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Beziehungskrise nach Tod der Eltern

A
Hallo zusammen,

ich habe mich extra hier registriert, um einen bestimmten Sachverhalt zu schildern, bei dem ich nicht mehr weiter weiß. Ich will damit nicht zu Freunden/Bekannten gehen, weil es mir zu privat ist, da ist die Anonymität im Netz besser.

Zu meiner Person: Ich bin männlich, 30 Jahre alt und seit 7 Jahren mit meiner (mittlerweile) Verlobten zusammen.
Unsere Beziehung war immer geprägt durch Lockerheit, die durch tiefes gegenseitiges Vertrauen und Respekt zustande kam und auch ein gutes, regelmäßiges S. war jetzt sicherlich nicht kontraproduktiv.
Wir sind 2014 zusammengezogen und wohnen mittlerweile in einer Doppelhaushälfte; seit ca. einem Jahr ist sie mit ihrem Studium fertig und hat auch einen guten Job, den sie gerne ausübt (ich persönlich gehe bereits seit 2010 einem Job nach, der uns, trotz ihres Studiums, bis dato ein recht angenehmes Leben finanzierte).

So weit, so gut. Sollte man meinen.

Im Jahr 2015 wurde bei beiden ihrer Elternteile Krebs diagnostiziert. Obwohl die Therapie bei beiden zunächst recht gut anschlug, haben wir im Februar / Juni beide an den Krebs verloren.
Ich denke, der Tod ihres Vaters war für sie einfacher, da er wirklich langsam und dahinsiechend von uns gegangen ist (man hat ihm nachher den Tod gewünscht), ihre Mutter ist aber eines morgens einfach tot umgefallen (sie war noch in Remission und konnte sogar wieder arbeiten gehen).

Es ist natürlich völlig klar, dass ein solcher Schicksalsschlag nicht einfach so zu verpacken ist.
Ich stelle aber langsam fest, dass sie sich sehr seltsam verhält und ich weiß nicht, ob das nur unterdrückte Trauer ist.
Sie ist relativ schnell wieder im Beruf gewesen und auch die gesamte Bürokratie rund um Erbe etc haben wahrscheinlich eine richtige Trauerphase nie zugelassen, ich weiß dennoch nicht ob die folgenden Verhaltensunterschiede wirklich nur daher kommen.

Folgendes ist anders als früher:

- praktisch keine körperliche Zuneigung mehr (der letzte S. war vor 6 Wochen und das auch nur, weil ich ihn eingeleitet habe), Kuscheln oder Küssen findet durch sie praktisch nicht mehr statt
- sie unternimmt sehr viel mit Freunden (viel mehr als früher, teilweise aber auch mit mir zusammen), manchmal ohne das vorher groß anzukündigen. Wenn ich sie darum bitte, mir wenigstens bescheid zu sagen, wann sie losfährt, passiert das teilweise nicht (das war vorher nie ein Problem)
- sie ist schnell gereizt und wird teilweise ausfallend mir gegenüber

Dieser Zustand hat sich seit dem Tod ihres Vaters eingeschlichen und ist spätestens seit dem Tod der Mutter festzementiert.
Ich habe mit ihr schon mehrmals darüber gesprochen, weil ich es nicht mehr ertrage.
Ich fühle mich sehr stark zurückgesetzt und ein Stück weit auch ungebliebt.

Eine Stärke unserer Beziehung war immer, dass offen über Probleme reden konnten, glücklicherweise ist das auch bei diesem Thema so.
Sie sagte mir, dass sich innerlich leer fühle und dass es ihr sehr leid tue, wie sie momentan sei.
Sie sieht auch ein, dass es so nicht weiter gehen kann.
Auf die Frage, ob sie mich noch liebe, konnte sie nicht antworten. Ich habe gesehen, wie schwer ihr das gefallen ist.
Ich habe während des ganzen Gesprächs ziemlich viel geheult, weil mich das alles extrem belastet.
Sie sagte, sie wolle weiter mit mir zusammen sein, aber die Frage nach der Liebe könne sie momentan nicht beantworten. Das hat mir extrem weh getan.

Das wirklich seltsame ist, dass sie bei Unternehmungen mit Freunden eigentlich so locker und fröhlich ist, wie immer. Nur mit mir scheint irgendwie alles anders zu sein.

