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Beziehung produktiv bearbeiten - was hilft?

P
Hallo ihrs,

mein Ex und ich waren 6 Jahre zusammen und hatten beide ein schweres Dro.. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich aus Vernunftgründen die Beziehung beendet. Macht ja keinen Sinn, wenn wir beide uns immer wieder in die Sch*****e ziehen (und nebenbei total irrational handeln).
Im ersten halben Jahr habe ich die Trennung verdrängt, da ich mich auf Therapie befand. Ich bin nun gesund und komme klar, muss aber alles nüchtern für mich auf- und verarbeiten. Sehr ermüdend.
Nochmal als Info: ich zweifel nicht daran, dass es die richtige Entscheidung war.

Aber jetzt kommt der Punkt, kp, warum ich mich dafür schäme. wir versprachen uns beide, wir sehen uns in 10 Jahren wieder, wenn wir beide gesund sind. Mir ist natürlich klar, wie bescheuert das ist. nur war die Beziehung nicht nur schlecht, sonst hätte sie unter den Umständen ja kaum 6 Jahre gehalten. Wir konnten über wirklich alles reden, Politik, Gesellschaft, Liebe, Probleme, Filme, Musik, Essen, Sport usw. Hatten den gleichen Humor und richtig guten S., das alles auch in nüchternen Phasen (die wir immer wieder versucht haben zusammen zu erarbeiten). Wir haben echt viel zusammen durchgestanden und waren tiefe Verbündete, gleichzeitig hat sich aber auch viel Mist zwischen uns angehäuft.

Seit unserer Trennung gehen wir eigene Wege.
Wir hatten zweimal Kontakt (einmal aus Zufall getroffen und einmal an Silvester), was beide Male sehr dramatisch endete. neulich habe ich unter einem Musikvideo auf YouTube einen Kommentar unter meinem gesehen. Er hat meinen zufällig gesehen (ey Hallo, Leben? Halts Maul!) und geschrieben: Krass, fühl dich gedrückt, dein X. Hab darauf nicht geantwortet, weil egal was ich sage. macht unnötig aua. Aber natürlich schon krass, wenn man bedenkt, dass ich alle Social Media Accounts gelöscht und neue gemacht hab.

Zu seiner Mutter habe ich selten Kontakt, also zu Feiertagen und Geburtstag grüße ich sie. Und fragte sie einmal, wie es ihm geht (schlecht, aber wollte keine genaueren infos).

Mir ist absolut klar, dass wir uns gegenseitig mit solchen Sachen keinen Gefallen tun. Aber ich weiß auch, dass wir uns gegenseitig furchtbar doll vermissen. und es gibt tatsächlich bisher nichts, was diese Lücke füllen kann. Träume auch immernoch regelmäßig von ihm, oder nach guten Tagen kommt irgendeine Erinnerung und schlägt mich wieder nieder.

Ich will nicht mehr zurück in diesen Absturz, ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass es jemals zwischen uns klappt geht gen Null, ich weiß, ich muss dieses Kapitel abschließen um Platz für neues zu schaffen. Ich weiß das alles, aber etwas in mir will nicht. Will lieber hoffen und leiden. Dabei baue ich mir gerade echt was auf, neues Studium, neue Jobs, neue WG, neuer Kleidungsstil, mache richtige Hobbys, finde langsam Freunde.
Aber mir fällt es schwer, tiefe Beziehungen zuzulassen. Mein Umfeld rät mir lass einfach los oder gib dir mehr Zeit, und wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn nicht mehr in meinem Leben als Partner. Ich glaube, dass es nicht klappt, dass er nicht aufhört, Dro. zu nehmen, und selbst wenn, findet er eine andere (und das wäre ok). Ich selbst könnte mich dem ganzen Stress von früher auch gar nicht aussetzen, nee.

Aber trotzdem ist da Hoffnung, Vermissen und ein Teil in mir wehrt sich ganz stark, mit der Liebe zu ihm aufzuhören.

