Hallo zusammen,
ich bräuchte mal einen Rat, entschuldigt bitte den langen Text. Mein Verlobter und ich (28 und 24) sind jetzt seit fast sieben Jahren zusammen, davon ein Jahr verlobt. Unsere Hochzeit soll Mitte nächsten Jahres sein. Nachdem wir uns nach unserer kurzen Trennung (siehe mein letzter Beitrag) und einem sehr langen tränenreichen Gespräch wieder aufrappeln konnten, lief es gut. Für mich blieb jedoch ständig ein ungutes Gefühl, das ich gar nicht richtig erklären kann, was ich aber darauf schiebe, dass ich nach Streitigkeiten immer eine gewisse Zeit brauche um emotional wieder in der Beziehung „anzukommen“ und mich die kurze Trennung sehr getroffen hat. Schon vor unserem Streit hatten wir jedoch öfter übers Heiraten gesprochen und ich war mir dennoch sehr sicher, dass wir dafür bereit waren, habe es auch sehr oft vor ihm angesprochen, sodass der Antrag für mich nicht sehr überraschend kam. Entgegen meiner Erwartung konnte ich mich aber kaum darüber freuen, mein Bauchgefühl spielt seitdem verrückt und ich schwanke zwischen dem dringenden Bedürfnis die Beziehung zu akzeptieren und egal was kommt daran zu arbeiten und mich einfach zu trennen. Wenn ich daran denke, was ich beim Eheversprechen sagen soll, fällt mir nichts ein. Mir fällt keine positive Eigenschaft meines Partners in Bezug auf unsere Beziehung ein, die ich irgendwie ansprechen könnte.
Er beteiligt sich weiterhin kaum im Haushalt, weiß nichtmal wie die Waschmaschine und der Trockner überhaupt bedient werden, schiebt das aber darauf, dass er mit seinem Vollzeitjob, seinem Studium und seiner Weiterbildung nebenbei so viel zu tun hat. Ich habe dafür auch Verständnis (vielleicht zu viel) und lasse es mir gefallen, das ist mir klar.
Wegen seiner Arbeit hat er auch kaum Zeit und wenn er doch da ist verbringt er einen Großteil der Zeit damit an mir rumzumeckern, etwa warum ich seine Tasche noch nicht ausgepackt habe oder seine Sachen noch nicht gewaschen sind. Wenn ich sage, es ist doch deine Tasche, pack sie doch bitte selbst aus, kommt wieder das Argument mit der Arbeit und dass es doch normal sein sollte sich in einer Beziehung gegenseitig zu unterstützen. Sehe ich auch so, ich sehe die Gegenseitigkeit nur irgendwie nicht. Ich soll ihm ständig sein Handy holen oder seine Geldbörse und morgens wenn er zur Arbeit geht aufstehen und seine Essenssachen packen. Er beharrt darauf, ich müsse das ja nicht tun, aber wolle doch auch mehr Zeit mit ihm verbringen und wenn er die Sachen selbst machen müsse, hätten wir ja noch weniger Zeit.
Ich äußere ihm gegenüber im Gegenzug fast nie etwas (was er auch kritisiert), weil ich es auch affig finde sich vom Partner das eigene Handy bringen zu lassen, wenn er neben mir auf dem Sofa liegt und nicht gerade eh aufsteht. Wenn er mich anmeckert macht mich das so traurig, dass ich weine oder auf dem Sofa schlafe. Statt mit mir zu reden ist er dann genervt und meckert noch mehr. Ich habe dann das Gefühl ich bin ihm total egal. Dazu kommt seit der Verlobung der Satz „Wenn das so weiter geht, kannst du das mit der Hochzeit vergessen“, der mich ebenfalls sehr verletzt. Ständig rede ich mit ihm darüber, aber er behauptet dann, ich wäre ja nur mit mir selbst unzufrieden und solle nicht immer so emotional sein. In letzter Zeit gehe ich dann oft einfach weg, darf mir dann aber anhören ich würde ja auch gar nicht mit ihm reden wollen.
Ich weiß, wenn ich das so schreibe klingt es wie eine Horrorbeziehung. Irgendwie gelingt es mir im Alltag aber immer über die Sachen hinwegzusehen. Ich packe dann einfach sein Essen ohne darüber nachzudenken. Wenn wir uns streiten fällt mir dann erst wieder auf, wie sehr es mich eigentlich stört. Wenn wir uns vertragen ist dann aber wieder alles vergessen, er findet immer Argumente, bei denen ich mir dann denke „Okay, du hast echt überreagiert und es ist gar nicht so schlimm“ und beteuert mir gegenüber auch, wie wichtig ich ihm bin und wie sehr er mich liebt. Ich fühle mich wenn wir kuscheln sehr wohl bei ihm und auch unsere Ansichten, Hobbys und Zukunftspläne passen super zusammen. Wir können sehr schöne Zeit zusammen verbringen und hatten auch sehr schöne Zeit zusammen.
Ich bereue es den Antrag angenommen zu haben und noch selbst so sehr darauf gedrängt zu haben, weil ich jetzt den Druck habe mich entscheiden zu müssen. Ich bin bereit an der Beziehung zu arbeiten, weiß aber nicht ob es Sinn macht, denn ich denke nicht, dass er sich ändern wird. Leider weiß ich auch nicht, ob ich es auf lange Sicht so weiterhin akzeptieren kann. Ich weiß nicht, ob es sich ändern würde, wenn ich mehr Stress habe und er weniger. Er sagt, dann würde er auch mehr für mich machen und ich müsse nichts mehr machen, aber ich kann es ihm nicht wirklich glauben.
Kommunizieren wir aneinander vorbei? Bin ich dumm mir so viel gefallen zu lassen? Habt ihr Ratschläge, wie ich mich weiter verhalten sollte?
Liebe Grüße!
26.10.2022 16:38 •
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