Bin ich desillusioniert oder krank?

D
Guten Abend,
kurze Fakten zu mir:
28 Jahre alt,
erste Beziehung ging von Mai 2013 bis April 2014, danach Trennung.

Ich war eigentlich nie so der klassische Beziehungsmensch und habe nie so danach gestrebt. Das änderte sich aber im Jahr 2012. Ab dieser Zeit erlitt ich ein paar herbe Enttäuschungen, bis ich dann meinen Ex im April 2013 kennen lernte.

Es war immer so, dass ich ein ziemlich naives Bild davon hatte, wie eine Beziehung abläuft. Wenn man einmal zusammen ist, bleibt das auch so. So dachte ich. Schließlich kenne ich es von meinen Eltern auch nicht anders – die sind seit 32 Jahren verheiratet, und das auch glücklich.

Aber jetzt: Meine Trennung ist nun 17 Monate her und ich habe keinerlei Bedürfnisse mehr eine solche einzugehen.
Die Sehnsucht danach ist wie ausgelöscht in mir.

Nun gehe ich davon aus, dass es ein Ergebnis der Trennung ist, denn ich wurde massiv verletzt und wurde mit der Trennung zu einem Zeitpunkt überrascht, wo ich es niemals erwartet hätte. Ich wurde in meinem Urvertrauen erschüttert.

Aber was denke ich mir nun: Ich denke, ich brauche keine Beziehung, keine Liebe. Im Gegenteil, ich stoße diese Gefühle/Wünsche ab. Es löst nichts in mir aus und ich kann in einer Beziehung keinen Sinn mehr erkennen, denn diese schönen Glücksgefühle des Verliebtseins sind nichts, was ich erstrebenswert finde. Nicht, weil es nicht schön wäre, aber weil die Realität anders aussieht.

Stattdessen bin ich zu der Ansicht gelangt, dass ich mit mir selbst glücklich bin. Ich treffe mich mit Freunden und bin sehr gerne alleine. Auch reise ich gerne alleine: USA, Asien.

Aber eine Beziehung? Was kann sie mir geben: Sie bereichert mich auf der se_xuellen Ebene, aber die Öffnung auf der emotionalen Ebene ist mit vielen Entbehrungen verbunden: Man wird verletzlich.

Bin ich bloß desillusioniert vom Leben oder ist das nicht mehr normal?

Habe ich meine Fähigkeit zu lieben verloren?

18.09.2015 19:05 • #1


C
Es ist schwer dir darauf eine gute Antwort zu geben, denn, wenn du jetzt glücklich bist, dann ist ja nichts verkehrt.

Wenn du so über eine Beziehung denkst zur Zeit, bleibe doch alleine, wo ist das Problem? Du musst ja auch keine Beziehung suchen, vielleicht erwischt es dich ja unerwartet irgendwann bei dem richtigen Mann.

18.09.2015 19:14 • #2


A


Bin ich desillusioniert oder krank?

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O
Ich kann dir auch keine Antwort geben. Aber ich finde es erstaunlich, dass wir scheinbar genau die gleichen Gedanken (und Reaktionen) haben. Auch bei mir ist das Sehnen nach Liebe wie ausgeschaltet. Auch ich hatte ein ganz naives Bild von Liebe. Auch meine Trennung war unvermittelt.
Ich stelle mittlerweile meine ganze Weltsicht von vor der Trennung in Frage, verstehe mich jetzt im Moment aber auch nicht mehr so richtig.
Kann mir null komma null vorstellen nochmal so zu lieben, und wie gesagt, der Antrieb fehlt dazu und auch der naive Glaube, den ich vor der Trennung noch hatte.

18.09.2015 19:28 • #3


D
Hallo OhneScherz29,

du hast es eigentlich richtig beschrieben, es geht auch um Antriebslosigkeit.
Ich stelle mir die Frage, welchen Sinn kann eine Beziehung noch haben?

Ich hab das alles schon durchgemacht und wenn ich es jetzt wieder machen sollte, wo soll ich dann in 2 Jahren stehen?

Und die Liebe zu meinem Ex? Ich kann mir definitiv nicht vorstellen noch mal jemanden so zu lieben wie ihn.

Aber meine Frage war ja auch, bin ich desillusioniert oder krank?

Ich frage das, weil ich fest überzeugt bin, dass dieser Zustand nie wieder verschwinden wird.

Es ist nicht so, als wenn ich nicht wüsste was Liebeskummer ist. Natürlich hatte ich auch Liebeskummer wegen anderen Männern bevor ich meinen Ex kennen lernte. Aber das war was gänzlich anderes. Denn mit diesen Männern war ich nie zusammen und ich kannte sie kaum. Der Kummer war nach 3 oder 4 Wochen weg. Aber jetzt bei meinem Ex? Das kann man nicht vergleichen, es ist wie ein tiefer Einschnitt in meiner Seele ; so theatralisch sich das anhören mag, aber diese Umschreibung trifft es auf den Punkt.

