Beziehungsflüchtlinge - Gründe und Gegengründe

Zitat von Femira:

Ich verstehe die Logik total. Nur muss man irgendwie fragen, ob er da wirklich rücksichtsvoll ist oder schlicht schwach.
Isz es rücksichtsvoll in einer lieblosen Beziehung zu bleiben? (sofern sie lieblos ist... Das wissen wir ja noch gar nicht) oder ist es eher unreflektiert und ängstlich?

Ja, das ist ein sehr schwieriges Thema.
Was für den einen lieblos ist, muss es für den anderen nicht sein. Wie oft liest man, dass jemand aus heiterem Himmel verlassen wurde.

Zitat von Femira:

Aber die Meditation und das bei sich bleiben hilft ein bisschen dagegen.

Das bei sich bleiben finde ich gut.
Du hilfst mir grade sehr, es zu können!

Zitat von Femira:

Einmal das und wenn wir aktiv sind, dann haben wir Kontrolle. Kontrolle abgeben find ich irre schwer und löst fast Panik aus. Ein starker Gegenpart würde auch bedeuten, dass er deutlich öfter die Kontrolle übernehmen würde und das finde ich nur theoretisch gut. In der Praxis hab ich dann wahnsinnig Angst.

Gott, Du kluge Frau!
Ich wünsche mir das oft.
Mal die Kontrolle abgeben zu können. Aber wenn ich das so lese, bin ich mir schon nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich möchte

Zitat von Femira:

Du hast dir auch etwas gesucht bei dem dir alles klar ist und du die Abläufe kennst. Das gibt Sicherheit... Vermeintlich zumindest.

Das stimmt auf den ersten Blick.
Es ging aber anfänglich von ihm aus. Sprich, erst sein Verhalten hat mich angestachelt. Und nachdem er keinen Ring trägt, hab ich es forciert.

Zitat von Femira:

Und ich bin an der Stelle wahnsinnig optimistisch. Ich glaube, ein guter Mann wird noch kommen, der dich ein bisschen triggert zum Verlieben, aber dein Muster nicht komplett bedient.

Ich frag mich immer, woher andere diesen Optimismus nehmen.

Wieso bist Du eigentlich noch hier? Wie gehts Dir?

Zitat von tesa:

Wie oft hast Du schon versucht, die Situation/Beziehung für Dich befriedigend zu gestalten?