Gibt es Personen mit ähnlichen Erfahrungen?
Bin ich zu aufdringlich bzw ist eine solche Verhaltensänderung normal oder stimmt hier etwas nicht mehr?
Ich weiß irgendwie nicht mehr weiter.

13.09.2019 11:50 • x 1 #1


Kummerkasten007
Vermutlich ist die eigene Sterblichkeit vor Augen geführt worden und jetzt ist sie am Überlegen, ob sie das Leben, so wie sie es (mit Dir) führt, noch führen will. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass sie schon zu großen Teilen mit der Beziehung abgeschlossen hat.

Ob sich eine Depression evtl. auch manifestiert bei ihr, kann hier niemand voraussagen. Leichte Anzeichen (die innerliche Leere) könnten darauf hindeuten.

Wolltet ihr die nächste Zeit den Schritt der Hochzeit und Familienplanung angehen?

13.09.2019 12:06 • x 1 #2


A


Beziehungskrise nach Tod der Eltern

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H
Du solltest dich zurücknehmen. Es gibt Menschen, die nach solch einem Ereignis komplett die Zelte abbrechen und alles hinter sich lassen. Lass ihr jetzt erstmal etwas Zeit und setze sie was eure Beziehung angeht nicht unter Druck. Es sieht aber leider nach Trennung aus.

13.09.2019 12:20 • x 1 #3


P
Das ist schon ein unvorstellbar hartes und grausames Schicksal was Deiner Partnerin widerfahren ist.

Denke schon das es mit Dir persönlich garnichts zu tun hat.

Sie einfach noch nicht verarbeitet hat, extrem überlastet ist, da vielleicht versucht die Starke zu spielen bzw. zu funktionieren. Dich und Deine Bedürfnisse gerade auch vielleicht als Belastung empfindet und einfach nur Kraft braucht und tanken muss, ob nun mit oder ohne Dich.

Ich denke solch Verlust ist nicht in 3 Tagen vergessen und abgehakt. Da muss man als Partner auch mal länger zurückstecken und ihre Trauerbewältigung einfach mal ertragen auch wenn man sich den Status Quo wünscht möglichst bald.

Sie hatte da echt einen schrecklichen Verlust, der wiegt schwer und kann natürlich auch den Betroffenen verändern aber Druck und jetzt noch Beziehungsstress wäre sicher kontraproduktiv.

13.09.2019 12:23 • x 1 #4


HeartOfGold
Hallo Agathias,

Mich hat deine Geschichte sehr bewegt und ich kann dein Empfinden gut nachvollziehen.
Doch ich kann mir auch den schmerzlichen Verlust, den deine Freundin durchlebt, sehr gut vorstellen. Ich bin selbst auch nur ein paar Jahre jünger als du - vielleicht sogar im selben Alter wie deine Freundin. Der Verlust meiner Eltern würde auch mir den Boden komplett unter den Füßen wegreißen. Ich bin jedoch Single und wüsste gar nicht so recht an wen ich mich wenden würde... Ich habe viele Freunde, aber ich denke auch die könnten meinen Schmerz nicht lindern.

Ich sehe die Beziehung aber noch nicht als verloren an.
Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie jetzt Ängste und Gedanken in die Richtung hat, dass die elterliche Liebe, die sie (vermutlich) ihr gesamtes Leben erfahren hat, jetzt aus ihrem Leben komplett innerhalb sehr kurzer Zeit ausgelöscht wurde. Das ist sehr hart. Ich weiß nicht, wie nahe sie ihren Eltern stand. Doch ich telefoniere mehrmals wöchentlich mit meiner Mutter und sie ist immer die erste Person, die ich kontaktiere, wenn ich einen Lebensratschlag brauche - auch, wenn ich in einer Beziehung bin. Allein ihre Stimme zu hören, löst Ruhe in mir aus und sorgt dafür, dass ich klar denken kann. Ich will mir den Tag, an dem sie verschwindet, nicht mal vorstellen.

Diese elterliche Liebe kann man nicht ersetzen. Dennoch muss jeder Mensch irgendwann lernen ohne sie auszukommen.
Deine Freundin wirkt mir eher ein wenig durcheinander. Als hätte sie den Leitfaden etwas verloren. Meiner Meinung nach ist das nachvollziehbar, auch wenn jeder Mensch sicherlich anders reagiert in dieser Situation.

