Hi, nachdem ich die letzten Tage hier schon viele Themen durchgelesen habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mir den Kummer von der Seele zu schreiben und vielleicht das ein oder andere offene Ohr zu finden. Zwischen Weihnachten und Neujahr hat sich meine Freundin (29) von mir (34) nach 8 1/4 Jahren von mir (zu diesem Zeitpunkt für mich überraschend) getrennt. Als Begründung gab sie an, dass sie mich nur noch als Bruder oder besten Freund sehe, aber mich nicht mehr liebe und auch keine s.uelle Anziehung mehr verspüre. Für mich zu diesem Zeitpunkt ein Schlag. Auf die Frage, ob es jemand anderes in ihrem Leben gäbe, gab sie zu, dass sie sich sehr zu einem Arbeitskollegen hingezogen fühle seit etwa 4 Monaten. Anfangs fand sie diesen noch bescheuert, so ihre Aussage. Mal zur Ausgangs- und zu jetzigen Situation. Wir sind, wie gesagt, vor 8 Jahren zusammengekommen. 4 Jahre hatten wir - mit kurzer Unterbrechung eines dreimonatigen Zusammenwohnen - wegen unserer Studiensituation eine Fernbeziehung. Danach sind wir in einer für uns beiden neuen Stadt zusammengezogen, um dort jeweils unser Studium zu beenden und haben 2 Jahre dort gewohnt. Auch dort waren wir zwischendurch wegen Praktika für insgesamt 9 monate getrennt. Natürlich gab es auch mal Streit und der S. fand irgendwann nur noch wöchentlich statt, aber wir hatten eine harmonische Beziehung und waren glücklich. Sie sagte mir beispielsweise mal, ich sei ihr Mann fürs Leben. Entsprechend sprachen wir auch immer davon, einmal 2 Kinder zu haben und zu heiraten. Nach Abschluss unseres Studiums zogen wir erneut in eine andere für uns fremd Stadt um jeweils in unseren ersten richtigen Job zu starten und irgendwie war das gefühlt, das Anfang vom Ende.
Ich hab einen mega stressigen Job bei dem ich morgens um 9 anfange und abends regelmäßig nicht vor 20 Uhr nach Hause komme, gerne auch mal Open end. Gleichzeitig hat auch meine Freundin einen zeitraubenden Job bei schlechter Bezahlung gefunden. Mit diesem war sie von Anfang an unglücklich. Sie wollte schon nach 3 Monaten dort weg, weil sie keinen Sinn darin sah, hat diesen Schritt aber bis heute (!), also fast zwei Jahre später nicht vollzogen. Wir hatten nur noch an den Wochenenden wirklich Zeit für uns, aber es geschah schon nach ein paar Monaten immer öfter, dass sie sonntags regelmäßig in Tränen ausbrach und hilflos zu Hause sass, weil sie montags nicht wieder zur Arbeit wollte. Ich habe mit allen Mitteln versucht sie aufzubauen, aber die Trauer kam immer wieder. Daraufhin habe ich Stellenanzeigen für sie rausgesucht, aber sie hat sich teilweise nicht beworben oder nach den ersten Absagen, dem Kopf in den Sand gesteckt und gemeint, sie müsse sich nur an ihren aktuellen Job anpassen. Ich fühlte mich machtlos, da es ihr nach wie vor schlecht ging. Den Vorschlag therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen lehnte sie ab, weil sie zuvor erst eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen wollte. Auch das hat über ein Jahr gedauert. Sie ist ein totaler Sicherheitsmensch. Deswegen könnte sie nie kündigen ohne neuen Job in der Hand oder eben die Sache mit der Versicherung. Gleichzeitig leidet sie schon immer unter gehörigen selbstzweifeln und streben nach perfektionismus. Gleichzeitig leide ich unter gesundheitlichen Problemen, die gemeinsame Unternehmungen manchmal schwierig machen, da ich manche Aktivitäten deswegen vermeide.
Gaaanz lange Rede kurzer Sinn: unsere Beziehung trudelte so langsam den Bach runter. Irgendwann schlief auch unser liebesleben ein. Zuletzt mieteten wir uns vor ca. einem Jahr ein Hotelzimmer, um mal wieder bewusst einen S. Tag einzulegen. Das war schön. Danach wurde die berufliche Belastung wieder grösser. Bei unseren wenigen Malen kam es immer wieder vor, dass sie zwischendurch unterbrach, weil sie an die Arbeit dachte. Gleichzeitig war ich ein schlechter Liebhaber geworden, kam immer direkt zur Sache und versuchte gar nicht erst sie zu verführen, wohl aus dem Gedanken heraus, dass es ja eh nichts bringe. Ich nahm ein paar Pfund Gewicht zu, machte mich nicht mehr schick, zeigte ihr aber dennoch -dummerweise- oft sehr plump, dass ich jederzeit für einen Akt bereit sei. Vor vier Monaten taten wir es dann das letzte mal. Seither verspürte auch ich nur noch selten Lust auf sie. Auch sie machte sich nicht mehr hübsch zu Hause. Erst seit Dezember hatte ich wieder das Bedürfnis mit ihr zu schlafen, also von meiner Seite aus sind Anziehung und auch Liebe noch vorhanden. Klingt jetzt alles etwas zusammengewürfelt, aber ne bessere Kurzfassung bekomme ich nicht hin.
