Hallo!
So richtig weiß ich nicht, was ich mir von euch erhoffe – vielleicht eine Einschätzung der Situation? Erfahrungen mit einem ähnlichen Typ Mann? Oder einfach, wie ihr euch an meiner Stelle verhalten würdet?
Ich versuche, mich kurz zu fassen (Spoiler: hat nicht funktioniert, entschuldigt bitte):
Im Oktober 2024 habe ich über eine gute Freundin auf einem Spieleabend einen Mann (24) kennengelernt. Dass wir uns dort begegnen, war aber nicht ganz so zufällig, wie ich dachte – wir sind die einzigen Singles gewesen und absichtlich von besagter Freundin eingeladen, um einander kennenzulernen. Es war ein lustiger Abend, wir haben uns gut verstanden, und die Blicke zwischen uns waren ziemlich eindeutig; wir haben einander gefallen.
Am Wochenende darauf wurde ich von besagter Freundin und ihrem Partner auf ein Konzert eingeladen – und Überraschung, er war auch dabei. Es war ein schöner Abend, und nach dem vierten Song fragte er mich ganz schüchtern, ob er meine Hand nehmen darf. Später fragte er mich dann auch, ob wir uns am nächsten Wochenende auf ein Date treffen wollen. Beim Abschied gab es sogar einen kurzen Kuss.
Am nächsten Tag haben wir dann aber beide festgestellt, dass wir ein ziemliches Tempo vorgelegt hatten, und beschlossen, erst mal einen Gang runterzuschalten. Wir hatten beide das Bedürfnis nach Nähe, fänden es aber doch schöner, uns erst mal richtig kennenzulernen.
Beim nächsten Date haben wir dann viel geredet – über unsere Vorstellungen von einer Beziehung, von der Zukunft, einfach um zu schauen, ob wir grundsätzlich ähnlich ticken. Es lief super.
Kurz bevor wir uns verabschiedet haben, sind wir noch ein bisschen herumspaziert. Dabei wurde er plötzlich still. Ich fragte, ob alles in Ordnung sei, und er meinte, dass er sich gerade sehr in die Situation reinsteigert – also schon über die Zukunft nachdenkt. Er fragte sich, ob er mit der Entfernung zwischen uns klarkommt, wie ich dazu stehe, von der Stadt aufs Land zu ziehen (er wohnt auf dem Land), und ob ich mir vorstellen könnte, bei seiner Familie zu wohnen.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ortstechnisch nicht gebunden bin und das Landleben mag (ich bin selbst auf dem Dorf aufgewachsen). Aber in unmittelbarer Nähe der Schwiegereltern zu wohnen, ist für mich ein No-Go. Ich kenne das aus meiner Kindheit – Großeltern direkt nebenan, Verwandte zwei Häuser, Bekannte drei Straßen weiter – und das möchte ich für mich nicht. Ich will mein eigenes Zuhause, meine eigene Umgebung haben, die Familie meines Partners nicht weniger als 10 Minuten zu Fuß entfernt, lieber 20. Er hat das akzeptiert und meinte, er würde mich weiter kennenlernen wollen.
Also haben wir uns weiterhin an den Wochenenden getroffen. Da wir beide unter der Woche wenig Zeit haben und 1,5 Stunden auseinander wohnen, haben wir uns immer irgendwo in der Mitte verabredet. Wir haben uns gegenseitig Dinge gezeigt, die wir mögen, und nach dem vierten Wochenende hat er dann auch das erste Mal bei mir übernachtet.
Kurz zu mir: Ich (25) lebe seit meinem 18. Lebensjahr alleine. Nach dem Abi bin ich für einen Tapetenwechsel 800 km weit weggezogen. Ich habe zwei Katzen, die mich ziemlich an meine Wohnung binden – spontan irgendwo übernachten ist für mich also nicht drin. Meine Nachbarn lasse ich aus diversen Gründen nicht in meine Wohnung, und meine wenigen engen Freunde haben Nachwuchs bekommen und können das auch nicht übernehmen. Also entweder bin ich nur tagsüber unterwegs oder lade jemanden zu mir ein.
Er wohnt noch bei seinen Eltern, was ich völlig okay finde. Er studiert noch – und als Schwabe nutzt man das mit dem Elternhaus natürlich so lange wie möglich aus. Für mich wäre es aber noch zu früh, seine Familie kennenzulernen, also fiel eine Übernachtung bei ihm aus.
Bis Mitte Dezember war das auch kein Problem – bis er merkte, was es wirklich bedeutet, dass ich nicht spontan bleiben kann.
Er wollte mich zu einer Firmenfeier mitnehmen, stellte dann aber fest, dass ich ja nicht einfach übermorgen anreisen und das Wochenende bei ihm bleiben kann. Das hat ihn frustriert. Er meinte, dass ihn das an seine Mutter erinnert – die hat fünf Pferde und ist Tag und Nacht im Stall, früher schon. Seine Familie konnte nie in den Urlaub fahren, weil immer jemand die Tiere versorgen musste. Er fand es blöd, dass es bei mir nun „genauso“ ist, obwohl er ja von Anfang an wusste, dass ich Katzen habe. (Ich hatte auch extra schon früh schon angesprochen, dass ich nicht spontan über Nacht bleiben kann, weil das in meiner letzten Beziehung ebenfalls zu Frust geführt hat.) Wir haben darüber geredet, dann war es wieder okay.