Ich glaube gar nicht, dass DU und eure Beziehung so eine große Rolle in der gesamten Geschichte spielt. Sie ist einfach nur erschüttert, etwas verwirrt und versucht ihre Gedanken zu ordnen.
Vermutlich fühlt sie sich auch rast- und hilflos.

Ich kann mir vorstellen, dass sie dir mit ihren Worten und ihrem Verhalten wehtut. Ich finde auch, sie sollte dich nicht zu sehr von sich abgrenzen. Aber vielleicht kann sie in ihrer Hilflosigkeit gerade nicht anders. Ich denke, sie kommt sicherlich von selbst auf dich zurück, wenn sie wieder etwas ruhiger ist... Versuch ihr eine Stütze zu sein und: Bedränge sie auf keinen Fall!

Ich weiß nicht, inwiefern hier vielleicht sogar eine Psychotherapie zur Aufbearbeitung angebracht wäre?
Ich denke, ich würde mir die Hilfe holen an ihrer Stelle...

13.09.2019 12:23 • x 2 #5


E-Claire
Es gibt einen Club, in den kommt nur herein, wer ein Elternteil verloren hat. In diesem Club, gibt es ein ganz besonderes Clubzimmer, das ist für die reserviert, die das vor dem Gründen der eigenen Familie erleben müssen.

Ich schreibe das ganz bewusst so und ich meine das weder zynisch noch salopp, sondern es ist einfach so, daß niemand versteht, was es bedeutet, ein Elternteil oder beide zu verlieren, der es nicht selbst erlebt hat.
Erst wenn du es erlebt hast, dann weißt du wie es für Dich war und dann weißt du auch, daß dieses Erlebnis zudem auch nicht vergleichbar ist, jeder erlebt das anders, jeder reagiert anders und jeder erlebt diese Trauer als eine andere.

Das erste, was Du verstehen mußt, ist das Du Deiner Freundin nicht helfen kannst. Du kannst versuchen, es nicht noch schlimmer zu machen, du kannst versuchen für sie da zu sein, aber helfen, helfen kannst du ihr nicht.

Das zweite ist, es gibt keinen Zeitrahmen. Es gibt kein, jetzt ist so viel Zeit vergangen, jetzt müßte es dieses oder jenes sein. Es gibt kein, Du mußt jetzt trauern, damit es besser wird. Es gibt kein nimm dir Zeit. Es gibt kein schnell oder langsam wieder arbeiten gehen und es gibt vor allem auch keinen Plan mehr.

Mit dem Tod der Eltern, bei vielen insbesondere der Mutter, endet unwiederbringlich für immer die Kindheit, egal ob du dafür bereit warst oder auch nicht. Es erlischt die bedingungslose Liebe, die nur Eltern für ihre Kinder aufbringen können und es endet zumeist eine der hochkomplexesten Beziehungen, die man je in seinem Leben geführt hat.
Wenn das auch noch unvorbereitet, wie bei der Mutter Deiner Freundin passiert, ohne Chance auf Abschied, dann tut sich in dir nur noch ein unendlich großes Nichts auf.

Wenn beide Eltern an Krebs erkranken bzw daran versterben, weckt das auch Urängste bezüglich Deines Lebens. Die geradlinige Erzählweise von, am Ende wird alles gut, ist dahin.

Ich kann sehr gut verstehen, daß es Deiner Freundin im Moment nicht gelingt, Liebe für Dich zu fühlen. Denn würde sie Liebe für dich oder irgendetwas fühlen, dann müßte sie auch den Schmerz fühlen, der da unweigerlich ist und der ist manches Mal so groß, daß der Körper und die Seele einfach nur zumachen, zumachen müssen, damit sie überleben.

Was Deiner Freundin helfen könnte?
Die ehrliche Antwort darauf ist, das wird sie nur mit der Zeit für sich selbst und in kleinen Schritten herausfinden.
Was ihr keinesfalls hilft, ist aber Deine Bedürftigkeit und angst um diese Beziehung.

Ob sie Therapie machen möchte oder als hilfreich empfindet, weiß keiner und wird sie selbst entscheiden müssen.

Was aber Dir ganz sicher helfen kann, wäre, wenn Du mit gutem Beispiel voran gehst. Wenn Du diese Last als Außenstehender nicht alleine schulterst und wenn Du jemanden findest, der mit professionellem Blick Dir (!) hilft, die Situation zu meistern.

Es tut mir unendlich leid! Für Dich und für Deine Freundin (sic!).

