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Beziehungspause - wie gehts weiter?

jerry_fletscher
Zitat von jaqen_h_ghar:
Die Dame hatte nie die Chance, mehr als eine Übergangsfrau zu sein.

Kannst du mir das mal erklären? Versteh ich nicht.

Zitat von jaqen_h_ghar:
wenn die Dame auch gewisse narzisstische Züge hat.

Wow - erstaunlich, aber Narzissmus ist tatsächlich ein Thema auf beiden Seiten. Damit wir uns richtig verstehen: Nicht im Sinne einer ausgewachsenen Persönlichkeitsstörung, das meinte mein Therapeut, aber die Persönlichkeit ist entsprechend akzentualisiert bzw. hat einen Stil. Ist ein interessanter Ansatz, wie du es hier interpretierst.

Zitat von jaqen_h_ghar:
Klingt so, als kommst du dir bei der ganzen Sache mittlerweile ausgenutzt vor.

Ja, aber ich schäme ich auch dafür, ihr sowas zu unterstellen, denn schließlich kann sie ja nix für ihre Erkrankung.

Zitat von jaqen_h_ghar:
Kennst Du dieses Muster von irgendwoher? Klingelt da vielleicht irgendwas? Und wundert es dich dann noch, dass sich da bei dir Widerstand regt?

Wenn man es so betrachtet, kommt mir dieses Muster tatsächlich bekannt vor. Und dann machen auch Widerstand und Rückzug mehr Sinn. Könnte auch der unbewusste Grund sein, warum diese Konflikte immer häufiger eskalieren. Das alte Muster: Ich habe in früheren Beziehungen auch schon mal nichtige Dinge als Anlass für einen heftigen Streit und eine daraus resultierende Trennung hergenommen. Meinst du sowas?

Zitat von DieSeherin:
man muss ja nun nicht in jedem schwierigen beziehungskonstrukt narzissmus wittern

Hier hat @jaqen_h_ghar allerdings den richtigen Riecher gehabt.

Zitat von Zauberhaft:
Wenn man in -einem- Haushalt wohnt, dann wird ein anderer Alltag gelebt. Die Beziehung wird dann ev. viel früher hinterfragt.
Man bestätigt für sich, teilw. unbewusst, dass tut mir gut, oder eben nicht.

Ok, das kann ich nachvollziehen. Ist tatsächlich was anderes, wenn man zuammenlebt. Vielleicht ist es auch unbewusst die Angst davor, was in so einem Fall passieren könnte. Das hatte ich ja schon in meiner Ehe. Da habe ich eigentlich viel zu lange vor mich hingelitten, bis ich mich trennen konnte.

Zitat von hojaki:
Jesses Maria, was ist das denn ?
Mir fehlen die Worte für diese Art von Liebe in einer Beziehung.

Das ist nicht die erste Reaktion dieser Art, nachdem ich mal offen über diese Umstände gesprochen habe.
Im Grunde fühle ich mich unter diesen Bedingungen bei ihr in der Wohnung auch nicht mehr wohl. Es sind ohnehin nur 35 qm, die aber mehr und mehr vollgepackt worden sind. Wenn ich versucht habe, dass mal zu thematisieren, hatte ich den Eindruck, dass es gar nicht richtig ernstgenommen wird oder ich nur auf die Zukunft verwiesen werde, wenn dann hoffentlich mal wieder Zeit zum Aufräumen sein wird. Leider hab ich eher den Eindruck, dass sie davor inzwischen kapituliert hat, weil ihr das Chaos über den Kopf gewachsen ist und sie auch damit mittlerweile überfordert ist.
Natürlich war das auch mal anders. Am Anfang, als wir beide noch nicht so viel beruflichen Druck hatten, war es entspannter. Wir hatten mehr Zeit, was zu unternehmen, hatten gute und wichtige Gespräche. Waren öfter im Kino oder sind ausgegangen. Es ist tatsächlich ein Alltag geworden wie bei einem alten Ehepaar.