Wir haben uns weiter getroffen, mal ein Wochenende ausgelassen, mal hat er bei mir übernachtet.
Dann habe ich ihm vor ein paar Wochen gesagt, dass ich mich in ihn verliebt habe. Ohne Druck – ich wollte es nur ehrlich mitteilen. Er hat mich gedrückt, meinte dann aber nach ein paar Minuten, dass das Wort „Liebe“ für ihn schwierig ist. Seine Oma, mit der er eine sehr toxische Beziehung führt, sagt ihm oft, dass sie ihn liebt, schreit ihn aber kurz darauf wieder an. Oder umgekehrt – erst gibt es Streit, dann will sie sich wieder vertragen. Liebe ist für ihn also irgendwie negativ behaftet.
Ein paar Wochen später merkte ich, dass er wieder in sich gekehrt war. Er sagte, dass er nicht weiß, wie er mit der Entfernung klarkommen soll. Und wie das mit einer gemeinsamen Wohnung funktionieren soll – immerhin läuft mein Mietvertrag noch bis Ende 2026.
Das ging mir alles zu schnell. Ich sagte ihm, dass wir die Dinge doch langsam angehen können – wir studieren beide noch (ich berufsbegleitend, er macht seit Anfang des WiSe ein Praxissemester), sollten einfach die Zeit genießen. Zumal wir ja auch noch gar nicht konkret von einer Beziehung gesprochen hatten.
Da war er dann überrascht. Für ihn war klar, dass wir eine Beziehung haben – schließlich sehen wir uns fast jedes Wochenende, unternehmen viel und haben S. (dahingehen war ich sein erstes Mal). Ich war perplex. Für mich bedeutet eine Beziehung, dass beide Gefühle füreinander haben und das auch ausdrücken können bzw. sich dessen bewusst sind.
Am nächsten Morgen haben wir noch mal darüber gesprochen. Er sagte, dass er glaubt, dass er „Liebe“ gar nicht so empfinden kann, wie man es aus Filmen kennt. Er weiß nicht, was er wirklich fühlt. Dazu kommen seine Unsicherheiten wegen der Entfernung, seiner Familie (ob sie mich mögen, ich sie leiden kann) usw. Ich sollte mir vielleicht jemanden suchen, der schon genau weiß, was er möchte, er kann mir vermutlich nicht das geben, was ich gerne hätte.
Ich bat ihn, sich ein paar Wochen Zeit zu nehmen, um sich über seine Gefühle Gedanken zu machen. Er stimmte zu, meinte, er möchte das. Er möchte eine Beziehung.
Das ist jetzt drei Wochen her. Wir haben uns wegen Prüfungsstress und meiner Influenza nicht gesehen. Wir schreiben kaum, weil uns zu viel Kontakt (bezogen auf WhatsApp, also auf’s Tippen) eher erdrückt. Ab und zu telefonieren wir, aber ansonsten geht jeder seinem Alltag nach.
Diesen Mittwoch hole ich ihn von der Arbeit ab, und ich bin total unsicher, wie ich mich verhalten soll. Ich will ihn nicht direkt mit einem ernsten Gespräch überfallen, aber mich verwirrt die Situation sehr.
Denn einerseits ist er unglaublich liebevoll: Er sucht ständig Körperkontakt, hält meine Hand, umarmt mich, bringt mir Kleinigkeiten mit, hört mir zu, unterstützt mich. Auch Außenstehende sagen, dass er mich regelrecht „anhimmelt“. Ich habe das Gefühl, er zeigt mir seine Gefühle durch Taten, statt sie in Worte zu fassen. Und das würde mir auch reichen, wenn ich nur einmal die Gewissheit hätte, was in ihm vorgeht. Andererseits habe ich das Gefühl, er möchte eine Beziehung. Eine Beziehung, nicht mich. Dass er deswegen keine Gefühle aufbauen kann…?
Eigentlich will ich es entspannt auf mich zukommen lassen, Mittwoch abwarten und nicht direkt wieder das Thema „Gefühle“ aufbringen. Vielleicht reden wir erst am Wochenende darüber.
Aber gerade bin ich emotional ziemlich aufgewühlt – vielleicht wegen des Prüfungsstresses oder weil mir alles auf einmal zu viel wird. Ich frage mich, ob ich irgendetwas tun kann, um die Situation für uns beide weniger belastend zu machen. Oder ob wir vielleicht einfach zu viel darüber nachdenken – immerhin sind es erst drei Monate!
War jemand schon mal in einer ähnlichen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen, wenn euer Partner Schwierigkeiten hatte, seine Gefühle zu erkennen oder auszudrücken?
Danke für‘s Lesen!
10.02.2025 17:13 •
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