Hallo ihr Lieben,
lange habe ich hier nicht mehr reingesehen und geschrieben. Ich habe für mich gemerkt, dass es mir zwischenzeitlich einfach nicht mehr gut tat. Heute jedoch möchte ich gerne wieder schreiben, denn heute jährt sich der Trennungstag. Genau heute vor einem Jahr saß er mir gegenüber und sagte: Ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe dich nicht mehr genug, um weiterhin mit dir zusammenzuleben.
Das schmerzt gerade sehr und mein Herz ist schwer. Ich vermisse ihn immer noch sehr, mit jeder Faser meines Körpers. Auch kann ich mir immer noch nicht vorstellen, irgendwann mal jemand neues in mein Leben zu lassen. Darüber mache ich mir natürlich schon so meine Gedanken, aber das ist nicht das was jetzt gerade zählt.
Wo stehe ich jetzt nach einem Jahr? Nun, es geht mir so weit so là là. Ich habe viele gute Tage, aber zwischendurch auch immer wieder schlechtere. Mal mehr, mal weniger schwer. Der Ex hat seit 9 Monaten eine neue Freundin und ist Anfang des Monats auch mit ihr zusammen gezogen. Das hat noch mal richtig reingehauen. Zumal es auch ihre alte Wohnung ist, in der bis Ende April noch ihr Ex mit den beiden Kindern gelebt hat... Das hat sowas von: Altes Möbelstück raus, neues Möbelstück rein. Nun gut, das muss er ja selbst wissen. Für mich käme so ein Ersetzen nicht in Frage. Hätte einen sehr fahlen Beigeschmack. Aber das soll mir ja nun auch egal sein. Ist sein Leben, nicht meins. Ich habe damit nichts zu tun. Allerdings muss ich leider zugeben, dass ich immer noch zu sehr in der Vergangenheit und bei ihm festhänge. Ich merke zwar - mal mehr und mal weniger -, dass ich mich löse, aber ich bin nach einem Jahr noch nicht dort, wo ich gerne sein wollte. Aber auch das ist nicht schlimm, es braucht eben seine Zeit.
Am Freitag habe ich höchst persönlich endlich den Scheidungsantrag beim Gericht eingeschmissen. Es war ein sehr komisches Gefühl. Wehmut gepaart mit etwas Erleichterung. Die Erleichterung hielt leider nicht lange an. Aber ich stelle gerade fest, dass ich darüber seit Samstag auch nicht mehr nachgedacht habe. Mit viel Glück, und da wir uns ja eigentlich auch einig sind was die Scheidung angeht, ist diese in einem halben Jahr durch und ich bin die letzte Last los.
Was hat sich noch getan? Meine Kur ist durch und ich darf die Kinder mitnehmen. 5 Wochen in der Lüneburger Heide. Auch wenn ich weiß, dass ich Kur dringend benötige, sehe ich dem doch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einen genauen Termin habe ich noch nicht, aber es kann jederzeit losgehen. Was erhoffe ich mir von der Kur? Nun, ich weiß, dass ich nicht dahin fahre und als geheilt wiederkomme. Aber ich erhoffe mir davon, dass ich für mich soweit komme, endlich akzeptieren und loslassen zu können. Das wäre mein größter Wunsch. Denn ich merke innerlich immer noch, dass ich nicht loslassen will. Ich habe Angst, dass er damit aus meinen Gedanken, ja sogar ganz aus meinem Leben verschwindet. Ich weiß, dass mir das nicht gut tut. Aber irgendwie brauche ich das Festhalten noch. Vielleicht weil ich das letzte Band zwischen uns nicht kappen will? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit ihm nur noch Eltern zu sein und mehr nicht. Wir waren so lange zusammen. Er war mein bester Freund. Meine Bezugsperson. Er konnte mir emotional nicht das geben was ich brauchte (das konnte ich selbst nicht), doch hat mich was meine Hobbys betrifft, immer unterstützt. Allerdings war er nicht fähig mich zu unterstützen, wenn ich mal Sorgen und Nöte hatte. Ich denke, damit konnte er nicht umgehen, da ich eigentlich meist diejenige war, die auf vieles eine Antwort wusste. Brauchte ich dann mal Rat und Trost, war er wahrscheinlich überfordert. Dabei hätte mir eine feste innige Umarmung und ein es wird alles gut auch von ihm mehr als gereicht. Mehr wollte ich nicht.
Während ich in meinen Sport geflüchtet bin, hat er für sich gar nichts mehr gemacht. Je aktiver ich wurde (sei es im Haus, bei der Arbeit oder eben dem Sport), desto weniger kam von ihm. Ich habe zuviel gemacht, er zu wenig. Wir haben keinen Mittelweg gefunden. Wir haben uns verpasst. Ich denke, dass lag die Krux unserer Beziehung. Ich bin vorangeprescht und er kam einfach nicht mehr hinterher. Konnte mein Tempo nicht halten. Bis er auch nicht mehr wollte und abgesprungen ist.