27.05.2020 17:16 • #16


J
Zitat von jerry_fletscher:
Kannst du mir das mal erklären? Versteh ich nicht.

Wenn Du selbst bisschen narzisstisch unterwegs bist, ist die Trennung von deiner Ex-Frau, selbst wenn sie von dir ausging, dennoch eine Kränkung oder ein Scheitern. Dein Selbstwert ist am Boden. Du brauchst schnellstmöglich was, um dich wieder besser zu fühlen. Da kam die noch aktuelle Partnerin anscheinend genau richtig. Love bombing, Honeymoon, Bussi rechts, Bussi links, tatütata. - Was ist nun passiert? Du entdeckst immer mehr Macken, die nicht in dein Bild passen, wie diese Beziehung sein soll. Anstatt solidarisch zu sein, nutzt sie dich aus. Kann es weiterhin sein, dass sie dich nicht mehr genug anhimmelt? Ist sie nicht mehr genug vorzeigbar? Ertappst du dich evtl. schon dabei, vorsichtig die Fühler in andere Richtungen auszustrecken? - Folge: Kränkung. Reaktion: Abwehr, Widerstand, Abwertung, Konflikt und schließlich Rückzug. Vielleicht geht es ihr ähnlich - sie fühlt sich evtl. nicht genug unterstützt oder wertgeschätzt. Dann ist sie in einer ähnlichen Position. Kein Wunder, dass ihr euch immer öfter angiftet.

27.05.2020 17:35 • x 2 #17


A


Beziehungspause - wie gehts weiter?

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H
Zitat von jerry_fletscher:
Im Grunde fühle ich mich unter diesen Bedingungen bei ihr in der Wohnung auch nicht mehr wohl. Es sind ohnehin nur 35 qm, die aber mehr und mehr vollgepackt worden sind. Wenn ich versucht habe, dass mal zu thematisieren, hatte ich den Eindruck, dass es gar nicht richtig ernstgenommen wird oder ich nur auf die Zukunft verwiesen werde, wenn dann hoffentlich mal wieder Zeit zum Aufräumen sein wird.



35 qm und Chaos vertreibt jeden vernünftigen Partner. Außer er mag die Unordnung. Schnell geht so etwas in Messi über. Erstaunlich das sie überhaupt noch einen Mann findet mit dieser Lebenseinstellung. Wie wäre es mit einer Putzhilfe? Oder sie bezahlt dich für die Gefälligkeiten. Mit Müll entsorgen und einkaufen, usw.
Eines solltest Du auf keinem Fall vergessen-- andere Mütter haben auch schöne Töchter---

27.05.2020 18:05 • x 1 #18


K
Kannst Du das mit dem Sofa erklären? Das ist doch eine Stellvertretung für irgendetwas anderes. Wenn ich will, dass mein Partner bei mir schläft, ist das Sofa frei oder er passt auch zu mir auf ein 80cm breites Bett. Ermögliche ich das nicht, will ich nicht, dass er bei mir schläft und blocke es auf diese Weise, ohne das wirkliche Problem anzusprechen Also: warum will sie nicht, dass Du bei ihr übernachtest?

Alternative: sie ist Messi?

Ich lebe in einer Wohnung und nicht etwa auf einem Anwesen und könnte hier ohne viel Aufwand fünf Schlafplätze anbieten. Notfalls wäre da noch der Fußboden.

Habt Ihr noch 6?

Edit:
Tatsächliche ist mir auch nicht klar, was Du Dir von der Beziehungspause versprichst. Was habt Ihr vereinbart. Was erwartet wer von anderen und sich selbst bis wann?

Oder geht es darum, mal die Freiheit zu kosten und dann ggf. so weiter oder endgültig Schluss zu machen?

27.05.2020 19:18 • x 1 #19


jerry_fletscher
Zitat von KBR:
Kannst Du das mit dem Sofa erklären? Das ist doch eine Stellvertretung für irgendetwas anderes.

