Hallo an Alle,
mein Freund und ich sind seit 6 Jahren zusammen, ich 34 und er 36 keine Kinder und auch keinen Kinderwunsch. Vor drei Jahren haben wir beschlossen uns das Dachgeschoss in meinem Elternhaus zur Wohnung auszubauen. Im DG waren davor bereits ein Bad und die Kinderzimmer von mir und meinem Bruder. Also haben wir uns eins der Zimmer provisorisch zurecht gemacht als Schlafzimmer und leben jetzt seit 3 Jahren quasi auf einer Baustelle und ein Ende des Umbaus ist noch lange nicht in Sicht. Seit dieser Bauphase hat sich unsere Beziehung drastisch verschlechtert, wir streiten sehr viel, vor allem darüber wie viel Zeit in die Baustelle investiert werden soll und wie viel in unsere sonstige Freizeitgestaltung, aber auch über alle möglichen anderen Themen. Alle in unserem Umfeld verstehen es nicht warum es so lange dauert. Selbst seine Mutter (zu der ich eigentlich ein sehr schlechtes Verhältnis habe und die von mir in den schlechtesten und von ihrem Sohn in den höchsten Tönen spricht) hat schon zu mir gesagt warum ich mir das denn gefallen lasse das das alles so langsam voran geht.
Mein Freund ist an sich wirklich ein super begabter Handwerker weswegen er auch alles an dem Umbau komplett selber macht und partout nicht dazu bereit ist mal die ein oder andere Sache an einen Handwerker abzugeben. Ihm fehlt da einfach das Vertrauen das das dann gut genug wird. Hinzu kommt noch das bei ihm alles perfekt sein muss, wenn eine Sache in 2 Tagen zu 99% gut wird und noch 2 Wochen nötig wären um das letzte Prozent zu erreichen würde er immer die 2 Wochen investieren. Ich bin da eher pragmatischer eingestellt und würde auf das eine Prozentchen pfeifen und mich über die gewonnene Zeit freuen. Allein dadurch sind bei unserem Bauprojekt natürlich auch gewisse Reibungspunkte vorprogrammiert. Am Anfang haben wir auch noch relativ viel Gemeinsam auf der Baustelle gemacht, ich habe mich da mittlerweile ziemlich stark zurück gezogen. Zum einen war ich den letzten Winter fast komplett krank und konnte eh nicht viel machen und zum anderen habe ich auch nicht wirklich Lust daran zu helfen während er bei allem seinen Willen durchsetzt. Außerdem haben wir auch einen großen Garten in dem auch viel Arbeit ist und das mache ich dann halt auch viel während er auf der Baustelle arbeitet.
Zum Thema Freizeitgestaltung: Klar das man auch als Paar Zeit braucht um was zu unternehmen, nur für uns und auch mit Freunden und Familie. Aber klar ist für mich auch, das wenn man eine Wohnung komplett in Eigenregie bauen möchte das man dann auch mal zurück schrauben muss. Irgendwie haben wir da aber auch total unterschiedliche Ansichten und ich hätte es vorgezogen die letzten Jahre mehr Zeit auf der Baustelle zu investieren. Mein Freund braucht deutlich mehr soziale Kontakte als ich, ist in mehreren Vereinen tätig (die Tätigkeiten hat er größtenteils auch erst begonnen seitwir bauen) und hat auch einen viel größeren Freundeskreis als ich. Was zuvor auch nie ein Problem war da ich auch sehr gerne mal Abende einfach für mich hab. Dadurch das er so viel Zeit mit seinen Aktivitäten verbringt ist es leider dazu gekommen das wir die letzten Jahre fast gar nichts mehr nur für uns als Paar machen weil ich da vieles einfach abgeblockt habe mit der Begründung das auch Zeit für die Baustelle da sein soll. Auch habe ich meinen Freund schon oft darum gebeten auch mal ein bisschen zu verzichten z. B. hätte es ja vielleicht auch mal geschickt im Winter nur ein langes Wochenende Ski zu fahren anstatt vier. Zu Beginn des Jahres wurde mein Freund von einem Kumpel gefragt bei der Vorbereitung von einem Musikevent mitzuwirken, er ist da bereits in einem anderen Verein tätig der ein jährliches Festival veranstaltet. Ich habe ihn angefleht das nicht auch noch zu machen, er meinte nur er geht da mal mit und guckt aber so viel will er sich da auch nicht einbringen um mehr Zeit zu haben. Natürlich ist er da dann auch auf fast allen Treffen gewesen und hab eben doch viel Zeit investiert. Und das ärgert mich dann auch so richtig weil ich einfach das Gefühl habe das es absolut nicht möglich ist das wir da einen Kompromiss eingehen bzw. wir eben Kompromisse ausmachen und er sich dann einfach nicht dran hält und macht was er will. Für mich ist momentan einfach das große Problem das ich das Gefühl habe mein Freund hat die Macht, er entscheidet ob er auf der Baustelle arbeitet oder was anderes macht, er entscheidet wie was gebaut wird, er entscheidet das keine Handwerker engagiert werden. Ich selbst bin jetzt auch nicht der super Handwerker sodass ich da jetzt nicht einfach selbst los legen kann.
Uns ist beiden bewusst das es bei uns richtig stark krieselt. Ich habe lange die Meinung vertreten das das wieder besser wird wenn unsere Wohnung fertig ist, da sich unser Streit primär eben darum dreht. Aber so langsam bin ich mir einfach nicht mehr sicher ob das so ist. Ich habe aber auch irgendwie das Gefühl das es meinem Freund auch einfach nicht so wichtig ist das ich unter unserer aktuellen Lebenssituation leide. Wenn wir darüber sprechen merke ich schon das ihm das auch ehrlich leid tut, trotzdem ist er aber nicht bereit an seiner Freizeitgestaltung was zu ändern. An sich ist das ja auch vollkommen ok das er Dinge für sich macht es geht ja nur um den Umfang bis unsere Wohnung fertig. Es ist für mich einfach verletzend das da Absprachen einfach nicht funktionieren. Also wenn z. B. mal ein ganzes Wochenende für Freizeitaktivitäten verplant ist und wir machen dann aus das nächste Wochenende wird geschafft und dann kommt da halt irgeneine Gelegenheit doch was zu unternehmen dann macht er das obwohl wir was anderes ausgemacht haben. Das ist für mich einfach keine Beziehung auf Augenhöhe und ich habe da auch irgendwie kein Vertrauen mehr. Ich frage mich einfach immer öfter ob es sich überhaupt noch lohnt darauf zu hoffen das es wieder Besser wird sobald die Wohnung fertig ist. Liebe ist auf jeden Fall noch da aber ich weiß nicht ob das reicht.
So. das wars dann erst mal von mir, würde mich freuen wenn jemand vielleicht einen Rat für mich hat.
22.07.2024 15:50 •
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