Guten Abend,
Ende August habe ich (31J) eine Kollegin (21J) näher kennengelernt, die schon länger ein Auge auf mich geworfen hatte, das habe ich gemerkt, aber zunächst nicht näher beachtet. In den kommenden Wochen hatten wir mehr mit einander zu tun, ich fand sie nicht nur attraktiv, sondern auch sehr ausstrahlungsstark und interessant.
Am Anfang stand für mich die Altersdifferenz, doch sie machte einen dermaßen abgeklärten Eindruck, einen sehr reifen und erfahrenen Eindruck, das machte sie für mich sehr interessant.
Ich muss das etwas strukturieren, weil es einfach so viele Dinge waren, die aufkamen.....
Ich empfand sie als sehr angenehm, mich mit ihr in der Pause zu unterhalten empfand ich als sehr vertraut. Das war im Juli dieses Jahres, so richtig näher kamen wir uns erst im August, es war eine Grillparty, die ein Kollege veranstaltete, großes Event und wir quatschten stundenlang. Ich fand sie zu diesem Zeitpunkt toll, aber da fand ich sie einfach Wahnsinn. Wir kamen uns näher und am nächsten Montag im Büro beschlossen wir, dass wir uns unbedingt privat treffen müssen. Mir war schon klar, wir empfinden füreinander das Gleiche und es wird darauf hinauslaufen, dass wir eine Beziehung führen. Das war mein Gefühl.
Wir trafen uns kommenden Samstag und es war einfach nur toll. Ich fand jede Sekunde schön und wir küssten uns....ich konnte noch nie zuvor soviel für eine Frau empfinden wie für sie.
Anschließend wurde es kompliziert. Nach und nach erkannte ich, dass sie eigentlich verdammt wenig Zeit hat, ihr Leben ist bestimmt von Terminen und Verpflichtungen. Es fängt damit an, dass sie zum Büro fast zwei Autostunden braucht, ihr Wohnort liegt mitten im Nirgendwo bei den Eltern in einem 200 Seelendorf. Dort gibt es eigentlich garnichts. Ihre Freunde wohnen auch dort. Ich wohne drei Fußminuten vom Büro entfernt. Ihre Eltern betreiben dort eine Art Gasthof, wo sie oft mit helfen muss abends und ein eigenes Pferd hat sie auch noch. 2 Hunde kommen dazu. Sie sitzt dort meiner Einschätzung nach im goldenen Käfig.
An den kommenden Wochenenden war sie stets bei mir, fuhr Sonntags auch nicht heim, blieb über Nacht und ging dann eben mit mir zusammen ins Büro. Am Anfang war das toll, da wir uns ja ständig noch im Büro sahen.
Und nach bereits drei Wochen kam dann der Alltag, sie musste daheim helfen, Samstags konnte sie dann nicht, da waren auch Freunde, die sie noch ab und an treffen wollte, dann hatte sie ja das Pferd.
Da sie miesen Handyempfang hat, konnte ich sie nicht einmal nach Bedarf anrufen, sondern saß wie auf heißen Kohlen und musste abpassen, wenn sie anruft - vom Festnetz. Das war am Anfang nicht so schlimm, aber irgendwann realisiert man, dass ohne absehbare Änderung irgendwie kein Alltag in Sicht ist.
Nachdem wir uns im November dann drei Wochenenden garnicht gesehen haben, ständig nur im Büro und die Kollegen auch so langsam aber sicher keine Lust mehr hatten, dass wir ständig die Pausen überzogen - verständlich - habe ich realisiert - Bürozeit ist keine Privatzeit. Sie rechnete das so ein, wir sehen uns ja Mo bis Fr täglich im Büro, da kann man dann auch am Wochenende mal privat was machen. Hmm, ich sah das völlig anders.
Eigentlich führen wir ein vollständig anderes Leben, ich bin organisiert, habe alles im Griff und finanziell bin ich unabhängig, meine Freunde haben alle wenig Zeit, ich beschäftige mich viel mit Sport, Hobbys, bin im Fitnessstudio. Sie dagegen hat alle Freunde (viele arbeitslos und viel Zeit) um die Ecke in ihrem Dörfchen, sie hat viel zu tun, viele Hobbys und raucht, hat wenig Sinn für gesunde Ernährung und feiert gern. Für mich kein ernsthaftes Diskussionthema, aber eher für sie. Sie hatte sich bis heute nicht getraut, mich ihren Freunden vorzustellen, weil sie Angst hatte, ich könnte daraus schlussfolgern, dass sie einer anderen sozialen Schicht angehöre. Ich bin kein Typ, der sich zu irgend etwas Besserem berufen fühlt, das konnte sie scheinbar nicht einschätzen. Ich hätte mich gefreut, wenn wir einfach gemeinsam am Wochenende mit ihren oder meinen Freunden etwas unternommen hätten. Daran hatte sie scheinbar kein Interesse und plante die Wochenenden alleine.