Wir hatten letztes Jahr vor ihrer Prüfung schon mal den Kontakt für ca. 8 Wochen fast ganz runtergefahren, weil sie sich auf die Vorbereitung konzentrieren wollte. Nach dieser Zeit war das Sofa voll mit Kram, der einfach nur abgelegt worden ist.
Sie hat sich damals schon mit der Zeit für die Prüfungsvorbereitung verschätzt und hatte dann wohl so eine Art Panik bekommen. Dabei hat sich anscheinend alles andere fast komplett links liegen gelassen.
Stellvertretung? Ich würde sagen, dass steht stellvertretend dafür, dass sie eben nicht alles so im Griff hat, wie sie das gerne hätte oder vielleicht vorher mal gehabt hat. Könnte zu Scham, Schuld, Angst oder Ärger führen. Vielleicht auch Neid, weil ich es noch schaffe, mein Leben halbwegs unter Kontrolle zu halten.

Zitat von KBR:
oder er passt auch zu mir auf ein 80cm breites Bett.

War noch nie mein Ding - da fühl ich mich einfach nicht wohl.


Zitat von KBR:
Ermögliche ich das nicht, will ich nicht, dass er bei mir schläft und blocke es auf diese Weise, ohne das wirkliche Problem anzusprechen Also: warum will sie nicht, dass Du bei ihr übernachtest?

Ich denke eher, dass es weniger ums Übernachten selbst geht, sondern darum, dass der erforderliche Aufwand dafür irgendwann zu groß geworden ist und sie dann kapituliert hat.

Zitat von KBR:
Alternative: sie ist Messi?

Sagen wir mal so: Soweit ich weis, hat ihre Familie trotz oder gerade wegen eigenem Haus nicht gerade die Ordnung erfunden.

Zitat von KBR:
Notfalls wäre da noch der Fußboden.

Auch da müsste erstmal genügend Platz geschaffen werden - und ehrlich gesagt will ich das meinem Rücken nicht zumuten.

Zitat von KBR:
Habt Ihr noch 6?

Ja, wenn auch weniger. Das hatte aber auch mit meinen Medikamenten zu tun.

Zitat von KBR:
Tatsächliche ist mir auch nicht klar, was Du Dir von der Beziehungspause versprichst. Was habt Ihr vereinbart. Was erwartet wer von anderen und sich selbst bis wann?

Ich muss erstmal wieder zu mir finden und dazu so wenig Kontakt wie nur möglich haben. Außerdem will ich für mich die Frage klären, ob die Beziehung noch eine Chance hat und wenn ja, was dazu meine Voraussetzungen wären. Eine feste Zeit ist bis dato noch nicht vereinbart. Allerdings weis ich auch nicht, ob ein konkreter Zeitpunkt mich wieder unter Druck setzen würde.

Zitat von KBR:
Oder geht es darum, mal die Freiheit zu kosten und dann ggf. so weiter oder endgültig Schluss zu machen?

So weiter wie bisher wird es definitiv nicht gehen - wenn es keine Veränderungen gibt, zu denen beide Seiten hinreichend bereit sind, bleibt dann wohl nur die Trennung.

Zusätzlich kommt noch, dass mir eigentlich schon in der Therapie 2018 und in der Reha letztes Jahr nahegelegt wurde, dass es für Menschen in meiner Situation nicht einfach sein kann, sich auf Beziehungen einzulassen, bevor sie erstmal selbst ausreichend stabil sind. Jetzt verstehe ich besser, was damit gemeint war. Damit ist allerdings auch Schuld verbunden, weil ich es hatte besser wissen wollen.

27.05.2020 20:03 • #20


K
Zitat von jerry_fletscher:
dass der erforderliche Aufwand dafür irgendwann zu groß geworden ist und sie dann kapituliert hat.


Aber da haben wir doch ein Ergebnis. Es ist Euch beiden nicht genug wert, zusammen zu sein.

