Zitat von Sunflower79:Er sagte mir, er sei halt so. Er beschäftige sich ständig damit und dann kommen so spontane Reaktionen. Und heute schrieb er mir, dass er doch noch ein wenig Hoffnung habe, aber nicht wirklich weiß, ob es funktioniert.
Ich muß gerade an die (platonische) Freundschaft mit meinem Narzissten vor ein paar Jahren zurückdenken. Denn beim Lesen Deiner Zeilen über das ewige Hin und Her fällt mir siedendheiß ein, daß meiner auch ständig neue Luftschlösser baute.
Quintessenz ist, daß Narze mitunter eine blühende Fantasie haben und sehr viel Kreativität in ständig wechselnde Ideen stecken, was sich an ihrem Leben optimieren sollte. Meist werden diese in ellenlangen Monologen inbrünstig unters Volk gebracht, doch schon kurze Zeit später verwerfen sie sie - völlig angeödet - wieder und stürzen sich in die nächste.
Ich habe meinen irgendwann nicht mehr sonderlich ernst nehmen können. Seine künstlich aufgeblasene Wichtigtuerei, mit der er mir in immer kürzen Zeitabständen ständig neue Vorhaben vortrug, ging mir am Ende nur noch auf den Wecker.
Läßt man sich das anmerken bzw. greift offen ein - was ich irgendwann dann auch tat - werden Narze echt
megasauer. Nichts scheint sie mehr zu treffen, als wenn man sie nicht länger für voll nimmt. Daran ist unsere Freundschaft irgendwann grandios gescheitert und bis heute kann ich sagen, daß ich selten so erleichtert war, jemand aus meinem Leben verschwinden zu sehen. Retrospektive gesehen war er eine der größten Nervensägen, die mir je untergekommen sind.
Mir scheint, auch Dein Narz hat Dich am Anfang vielleicht mal auf Händen getragen. Zu jener Zeit glaubte er womgöglich auch selbst, Dich zu lieben - allerdings wissen diese Typen gar nicht, was Liebe überhaupt ist. Sie haben ja nur ein großes, schwarzes Loch an der Stelle, wo eigentlich das Herz hingehört und sind ständig auf der Suche nach Aufmerksamkeit, um die Leere zu füllen, die sie ansonsten schmerzlich spüren würden.
Sicher ist, daß ihre Stimmungen nicht haltbar sind und irgendwann umschlagen. Da Narze zur Schwarz-Weiß-Denke tendieren, nehmen ihre Opfer dann meist einen tiefen Fall: Erst vergöttert, dann abgrundtief verachtet. Deiner verhält sich bereits äußerst respektlos, hat aber offenbar noch keine Frau gefunden, gegen die er Dich dauerhaft austauschen kann. Daher kommt er immer mal wieder bei Dir an, denn wie gesagt: Ohne Aufmerksamkeit würde er es mit sich selbst gar nicht aushalten.
In seiner Familie bekommt er diese nicht. So wie ich seinen Vater einschätze, fordert der erst mal Leistung, um ihn überhaupt wahrzunehmen und selbst wenn die käme, nähme er sich selbst vermutlich als Maßstab und da käme sein Narz-Sohnemann niemals an seine heran. Es kann ja nicht sein, was nicht sein darf...
Emotionale Intelligenz, diese Strukturen zu erkennen und der Wille, sie zu durchbrechen, sind in dieser Sippe nicht vorhanden. Daher muß Dein Narz sich seine Aufmerksamkeit woanders holen. Zur Zeit bist Du dafür noch seine Anlaufstelle, aber er hat Dich bereits erheblich downgegraded und sucht auf der Singleplattform offenbar schon fleißig nach Ersatz.
Zitat:Er redet mit mir nicht über das Gewesene oder sagte auch nur Kontakt abbrechen. Seine Ratschläge kann ich mir selbst geben. Deshalb überleg ich schon die Therapie abzubrechen.
Warum sollte der Therapeut mit Dir über das Gewesene reden? Was würde das denn ändern?
Anders gefragt:
Was habt Ihr denn als Ziel besprochen, für diese Therapie? Inwiefern würde es Dich diesem Ziel näherbringen, wenn Ihr eine Therapiestunde nach der anderen damit verbringt, über die Vergangenheit zu reden - wo es doch in der Zukunft liegt?