Hey ich bins wieder,
ich habe den Brief nicht abgeschickt. Ich denke ich habe inzwischen einen großen Sprung in der Trennung gemacht und habe die wahren Gründe dafür verstanden. Deshalb habe ich vorgenommen ein Gespräch mit meiner Ex zu suchen und ihr folgendes zu sagen (ich habe mir einfach mal meine Gedanken aufgeschrieben und vorgestellt was ich sagen würde, natürlich werde ich ihr das nicht 1:1 so sagen). Was denkt ihr dazu?:
Hey,
also zuerst: wenn du denkst, dass ich dich um das Gespräch gebeten habe um dir hinterherzurennen oder sonst irgendwas in der Richtung, dann kann ich dir gleich sagen, dass das nicht der Fall ist.
Eigentlich wollte ich das Thema Beziehung von mir nicht nochmal ansprechen, aber ich glaube, dass dies in diesem Fall wirklich für mich und für dich sinnvoll ist.
Der Grund warum ich mit dir reden wollte ist der, dass ich glaube rausgefunden zu haben, wie du deine Gefühle verlieren konntest und was dazu geführt hat. Dass deine Gefühle weg sind habe ich akzeptiert und ich komme sehr gut zu Recht damit. Ich habe in der letzten Zeit wieder bemerkt, dass ich sehr gut allein klarkomme.
Denn genau das ich dieses Gefühl verloren habe hat dazu geführt, dass deine Gefühle verschwunden sind. Wir hatten in den letzten Wochen ein sehr starkes Ungleichgewicht in der Beziehung. Dies ging mit einer „Kleinigkeit“ los und zwar mit Silvester. Ich weiß, dass du darüber vermutlich gar nicht mehr nachgedacht hast, aber ich glaube, dass das eine größere Rolle gespielt hat als uns beiden bisher bewusst war. Es war nämlich ein Fehler von uns beiden von vornherein eine Absprache zu treffen, dass wir Silvester getrennt feiern und dann zu beschließen uns doch zu treffen. Wir hätten entweder komplett zusammen feiern sollen oder eben gar nicht und nicht so ein „halbes Ding“ durchziehen sollen. Denn das ich dann noch nachgekommen bin war nicht besonders klug. Du wolltest mit Gretel feiern und ich mit Kuba und wir hätten uns vorher auf etwas von beidem einigen können. Ich hätte zum Beispiel von Anfang an auf die Party mitkommen können, dann wäre das ganz anders abgelaufen. Du hattest nämlich am Ende das Gefühl, dass du dich um mich kümmern musstest, weil ich mich alleine auf der Party nicht zurechtfinden würde. Ich war zu besitzergreifend dir gegenüber. Und genau da hat das Kernproblem angefangen, was uns bis dahin beiden nicht bewusst war. Denn ab diesem Zeitpunkt begann unsere Beziehung in eine Schieflage zu geraten. Ich habe langsam gespürt, dass du die Distanz suchst, was nach 3 Monaten völlig normal ist. Man kann nicht die ganze Zeit 100% auf Nähe gehen, sondern jeder braucht auch mal seinen Freiraum. Doch anstatt, dass ich dir diesen gegeben habe, hab ich angefangen zu klammern, weil ich gemerkt habe, dass wir uns voneinander entfernen. Ich habe Panik bekommen und habe mich immer mehr selbst aufgegeben. Ich habe plötzlich nur noch unsere Beziehung im Kopf gehabt und nichts mehr anderes. Ich habe komplett vergessen, wer ich bin und was ich eigentlich mache. Das hast du gemerkt und dich daher noch weiter von mir entfernt, weil du grade einfach das völlig normale Bedürfnis nach Distanz hattest.
Wie solltest du denn Gefühle für jemanden haben, der sich fast selbst nicht mehr liebt und nur noch alles für eine Beziehung tut, obwohl du grade genau das nicht gebraucht hast? Irgendwann hat dieses Gleichgewicht vollständig ausgeschlagen. Dein Verstand hat vermutlich gesagt „Diese Beziehung gefällt mir und ist angenehm“ während deine Gefühle sagten „Ich muss aus dieser Beziehung ausbrechen, weil ich mich eingeengt fühle und ersticke.“
Daher dachtest du, dass deine Gefühle weg sind und du darum mehr Distanz möchtest. Das sagt, dass die Distanz nur daher kommt, dass deine Gefühle weg sind. Ich glaube aber, dass es genau andersrum war: „In dieser Beziehung passiert etwas, was dich dazu bringt mehr auf Distanz zu gehen und weniger Liebe zu empfinden.“ Die Distanz ist also nicht dadurch hervorgerufen worden, dass du weniger Gefühle hast, sondern ich habe durch mein eigenes Verhalten und zu dem Zeitpunkt nach meinem Bedürfnis nach auch noch gefördert, dass du dich distanzierst und daher denkst deine Gefühle waren weg. Du brauchtest Distanz und ich habe dich eingeengt.
Unser Problem ist nicht dadurch entstanden, dass du keine Gefühle mehr hast, sondern durch dieses sehr starke Ungleichgewicht.
Das ist jetzt aber nicht mehr so. Ich habe einen Monat gebraucht, um zu verstehen, was passiert ist und warum es dazu gekommen ist.
Die Beziehung mit Dir war meine Erste und sie wäre mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit aus demselben Grund gescheitert. Doch ich habe jetzt daraus gelernt und unsere Trennung hat mir selbst zu dieser Erkenntnis geholfen. Ich war am Ende der Beziehung überhaupt nicht mehr der Mensch in den du dich verliebt hattest. Ich hatte mich selbst total aufgegeben. Ich habe mir selbst vorgenommen, sowas nie wieder zu machen und ich denke, dass ich sowas auch nie wieder tun werde.
Das ist jetzt nicht mehr so. Ich habe innerhalb dieses Monats sehr viel gelernt und ich werde nie wieder zulassen, dass ich mich selbst aufgebe, denn das ist nicht der Sinn einer Beziehung.
Beziehungen sollen erstmal Spaß machen und einem etwas Positives bringen und man soll sich nicht denken müssen vom anderen „erdrückt“ zu werden. Wir hatten, finde ich, sehr viel Spaß in den 3 Monaten, haben viel gelacht, haben unsere Insider wie den Buntspecht gehabt und auch viel gemeinsam erlebt und am Ende ist es aus einem Ungleichgewicht heraus gescheitert. Du hast dein eigenes Leben und kannst selbst entscheiden, was du mit ihm machen willst. Das Letzte was ich machen will ist dich irgendwie zu belehren was du tun sollst und was nicht. Ich will dir nichts vorschreiben.
Ich bin jetzt in einer anderen Position, denn ich denke ich habe zu mir wiedergefunden. Ich habe einen sehr großen Freundeskreis der hinter mir steht. Ich bin nicht mehr die Person, die ich am Ende der Beziehung war, und sich selbst vergessen hatte. Ich bin niemand der anderen Leuten folgen möchte, sondern will, dass mir gefolgt wird. Ich bin glücklich mit meinem Leben. Ich bin wieder unabhängig und kann alles aus einer viel objektiveren Sicht betrachten, dabei bin ich zu einem Schluss gekommen:
Ich will Dich – aber ich brauche Dich nicht.
28.02.2017 16:58 •
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