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Bin ich eine Masochistin?

Lasirene
Hallo. Ich bin neu hier. Mein Mann hat mich letzten Sommer verlassen, nach 22 gemeinsamen Jahren . Er war nicht mehr glücklich mit mir. Ich habe das nicht realisiert, da in der Zeit mein Papa krank wurde und gestorben ist, und ein paar Monate später bei meiner Mutter die gleiche Diagnose gestellt wurde. Ich war irgendwie total absorbiert. Wir haben zwei Töchter, 16 und 20. Die ersten Monate waren die Hölle, obwohl ich merkwürdigerweise im Stand war, eine neue Wohnung für uns 3 zu organisieren, und das Haus, in dem wir 20 Jahre lang gewohnt haben, zu leeren. Danach kam die Wüste. ich habe nach und nach erfahren, dass es in der Vergangenheit Seitensprünge gegeben hat. Niemals hätte ich damit gerechnet, niemals! Nun ist der neuste Stand, dass er seit Februar eine Freundin hat. Er hat sie seinen Töchtern vorgestellt, um sein Doppelleben zu beenden. ich bin krank vor Eifersucht, weil ich ihn noch liebe. Das ist so, als wäre ich überhaupt nicht weitergekommen, in all' der Zeit. Bin ich noch normal? Bitte, antwortet mir. Danke.

06.11.2017 14:26 • x 1 #1


Aragorn
Hallo ja du bist ganz normal. Wenn man so lange zeit zusammen war und immer dachte es ist alles in Ordnung, aber den so wie du mit der Realität konfrontiert wird, dann ist man erst mal platt.

Und das man eine so lange Zeit nicht einfach vergessen Kann, immer noch etwas für denn andere empfindet ist doch auch klar. Das dauert halt seine Zeit.

Und das man wenn da auf einmal eine neue Ist, erst mal Eifersucht verspürt zeigt das man noch nicht ganz und gar abgeschlossen hat. Das alles ist ganz normal.

06.11.2017 14:35 • x 1 #2


A


Bin ich eine Masochistin?

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U
Hallo Lasirene,

ich fühle mit Dir und Deinen Verlusten, tut mir leid!

Du bist nicht unnormal oder masochistisch, Du leidest Qualen, Schmerzen etc. Dafür hast Du doch schon viele heftige Situationen gelöst. Was jetzt wichtig ist, dass Du mal zur Ruhe kommst, Kraft tanken kannst und Dich um Dich kümmerst.

22 Jahre sind für heutige Maßstäbe eine verdammt lange Zeit. Das die nicht mal eben so spurlos verarbeitet werden, ist doch klar. Das dauert und braucht einiges, was Dir bisher gefehlt hat bzw. wo Dein Fokus auf andere Bereiche lagen.

Schreib hier im Forum Deinen Frust von der Seele, hier wirst Du aufgefangen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und vor allem Ruhe.

Liebe Grüße

Udi

06.11.2017 14:39 • x 2 #3


D
Es ist nicht einfach, wenn man seinen ehemaligen Partner noch liebt, er sich aber schon andersweitig orientiert hat.

Zitat von Lasirene:
Bin ich noch normal?


Ja, auf jeden Fall !

Sein Verhalten war und ist Dir gegenüber zumindest für Dich schädigend.

Du liebst ihn immerhin noch, aber er nimmt auf Dich keine Rücksicht.

Das wird wohl noch Zeit brauchen, bis das verkraftet ist.

Schade für Dich, denn Du bist hier die Leidtragende.

Mit den Seitensprüngen sehe ich es nicht mal so eng, da er er bei Dir geblieben ist, die Vergangenheit betreffend.

Doch dass er eine Neue hat und sie den Kindern vorgestellt hat, finde ich auf jeden Fall sehr verletzend Dir gegenüber. Da fehlt ihm in meinen Augen das nötige Feingefühl für die gesamte Situation. Er ist wohl sehr egoistisch.

Dein Gefühl hingegen ist absolut verständlich.

06.11.2017 14:56 • x 1 #4


Lasirene
Vielen Dank ihr Lieben. Es tut gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist.