13.09.2019 12:58 • x 4 #6


A
Zunächst einmal vielen Dank für die schnellen Antworten.
Ich gehe mal ein wenig auf die Posts ein.

Zitat von Kummerkasten007:
Wolltet ihr die nächste Zeit den Schritt der Hochzeit und Familienplanung angehen?


Wir wollten so langsam heiraten, wenn sie ihr Studium durch hat und einen Job anfängt (das war Ende letzten Jahres). Passend zu diesem Termin ging es mit ihrem Vater stetig bergab, was natürlich diverse Planungen (auch evtl. Urlaube usw) umgeworfen und auch diverse finanzielle Probleme ausgelöst hat.

Bezüglich der Leute, die eine Trennung kommen sehen:
Ich muss vielleicht noch ein paar Dinge erklären, wollte das aber jetzt nicht im ersten Post tun, der war ja auch schon so lang genug.

Wir hatten bereits mehrere Krisengespräche. In einem davon hat sie auch gesagt, dass sie mich nicht verlieren will. Sie hat auch zum Thema S. gesagt, dass sie es eigentlich will, aber nicht kann. So als wäre sie blockiert. Gleiches gilt für die sonstigen Zuneigungen.
Ich glaube, mir fehlt das deshalb so, weil es früher selbstverständlich war.

Es ist auch echt nicht so, als wäre ALLES total schei*e zwischen uns. Den Eindruck wollte ich nicht erwecken.
Vorgestern hat sie mich auch von sich aus einfach so umarmt. Wir standen bestimmt zwei Minuten so im Flur. Ist zwar schon ein wenig traurig, dass eine Umarmung sowas wie ein Highlight ist, aber unter diesem Umständen ist sie das.
Ich kann mir auch selbst unter solchen Umständen eine Trennung nicht vorstellen und ich bin mir recht sicher, dass sie auch keine Trennung will. Ich merke manchmal an unseren Gesprächen regelrecht, wie sie bestimmte Sachen sagen oder tun will, aber irgendwie nicht kann. Ist schwer zu beschreiben.

Es ist nur einfach schwierig seit einem halben Jahr zu merken, dass viele Dinge auf einmal anders/schlechter sind und ich irgendwie nichts dagegen tun kann.
Wir haben tatsächlich auch schon einmal das Thema Therapie gehabt und sie sieht auch ein, dass das eine Option sein könnte (sie flippt jetzt also nicht aus und macht mir Vorwürfe, weil ich das vorschlage, oder so..). Ich hoffe nicht, dass es so weit kommen muss, aber vielleicht ist das irgendwann die einzige Option.

Zitat von Puffeltierchen:
Sie hatte da echt einen schrecklichen Verlust, der wiegt schwer und kann natürlich auch den Betroffenen verändern aber Druck und jetzt noch Beziehungsstress wäre sicher kontraproduktiv.


Ich sehe das eigentlich ganz genau so, deswegen habe ich auch sehr lange gewartet, bis ich es angesprochen habe. Ich glaube nur, dass es wichtig war, ihr zu sagen, dass bestimmte Dinge nicht mehr ok sind. Sie hat das auch teilweise überhaupt nicht so wahrgenommen, wahrscheinlich weil einfach so viel anderer Kram zu erledigen war.

Ich bereue aber nicht, es angesprochen zu haben, denn nur so kann überhaupt rauskriegen, was los ist.
Ich hoffe einfach, dass wir uns durch diesen Spalt zwischen uns nicht immer weiter entfernen ohne es zu merken.

13.09.2019 13:03 • x 1 #7


P
Zitat von Agathias:
Zunächst einmal vielen Dank für die schnellen Antworten.
Ich gehe mal ein wenig auf die Posts ein.



Wir wollten so langsam heiraten, wenn sie ihr Studium durch hat und einen Job anfängt (das war Ende letzten Jahres). Passend zu diesem Termin ging es mit ihrem Vater stetig bergab, was natürlich diverse Planungen (auch evtl. Urlaube usw) umgeworfen und auch diverse finanzielle Probleme ausgelöst hat.

Bezüglich der Leute, die eine Trennung kommen sehen:
Ich muss vielleicht noch ein paar Dinge erklären, wollte das aber jetzt nicht im ersten Post tun, der war ja auch schon so lang genug.

