrennen und wir können einmal richtig reden.
Liebe Scalisia, 18 Kilometer weiter und 4 Stunden später, nach viel lachen und streiten und etlichen Tränen beiderseits haben wir viel bereinigen können.
Warum ich Dir das erzähle? Weil ich mich am meisten danach darüber geärgert habe, wie viel Zeit ich mit dem Neid auf die neue Beziehung verbracht habe und wie anders alles war!
Diese Beziehung war nämlich, so erzählte mir mein Ex Mann auf der Wanderung, von Anfang an von schlimmsten Streitereien, Nervenzusammenbrüchen ihrerseits, stationären Aufenthalten und Therapien begleitet. Zudem war sie natürlich lange nicht so reich, wie sie allen vorgegaukelt hat. Und ich habe Jahre damit verschwendet, darüber nachzudenken, wie glücklich die beiden, wie glücklich mein Mann sind.

Wie habe ich mich gequält mit dem Satz: sie schafft das mit Leichtigkeit, was ich nicht vermocht habe!
Es war aber alles nur Schein, weil beide das im Aussen so schön gespielt haben.
Letztendlich haben sich da nur zwei Menschen mit stark narzisstischen Zügen und s. abhängig aneinander geklammert.
Versuche Dir bei den Gedanken an das (vermeintliche) Glück der anderen immer eine gedankliches Stopp-Schild hochzuhalten und denke z.B. Blumen, Blumen, Blumen, oder Fühlen, fühlen, fühlen- und schon ist der Gedanke gestoppt! ich habe das mal irgendwo gelesen und bei mir hat das wunderbar geklappt!

Man verschwendet so viel Zeit damit, über Dinge nachzudenken, die dann doch ganz anders sind. Und, was bringt es einem? Nichts - gar nichts!

Ich bin sicher, Du schaffst das - und denke immer daran: alles braucht seine Zeit! Gib Sie Dir bitte!
Ich drück Dich mal!
Miss March

14.12.2018 17:30 • x 10 #950


scallisia
Irgendetwas ist anders. Heute. Mittwoch auch schon. Gestern war nochmal schlimm, aber heute ist es anders. Die Wut wandelt sich zu Mitleid. Mitleid für ihn. Es gab am Montag nochmal einen derben Schalgaustausch via SMS. Vielleicht hat es etwas damit zu tun.
Es ging um den Umgang unserer Tochter. Seinerseits wieder elende Schuldzuweisungen und Prinzipienreiteren. Er schrieb auch, dass sein Leid größer sei als meines und mit meinem sch. und Nichtigkeiten nicht zu vergleichen wären. Das hat erstmal reingehauen. Dabei ging es um den Schmerz, den er empfindet, dass unser Sohn nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Kann ich verstehen. Ist aber nicht mein B.. Er könnte handeln, tut er aber nicht. Er macht es sich leicht und sucht die Verantwortung bei mir, anstatt mal in sich zu gehen. Aber gut. Dieser Schlagabtausch hat mir aber auch deutlich gemacht, dass nicht nur ich ihn übergroß wahrnehme, sondern er mich ebenso. Allerdings in anderer Hinsicht, denke ich. Er fühlt sich von mir gegängelt, ich mich von ihm nicht anerkannt. Und genau da bin ich jetzt dran. Ich möchte keine Anerkennung mehr von ihm. Die werde ich nie wieder erhalten und heute ist es mir tatasächlich mal egal. Heute. Und nur das zählt.
Er misst mit zweierlei Maß. Was für ihn gilt, gilt nicht für mich. Ich nenne das Selbstgefälligkeit. So ist er. Kein Dank, dass ich ihm unsere Tochter an seinem Wochenende abnehme, weil er mit seiner Freundin Geburtstag feiern möchte (ist aber natürlich selbstverständlich). Umgekehrt ist er nicht zu einem Wochenendtausch bereit, weil ich es ja so festgelegt habe. Dass ich ihm ein Extrawochenende zu Silvester zugestehe, wird als Gutmütigkeit meinerseits angesehen, sondern als Vorgabe, die ich gemacht habe. Kein Dank. Ok. War wohl auch nicht zu erwarten. Er sieht nur sich und sein Vorteil. Alles andere geht an ihm vorbei. Er macht keinerlei Zugeständnisse. Muss er auch nicht. Ich mache das für mich.
Aber wisst ihr was? Heute ist es mir egal. Ich freue mich auf zwei Extratage mit meiner Tochter und gut ist. Mir wird wohl langsam bewusst, dass ich mich verhalten kann wie ich will, es wird nie richtig sein und das ist auch nicht wichtig. Die Hauptsache ist, dass es sich für mich richtig anfühlt und dann kann er zetern wie er will. Mir egal. Heute.

