Hallo liebe Community,
auf die Gefahr hin, daß es für mich nun auch dicke kommen kann, möchte ich meine Geschichte aber trotzdem einmal niederschreiben. Ich hatte hier im Winter vergangenen Jahres schon in einem anderen Thread mit anderem Schwerpunkt mitgeschrieben und mir selber auch Rat und Hilfe geholt. Und seitdem habe ich hier still mitgelesen, aber so eine Geschichte wie meine habe ich nicht finden können.
Meine Kindheit, verlief nicht gut. Da war eine Trennung meiner Eltern, die bis heute Nachwirkungen in das Leben von meiner Schwester und mir hat. Da kommt es auch immer wieder zu Problemen (hauptsächlich durch die 2. Frau meines Vaters).
Ich bin w. und jetzt 49 Jahre alt.
Vor 11 Jahren habe ich einen Mann geheiratet, von dem ich nicht weiß ob ich ihn wirklich je geliebt habe. Er ist ein lieber Mensch, wir sind auf Augenhöhe, teilen viele gemeinsame Erlebnisse, aber er holt mich emotional nicht ab. Wir leben schon lange als WG zusammen, um unserem gemeinsamen Kind (m. 11Jahre), ein wohlgehütetes Elternhaus zu bieten. Unsere Devise ist, daß das Wohlergehen des Kindes über allem steht.
Dann passierte mir etwas, womit auch ich nie gerechnet habe. Ich habe mich in eine Frau verliebt. 9 Jahre haben wir eine gleichgeschlechtliche Beziehung geführt und mein Mann konnte sich damit arrangieren. Für alle waren wir eine Familie, die nach außen intakt schien, ich aber ein Stück weit hinter dieser Fassade mit meiner Freundin (heute Ex) abtauchen konnte.
Ich bin nicht les. Habe aber möglicherweise eine Affinität zur Bi-Konstellation. Diese Frau hatte mich einfach umgehauen und die Beziehung war intensiv.
Nun wünsche ich mir aber eine Beziehung zu einem Mann, zu dem ich aufschauen kann, der mich festhält und der es versteht, mich glücklich zu machen. Das ist ein sehnlicher Wunsch den ich hege. Und genau das ist passiert. Es ist, als hätte ich meinen Kryptomenschen gefunden. Ich kann ihm alles sagen und es fühlt sich gut an. Mit der Zeit stellten sich auch bei ihm ehrliche Gefühle ein. Jetzt kommt das große Problem: Dieser Mann lebt 600 km entfernt und bisher gibt es nur WA und Telefonkontakt. Dies führte soweit, das ich meinem WG-Mann gestern diese Ereignisse gebeichtet habe.
Das war ein furchtbarer Tag, denn auch er möchte es, so wie es ist nicht mehr. Wir haben dann eine Einigung herbeigeführt, die stark hinterfragbar ist: Sollte sich für einen ein Trennungsgrund herausstellen in Form einer neuen Partnerschaft, wird sich räumlich getrennt. Also im Falle eines Warmwechsels bei optimaler Lösung für unser Kind. Mein WG-Mann gibt mir die Stabilität und die Sicherheit, die ich brauche, mein Herz sehnt sich nach dem anderen Mann. Mit ihm habe ich das auch kommuniziert und er hält dieses mein Agieren für feige und verlogen bis in die letzte Pore. Er fühlt sich emotional Vergewaltigt, weil ich ihn in seinen Augen an zweiter Stelle führe. Ihn hinter die Elternbeziehung stelle, die ich mit meinem Mann führe.
Ohne Kind würde ich den Schritt in diese räumlich entfernte Beziehung wagen, denn er kann und würde seinen Ort wahrscheinlich nicht verlassen. Nun stecke ich hier in einem fürchterlichen Dilemma. Ich brauche diese Stabilität in unserer Eltern-WG, mein Herz möchte aber etwas anderes. Meine Psyche leidet furchtbar (Ängste und Schlafstörungen) und ich weiß nicht, wie ich es weitergehen soll. Was ist, wenn mein WG-Mann sich neu orientiert und ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde? Was wird mit dem Kind? Ich habe einen Menschen in der Ferne zutiefst verletzt. Das alles wiegt schwer. Ich wollte Liebe und Leichtigkeit und dabei niemandem wehtun. Wahrscheinlich ist das aber utopisch und ich habe die Rechnung nicht mit dem Wirt gemacht. Weil nun stehe ich schlussendlich in einem riesigen Scherbenhaufen, vor einer Menge hausgemachtem Unglück. Dabei wollte ich nur meinem Herzen folgen. Es ist wohl schiefgegangen.
Und ich frage mich zudem: Bin ich Feige?
Danke fürs Lesen.
28.04.2019 14:28 •
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