So, meine Kollegen haben mich früher nach Hause geschickt. Ich sehe wohl aus wie ausgekotzt. O-Ton meines Chefs. Ich nutze mal die Gelegenheit hier einige Dinge zu erklären. Vielleicht wird mir dann ja auch irgendwie mal etwas klar.
ad 1) Ehevertrag. Den habe ich direkt zu Anfang unserer Ehe unterschrieben. Allerdings handelte es sich da noch um eine ganz normale Gütertrennung und Regelung für das Geschäftsguthaben. Klar das ich da keinen Zugriff drauf haben sollte. Das ganze wurde von einem Notar aufgesetzt und beglaubigt. Es war aber eigentlich ein ganz normaler Ehevertrag, wie er ja auch für einen Selbstständigen, der eine zweite Ehe eingehen will Sinn macht. Vor ca. 5 Jahren stieg Tobias nach seinem Studium mit ein. Dem Geschäft ging es da schon nicht mehr so gut und mein Mann butterte sein Privatvermögen mit ein um alle 3 Geschäfte trotz der Schwierigkeiten halten zu können. Ich unterschrieb eine Art Anhang, die mir auch den Zugriff auf das Privatvermögen im Falle einer Trennung verwehren sollte. Im Falle einer schuldhaften Trennung sollte ich auch auf Unterhaltsansprüche verzichten. Ich unterschrieb. Ob das ganze beim Notar war, bezweifele ich. Laut meinem Mann hat es sein Haus- und Hofanwalt aufgesetzt. Er appelierte damals an mein Verantwortungsgefühl Tobias gegenüber, der für seinen beruflichen Einstieg Sicherheit bräuchte. Ich unterschrieb, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl. Ob das ganze rechtlich bindend ist oder nicht, ist mir ehrlich momentan egal. Ich habe mein eigenes Einkommen und kann gut davon leben. Meine Eltern werden mir einen Vorschuss auf mein Erbe auszahlen, damit ich mir eine kleine Wohnung einrichten kann. Wenn ich sie nicht hätte und natürlich meine liebe Freundin, wäre ich aufgeschmissen jetzt. Sie machen mir Mut und sind total hilfsbereit. Meine Freundin kommt auch gleich und hilft mir beim Aufbau der Kleinmöbel.
ad unsere Ehe) ich fang mal mit dem kennenlernen an. Ich war damals 29 und gerade zurück aus Afrika. Ich war da 1 Jahr beruflich, wohnte wieder bei meinen Eltern. Er gehörte zu ihrem Bekanntenkreis damals. Er war schon Mitte 40, frisch geschieden und sehr sehr lieb und total gut aussehend. Ich verliebte mich glaube ich sofort und ihm ging es ähnlich. Wir gingen zusammen ins Kino und ins Theater, was wir beide sehr lieben und er erzählte mir von seiner schwierigen Scheidung. Er war so verletzt. Sie war eine sehr labile Persönlichkeit und hat ihn wegen eines anderen verlassen. Tobias lebte zwar bei ihr, war aber wann immer möglich bei seinem Vater. Der wollte ihn ganz zu sich holen. Als wir ein dreiviertel Jahr später heirateten, reduzierte ich meine Arbeitszeit, um für Tobias da sein zu können. Wir hatten sofort einen guten Draht zueinander. Er war damals in der Pubertät und litt unter der Scheidung seiner Eltern. Bei seiner Mutter fand er keinen Halt und sein Vater war sehr streng. Dennoch war der sein großes Vorbild und beide hatten ein enges Verhältnis. Ich war Tobias Vertraute, Freundin und ließ ihm so einiges durchgehen. Ich deckte ihn bei seinem Vater, wenn er mit seinen Freunden um die Häuser ziehen wollte. Ich half ihm in der Schule und brachte ihn wieder in die Spur. Als er sein Abi in der Tasche hatte, war ich die erste, die er umarmte. Ich war so stolz. Er war wie mein eigener Sohn.