06.11.2017 17:01 • x 2 #5


H
Was die Eifersucht betrifft bist du sicherlich normal, eine natürliche Reaktion ... aber ich will jetzt nicht sagen wenn man jemanden liebt.
Viel spannander ist die Frage, warum du nicht niemals bemerkt hast, dass sich dein Mann von dir entfernt hat. Es liest sich alles, als wenn du nur funktioniert hast. Ob da wirklich viel Liebe oder doch nur die Liebe aus Pflichtgefühl dabei gewesen ist, kannst nur du entscheiden. Und schau mal nach, ob du deinen Mann im Lauf der Zeit immer mehr als Objekt verstanden hast, der seine Rolle Ehemann, Partner einfach nur ausüben musste.

06.11.2017 17:24 • #6


T
Guten Abend Irene,
wie kommst Du denn auf diesen Thread-Titel?
Quelle Wikipedia:
Als Masochismus wird bezeichnet, wenn ein Mensch (oftmals s.uelle) Lust oder Befriedigung dadurch erlebt, dass ihm Schmerzen zugefügt werden oder er gedemütigt wird.

Das Gegenstück zum Masochismus ist der Sadismus.


Zitat von Lasirene:
Ich war irgendwie total absorbiert.

Verständich und nachvollziehbar. Deine Eltern sind kurz hintereinander erkrankt, Dein Vater sogar verstorben - mein Beileid.
Heiratet man nicht genau aus diesen Gründen, um auch in schlechten Tagen bei-/zueinander zu stehen!?
Es tut mir sehr leid, dass Dein Traum von einer stabilen Familie (mit Ehemann) geplatzt ist und Du nun leidest.
Wahrscheinlich hast Du die vergangenen Monate, wie eine Maschine erstmal nur funktioniert und all den organisatorischen Kram erledigt. Das ist jetzt geschafft, Du kommst zur Ruhe und hast Zeit zum Nachdenken und findest Dich plötzlich vor einem riesigen emotionalen Scherbenhaufen wieder.

Nur ZEIT wird heilen. Tu Dir Gutes. Freue Dich über Eure Kinder und die schöne gemeinsame Zeit.

Das Leben ist noch nicht vorbei. Es ist anders. Du hast plötzlich Freiheiten! Musst niemandem mehr hinterherräumen, niemanden mehr an Termine erinnern, irgendwo hinkutschieren, dort wieder abholen. . .(Danke, Mama) für 4-6 Personen kochen, die das Ganze in 15 Minuten verschlungen haben (Danke, Mama) und so weiter und so fort.

Du hast jetzt gaaanz viel Zeit für DICH allein! Wunderbar, sage ich Dir! Spannend.

06.11.2017 18:35 • #7


K
Zitat von Lasirene:
ich bin krank vor Eifersucht, weil ich ihn noch liebe

Eifersucht ist eine Mischung aus Verschiedenem. Vielleicht Angst, was Dich eifersüchtig werden lässt. Gab es denn schlechte Vorerfahrungen und hast Du deshalb Misstrauen? Hattest Du quälende Ungewissheit über vermutete Untreue? Oder sind es letztlich Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Meinst Du, Du bist nicht gut genug, nicht hübsch genug oder glaubst mit anderen nicht mithalten zu können? Du sollst deinen Selbstwert kennen und Du weißt, was Du dir wert bist.
Zitat von Lasirene:
Das ist so, als wäre ich überhaupt nicht weitergekommen, in all' der Zeit. Bin ich noch normal?

Du hast innerhalb kurzer Zeit zwei Menschen beim Sterben begleitet - es waren deine Eltern, die Dir sehr nahe standen. Aufopfernd und mit ganzer Aufmerksamkeit und Kraft bist Du auf ihrem letzten Lebensweg gefolgt. Keine einfache Aufgabe. Auch für deine Familie war das nicht einfach, der Du deswegen nicht so viel Aufmerksamkeit schenken konntest. Vermutlich hat sich dein Mann in dieser Zeit sehr vernachlässigt gefühlt. Gab es deswegen auch Ärger und/oder Streit, weil Du ihm nicht deine ungeteilte Aufmerksamkeit geben konntest. Kann auch sein, dass er sich einfach links liegen gelassen gefühlt hat, weil Du deine ganze Kraft und Energie auf deine Eltern konzentriert hast. Ich will nicht spekulieren, das alles ist aus deinem Beitrag nicht herauszulesen, aber das könnten bewegende Gedankenvorgänge bei deinem Mann gewesen sein.