Wir hatten bereits mehrere Krisengespräche. In einem davon hat sie auch gesagt, dass sie mich nicht verlieren will. Sie hat auch zum Thema S. gesagt, dass sie es eigentlich will, aber nicht kann. So als wäre sie blockiert. Gleiches gilt für die sonstigen Zuneigungen.
Ich glaube, mir fehlt das deshalb so, weil es früher selbstverständlich war.

Es ist auch echt nicht so, als wäre ALLES total schei*e zwischen uns. Den Eindruck wollte ich nicht erwecken.
Vorgestern hat sie mich auch von sich aus einfach so umarmt. Wir standen bestimmt zwei Minuten so im Flur. Ist zwar schon ein wenig traurig, dass eine Umarmung sowas wie ein Highlight ist, aber unter diesem Umständen ist sie das.
Ich kann mir auch selbst unter solchen Umständen eine Trennung nicht vorstellen und ich bin mir recht sicher, dass sie auch keine Trennung will. Ich merke manchmal an unseren Gesprächen regelrecht, wie sie bestimmte Sachen sagen oder tun will, aber irgendwie nicht kann. Ist schwer zu beschreiben.

Es ist nur einfach schwierig seit einem halben Jahr zu merken, dass viele Dinge auf einmal anders/schlechter sind und ich irgendwie nichts dagegen tun kann.
Wir haben tatsächlich auch schon einmal das Thema Therapie gehabt und sie sieht auch ein, dass das eine Option sein könnte (sie flippt jetzt also nicht aus und macht mir Vorwürfe, weil ich das vorschlage, oder so..). Ich hoffe nicht, dass es so weit kommen muss, aber vielleicht ist das irgendwann die einzige Option.



Ich sehe das eigentlich ganz genau so, deswegen habe ich auch sehr lange gewartet, bis ich es angesprochen habe. Ich glaube nur, dass es wichtig war, ihr zu sagen, dass bestimmte Dinge nicht mehr ok sind. Sie hat das auch teilweise überhaupt nicht so wahrgenommen, wahrscheinlich weil einfach so viel anderer Kram zu erledigen war.

Ich bereue aber nicht, es angesprochen zu haben, denn nur so kann überhaupt rauskriegen, was los ist.
Ich hoffe einfach, dass wir uns durch diesen Spalt zwischen uns nicht immer weiter entfernen ohne es zu merken.


Mach Dir keinen Kopf und Druck, hattest sicher auch während dem Siechtum der Eltern schon auszuhalten und warst für sie trotzdem da.

Und natürlich waren das auch nicht Deine Eltern usw. und man auch nur bedingt mitfühlen kann.

Auch richtig das Du trotzdem nicht wie Luft behandelt werden willst etc. bist ja auch ein Mensch mit Herz und Gefühlen und leidest dann halt auch auf Deine Weise. Auch okay das zu kommunizieren, am Ende aber der Ton die Musik macht.

Bleib jetzt einfach ruhig, jetzt den Aufstand proben wäre sehr unempathisch und in einer Stressphase/Trauerphase da Entscheidungen zu erzwingen geht immer in die Hose weil sie zb. noch garnicht klar denken kann.

Gebt Euch einfach die Zeit.

13.09.2019 13:10 • #8


A
Hi zusammen,

ich dachte, ich gebe euch nochmal ein Update.
Der September war eine mittlere Katastrophe. Wir waren beide sehr stark in unsere beiden Jobs eingespannt und auch gemeinsame Unternehmungen, die wir uns vorgenommen hatten (Kochabend) waren deshalb nur schwer bis gar nicht umzusetzen.

Mich hat die Situation immer mehr belastet, bis ich schließlich sogar körperliche Symptome entwickelt habe.
Ich bekomme bei so etwas Schlafstörungen und Rückenschmerzen und meine Laune war dementsprechend auch meistens nicht die Beste.