Es war von Anfang an schwierig. Zuerst warf er mich wegen einer Kleinigkeit aus dem Leben. Dann kam er wieder und wir führten eine F+. Das war mir aber zu wenig und ich beendete es per Gespräch. Dann näherten wir uns nach Monaten wieder an, er ging dann eine Beziehung mit mir ein. Hier muss ich sagen, dass er sich wirklich Mühe gab. Bezog mich in sein Leben ein, machte Pläne. Es war schön. Er ist ein sehr harmonischer Mensch, empathisch, emotional.
Er hatte aber schon immer ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein. Ich bin beruflich erfolgreich und selbstsicher. Er krank und auf staatliche Hilfe angewiesen. Ich tat alles, um es zu stärken. Trotzdem reagierte er bei Kleinigkeiten öfters gereizt. Maßregelte mich. Ich tat es als seinen Charakter bzw. Erkrankung (depressiv) ab. Aber irgendwann wurde es mir zu viel. Beruflich zu viel Stress, wenig Zeit und versucht, immer alles zu erledigen und jedem recht zu machen.
Zum Ausbruch kam es bei mir dann, weil ich mit meinem Ex-Mann nicht höflich genug umging. Das Telefongespräch bekam er mit. Er verließ ohne große Worte meine Wohnung. Er fand meine unhöfliche Art nicht schön. Dazu muss ich sagen, dass mein Ex-Mann meine Art toleriert, die hin und wieder mal durchdringt, weil er doch so einiges Unschönes getan hat. Ich habe mich bemüht, trotz allem, um einen korrekten Umgang mit meinem Ex-Mann. Hatte keine Rachegefühle, weil es das Ganze nicht besser machen würde. Wollte einfach neu anfangen. Und ansonsten verstehen mein Ex-Mann und ich uns wieder gut. Mehr aber nicht.
Mein Ex-Freund schrieb mir dann nach 3 Stunden, dass er sich nicht streiten möchte und nicht immer an mir rumkritisieren will. Nur im nächsten Absatz kam wieder diese erzieherische Maßregelung, dass ich doch mal in mich gehen sollte, ob er nicht Recht hätte, dass ich meinen Ex-Mann nicht so umzugehen hätte. Da war aber kein böses Wort gefallen, sondern ich war lediglich etwas muffelig.
Ich fühlte mich total überfordert und zu unrecht behandelt, feuerte los, dass er mich in Ruhe lassen sollte, für mich so die Beziehung keinen Bestand hätte und blockierte ihn sofort. Ich bekam am nächsten Tag sofort alle meine persönlichen Sachen vor die Tür gestellt. Und ich legte noch ein mal nach, erklärte ihm, dass ich viel Leid durch meinem Ex-Mann erfahren musste und ich nicht immer den richtigen Ton treffen würde und schloss mit ihm ab.
Irgendwie war mir alles zu viel. Im Nachhinein hätte ich es persönlich klarmachen sollen, dass sein wortloser Weggang und wieder diese erzieherische Maßnahme unnötig wären. Ich erwachsen genug bin und lediglich sein Verständnis bräuchte.
Das klingt alles für einen Außenstehenden kindisch. Aber ich wollte mich in dem Moment verteidigen. Wollte nichts mehr hören von meinem Partner. Heillos überfordert und unverstanden fühlte ich mich.
Mittlerweile, denke ich, ist so eine Kleinigkeit nicht wirklich wert, alles über Bord zu werden. Ich fühle mich einfach mies. Obwohl ich manchmal auch denke, mittlerweile selbst keinen Selbstwert mehr zu haben.

Zitat von Marie-Luise:

Das klingt alles für einen Außenstehenden kindisch.

Tut es nicht.
Ich kann mich gut reinfühlen.

Das mit dem maßregeln kann ich sehr gut verstehen. Auf den Punkt gebracht, kann ich mir auch gut vorstellen, was Du Dir in solchen Momenten denkst, wenn ich mir eure (berufliche) Situation ansehe.

Ich denke, er macht das, um mit Dir auf Augenhöhe zu kommen. Und das ist sicher schwer. Er angewiesen auf Hilfe und Du erfolgreich und selbstsicher. Es bleibt ihm gar nichts anderes über als Dich runterzuholen.

@tesa
Das muss er gar nicht. Ich habe ihn immer so genommen. Natürlich musste ich ihm sagen, dass wir gleichberechtigt sind. Er hat es mir vielleicht nicht wirklich abgenommen. Obwohl es für mich selbstverständlich ist.
In intellektuellen Dingen hab ich mich dann schon etwas zurückgenommen, damit ich nicht als Überlegene daherkomme. Auch blöd. Ich bin froh, wenn mir jemand etwas näherbringt, was ich nicht weiß. Das bereichert mich und fühle mich keinesfalls unterlegen. Was auch Quatsch wäre, man kann nicht alles wissen.

@Hansl Nun. Das war aber so. Wirklich froh war ich auch nicht. Ich mag dieses F+ gar nicht. Dachte mir aber, dass wir uns so besser kennenlernen, verstehen und es Liebe wird, weil ich ihn liebte.
Wir sind ja dann auch zusammengekommen, weil er Gefühle für mich hatte und nicht nur auf körperlicher Ebene. Es braucht manchmal Zeit und kann auch einen anderen Weg finden.
Es war vielleicht für ihn der Weg zum Wir. Auch dafür habe ich Verständnis, weil wir auch in der Zeit in der F+ nur uns hatten. Nicht für jedermann verständlich. Ich weiß. Aber danke für deine Antwort.

Zitat von Marie-Luise:

Das muss er gar nicht. Ich habe ihn immer so genommen.