21.12.2018 12:18 • x 4 #951


scallisia
Irgendwie breitet sich sogar so etwas wie inner Frieden aus. Ein leises wohliges Kribbeln in Herz- und Bauchgegend. Ein Lächeln im Gesicht. Woher das kommt? Ich weiß es nicht. Ich hinterfrage es nicht. Ich genieße

21.12.2018 13:30 • #952


E
Gut so....geniess die Tage mit deiner Tochter

21.12.2018 13:33 • x 1 #953


scallisia
Was gerade hochkommt ist ein Gefühl von Neid. Ich möchte gerne auch schon soweit sein wie er. Ja, da bin ich neidisch drauf. Ich wünsche mir gerade sehnlichst den Abschluss herbei.

21.12.2018 19:04 • #954


W
Man wünscht sich immer, dass es irgendwo für gut sein muss, dass das Verhalten irgendwann auf sie zurück fallen muss. Aber so läuft es wohl nicht im Leben.

25.12.2018 20:50 • #955


scallisia
Ich wünsche mir gar nicht mehr, dass das irgendwann auf ihn zurückfällt. Ich kann ihn ja auch irgendwie verstehen. Nur sein Verhalten vor und gerade jetzt nach der Trennung mir gegenüber... das verstehe ich nicht und ich weiß auch nicht, ob ich das irgendwann verzeihen kann.
Ich bin immer noch unendlich traurig, aber ich will ihm nichts Böses. Ich möchte Frieden. Für mich...
...und das der Schmerz nachlässt

26.12.2018 08:01 • x 2 #956


W
Vielleicht bist du dann doch schon einen gewaltigen Schritt weiter. Vielleicht gehört der Schmerz auch zu unserem Leben und bleibt ein Teil davon.

26.12.2018 20:45 • #957


scallisia
Ich wünschte, es wäre so

26.12.2018 20:48 • #958


D
@scallisia wie geht es dir heute, ist ja schon eine sehr lange Zeit vergangen.

16.05.2022 21:35 • #959


scallisia
Hallo Dharma,

mir geht es zur Zeit ganz gut. Fünf Jahre sind nun seit der Trennung vergangen. Ich habe meinen Frieden gefunden. Manchmal bin ich noch traurig und wehmütig. Nicht weil er weg ist. Vielmehr, weil es das Konstrukt der Familie nicht mehr gibt. Zumindest nicht so wie man es sich ausgemalt hat, als man mittendrin in der Familienplanung war. Sicherlich gibt es auch andere Konstrukte. Doch die sehe ich für mich derzeit nicht. Das macht mich manchmal traurig. Unser Sohn hat immer noch keinen Kontakt zu seinem Vater und unsere Tochter geht seit Oktober 2021 im wöchtentlichen Wechsel zu ihm. Das klappt zur Zeit ganz gut, ist aber für mich jede Woche aufs Neue sehr schwierig. Der Kontakt zu meinem Exmann hat sich inzwischen auch normalisiert. Zwar läuft noch viel über WhatsApp und wenig telefonisch, was dann und wann mal zu Missverständnissen führt, aber gut. Wir gehen freunlich, sachlich miteinander um. Wie zwei Arbeitskollegen....

Seit fast drei Jahren gibt es auch wieder einen neuen Mann in meinem Leben. Das war allerdings ein schweres Ding. Ich hätte nie gedacht, dass eine Trennung und die daraus resultierenden Verletzungen einen so großen Einfluss auf etwa Neues haben könnte. Die ersten zwei Jahre waren recht holperig und ich hätte so manches Mal alles hinwerfen können. Mir fehlte das Vertrauen und ich hatte noch mit ordentlichen Selbstzweifeln zu tun. Zwischendurch gab es Momente, an denen ich alles in dieser neuen Beziehung angezweifelt habe. Das führte dazu, dass ich mich oft zurückgezogen habe und aus den jeweiligen Situationen abgehauen bin. Das hat alles natürlich nicht einfacher gemacht.
Mittlerweile kann ich mich aber wieder voll einlassen, lege nicht alles auf die Goldwaage und hinterfrage jedes kleine Ding. Einiges triggert mich allerdings noch. Manchmal sogar so sehr, dass ich mich über meine Reaktion selbst erschrecke. Das kommt aber nur noch äußerst selten vor.

Alles in allem ist also alles gut. Es dauert eben nur sehr lange. Ich will gar nicht sagen zu lange. Jeder hat seine eigene Zeit. Ich brauchte eben etwas länger und das ist auch gut so.

Was ich sagen kann: die Wehmut bleibt, die Traurigkeit, die manchmal hochkommt auch. Aber das gehört nun mit dazu und wird wohl nie ganz verschwinden.

17.05.2022 09:58 • x 3 #960


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