Ich bin heute morgen mit einem schweren Herzen aufgewacht. Ich habe mir einen Kaffee gekocht und bin raus auf die Terasse. Dort habe ich mich heute innerlich von ihm verabschiedet. Ich habe ich alles Gute und viel Glück für sein Leben gewünscht. Ich habe mich bei ihm für all das was er für mich getan hat bedankt. Er hat mich so genommen wie ich war und ich war kein ganz einfacher Menschen. Ich hatte/habe einige Verhaltensweisen die sehr schwierig im Umgang sind. Ich konnte aber einfach nicht dagegen hat, denn ich wusste nicht woher sie kamen. Ich habe im letzten Jahr viel gelesen, meditiert, Tagebuch geschrieben und schreibe auch jeden Aben ein Dankbarkeitsbuch. Ich habe einiges über mich erfahren. Warum bin ich so wie ich bin? Warum kann ich mich nicht so annehmen? Warum bin ich so hart zu mir selbst? Warum habe ich mich von einem Menschen und einer Beziehung so abhängig machen können? Was stimmt nicht mit mir? Ich bin mir nicht sicher, ob die Antworten, die ich für mich gefunden habe auch die richtigen sind. Aber es sind Erklärungen. Und diese Erklärungen helfen mir, mich einmal zu durchleuchten und zu schauen, wer ich eigentlich wirklich bin. Ich muss sagen, dass es mich traurig macht, dass ich das erst mit 41 Jahren erkennen kann. So viel verschwendete Zeit, in der ich mich einfach nur so hingenommen habe. Ich habe alles in meinem Leben immer nur so hingenommen. So auch die Beziehung. Sie bestand einfacht. War ich glücklich? War ich nur zufrieden? Hatte ich überhaupt ein gutes Gefühl dabei? Habe ich ihn jemals geliebt oder nur gebraucht? Bin ich von einer Abhängigkeit (Elternhaus) gleich in die nächste gesprungen? Wo will ich in Zukunft hin? Wo will ich stehen? Mit mir selbst. Das sind Fragen, die mich momentan beschäftigen. Naja und dann ist da auch immer noch die Zukunftsangst. Nach der Kur möchte ich mich gerne gesteigert auf Wohnungssuche begeben. Ich habe mir schon einiges angeschaut, aber immer irgend ein Aber gefunden. Ich bin vielleicht einfach noch nicht soweit. Dennoch merke ich, dass ich innerlich immer mehr öffne. Auch für eine solch große Entscheidung pro oder contra Haus. Denn immerhin ist es ja nicht nur mein Zuhause, sondern auch das der Kinder. Das macht es mir natürlich nicht einfacher.
Nun alles in allem gesehen, bin ich wahrscheinlich wirklich weiter vorangegangen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich das nicht immer sehe. Ich habe dann aber liebe Menschen um mich herum, die mir dann doch gelegentlich mal aufzeigen was ich alles schon geschafft habe. Das auch mal für mich anzunehmen und stolz auf mich zu sein, dass ich eben nicht untergegangen bin, sondern meinen Weg weiter gehe (auch wenn dieser sehr beschwerlich ist), das ist mein Ziel. Mich so anzunehmen wie ich bin. Nicht nur mit meinen Schwächen (das kann ich nämlich ganz gut), sondern und erstrecht mit all meinen Stärken, von denen ich eine ganze Menge habe.
Man sagt, es braucht für jedes Jahr der Beziehung einen Monat zur Trennungsbewältigung. 12 Monate habe ich jetzt rum. 9 Monate würden dann noch verbleiben. Mit 9 Monaten kann ich gut leben. Die Zeit gebe ich mir noch. Sollte es allerdings doch länger dauern, werde ich mir auch diese Zeit geben. Aber ich brauche ein Ziel. Einen Zeitraum, den ich noch mit aktiver Trauerbewältigung nutzen und mir selbst eingestehen kann. Und 9 Monate finde ich sollten mehr als genug sein.
Ich weiß nicht, ob ich hier noch öfter reinschauen werde. Vielleicht werde ich einiges noch lesen, aber nicht mehr schreiben, weshalb ich mich an dieser Stelle ein ganz herzlich für all die tollen Menschen hier bedanken möchte. Ich möchte nicht jeden Einzelnen aufzählen, denn ich denke ihr werdet euch angesprochen fühlen. Ich danke euch von Herzen dafür, dass ihr mich getröstet, mir beigestanden, mit Rat und Tat zur Seite, aber auch (und das war mehr als nötig) auch mal auf den Pott gesetzt und die Keule rausgeholt habe. Diese brauche ich allerdings auch jetzt noch so manches Mal. Vielen lieben Dank euch allen. Ich wünsche euch alles Gute auf eurer Reise, wohin auch immer diese gehen mag.
Eure Scallisia