Das weißt Du.
Das weiß ich.
Das weiß auch er.
Aber er ist derjenige, der sich in der ungleichen Beziehung behaupten muss. Und das ist schwer.

Dazu kommt ein männliches Erfolgsdenken. Männer sind anders gestrickt als Frauen. Es mag ja welche geben, die Schilaufen, Rennfahren und anderes machen, aber dieses sich messen und schneller, höher, weiter Gen haben Männer im Allgemeinen doch sehr viel ausgeprägter als Frauen.

Zitat von Marie-Luise:

Er hat es mir vielleicht nicht wirklich abgenommen. Obwohl es für mich selbstverständlich ist.

Er hat es rational sicher verstanden. Aber emotional nicht. Ich hatte auch so eine Geschichte mit wirtschaftlich sehr großer Ungleichheit. Er hat unsere Beziehung beendet und das Schlussmachen später so erklärt [materieller Wert] hat mir dann den Rest gegeben.

Zitat von Marie-Luise:

In intellektuellen Dingen hab ich mich dann schon etwas zurückgenommen, damit ich nicht als Überlegene daherkomme. Auch blöd.

Das spürt er.

Zitat von Marie-Luise:

Ich bin froh, wenn mir jemand etwas näherbringt, was ich nicht weiß. Das bereichert mich und fühle mich keinesfalls unterlegen. Was auch Quatsch wäre, man kann nicht alles wissen.

Das stimmt, hilft aber nicht, wenn man sich unterlegen fühlt.

@Hansl Da gebe ich dir recht. Ein schwieriges Thema. Ich kann mit jedem kommunizieren, nur in der Partnerschaft klappt es nicht. Fühle mich missverstanden, bekomme kein Verständnis. Das ist zu viel für mich. Ich möchte doch nur geliebt werden, so wie ich bin. Mit meinen Fehlern, Macken. Die eigentlich so nichtig sind. In den Arm genommen werden, zu hören bekommen, du bist gut so, wie du bist und ich liebe dich, ich dich nicht verlieren will. Vielleicht stelle ich zu hohe Ansprüche. Ich weiß es nicht. ‍️

@tesa
Ich verstehe etwas. Auch kleine Erfolge waren für ihn schon groß. In materieller Sicht. Mir ist das aber gar nicht wichtig. Er hat mich mal gefragt, was ich mir am meisten wünsche. Meine Antwort war Zeit, Zeit mit dir. Da bekam ich keine Antwort. Rechnete er wohl nicht damit. Ist aber die Wahrheit. Das ist für mich kostbar und nicht mit Geld zu bezahlen. Ich definiere mich nicht über das Finanzielle. Mir ist egal, was ein anderer besitzt. Ich liebe eben die einfachen Dinge, gutes Essen, ein schönes Zuhause, liebe Menschen. Das erfüllt mich. Mein Traum aber trotzdem: durch Norwegen zu touren, was ich mit ihm nie machen hätte können und ich es fallen ließ.

Zitat von Marie-Luise:

Vielleicht stelle ich zu hohe Ansprüche. Ich weiß es nicht.

Nein, tust Du nicht!

Zitat von Hansl:

bedingungslose Liebe ist auch eine Illusion.

Natürlich ist bedingungslose Liebe eine Illusion. Wenn dein Partner ein folternder, mordender Päde.rast ist, dann kommt auch die stärkste Liebe an ihre Grenzen oder gleitet in pathologisch relevante Formen ab. Die Frage ist individuell, wo du, lieber Forenteilnehmer, die Grenzen zwischen unverrückbaren Prinzipien und Änderungsmöglichkeiten ziehst. Ganz für dich selbst.

Zitat von Hansl:

bedingungslose Liebe mache ich mal altersabhängig .... frühe Jahre, viele Träume .....

man/frau wird älter und erfahrener ............

@Marie-Luise ich hab ihr nochmal ne Email geschrieben. Da kam dann halt zurück das wir uns einander nicht guttun. Und das wir uns in guter Errinnerung behalten sollen. Eine Erklärung warum wir uns nicht guttun kam nicht. Naja...