Jetzt meine Frage an euch. wie kann ich den ich liebe ihn-Teil verwahren und mir gleichzeitig die Erlaubnis geben, ohne unnötiges Leiden weiterzumachen? Oder überhaupt mein Leiden verringern? Mich produktiv damit auseinander setzen?

Vielleicht hat jemand Erfahrungen oder Tipps.

Ich danke euch

14.05.2021 08:14 • #1


Luto
Zitat von pandaw:
Jetzt meine Frage an euch. wie kann ich den ich liebe ihn-Teil verwahren und mir gleichzeitig die Erlaubnis geben, ohne unnötiges Leiden weiterzumachen? Oder überhaupt mein Leiden verringern? Mich produktiv damit auseinander setzen?

Das ist von außen schwierig zu beantworten, es ist vielleicht eher etwas für wirkliche Experten.
Du hast mit ihm viele Jahre Deines Lebens verbracht, er wird vermutlich immer etwas in Deinem Leben präsent sein, und vielleicht ist es einfach noch nicht die Zeit, neue tiefe Bindungen zuzulassen. Aber das wird kommen, keine Sorge!

14.05.2021 09:12 • #2


A


Beziehung produktiv bearbeiten - was hilft?

x 3


K
Wenn man sein Leben lang an Krücken geht, werden die Krücken mit den Jahren Freunde.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem Arme und Beine so schmerzen, dass man die Mühen auf sich nimmt, das Gehen ohne Krücken zu lernen.

Das halten viele für bewundernswert und daher wird viel darüber geredet, geschrieben und man findet endlos Hilfe sobald man diese sucht.

Aber es ist nicht schwer Krücken beiseite zu legen wenn Arme und Rücken schmerzen. Es ist nicht mal schwer, dann gehen zu lernen, denn man hat eine Aufgabe und ist motiviert zu lernen.

Der wirklich schwierige Teil, von dem keiner spricht ist der, der folgt wenn man das Gehen ohne Krücken gelernt hat. Wenn das Ziel erreicht ist. Wenn die Aufgabe erreicht ist und der Applaus endet.

Dann ist man wieder mit dem normalen Leben konfrontiert. Dass in vielem leichter ist ohne Krücken. Aber eben auch anstrengend. Das Leben wird immer irgendwie anstrengend bleiben.

Dann kommt die Phase, die wirklich schwierige und die wirklich bewunderswerte. Die stille, die Niemand sieht, Niemand zur Kenntnis nimmt, Niemanden interessiert. Ohne Hilfe. Ohne Applaus. Ohne Aufgabe.

Die, in der man sich die Krücken zurück wünscht.

Was Du tun kannst?

Nichts.

Weiter gehen.

Einfach weiter gehen.

Weiter gehen.

Irgendwann vergisst Du sogar dass Du gehst.

14.05.2021 09:27 • x 1 #3


E
Du hast wirklich schweres hinter Dir und viel geschafft. Das war sicher auch anstrengend und manchmal sehnst Du Dich nach gewissen Aspekten Deines alten Lebens zurück, das Du doch mit so viel Willenskraft hinter Dir gelassen hast. Dein Kopf weiß, was gut für Dich ist. Nach vorne schauen, sich stabilisieren, alles was Dich wieder in die Nähe der Substanzen bringt, meiden.
Du weißt auch, dass das ein Leben lang ein Kraftakt bleiben wird, den Du manchmal mehr manchmal weniger leisten kannst.
Bist Du noch ambulant in Therapie? Ich würde Dir raten, Dir unbedingt einen Profi an die Seite zu holen, dem Du genau diese Gefühle regelmäßig schildern kannst ohne ihn als Mensch zu belasten.
Zur Stabilisierung nach Deiner langen Dro. bezahlt das sicher die Krankenkasse.
Los lassen ist nie leicht, aber Du machst schon alles richtig und diese Zweifel sind normal. Mach weiter auf diesem Weg und suche Dir alle Hilfe die Du brauchst! Und: Hut ab vor Deiner Leistung - meinen Applaus hast Du!

14.05.2021 09:46 • x 1 #4




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