Weil ich es dir zugesagt habe und mich an Zusagen halte (finde ich, und nicht nur ich im zwischenmenschlichen Bereich ganz wichtig, wie findest du das?), schreib ich auch noch was zu deiner Frage nach den Urlauben. Warum fragst du das?
Also, wir konnten unsere gemeinsame Zeit ausserhalb unserer Wohnungen (wir haben nicht zusammen gelebt) immer, und ausnahmslos immer, überaus harmonisch und intensiv miteinander verbringen. Egal ob Ausgang, wir haben sehr viel gemeinsam unternommen und hatten beide große Freude daran, selbst wenn das Konzert zb nervtötend war und wir früher gegangen sind, oder Wochenende auswärts. Wir sind oft morgens ins Blaue drauflos gefahren und haben schöne Plätze spontan gefunden, uns viel angeschaut, sind spazierengegangen, haben uns gefreut - schienen jedenfalls innig und zusammen glücklich. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er es war, aber ich hätte es geschworen, wir waren es miteinander. Es war faszinierend für mich, es gab nicht ein einziges mal Streit. Wobei ich mich (ich meine er auch nicht) da nicht verbogen habe, es war einfach so. Wir konnten es genießen.
Selbst der einzige gemeinsame Urlaub war trotz Eklat an einem Abend bei seinem Vater, den wir in der Bretagne, wo er lebte, besuchten, ansonsten was uns beide betraf friedvoll und nahezu perfekt. Bei nicht günstigen Bedingungen in diesem Urlaub, wohlgemerkt, hat es zwischen uns einfach gepasst. Wir hatten beide mit Baustellen zu kämpfen, die jeweils im eigenen Bereich lagen. Wir wollten einfach da mal raus und Urlaub machen. In seiner zweiten Heimat, er wollte mir seien heiligen Orte, wie er sagte, zeigen. Ich war seinem Wunsch nachgekommen, nicht im Haus seines Vaters (Alk. und äußerst schwieriges Verhältnis, trotzdem wollte er hin) zu übernachten und wir haben 1o Tage bei ständigem Regen und Windstärke 5-6 im Garten gezeltet. Er wollte es so, warum auch immer, trotzdem war es schön. Er hat sich nachher mehrfach bei mir entschuldigt, ich wusste nicht warum.
Mit Zuhause war es seltsam. Ich weiss nicht genau warum. Und was da ablief. Vielleicht kannst du ja von dir was berichten. Wenn es mal Streit gab, dann spielte der sich in meiner Wohnung ab, in meinem Bereich. Ich war ja auch grds. diejenige, die sich wieder mal nicht richtig verhalten hatte. Meine Fehler, die ich zweifelsohne bisweilen gemacht habe, und meine Defizite, standen immer ganz oben auf der Liste, seine so gut wie nie. Genau genommen hatte er ja keine besonderen. Meinte er. Ich habe es lange geglaubt, ich habe meine ja gesehen. Heute sehe ich das als Manipulation, Ablenkung.
Im ersten Jahr, vor allem in der Verliebtheitsphase, ich nenne das jetzt mal so, war ich oft bei ihm zuhause. Fast jedes Wochenende, über Monate. Es war mir immer etwas seltsam für mich, in dem Haus in Frankreich, in einem kleinen Kuhdorf, nix los und Natur pur. Was mich an sich nicht gestört hat, ich liebe das ja auch. Ich dachte, es sei wegen seiner Exfrau, mit der er dort 8 Jahre gelebt hatte, die gerade erst ausgezogen war. Heute weiss ich, das war es gar nicht, es war etwas anderes. Ich weiss nicht was es war, was ich da oft gespürt habe, etwas Ungutes.
Er beklagte sich oft, dass ihn niemand dort besuchen würde (gern allein ist er ja nicht, was er häufig sagte) stellte aber andererseits meistens die Klingel ab. Ich habe mich gewundert aber er wollte nix erklären. Ok. Waren wir halt alleine in der Regel, war aber ebenfalls harmonisch. Später hatte ich dann geradezu Hausverbot, so kam es mir vor. Ich war der wichtigste Mensch in seinem Leben, seine Traumfrau, aber durfte nicht mehr in seine Höhle. Immer wieder Ausflüchte. Getroffen haben wir uns auswärts, oder ab und zu mal bei mir. Das hat weh getan. Als wir schon lange in dem Hin und Her waren, hab ich ihn mal überraschend besucht. Er hatte mir zuvor vorgeworfen, ich würde nichts für unsere Beziehung tun, stünde ja auch nicht mal einfach so vor seiner Tür. Die angeblich immer offen war für mich, Tag und Nacht (wörtliches Zitat). Als ich dann da stand (Klingel natürlich abgestellt, übers Handy ging er beim 4. mal endlich ran) wurde ich widerwillig reingelassen, er war wieder mal krank, ich stand in der Küche rum, und ein Eisblock hätte Wärme abgestrahlt im Vergleich zu ihm. Geredet haben wir gar nix, er konnte ja nicht, krank wie er war, und nach ein paar Minuten, nicht einmal einen Stuhl bot er mir an, bin ich wortlos gegangen. Wie es mir ging brauch ich dir wohl nicht zu erzählen, ich weiss nicht, wie ich die 35 km zurück überhaupt geschafft habe. Seinen Gesichtsausdruck sehe ich noch vor mir, und es ist jetzt 3 Jahre her. Das war nicht der feinfühlige, liebevolle Mann den ich kannte und liebte. Das war jemand anderes, schlimmer als ein Fremder. Das war mein letzter Besuch in seinem Haus. Im Frühjahr, als er begann, mich unbedingt treffen zu wollen, schrieb er mir egal wo, wenn du willst, auch bei mir. Was soll ich damit anfangen? Es ist in der Schachtel der unerklärlichen Verhaltensweisen und Äußerungen gelandet.
09.11.2014 22:37 •
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