Ihr wollt beide dafür keine gemeinsame Aufräumaktion o.ä. in Kauf nehmen. Ihr dümpelt in Eurem Beziehungskonstrukt herum und geht Euch zusätzlich gegenseitig auf die Nerven.

Es geht hier doch nicht um die 80 cm, sondern um den Willen, den Ihr beide nicht habt, es für Euch schön und gemütlich zu schaffen.

27.05.2020 20:08 • x 1 #21


jerry_fletscher
Zitat von KBR:
Ihr wollt beide dafür keine gemeinsame Aufräumaktion o.ä. in Kauf nehmen.

Moment mal!
1. Es ist IHRE Wohnung, in der ich nicht anfange aufzuräumen, ohne dass ich dazu den Auftrag und die Erlaubnis kriege.
Weder das eine noch das andere ist mir - trotz mehrmaliger Ansage, dass ich mich nicht mehr wohlfühle - erteilt worden.
Ich wäre der Letzte, der sich weigern würde, wenn dieses Projekt tatsächlich ernsthaft anstehen würde - aber das muss von IHR aus kommen.
2. Ich habe vor Weihnachten letztes Jahr einen Versuch gestartet und wir haben damit angefangen, Prospekte, Kataloge und Zeitungen wegzuschmeißen. Damit verbundene Hoffnung, dass ein Anfangswiderstand bei ihr gebrochen werden könnte, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil, es ist noch schlimmer geworden.
3. Ja, es besteht auch meinerseits die berechtigte Befürchtung, dass im Fall einer gemeinsamen Wohnung es dann auch irgendwann so aussehen könnte und ich keine Möglichkeit mehr habe, aus der Nummer rauszukommen. Ich bin in meinem Leben schon oft genug umgezogen. Und die Freiheit, die ich mir nach der Trennung von meiner Exfrau mit meiner eigenen Wohnung erkämpft habe, werde ich so schnell nicht aufgeben.

27.05.2020 20:19 • #22


K
Falls Du meine Feststellung als Vorwurf auffasst, das sollte sie nicht sein. Dass Du verschiedene Versuche unternommen hast, die häusliche Situation zu ändern, wusste ich nicht. Auch dass die Situation bei ihr zuhause für Dich derart unerträglich ist, ist bei mir nicht angekommen. Du fuhrst ja auch immer wieder hin. Wenn auch widerwillig angesichts dessen, wie sich der Alltag gestaltete. Warum hast Du ihr so viel abgenommen?

Ich zweifele nicht an, dass Du alles Mögliche versucht hast, damit es ordentlicher wird. Irgendwann sind die Mittel erschöpft und es bleibt Resignation. Du setzt Grenzen. Das ist okay. Sie nimmt Deine Angebote nicht an. Fakt ist dann aber doch: ihr ist es ein Aufräumen (auch ein gemeinsames) entweder bewusst nicht wert. D.h. sie nimmt bewusst in Kauf, dass Du Dich unwohl fühlst in ihrer Wohnung, was etwas darüber aussagt, wie viel ihr die Beziehung wert ist oder aber wie sicher sie sich fühlt.

Möglicherweise hat sie eine psychische Erkrankung, die sich in den Chaos äußert. Das ist m.E. nicht nur eine Überforderung, sondern eben eine psychische Erkrankung (Messi, Depressionen .. was auch immer).

Um Ersteres aus sich selbst heraus zu ändern, fehlt die Bereitschaft. Letzteres könnte sich nur ändern, wenn sie sich professionelle Hilfe holt. Das könnte z.B. eine Bedingung sein im Rahmen der Beziehungspause (halte ich überwiegend für nicht zielführend, da meistens anschließend nur im gleichen Brei herum gerührt wird).

27.05.2020 20:42 • x 2 #23


H
Was tut sie eigentlich um diese Beziehung zu retten?