Mein Mann zog sich bald nach unserer Heirat mehr und mehr ins Geschäft zurück. Da fingen die ersten Schwierigkeiten an. Er verlor Kunden und hatte Schwierigkeiten mit dem Personal. Mit mir redete er darüber wenig. Er glaubte immer, er müsste alle Schwierigkeiten alleine ausbügeln. Für Tobias war klar das er nach dem Studium ins Geschäft einsteigen würde. Als er studierte ging ich sofort wieder in Vollzeit arbeiten. Zum Glück freute sich mein Arbeitgeber als ich meine Stunden wieder aufstockte. Das war alles kein Problem. J., mein Mann aber war darüber wütend. Ich glaube das war schon der erste große Knacks. Ich hatte das für mich alleine entschieden, denn da J. selten mit mir über seine beruflichen Sorgen sprach, hielt ich es für angebracht, mein Ding alleine zu machen. Da waren wir erst 5 Jahre verheiratet. Ab da ging es stetig berab. Wir unternahmen immer seltener etwas zusammen. Urlaube verbrachte ich alleine im Garten. Ich liebte den großen Garten um das Haus meines Mannes besonders und lebte mich in meiner Freizeit da aus.
Unsere Ehe dümpelte noch so vor sich hin, bis Tobias mit dem Studium fertig war und mit ins Geschäft einstieg. Ab da wurde mein Verhältnis zu meinem Mann noch schlechter. Immerhin hatten wir aber noch regelmäßig S. und einen halbwegs normalen Alltag. Jeder machte einfach sein Ding und ab und zu trafen wir uns zum S. oder wir besprachen noch die notwendigen Dinge. Vor 2,5 Jahren ca. hörte auch das auf. Vor einem halben Jahr hatte ich dann den Ausrutscher mit dem Bekannten. Danach schien erstmal alles weiter zu gehen wir vorher. Bis zu dem Eklat am Sonntag.
ICh war am Sonntag im Garten und wollte alles sturmfest machen. Zum Mittag aßen wir noch zusammen eine Suppe. Dann nachmittags wollte ich lesen und vom Wintergarten aus den Sturm beobachten. J. kam so um 17 Uhr mit meinem Handy in den Wintergarten und war sofort auf 180. Er hatte meinen Chatverlauf mit R. geöffnet und hielt ihn mir hin. Er fragte was soll das. Ich antwortete das ich doch nur ab und zu noch locker mal nachgefragt habe, wie es ihm geht. Aber J. schien darüber sehr erbost. ER zog sich wieder zurück, knallte die Tür von seinem Arbeitzimmer zu und kam eine Stunde später wieder heraus geschossen. Wieder fing er mit dem Chat an. ER sagte, ich würde ihn ja nur verarschen und das es bestimmt noch etwas mehr gäbe zwischen uns. Er fragte auch, warum R denn nicht mehr käme. Da riss mir der Geduldsfaden und ich schrie zurück. Das ganze eskalierte sehr schnell. Es fielen böse Wörter auf beiden Seiten und als ich genug hatte ging ich in mein Zimmer und packte. Ich wollte eigentlich nur für eine Nacht weg. Doch J. wurde immer aggressiver. Er schrie und schimpfte. Die Ausdrücke, die er benutzte will ich gar nicht wiederholen. Ich stand schon inder Tür. Ich sagte, ich würde zu meiner Freundin fahren und am Montag zurück kommen. Er solle sich beruhigen, damit wir reden könnten. Da nahm er seinen Schuh und schmiss nach mir. Da bin ich weg.
Ich habe gesagt, ich liebe ihn noch. Aber jetzt kann ich das nicht wiederholen. Es war nicht mehr viel Liebe da schon über Jahre. Aber eigentlich wollte ich daran arbeiten. J. geht nun bald in den Ruhestand und ich dachte, dann wird alles besser. Jetzt ist es zu Ende. Ich muss das noch verarbeiten. Werde hier bestimmt noch öfter schreiben, wie es mir geht. Ich hoffe ich gehe euch damit nicht auf den Geist. Jetzt bin ich erstmal wieder raus.
Danke euch allen. Und streitet nicht wegen mir. Danke.
11.02.2020 14:11 •
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