Puh, mir geht es immer noch nicht besser. Es sitzt wirklich sehr tief. Am Freitag haben wir das Haus verkauft und ich entrümpele gerade.
Was mir zu schaffen macht ist, dass ich mich immer noch wie entsorgter Müll fühle. Das sitzt so tief. Ich vergleiche hintergründig immer noch sein neues tolles Leben und mein nicht vorhandenes Leben miteinander. Ich weiß ja, das ist so nicht wahr....
Wir hatte am Freitagabend noch etwas miteinander geschrieben. Vorrangig ging es um die Kinder, aber auch unser Trennungsverhalten wurde thematisiert. Ich habe vieles vergessen. Mir war nicht mehr bewusst, wie unmöglich ich mich in den ersten Monaten ihm gegenüber verhalten habe. Bockig, beleidigend, einfach wie eine 14jährige. Überhaupt nicht erwachsen. Das schockiert mich gerade zutiefst. Er wollte mir beistehen. Er wollte noch bleiben, damit wir die Trennung so ordentlich wie möglich abwickeln können. Er hat sich absolut korrekt verhalten. Meistens... ich habe ihn rausgeschmissen. Ich konnte ihn einfach nicht mehr ertragen. Ich habe ihm meine schlimmste Seite gezeigt und ihn damit ganz vertrieben. Das alles hatte ich verdrängt und meist nur ihn verteufelt.
Ich bin über ihn hinweg gefegt, wie in den letzten Jahren der Beziehung auch. Da habe ich nur noch mein Ding durchgezogen, egoistisch. Es hat mich nicht interessiert, ob er das mittragen möchte oder nicht. Er hat es getan, über viele Dinge hinweg gesehen. Für mich war das einfach selbstverständlich. Ich habe nicht auf ihn geachtet, nur noch mich und meine Bedürfnisse gesehen. Die Anerkennung, die ich mir so sehr von ihm gewünscht hatte, habe ich nicht in der Art bekommen wie ich es gebraucht hatte. Ich hatte immer das Gefühl, dass er mir weit überlegen war und ich klitzeklein an seiner Seite. Also habe ich auf bockig gemacht, um mich durchzusetzen. Um mich auch zu behaupten. Leider voll auf seine Kosten. Er konnte also gar nicht anders als aufhören mich zu lieben. Welcher Mensch macht das schon mit? Viel zu lange hat er sich das gefallen lassen und es ertragen. Das sehe ich jetzt und es tut unendlich weh.
Am Anfang der Beziehung war es so, dass er der autonome und ich die angepasste war. Im Laufe der Zeit hat sich das gedreht. Während er aber irgendwann stehen geblieben ist und sich aus allem rausgezogen hat, bin ich weit über das Ziel hinausgeschossen. Der Respekt ging total verloren. Er war wie ein drittes Kind. Es blieb ihm aber auch gar nichts anderes übrig, denn ich habe ihn und seine Bedürfnisse überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Ich habe nur noch mich gesehen. Ich war ein echter Ar..
Diese Erkenntnis tut gerade sauweh. Und ich weiß, ich soll nicht nach hätte, wenn und aber fragen. Ich tue es trotzdem. Denn was ist, wenn ich dieses Muster nicht durchbrechen kann? Wenn ich immer so weiter mache, auch in zukünftigen Beziehungen? An die ich aber längst nicht mehr glaube.
Auf meiner Brust liegt gerade ein tonnenschweren Stein. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen und mag mich für diese Seite an mir gar nicht. Ich habe ihn vergrault. Und er hat jetzt etwas besseres. Er ist endlich glücklich und das wünsche ich ihm vom Herzen. Wirklich. Ich wünschte mir aber auch, dass ich mich und mein Verhalten früher gesehen hätte. Einfach um ihn so zu behandeln, anzuerkennen und zu lieben wie er es verdient hat. Was mache ich jetzt nun damit? Mit dieser Erkenntnis über mich? Ich fühle mich so schuldig. Ich möchte diese Last gerne loswerden, nach vorne schauen und die Vergangenheit endlich hinter mir lassen. Ich möchte mir verzeihen, kann es aber gerade nicht. Ich schäme mich. Das erste Mal seit der Trennung schäme ich mich. Und zwar so richtig.....
14.10.2018 10:56 •
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