Schade, dass dein Mann trotz eurer jahrelangen Gemeinsamkeit anlässlich dieser Sondersituation mit den für ihn sich wahrgenommenen Konflikten Dich nicht angesprochen und darauf aufmerksam gemacht hat, z. B. dass er sich vernachlässigt fühlt. Gibt es noch andere Motivationslagen, die eine Rolle hätten spielen können?

Was macht er? Er sucht die Aufmerksamkeit, Bestätigung und Anerkennung bei einer anderen Frau, die nicht in einer solchen extremen Lebenssituation steht. Das war für ihn einfach und bequem, mal eben die Biege zu machen. Ein Verhalten, über das sich jeder seine eigene Meinung bilden kann.

Du brauchst Dir nicht wirklich große Gedanken machen oder Dich grämen. Entscheide selbst, ob es Dir wert ist, ihm deine Liebe noch zu schenken. Ihm war es das jedenfalls nicht viel wert. In solchen schwierigen Situationen ist es für alle Beteiligten oft nicht einfach, mit der Situation angemessen umzugehen. Du hast dein Bestes gegeben und versucht, auch ausgleichend in der Familie zu wirken.

Lass ihn los. Ich kann deine menschliche Enttäuschung in jeder Hinsicht verstehen. Es wird Zeit brauchen, bis Du auch diesen Schlag nach den Ereignissen mit deinen Eltern verkraften wirst. Aber auch das wirst Du schaffen. Und deine Kinder werden keinen Grund haben, sich gegen Dich zu stellen und werden deine Entscheidung mittragen.

Wünsche Dir viel Kraft und vertraue auf Dich und deine Fähigkeiten.

06.11.2017 18:46 • #8


A
Liebe Lasirene,

tut mir sehr leid, mein Beileid für Deine Eltern.

Kümmer Dir jetzt nur um Dich und Deine Kinder.

Auch, wenn es Dir jetzt nicht so vorkommt: Du schaffst das alles, denn Du hast schon so viel geschafft !

Alles Liebe und viel Kraft !

06.11.2017 19:00 • #9


A
Und hol Dir Unterstützung: Seelsorge, Therapie, Freunde, Selbsthilfegruppe etc.

06.11.2017 19:10 • #10


Lasirene
Bei mir fliessen die Tränen. Habt vielen Dank für eure Gedanken und Ermutigungen. Ich habe für meine Familie gelebt und gleichzeitig den Job gestemmt. Und die Kindererziehung und Taxifahrten und Termine und und und. Unsere Mädchen sind wunderbare Menschen geworden. Nur ich fühle mich so sehr im falschen Film. Ich hatte eine Therapie begonnen, die Psychiaterin hatte eins zum Ziel, als ich zu ihr kam...mich von mein Gott, was habe ich nur falsch gemacht wegzubringen. Nun bin ich wieder auf diesem Trip. Null Eigenliebe. Ich weiss gar nicht, was das ist. Darum meine Frage nach masochistischen Tendenzen. Danke an alle euch da draussen.

06.11.2017 19:43 • x 1 #11


T
Du hast Dich aufgeopfert für die Familie. Du hattest Dich selbst vergessen. Ich war auch mal so.
Lerne für die Zukunft auch ein bisschen egoistischer zu werden.
Wunden *beep* - dauert noch. . . und dann startest Du erhobenen Hauptes wieder durch!

Dein Nochmann klopft spätestens dann an Deine Tür, wenn er ein Wandlung zum Positiven bei Dir bemerkt und es mal bei eines der Neuen gerade nicht so läuft (oder diejenige arbeitslos wird oder gemobbt, gar einen Angehörigen pflegen möchte).
Ob Du dann Deine Tür für ihn öffnest, bleibt ganz allein Dir überlassen.

Durch Eure Töchter werdet Ihr immer verbunden bleiben.