Trotzdem frage ich mich, ob es normal ist?

Natürlich lebe ich so wie ich lebe, weil man ja lernt mit dem Erlebten zu leben. Ich hab Familie, Freunde und bin wie gesagt alleine glücklich. Aber seit der Trennung fühle ich mich wie in einer Schale. Es ist so, als wenn die Trennung das aus mir gemacht hat was ich gerade bin.

Ich bin frei und unabhängig, aber ich fühle in mir, dass es eigentlich nicht so sein sollte, weil vor meiner Beziehung andere Ideale von der Liebe hatte.

18.09.2015 19:42 • #4


samesame
Hallo Du mit dem schönen Nickname,
wie war das? Das Einhorn hat als Einziges seiner Art Liebe und Leid kennengelernt, was es als sowohl schmerzhaft und beängstigend als auch als wunderschön empfand. Letztendlich konnte es damit aber nicht wirklich umgehen...

So ist Liebe wohl, sie kann einen komplett verzaubern aber auch verdammt weh tun wenn man sich einmal wirklich auf sie eingelassen hat und enttäuscht wird. Nach so einer Verletzung ist es kein Wunder wenn man sie erst einmal nicht mehr fühlen möchte, bzw. diese Verwundbarkeit nicht mehr in sein Leben lassen will.
Ich glaube nicht wirklich, dass du meinst was du da schreibst. Du hast schon einmal geliebt und obwohl du dich jetzt bewusst dagegen entscheidest, muss das nicht heißen dass du nie wieder lieben wirst.
Oft verläuft das Verlieben ja gänzlich unbewusst ab und man erschreckt sich plötzlich selbst vor seinen Gefühlen. Ich denke nicht, dass man das wirklich abschalten kann.
Du hast hier vielleicht sogar einen Vorteil weil du nicht suchst, sondern wenn dann die Liebe dich finden wird.
Ich denke du bist weder desillusioniert noch krank, sondern gerade einfach in einer Phase in der sich Alleinsein gut anfühlt. Wer sagt dir denn, dass das für immer so sein wird? Auch die Liebe deines Expartners hat sich geändert, warum soll sich da deine Einstellung zur Liebe nicht auch wieder ändern können. Sowas funktioniert sowohl in die positive als auch in die negative Richtung.

Noch ein Nachtrag:
er war deine erste große Liebe, natürlich glaubst du jetzt nie wieder Jemanden so lieben zu können und da wärst du sicher nicht die Einzige. Wenn du dann aber erst die zweite große Liebe verloren hast, wirst du nicht mehr so lange und intensiv leiden und dich selbst in Frage stellen.
Wie sagt man so schön: the first cut is the deepest (vor allem da das Wissen darum fehlt, dass er irgendwann verheilen wird).

18.09.2015 19:52 • #5


L
Hallo letztes Einhorn,

auch ich kenne diese Gedanken: Bin ich normal, weil ich nicht häufig und beständig nach einem (neuen) Partner suche...
Bei mir ist es auch so, dass Eltern, Großeltern, Geschwister (sowie Onkel, Tante,
Cousinen, Cousin..) mit einem Menschen richtig zusammen sind bzw. waren...

Ich denke, solch ein familiäres Vorbild verstärkt diese Fragen, ob man nomal ist. Ich selbst hatte eher ungewöhnliche Beziehungen bzw. war unglücklich verliebt in eine Affäre oder einen FreundPlus (beim letzten Mal habe ich sogar verdrängt, dass es ein Freund Plus war). Frage mich nun schon seit vielen Jahren, ob ich normal bin- ich bin auch etwas älter als Du (mehr als 10 Jahre ) und habe mehr und mehr das Gefühl, dass ich eben einfach bin wie ich bin.

Bevor ich mich wieder ernsthaft verlieben konnte, vergingen nach Trennungen bzw. der Erkenntnis, dass nie was aus Ernsthaftes aus mir und dem Angebeteten werden könnte, meist Jahre.
Ich kann auch ganz gut allein leben und reisen und zufrieden sein.
Es gibt solche Menschen, und trotzdem sind wir wohl normal.

Dass Du es Dich fragst, kann ich aber gut verstehen, auch diese Gefühlslage und den fehlenden Antrieb, neu zu suchen. Ich habe ein paar mal (genauer gesagt vier mal) richtig geliebt- und konnte auch immer nicht so schnell wieder auf wen Neues umschalten, selbst wenn sich herausgestellt hatte, dass es nun vorbei ist.

