Hallo zusammen,
ich möchte hier gerne meine Erfahrung und auch aktuelle Situation zum Thema Bindungs- und Verlustangst als Ex-Partnerin eines davon Betroffenen berichten. Vor 4 Jahren habe ich jemanden kennengelernt, zu einem Zeitpunkt wo ich niemanden aktiv gesucht hatte und als Single happy war - darum dachte ich auch es wäre für mich ein guter Zeitpunkt sich auf einen neuen und sehr charmanten Menschen einzulassen. Wir haben uns ineinander verliebt, intensive Momente erlebt und nach 6 Monaten hat er mir seine Liebe auch gestanden. Ich war überglücklich. Es war fast zu schön um wahr zu sein.
Ein weiteres halbes Jahr später beendete er unter Tränen unsere Beziehung, obwohl bis dahin alles sehr harmonisch verlief. Er sagte mir, dass es ihm leid täte, aber ich bin zu spät in sein Leben gekommen - wäre ich doch nur früher da gewesen, dann hätte er seine Exfrau niemals geheiratet und es hätte nicht so fürchterlich geendet. Ich war traurig darüber, sagte ihm allerdings er solle sich bitte um seine Themen kümmern und er soll sich keine Vorwürfe machen, er ist halt noch nicht soweit. Dann eben nicht. Eine Woche später hat er mich dann wieder kontaktiert und sich entschuldigt. Ich sei das Beste was ihm je passiert sei und es tut ihm unendlich leid, er will mich nicht verlieren.
Zwei Monate später tätowierte er sich als Liebesbeweis ein Symbol für mich auf seinem Arm und machte unsere Beziehung auch auf facebook offiziell - mir war das nie wichtig, er wollte mir damit allerdings seine Liebe beweisen. Ein halbes Jahr später, wieder nach einer sehr harmonischen Zeit, als ich laut nachdachte zusammenzuziehen, machte er überraschenderweise erneut Schluss. Die Wochen davor merkte ich, dass er sich etwas zurückzog - ich dachte das dies aufgrund seiner beruflichen Herausforderungen sei und lies ihm einfach mehr Raum. Diesmal hatte mich die Trennung kalt erwischt und ich konnte nicht verstehen was da passierte. Er sagte, dass er keine Gefühle mehr für mich hat und andere Frauen treffen möchte. Aber Freunde bleiben wäre toll, denn ich wäre so ein großartiger Mensch. WTF?
Ich ging daraufhin komplett auf Abstand, es ging mir sehr schlecht - körperlich und auch mental. Er meldete sich in regelmäßigen Abständen bei mir, um zu wissen wie es mir geht, aber ich ignorierte all seine Nachrichten. Ich antwortete auf nichts. Das habe ich ca. 6 Wochen durchgezogen, bis er dann Geschenke vor meine Tür legt und mich sprechen wollte. Ich bin eingeknickt und habe ihn angehört, er vermisse mich und wisse nicht was da passiert sei. Andere Frauen interessieren ihn überhaupt nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, dass dieser Mensch unter massiven Beziehungsängsten leidet. Er hat versprochen regelmäßig zu einer Psychologin zu gehen und ich habe ihm das geglaubt.
Wir haben uns langsam wieder angenähert, sind 6 Monate nach der Trennung gemeinsam auf Urlaub gefahren und sind wieder zusammengekommen Das ging jetzt ca. 1,5 Jahr gut. Bis es wieder zum Thema zusammenziehen und Zukunft kam. Ich hatte nie viel Druck gemacht, ich hatte gehofft, wenn er schöne und harmonische Erlebnisse in der Beziehung wahrnehmen kann, würden seine Ängste weniger werden und er kann in eine Partnerschaft wieder vertrauen und sich fallenlassen. Ich nahm ihn an genauso wie er ist, mit all seinen wunderbaren Spezialeffekten. Wir sind nun seit 6 Wochen getrennt - er hat erneut Schluss gemacht. Ich habe diese Trennung schon wieder kommen sehen, weil er sich - genau wie vor 2 Jahren - wieder distanzierte und irgendwie offline ging.
Wir haben uns sehr wertschätzend ohne Vorwürfe voneinander getrennt und sehr viel geweint. Er hat gesagt, es sei nicht meine schuld, ich kann nichts dafür, er hat denkt, dass er unzulänglich sei diese Beziehung weiter zu führen. Ich verdiene etwas Besseres, etwas auf Augenhöhe. Er hat Angst erneut verletzt und nicht geliebt zu werden. Er ist (angeblich) in psychologischer Behandlung, weil er seine Kindheitsthemen und auch die emotionale Verletzung seiner vorletzten Beziehung aufarbeiten muss - allein. So sitz ihn nun hier, mitten in meiner Trennungsphase und ohne Hoffnung. Ich versuche jeden Tag diesen Menschen loszulassen - er darf mich diesmal nicht kontaktieren und er hält sich daran. Denn wenn er wieder vor mir steht, weiß ich nicht was passiert.
Ich möchte nun heilen, reflektieren und versuchen das Gute in dieser Zeit, der letzten 4 Jahre zu sehen. Ich bin unendlich traurig, denn ich dachte das Liebe stärker sei als Angst. Und irgendwie denke ich jetzt, das seine Angst gewonnen hat. Das große Thema hier ist die Selbstliebe. Wenn man sich selbst nicht liebt und denkt man sein kein guter Mensch, dann kann man auch andere nicht wirklich lieben. Auch kann man nur wenig bis keine Liebe zurückgeben, denn Liebe ist in diesem Fall an Verletzung und Schmerz gekoppelt. und so endet dieses Abenteuer, bevor es noch richtig begonnen hat.
Hab ihr ähnliche Erfahrungen? Wie habt ihr es geschafft über so etwas hinwegzukommen?
Danke, Luna77
15.08.2021 21:54 •
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