27.05.2020 20:50 • x 1 #24


jerry_fletscher
Zitat von KBR:
Dass Du verschiedene Versuche unternommen hast, die häusliche Situation zu ändern, wusste ich nicht.

Sorry, hatte ich auch in der Deutlichkeit - glaube ich - noch nicht erwähnt.

Zitat von KBR:
Auch dass die Situation bei ihr zuhause für Dich derart unerträglich ist, ist bei mir nicht angekommen.

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, weil mir das Schreiben darüber - selbst in der Anonymität - ziemlich peinlich ist. Ich könnte noch ein paar andere Dinge dazu schreiben, aber irgendwie würde es mir dann so vorkommen, als würde ich sie hier mit voller Absicht in die Pfanne hauen.

Zitat von KBR:
Wenn auch widerwillig angesichts dessen, wie sich der Alltag gestaltete. Warum hast Du ihr so viel abgenommen?

Eine sehr, sehr gute Frage! Je mehr ich darüber nachdenke, kristallisiert sich folgendes heraus: Es geht um Schuld und um Beziehungskredit. Ich bin bei Gott kein Waisenknabe. Es war nicht immer einfach mit mir. Aufgrund der verschiedenen Traumata tue ich mich immer noch etwas schwer mit der Regulation von Gefühlen - das wirkt auf Außenstehende befremdlich. Meine Partnerin ist natürlich auch davon betroffen. Die Arbeit daran ist nicht so einfach, aber ich tue, was ich kann. Auf jeden Fall habe ich immer das Gefühl, dass ich ihr für das, was ich mir schon geleistet habe, in einer gewissen Bringschuld bin. Das ist uralte Denke aus Kindertage und lief bei uns zu Hause schon so. Außerdem kam am Anfang manchmal die Kritik, ich würde sie nicht genug unterstützen. Das wirkt wohl alles zusammen.

Zitat von KBR:
ihr ist es ein Aufräumen (auch ein gemeinsames) entweder bewusst nicht wert. D.h. sie nimmt bewusst in Kauf, dass Du Dich unwohl fühlst in ihrer Wohnung, was etwas darüber aussagt, wie viel ihr die Beziehung wert ist oder aber wie sicher sie sich fühlt.

Alter Schwede ... so hab ich das noch nicht gesehen - aber es macht Sinn.

Zitat von KBR:
Das hat ist aber m.E. nicht nur eine Überforderung, sondern ggf. eine psychische Erkrankung (Messi, Depressionen .. was auch immer).

Möchte ich nicht ausschließen, bei dem, was im letzten Jahr alles passiert ist.

Zitat von KBR:
Letzteres könnte sich nur ändern, wenn sie sich professionelle Hilfe holt. Das könnte z.B. eine Bedingung sein im Rahmen der Beziehungspause

Das kann und will ich ihr nicht diktieren - sie soll das ja, falls überhaupt, für sich und nicht für mich machen.

27.05.2020 21:05 • #25


jerry_fletscher
Zitat von hojaki:
Was tut sie eigentlich um diese Beziehung zu retten?

Sie hat sich bisher noch nicht getrennt, weil sie - nach eigener Aussage - sieht, dass ich mich stetig bemühe, meine Thematik weiter in den Griff zu bekommen und dass sich ja auch schon eine Reihe von Dingen positiv verändert haben. Aber irgendwie ist das reichlich passiv!? Wenn ich das jetzt so lese, klingt das total narzisstisch-gönnerhaft. Ok, sie hat sich oft genug bemüht, mit mir zusammen zu verstehen, warum ich mich in manchen Situationen in nicht ganz unproblematischer Art und Weise verhalten habe. Aber ist das im Endeffekt nicht auch was Selbstwertdienliches?

27.05.2020 21:15 • #26


K
Zitat von jerry_fletscher:
aber irgendwie würde es mir dann so vorkommen, als würde ich sie hier mit voller Absicht in die Pfanne hauen.