Aktuell bin ich zwar für alles mögliche gedanklich offen - aber suche nicht wirklich, treffe Freunde und Bekannte- und bin immer mal wieder gern allein.

Liebe Grüße!

18.09.2015 19:54 • #6


M
Ich habe das Gefühl ich unterhalte mich mit mir selbst, wenn ich deine Zeilen lese. Irre.
Bei mir ist es sehr ähnlich. Ich kenne Liebeskummer, den Schmerz, das Vermissen, das aber irgendwie immer noch etwas Bittersüßes hat und einen nicht davon abhält weiterzugehen. Aber dieses Mal nimmt es kein Ende. Der Schmerz ist weg, aber ich fühle mich ausgehöhlt. Bei ihm hatte ich das Gefühl, ich bin am Ende meiner Reise (zur großen Liebe, zur Erfüllung).
Und dann war die grosse Liebe wieder weg, zerbrochen, er ging. Aber mit ihm ging die Wärme aus mir und die Liebe, die mich erfüllt hatte. Und ich fragte mich: Wonach soll ich jetzt noch suchen?
Dann haben mir viele Menschen erklärt, dass ich nur Loslassen muss, weitermachen, dass der Nächste kommt. Ich habe angefangen über Liebe zu lesen, was sie ist, biologisch gesehen, psychologisch gesehen. Fragen, die mich vorher nicht interessiert haben oder nur am Rande. Ich hatte mein Gegenstück gefunden, das hatte ich doch gefuehlt. Und mehr gab es nicht zu denken, als da noch das Band zwischen uns war.
Auch für mich ist irgendetwas kaputt gegangen mit der Trennung und ich weiss nicht genau was es ist.
Ich verstehe nicht, wie etwas, das sich so wahr angefühlt hat vergehen kann.
Dieses Gefühl war unbeschreiblich. So wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Aber alles was jetzt kommt, was kann es sein als der Versuch etwas zu reproduzieren?
Ausserdem, wie gesagt, ich kann mir
wirklich nicht vorstellen diese Wärme nocheinmal zu fühlen.
Ich weiss nicht, ob es sich so anfühlt, wenn man eine grosse Liebe verliert oder ob das krank ist.
Ich weiss nur, dass alles in mir Durcheinander ist und ich gerne sagen würde, dass alles wieder gut wird. Nur weiss ich nicht, was gut werden soll. Als hätte ich kein Ziel mehr vor Augen.

18.09.2015 20:08 • #7


V
Natürlich lebe ich so wie ich lebe, weil man ja lernt mit dem Erlebten zu leben. Ich hab Familie, Freunde und bin wie gesagt alleine glücklich. Aber seit der Trennung fühle ich mich wie in einer Schale. Es ist so, als wenn die Trennung das aus mir gemacht hat was ich gerade bin.

Kannst du etwas genauer erklären wie du das mit der Schale meinst? Man kann hier schwer Ferndiagnosen stellen, solange es dir gut geht aktuell ist ja nichts grundlegend verkehrt. Bist du sicher, dass du die Trennung schon verarbeitet hast? Die Trauer, die Verletzung?


LG

19.09.2015 12:54 • #8


S
Hallo du liebes Einhorn

Ich kann deine Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Ich, 31, wurde vor 1,5 Jahren verlassen und habe mich seitdem auch nicht mehr verliebt. Ich hatte noch nie so eine intensive Liebe mit Jemandem und auch bei mir hat sich da irgendwas verändert. Ich dachte das ich meinen Traummann gefunden hätte, ohne wirklich nach ihm zu suchen. Alles hat sich ergeben und die Liebe sozusagen filmreif entwickelt, ganz natürlich... Ohne näher auf die Gründe einzugehen, es war Schluß von einem Moment auf den nächsten und ich habe mir im Nachhinein viel vorgeworfen.
Ich weiß nicht ob es für mich nochmal so eine intensive Liebe gibt, auch bei mir fehlt ganz klar der Antrieb danach zu suchen, aber wohl fühle ich mich auch nicht. Die Liebe fehlt doch irgendwie, es ist schwer.
Also ja, ich glaube ich verstehe deine Lage. Ob sie normal ist kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne Liebeskummer in dem Ausmaß bis jetzt auch nicht. Ich lebe weiter, unternehme viel, schätze Freunde und Familie, aber trotzdem...
Ich grüß dich

20.09.2015 16:27 • #9


K
@dasletzteEinhorn

Würd mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Seit meine letzte Beziehung in die Brüche ging ist mein Liebesbedarf auch erstmal gedeckt. Ich will mich jetzt erstmal aufs Berufsleben konzentrieren.

Den Rest hat man sowieso nicht unter Kontrolle!

Lieben Gruss. Konny, 30

21.09.2015 18:21 • #10


A


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