Wegen der noch bestehenden Gefühle, erwischte mich die Trennung umso härter. Sie sagte, dass sie unseren letzten S. vor vier Monaten merkwürdig fand und das anfangs nicht einordnen konnte. Mittlerweile wisse sie, warum.
Die Situation warum ich hier Ablenkung und/oder Rat suche ist jetzt folgende: mir ist bewusst, dass mit der Beziehung schon länger was im Argen lag, auch wenn ich dies jetzt erkannt habe. Wir sind beide daran schuld (ich habe sie in den letzten Monaten oft nicht ausreden lassen bzw ihr zugehört, weil sich immer alles um die selben Themen drehte, habe mich irgendwann respektlos verhalten). Das hat dazu geführt, dass sie sich von ihrem Arbeitskollegen besser verstanden und nun zu ihm hingezogen fühlt. Sie hatte schon längst eine emotionale Affäre. Dieser Prozess scheint mir derzeit nicht umkehrbar und ich werd mich - trotz meiner Gefühle für sie - von ihr lossagen müssen. Letztlich will ich ja auch, dass sie glücklich wird und das würde sie sicherlich nicht, wenn sie aus Mitleid mit mir zusammen bliebe.
Jetzt das grosse Aber: ich fühle trotz all dieser rationalen Gedanken irgendwie enttäuscht und auch ein Stück weit um ihren Zeitvorsprung betrogen. Sie hat sich vermutlich schon vor Monaten- zumindest unbewusst - aus unserer Beziehung verabschiedet und ist gefühlsmässig natürlich aufgeräumter. Das macht mich auf gewisse Art fertig. Denn wir wohnen noch zusammen bis Ende Januar und wir laufen uns hier über den weg und oft suche ich auch das Gespräch, weil ich natürlich noch lange nicht alles verarbeitet habe. Sie ist dabei aber so ungewohnt kühl und distanziert und vertraute Rituale u.ä. sind plötzlich tabu, obwohl wir ja noch beide hier sind
Wir sind uns einig, dass wir mind. 7 gute Jahre miteinander hatten. Aber das ist alles so schwer für mich. Es ist ein Abschied auf Zeit.
Ich sage nicht: sie hat mich betrogen, wie konnte sie nur? Dazu haben wir beide beigetragen, dass sie überhaupt offen für angebote Dritter werden konnte. Angebote gab es auch früher schon jeweils für uns, aber das war nie ein Thema, eben weil wir glücklich waren
Deshalb war ich auch wirklich nie eifersüchtig.
Jetzt bin ich es - trotz aller vernunft für die gründe - auf einmal und es fühlt sich furchtbar an. Auch bin ich plötzlich misstrauisch.
Wir hatten, wie gesagt, immer darüber gesprochen Kinder zu haben und jetzt mit 34 sehe ich plötzlich ohnehin meine Felle davon schwimmen. Und gleichzeitig träumt sie davon mit ihm Kinder zu haben? Die sind doch noch nicht mal zusammen oder hatten schon mal S.! Ist das normal? Ist sie jetzt komplett verwirrt? Oder hatte sie nie den wunsch nach Kindern mit mir? Ich verstehe diesen Punkt überhaupt nicht und es tut mir unendlich weh
Gleichzeitig werde ich das Gefühl nicht los, dass sie all ihre Probleme, die ich oben beschrieben habe, mit in die neue Beziehung nehmen wird (warum will sie z.b. ihm gefallen und nicht zuallererst sich?) und diese dann auch wieder scheitert. Das täte mir trotz allem leid. Sagen kann ich ihr das aber freilich nicht, da sie sonst natürlich denken würde, ich will ihr ihre (mögliche) Beziehung schlecht reden.
Naja so weit meine Geschichte. Mir ist bewusst, dass sie schon mit uns abgeschlossen hat und da nichts mehr zu retten ist, weshalb ich den Schmerz verarbeiten und erstmal zu mir finden möchte. Gleichzeitig tut es aber verdammt weh (habe nach Jahren das erste mal wieder gemeint, was gut tat) und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Es tut gut, dass hier nieder zu schreiben.
Freue mich auf jegliche Kommentare, falls wer zu Ende gelesen haben sollte.
10.01.2018 21:21 •
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