Das verstehe ich. Das ging mir beim Schreiben über den Ex auch mitunter so. Ich hatte dann doch irgendwie Zweifel an der Anonymität. Wahrscheinlich müsste man tatsächlich auch nur ein paar zentrale Begriffe googlen und schon würde man hier landen. Aber auf die Idee muss ja erstmal jemand kommen, der sich nicht mehr für einen interessiert Wie dem auch sei, es ist halt so ein merkwürdiges Loyalitätsbedürfnis, das auch dann besteht, wenn eine Beziehung nicht mehr funktioniert oder sogar zuende ist.

Vielleicht beruhigt Dich ein wenig der Gedanke, dass Du hier ja nicht geschrieben hast, um Dir Tipps und Tricks zu holen, wie Du Dich am einfachsten trennst, sondern proaktiv nach Lösungen für ein gutes Ende (was auch immer das heißt) suchst.

Zitat von jerry_fletscher:
Auf jeden Fall habe ich immer das Gefühl, dass ich ihr für das, was ich mir schon geleistet habe, in einer gewissen Bringschuld bin. Das ist uralte Denke aus Kindertage und lief bei uns zu Hause schon so. Außerdem kam am Anfang manchmal die Kritik, ich würde sie nicht genug unterstützen. Das wirkt wohl alles zusammen.


Ich weiß nicht, um welche Dinge es hier geht, aber aus meiner Sicht ist es so, dass es weder einen Beziehungskredit gibt noch ein Konto dafür. Natürlich gibt es sicher mal so etwas wie Vertrauensvorschüsse, aber das Geben dieser Vorschüsse ist immer die Entscheidung desjenigen, der sie gibt. Derjenige entscheidet, wie weit er geht, wie weit er diese ausdehnt und wann für ihn genug ist. Oder mit anderen Worten: wann Grenzen erreicht sind, die er nicht mehr überschritten wissen will. Das Ganze basiert in der Regel auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und für etwas, das man freiwillig von jemandem erhält, muss man nichts zurück zahlen.

Zwar ist das moralisch sicherlich richtig, es anders zu sehen und natürlich beruhen Beziehungen auf Geben und Nehmen, aber das sollte doch relativ ausgeglichen sein. Irgendwann sind Schulden auch mal bezahlt und genug Vertrauensvorschüsse gegeben.

Zitat von jerry_fletscher:
Das kann und will ich ihr nicht diktieren - sie soll das ja, falls


Diktat wäre dafür nicht mein bevorzugtes Wort. Aber letztlich müsstet Ihr ja mal ein Gespräch darüber führen, wie Ihr Euch diese Pause vorstellt und was darin passieren soll. Wenn Du die Umstände benennst, mit denen Du Dich nicht mehr arrangieren willst oder kannst, kannst Du ihr einen Weg daraus ans Herz legen. Ob sie diesen beschreiten will, bleibt ihre Entscheidung. Unabhängig davon, ob sie das dann tut oder nicht, bleibt immer noch Deine Entscheidung, ob Du das jeweilige Ergebnis für ausreichend hältst, um Dich damit zu arrangieren.

Alle, die sich mal in Therapie begegeben haben, wissen, dass Probleme nicht mit einem Fingerschnippen gelöst werden. Insofern wünsche ich Dir fast, dass sie lediglich überfordert gewesen ist und ein Ruck durch sie gehen wird, den sie dazu einsetzt, innere und äußere Ordnung zu schaffen. Denn eine Therapie wäre vielleicht sinnvoll, aber sie ist eben auch ein langer Weg und Du müsstest Dir bewusst darüber werden, ob Du diesen langen Weg bereit bist mitzugehen oder ob Eure Beziehung nicht von den individuellen Problemlagen überfordert ist. Wenn sich zwei Ertrinkende aneinander klammern, um sich zu retten, gehen sie oft beide unter.