Wir haben uns eigentlich nur noch angezickt und die Körperlichkeiten wurden noch weiter zurückgefahren als ohnehin schon.
Am Freitag kam ich nach Hause und auf dem Küchentisch lag ein Brief für mich; er war 3 Din A 4 Seiten lang.
Sie war in der Zwischenzeit bei ihrer Reitbeteiligung.
In dem Brief stand geschrieben, dass sie durch den Tod ihrer Eltern gestärkt fühlt (weil sie das wirklich verhältnismäßig gut gemeistert hat) aber gleichzeitig emotional abgestumpft ist. Für sie sind Körperlichkeiten kaum möglich und sie fühlt sich auch durch die Wohnsituation (obwohl wir auf 130qm leben) manchmal sehr eingeengt. Sie hatte als Lösung allen Ernstes vorgeschlagen, dass sich jeder wieder eine separate Wohnung sucht, weil sie teilweise einfach komplett allein sein muss und sich so erhofft hat, dass unsere Unternehmungen auch wieder zu etwas besonderem werden könnten (Stichwort Alltagstrott).
Ich bin beim Lesen dieses Briefs mehr oder weniger zusammengebrochen.
Als sie dann wieder da war, haben wir uns nochmal ganz klipp und klar ausgesprochen. Wir hatten zwar schon mehrere dieser Gespräche, aber ich glaube, bei keinem davon war sie sich wirklich im klaren darüber, was sie sagen wollte. Ich habe gemerkt, dass es dieses mal anders war und dass sie konkrete Wünsche und Forderungen äußern konnte, das war in den anderen Gesprächen nicht so.

Wir konnten durch das Gespräch tatsächlich zwei wichtige Punkte isolieren, die die größten Probleme sind.
Einmal fehlt ihr eine Rückzugsmöglichkeit. Sie muss einfach teilweise 2 Stunden am Stück alleine sein. Das ist aber etwas, was ich dieser Form nie wusste und es wäre sicherlich gut gewesen, wenn sie es mir in dieser Deutlichkeit schon früher gesagt hätte. So habe ich ihre Abwesenheit stets als spezielle Abwendung von mir gedeutet, dabei geht es ihr darum, komplett ihre Ruhe von ALLEM zu haben, nicht im speziellen von mir.
Der zweite wichtige Punkt war dass wir mehr unternehmen müssen. Es ist in unserem Alltag wirklich schwer geworden und auch viele unserer Freunde sind nicht mehr so verfügbar wie früher. Das macht lohnende Unternehmungen wirklich teilweise unmöglich und auch dieser Punkt war früher viel einfacher umzusetzen.

Nachdem wir so weit waren, konnten wir erst einmal wieder ganz gut miteinander umgehen.

Am Samstag war sie den ganzen Tag weg, um ihre Revision vorzubereiten und in der Zeit habe ich das ganze Haus geputzt und eingekauft. Ich habe die Zeit außerdem genutzt, ebenfalls nochmal einen Brief zu verfassen, in dem ich nochmal alles für mich ordnen konnte.
Ich hatte die Idee, ihr im Obergeschoss einen eigenen Rückzugsort zu geben (dieses Zimmer ist im Moment über und dient als Abstellkammer); als Raum den ich nicht betrete, wenn sie drinsitzt. Außerdem bekommt sie das obere Bad für sich und ich ziehe mich komplett ins Gästebad zurück. Ich habe außerdem aufgezeigt, dass zwei separate Wohnungen bei unserem Terminkalender wohl eher zu noch mehr Entfremdung führen würden und habe viele konkrete gemeinsame Unternehmungen vorgeschlagen. Abgeschlossen habe ich den Brief mit dem Wunsch den Oktober als Neustart zu sehen.

Nachdem ich ihr abends den Brief vorgelesen hatte, hat sie mich seit langer Zeit wirklich ehrlich und herzlich umarmt und geküsst (was bei der momentanen köperlichen Zuwendung wirklich außergewöhnlich ist) und gesagt, dass wir es genau so machen sollten.

Am Sonntag musste sie sich nochmal mit ihrem Bruder zwecks Erbregelungen treffen.
In der Zeit habe ich ihr als Überraschung oben ihren Rückzugsort hergerichtet. Ich war nachher selber überrascht, wir schön diese kleine Ecke geworden ist, zumal ich ja auf einen Sonntag nicht noch etwas extra dazukaufen konnte.

Als sie wieder da war, habe ich sie nach oben geführt und sie war wirklich richtig gerührt und ich glaube sie musste fast ein Tränchen wegdrucken.
Sie hat mich wieder umarmt, geküsst und mir von sich aus gesagt, dass sie mich liebt.
Das war der schönste Moment seit sehr langer Zeit.

Sie hat dann später auch promt 1,5 Stunden da oben ohne mich verbracht und zum ersten mal seit fast einem halben Jahr habe ich mich dadurch nicht zurückgesetzt gefühlt.

