Zitat:Ein bindungsängstlicher Mensch wird immer dann flüchten,wenn es in der Beziehung oder beim Kennenlernen einen Schritt vor gehen sollen .
Es gibt Bindungsängstler die sogar heiraten (ich oute mich mal) und so selten ist das gar nicht.
Ich finde diesen Beitrag sehr interessant, vermisse jedoch die Vielfalt von Beziehungsängstlern und deren Gründe bzw. Erfahrungen.
Kein Mensch kommt als solcher auf die Welt. Es gilt (für sich) herauszufinden was macht mich zu einem bindungsunfähigen Menschen. Meine Beweggründe warum ich mich ursprünglich damit auseinandersetze, war, dass mein Forengrund ein Mensch ist, der wegläuft, wenn es ernst oder enger wird, unabhängig auf welcher Beziehungsebene es stattfindet; er stellt sich schlecht weg tot. Darüber hinaus durfte ich allerdings erkennen, dass ich selbst (mittlerweile) mich (aktuell) für unfähig halte eine Beziehung einzugehen, breit gefächtert unabhängig der Ebene. Soll heißen selbst Menschen die mir platonisch Interesse zeigen, gebe ich einen Korb oder gehe in die Versenkung. Ich kenne meine Gründe, akzeptiere sie auch, jedoch ohne diese zu verleugnen oder gar zu ignorieren. Das ist weder krankhaft, noch psychisch von echter Bedeutung. Es eine Momentaufnahme, begründet in meiner Erziehung und der Erfahrungen ab Auszug aus dem Elternhaus und auch mit der Erfahrung mit meinem Forengrund.
Gebrieft durch Stefanie Stahl und Ihre (für mich passenden) Werke bin ich dieser Bröselei in vieler Hinsicht näher gekommen.
Es gibt Unterschiede bei Beziehungsängstlern, ebenso in ihren Hintergründen. Nicht jeder, der Probleme in zwischenmenschlichen Beziehung hat, ist auch gleich ein Narzist. Ich mag dieses Wort eh nicht und rede lieber von narzistischen Zügen, die auch jeder in sich selbst finden sollte, denn (positiv?!) narzistische Züge hat jeder in sich. Nicht zu verwechseln mit den diagnostizierten Patienten, deren Verlauf bzw. Krankheitsbild eh nur von Fachleuten ausgesprochen werden kann.
Wie dem auch sei: Anpassung und Selbstbehauptung, Unterlegenheit und Überlegenheit, Sicherheit und Langeweile, Bindung und Autonomie, typisch Mann und typisch Frau und allen voran unser eigenes Beutschema und Beziehungsprogramm suggerieren uns selbst wer (oder was) wir beziehungstechnisch sind und wo wir innerhalb (irgendeiner) Beziehung stehen.
Suggerieren deshalb, weil es Programme sind, die da (auch unbewusst) ablaufen oder anders, weil es Muster unserer selbst sind, die da zu Tage kommen. Entsprechend ist der Selbstwert hier einer der Top-Themen in meinen Augen um zu schauen warum ein Mensch nicht wirklich beziehungs- oder bindungsfähig sein könnte.
Ich selbst bin es aktuell nicht. Ich ignorierte (ziemlich erfolgreich sogar) zu lange, warum ich so war wie ich war. Zumindest hierbei kann ich meinem Forengrund durchaus ein wenig dankbar sein. Er war, rückblickend, der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte und mich in eine Daseinskrise verfrachtete, die meine echten Kernthemen ans Tageslicht beförderte. Ich bin in einem Haus aufgewachsen mit einem Menschen der narzistische Züge mitbringt, bis heute. Urvertrauen und Konfliktfähigkeit sind mir fremd. Was andere als Diskussion empfinden, ist für mich ein Streit und Streit ist ein Kapitalverbrechen für mich. Widerworte kenne ich nur aus dem Duden, Leistungserbringung beherrsche ich perfekt, andere Menschen zufrieden zu stellen kann ich aus dem ff. Ich weiß nicht nur wie man Perfektion schreibt, ich lebte es. Zuneigung kriegt man über Leistung, Bereitschaft und uneingeschränktren Respekt . . .natürlich ohne zu hinterfragen. Vertrauen kann ich niemanden ohne zu hinterfragen, denn Bindung stellt für mich eine Bedrohung da, ich könnte mich ja wieder abhängig fühlen. (Die Krux: als Kind ist man nun mal abhängig, auch emotional. . .daraus sich zu lösen ist übrigens horrend schwer). Das so grob auf den meinen Punkt gebracht woran ich gearbeitet habe (und teilweise noch immer tue).
Ich bin weder krank, noch psychisch wirklich gestört. Ich hatte einfach nie das Vergnügen, Dinge wie Urvertrauen zu erleben. Fehler wurden mit Ignoranz bestraft, unabhängig davon welche Tragweite die Fehler hatten. Ich wurde halt nur beachtet, wenn ich leistete und funktionierte. Und das auch nur in abgespeckter Form. Ich löse mich aktuell aus meinen ureigenen Fesseln und auch hier ist mir Stefanie Stahl eine grossartige Hilfe. Meine inneren Kindern werden ruhiger undverlassen sich immer ein Stückchen mehr auf die Erwachsene in mir. Mein Urvertrauen fängt damit an, dass ich mir selbst vertraue und dass meine inneren Kinder der heutigen Kerstin vertrauen. Und ich habe einen Mentor an meiner Seite. Er kennt mein Problem, weil ich mich aus meinem Haus wagte. Ich kann sein Wissen und seine Erfahrung nutzen, um mich selbst zu entwickeln. Und eine liebe Freundin unterstützt mich: sie kennt meine schwarze Seeler (wie immer scherzhaft sage) und weiß was ich wirklich (!) denke und fühle. Warum ich anscheinend diesen beiden Menschen vertraue, kann ich noch nicht mal sagen. Ich hinterfrage es besser auch nicht
Stück für Stück hole ich mich ins Leben auf Beziehungsebene zurück. Wenn ich das für mich verarbeiten konnte, bin ich sicherlich auch wieder fähig mich auf Beziehungen einzulassen. Mir geht es nicht schlecht damit, denn so bin ich aktuell. Es ist ein Prozess, also nur eine Momentaufnahme in noch vielen zu lebenden Jahren
In diesem Sinne: habt einen tollen Tag, lächeln nicht vergessen und genieest jede positive zwischenmenschliche Beziehung dier ihr habt.
Ob meine Gedanken falsch sind? Oder Eure Gedanken?
Nein, das beurteile ich absolut nicht! Falsch ist auch nur eine Variante von richtig