Ich bin davon überzeugt, dass zusammen findet, was zusammen gehört. Insofern halte ich auch getrennte Wege für geeignet. Das gibt eine größere Entwicklungsfreiheit.. Vielleicht zeigt sich am Ende, dass Ihr gar nicht mehr zusammen sein wollt, weil Ihr auch in unterschiedliche Richtungen entwickelt habt oder aber findet wieder zusammen.

27.05.2020 21:25 • x 1 #27


DieSeherin
Zitat von jerry_fletscher:
Ich könnte noch ein paar andere Dinge dazu schreiben, aber irgendwie würde es mir dann so vorkommen, als würde ich sie hier mit voller Absicht in die Pfanne hauen.


und vielleicht würde es - so schwarz auf weiß - tatsächlich nochmal eine neue dimension für dich bekommen?

insgesamt erhärtet sich mein verdacht ja immer mehr, dass ihr beide den anderen nicht auf augenhöhe seht. du stufst sie als überfordert ein und dass sie vieles nicht im griff hat (klingt herablassend), sie tätschelt dir manchmal die wange, weil du deine baustellen so brav bearbeitest (klingt gönnerhaft) - nach wirklich partnerschaftlicher beziehung klingt das für mich nicht!?

28.05.2020 08:08 • x 1 #28


jerry_fletscher
Zitat von DieSeherin:
insgesamt erhärtet sich mein verdacht ja immer mehr, dass ihr beide den anderen nicht auf augenhöhe seht. du stufst sie als überfordert ein und dass sie vieles nicht im griff hat (klingt herablassend), sie tätschelt dir manchmal die wange, weil du deine baustellen so brav bearbeitest (klingt gönnerhaft) - nach wirklich partnerschaftlicher beziehung klingt das für mich nicht!?


Wenn ich das zusammen mit dem, was @jaqen_h_ghar schon weiter oben geschrieben hat, sehe, muss ich diesen Eindruck auch von meiner Seite aus schon im Wesentlichen bestätigen.

Allerdings wäre es auch wichtig, etwas zu differenzieren: Zu sagen, sie ist überfordert und hat ein paar wichtige Dinge nicht im Griff, ist natürlich herablassend. Es schwigt aber auch noch etwas anderes mit, nämlich Resignation. Der Unterschied ist, dass das eine mich eher ärgerlich, das andere mich aber traurig macht.

Augenhöhe ist das in der Tat nicht. Je mehr ich über die Thematik nachdenke, muss ich anfangen zu realisieren, dass wir anscheinend beide noch zu sehr in alten Mustern (und zwar in ein und demselben, nur in unterschiedlichen Variationen) verharren. Ich muss zugeben, dass ich, wenn ich ehrlich bin, tatsächlich in mancherlei Hinsicht die Beziehung auch als Ego-Push benutzt habe. Und ja, mein Anteil an den Auseinandersetzungen ist wahrscheinlich zu einem großen Teil bedingt durch Resignation, Ärger und Enttäuschung darüber, dass die Sache nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe. Ist in meiner Ehe ähnlich gelaufen. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass ein abhängiger Teil meiner Persönlichkeit nicht mehr so stark ausgeprägt ist, was bedeutet, dass ich mich besser abgrenzen kann und die Möglichkeit habe, anstatt ständig in die direkte Konfrontation auch mehr in die Rückzug zu gehen. Ist für mich als Vermeidungsweltmeister natürlich auch angenehmer.

28.05.2020 08:41 • #29


DieSeherin
Zitat von jerry_fletscher:
Resignation, Ärger und Enttäuschung darüber, dass die Sache nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe


wäre ja echt interessant, wie berechtigt deine vorstellungen sind? ich beobachte mich auch immer sehr genau, ob bei enttäuschungen meine erwartungen/vorstellungen/ideale vielleicht mal auf den prüfstand gehören, oder ob es tatsächlich das verhalten des anderen ist, bei dem man eine änderung einfordern könnte.

28.05.2020 08:57 • #30


A


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