06.11.2017 20:05 • #12


A
Nein, Du bist sicher NICHT masochistisch.
Und Du hast NICHTS falsch gemacht. Du hast allesangepackt - und geschafft -, was es zu tun gab.
vielleicht. hast Du Dich selbst dabei etwas aus den Augen verloren, aber das ist KEIN Fehler.
Den Rest schaffst Du nun auch noch.
Lies Dich doch mal ein zum Thema Eigenliebe oder Einstehen für sich selbst,zB Im Inet, auf yout., in Büchern etc.

06.11.2017 20:08 • x 1 #13


D
Als Du mit Deinem Mann ein Familie gegründet hast, war der Lebensweg für die nächsten Jahre vorprogrammiert und Ihr habt es geschafft, 22 Jahre miteinander zu verbringen - Dein Mann und Du.

Wer kommt denn auch darauf, dass es dann auseinander geht. Das war ja irgendwann auch nicht geplant.
Dazu kamen noch das Traurige mit Deinem Vater, was eine außerordentliche seelische Belastung ist.

Die ein oder anderen Ehen können daran zerbrechen. So was passiert auch, wenn z.B. einer der Partner plötzlich schwer erkrankt und um sein Leben bangen muß.

Und Du stehst jetzt da, und wirst gar nicht richtig wissen, wohin mit Dir. Oder hast an vielen Sachen keinen Spaß.
Wofür Du gestern noch Feuer und Flamme warst, interessiert Dich nicht mehr. Die gewohnte Umgebung, das Haus, die Einrichtung, die Lebensumstände haben sich verändert oder sind weg. Du bist in einer neuen Wohnung, aber das war nicht so gewollt, sondern wegen der veränderten Situation.

Deine Lebensplanung ist sicher seitdem zusammengebrochen. Dazu kommt noch die Trauer um Deinen Vater die Sorge um Deine Mutter, und die Unsicherheit, wie Dein Leben jetzt wohl weitergehen wird. Und Du hast diese Sehnsucht nach der alten Zeit.

Das ist sehr traurig, wenn es so ist, wie ich es hier beschrieben habe.

Doch muss das nicht das Ende aller Tage sein.

So wollen manche Partner wieder zurück, obwohl sie zwischenzeitlich eine Freundin hatten.

Deine Kinder leben bei Dir, das ist ja noch Teil Deines alten Lebens.

Was ist bei Deiner Mutter? Sie lebt doch noch, oder?

Egal was jetzt los ist, ich glaube, die Welt kommt Dir jetzt fremd und so anders vor, oder?

Es gibt hier viele tolle Beiträge, denen ich mich übrigens gerne anschließe.

Gib nicht auf und steh zu Dir. Bleib Dir treu. Sei dankbar, für das, was Du hast. Sei dankbar, keinen Hunger erleiden zu müssen, in Frieden zu leben, hoffentlich gesund zu sein, dankbar für die Menschen, die für Dich da sind etc.

Ich habe es irgendwo gelesen, dass man sich vor Augen führen kann, für was man dankbar sein kann, wenn es einem schlecht geht.

Zitat von Lasirene:
Die ersten Monate waren die Hölle, obwohl ich merkwürdigerweise im Stand war, eine neue Wohnung für uns 3 zu organisieren, und das Haus, in dem wir 20 Jahre lang gewohnt haben, zu leeren.


Zwar bist Du wohl derzeit am Boden zerstört, dennoch hast Du einiges geregelt und gut hingekriegt. Das verdient doch wirklich Hochachtung. Immerhin hast Du Dich der Situation gestellt, Dein Mann aber ist eher geflüchtet.

Ich wünsche Dir, dass Deine Welt bald wieder bunter und schöner wird.

06.11.2017 20:54 • x 1 #14


Lasirene
So viele Menschen hier mit soviel Emphatie, ich bin überwältigt, und es tut so gut! Meine Mama ist am Sterben, es ist alles so schlimm. Wenn meine Töchter nicht wären, könnte ich nicht dafür garantieren einfach mal gerade aus zu fahren. Ich muss funktionieren, arbeiten und würde gerade in das nächste Loch springen wollen, das sich auftut.

06.11.2017 22:39 • #15


A


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