Liebe Scalisia, ich habe Dir schon einmal vor einiger Zeit geschrieben, weil Du mich in der Verarbeitung sehr an meine Zwillingsschwester erinnerst, Deine Geschichte ist ihrer sehr ähnlich.
Mit Therapien und Tageskliniken kenne ich mich nicht so gut aus, aber ich denke, Du musst Dir auch verzeihen, wenn es mal wieder einen Schritt zurück geht. Vielleicht ist eine Tagesklinik ein vermeintlicher Schritt zurück, aber er wird Dich sicher wieder mindestens 2 Schritte nach vorn bringen!
Bezüglich Deines Mannes und seiner neuen Beziehung hast Du mich allerdings nicht an meine Schwester, sondern an mich erinnert und vielleicht kann ich Dir da etwas Trost spenden.
Ich war auch einmal - allerdings nur kurz - verheiratet und ich habe mit meinem ehemaligen Mann eine Tochter. Er hat warm gewechselt und mich ziemlich hinterlistig betrogen (ich glaube, ich habe die Geschichte auch einmal hier aufgeschrieben).
Du ahnst nicht, wie sehr ich mich gequält habe, mit meinen ständigen Vergleichen mit der Neuen. Nicht, dass sie attraktiver war, aber sie war die tolle, reiche, erfolgreiche Künstlerin mit einem sehr bekannten Großvater, immer souverän und immer entspannt.
Mir haben sie immer die tolle Familie vorgespielt und mein damaliger Mann hat es sich nicht nehmen lassen, mir ständig unter die Nase zu reiben, wie grandios und einzigartig sie ist, und, dass ich mir doch ein Beispiel an ihr nehmen sollte, jetzt wäre er endlich glücklich.
Und, als ich noch allein war, haben sie mir zudem ständig suggeriert, dass die beiden mit ihrer wahnsinnig stabilen Liebesbeziehung viel bessere Eltern für unsere Tochter sein würden.
Es war wirklich Horror!
Wir haben uns als Eltern allerdings recht schnell auf unser gemeinsames Kind konzentriert und weil auch immer alles friedlich ablief, konnte ich im Laufe der Jahre schon ein wenig hinter die Kulissen schauen. Naja... hab ich immer nur gedacht.
Mein damaliger Mann und ich haben - nach nunmehr 14 Jahren - eigentlich alles auf Eltern- und Paarebene geklärt, aber zwischenmenschlich war noch einiges unausgesprochen.
Er hat sich jetzt - wieder einmal - von der Künstlerin getrennt und mich vor wenigen Wochen gefragt, ob wir einmal zusammen wandern gehen wollen. Da könnte keiner wegrennen und wir können einmal richtig reden.
Liebe Scalisia, 18 Kilometer weiter und 4 Stunden später, nach viel lachen und streiten und etlichen Tränen beiderseits haben wir viel bereinigen können.
Warum ich Dir das erzähle? Weil ich mich am meisten danach darüber geärgert habe, wie viel Zeit ich mit dem Neid auf die neue Beziehung verbracht habe und wie anders alles war!
Diese Beziehung war nämlich, so erzählte mir mein Ex Mann auf der Wanderung, von Anfang an von schlimmsten Streitereien, Nervenzusammenbrüchen ihrerseits, stationären Aufenthalten und Therapien begleitet. Zudem war sie natürlich lange nicht so reich, wie sie allen vorgegaukelt hat. Und ich habe Jahre damit verschwendet, darüber nachzudenken, wie glücklich die beiden, wie glücklich mein Mann sind.
Wie habe ich mich gequält mit dem Satz: sie schafft das mit Leichtigkeit, was ich nicht vermocht habe!
Es war aber alles nur Schein, weil beide das im Aussen so schön gespielt haben.
Letztendlich haben sich da nur zwei Menschen mit stark narzisstischen Zügen und s. abhängig aneinander geklammert.
Versuche Dir bei den Gedanken an das (vermeintliche) Glück der anderen immer eine gedankliches Stopp-Schild hochzuhalten und denke z.B. Blumen, Blumen, Blumen, oder Fühlen, fühlen, fühlen- und schon ist der Gedanke gestoppt! ich habe das mal irgendwo gelesen und bei mir hat das wunderbar geklappt!
Man verschwendet so viel Zeit damit, über Dinge nachzudenken, die dann doch ganz anders sind. Und, was bringt es einem? Nichts - gar nichts!
Ich bin sicher, Du schaffst das - und denke immer daran: alles braucht seine Zeit! Gib Sie Dir bitte!
Ich drück Dich mal!
Miss March
14.12.2018 17:30 •
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