Ich kann tatsächlich (zumindest im Moment) wieder mit etwas Hoffnung in die Zukunft blicken.
Ich hoffe, dass wir jetzt auch die anderen Punkte so konkret angehen können.

30.09.2019 10:44 • #9


K
@te:

Nach dem Tod meines Vaters 2014 habe ich mich ähnlich verhalten.
Auch hatte ich begonnen grundsätzlich mein Leben wie es zu diesem Zeitpunkt war zu überdenken.
Ebenfalls trieben mich die Vorwürfe meiner Partnerin nur weiter weg, auch wenn diese vollkommen berechtigt waren.

Unter dem Strich muss ich eingestehen, dass es zu diesem Zeitpunkt aber auch nicht möglich war sich in meinen Augen richtig zu verhalten.

Mein Tipp:
Gehe etwas auf Distanz, vorwurfsfrei, und zeige Bereitschaft da zu sein, wenn du gebraucht wirst.

30.09.2019 10:52 • #10


D
Erstmal tut es mir leid um eure Situation. Das ist sehr heftig . Ich denke sie ist verwirrt ihr Leben ist ihr entgleitet. Sie liebt dich sicher noch weiss nur nicht mehr so vorne und hinten ist . Allerings birgt diese Krise gefahren. Du gehst sehr gut damit um aber ich denke sie muss eine Therapie machen oder ein paar einzelgespräche. Hattet ihr das Thema schonmal? Ist sie dazu bereit kannst du ggf. Nach ein paar Einzelsitzungen von ihr mit gehen und ich tauscht euch gemeinsam aus. Das ist der beste Weg und Psychologen kennen sich damit aus und können nützliche tipps geben. Sollte sie nicht bereit dazu sein kannst du auch mal allein gehen und dich beraten lassen was du tun kannst.

30.09.2019 10:58 • #11


Scheol
Zitat von Agathias:
Hallo zusammen, ich habe mich extra hier registriert, um einen bestimmten Sachverhalt zu schildern, bei dem ich nicht mehr weiter weiß. Ich will damit nicht zu Freunden/Bekannten gehen, weil es mir zu privat ist, da ist die Anonymität im Netz besser. Zu meiner Person: Ich bin männlich, 30 Jahre alt und seit 7 Jahren mit meiner (mittlerweile) Verlobten zusammen. Unsere Beziehung war immer geprägt durch Lockerheit, die durch tiefes gegenseitiges Vertrauen und Respekt zustande kam und auch ein gutes, regelmäßiges S. war jetzt sicherlich nicht kontraproduktiv. Wir sind 2014 zusammengezogen und wohnen mittlerweile in einer Doppelhaushälfte; ...


Jupp bist du.
Nach 6 (?) Wochen sechs nach dem Tod der Mutter , weil du es wolltest.

Sie kann mit Nähe zurzeit gar nichts anfangen. Auch klar nach den Tiefschlägen.

Ein Elternteil zu verlieren ist ein GAU. Beide in der kurzen Zeit zu verlieren ist ein Super GAU.

Lass sie rennen. Das braucht sie vermutlich gerade. Ihre Freunde sind ihr gerade sehr wichtig ,....geworden (?)

Trennungen sind auch möglich, da diese Menschen NUN bestimmen möchten, wer in ihrem Leben geht und wann.

Ich habe das Thema mit meiner Expartnerrin durch gemacht.

30.09.2019 11:10 • #12


K
Zitat von Scheol:
Ein Elternteil zu verlieren ist ein GAU


Nein, ist ebenso ein Super- GAU.

30.09.2019 11:10 • #13


Zauberhaft
Ich finde, du machst das richtig GUT.

Natürlich kann die Situation ALLES in Frage stellen. Das Leben, die Partnerschaft.
Man entdeckt sich NEU.

Die Zeit wird zeigen, ob es ein WIR gibt.

Bleibe jetzt auf DEINER Seite, lass Sie laufen.
Sie muss von sich aus DEINE Nähe suchen.

Mach was für DICH.

Mache eine Verabredung zum Essen, in der Küche, oder wo Ihr wollt.
Wie ein Date, halte aber Abstand, wie beim Kennenlernen.

Du wirst sehen, dass auch DU daran wächst.
Viel Glück, und habe GEDULD ... .

LG
Zauberhaft

30.09.2019 15:25 • #14


A


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