Nachdem wir uns drei Wochenenden in Folge nicht sahen und die Beziehung erst frisch war, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mich in all ihren Terminen vermisst. Während ich mich frei geschaufelt habe, ich hätte ihr mein letztes Hemd gegeben, hatte ich das Gefühl, ich laufe bei ihr so nebenbei mit. Und wenn es passt, kommt sie vorbei. Ich kam mir stellenweise vor, wie ein Stundenhotel. Das war frustrierend, da ich sie vermisste, jede Sekunde.
Darüber mit ihr zu reden war recht fruchtlos, da bekam ich nur zu hören das wusstest Du vorher. Im Büro kam für sie auch zusätzlich mehr Stress dazu, da ihr Aufgabenbereich ausgeweitet wurde, selbst die Pausen arbeitete sie durch, also nicht einmal mehr da kamen wir dazu, mit einander zu reden.
Privat abends konnten wir nicht einmal telefonieren unter der Woche, ständig war sie im Kino, Schwimmbad, oder sonst was. Ich? Ich lief halt so nebenher mit.
Nachdem ich die Beziehung beendet hatte, weil mich das so total unzufrieden stellte. Ich hatte ihr gesagt, dass ich weiterhin Gefühle habe, dass ich diese Beziehung will, aber nicht SO. Von ihr kam nicht viel, zwar bestätigte sie die Gefühle, aber es kam faktisch nichts.
Nun sind 2 weitere Wochen vergangen und während der Feiertage sahen wir uns nicht, telefonierten nicht, per Whatsapp machte sie mir eine wahnsinnige Szene, in der sie auch schrieb, sie vermisse mich. Aber tatsächlich zu einem Treffen (stark terminiert natürlich mit Vorlaufzeit) kam es nicht, obwohl ich mehrfach fragte. Nie hatte sie Zeit. Von Whatsapp Texten kann ich mir nichts kaufen.
Nun sahen wir uns länger nicht, ich muss zugeben, dass ich wirklich traurig war, ich habe tagelang kaum einen Bissen herunterbekommen und sie vermisst, ständig musste ich an sie denken und konnte mich nicht ablenken, der Jubel und Trubel der Feiertage war für mich ein Graus, so gern hätte ich sie bei mir gehabt, ich konnte bei keiner Familienfeier mental wirklich anwesend sein, das machte mir alles keinen Spaß.
Auf meine Whatsapp Nachrichten antwortete sie nur noch sporadisch, mal 2 Tage für eine Antwort gebraucht.
Kaum sahen wir uns im Büro, war sie unheimlich kalt mir gegenüber, als ob es ein uns nie gegeben hätte. Entgegen meiner guten Vorsätze näherte ich mich ihr an, nahm ihre Hand und merkte auch Resonanz, sofort umarmte sie mich und meinte, ihr ginge es schlecht ohne mich. Abends dann kommunizierten wir nur kurz per Whatsapp, wie alte Kumpels, belanglosen Blödsinn, nichts war wie vor einem Monat.
Am nächsten Tag kamen wir uns wieder nahe im Büro, sie stand vor mir, wollte dass ich sie küsse. Ich habe das nicht erwidert. Weil mein Gefühl mir das zwar sofort zugelassen hätte, aber mein Verstand sagte mir - wohin sollte das führen? Wieder auf eine reine Bürobeziehung? Ich will irgendwann irgendwie den nächsten Schritt einleiten. Und sie will scheinbar nur eine Abwechslung während des grauen Büroalltags. Das aber bitte nicht mit mir.
Mein Vorsatz sie zu ignorieren klappt nicht, ich hab sie noch zu gern, ich weiß dass man normalerweise Kontaktsperre verhängen würde, doch da wir uns ständig sehen, ist das kaum machbar, dieses kühle Verhalten wäre nicht authentisch für mich. Und wenn ich herzlich zu ihr werde, taut sie sofort wieder auf. Aber ich sehe sie nicht mehr den Schritt in Richtung Beziehung auf mich zugehen.
Ich weiß derzeit nicht wie ich mich verhalten soll, ich habe das Gefühl, ich weiß genau, wie ich die Hebel stellen muss, um sie wieder gefühlvoll an mich zu ziehen, sie will das auch, sie verlangt es sogar, aber abends dann bekomme ich nur kaltschnäuzige Antworten übers Handy, wenn ich mit ihr versuche außerhalb des Betriebs zu kommunizieren. Telefonieren ist fast nie möglich, da sie keine Zeit hat.
Mein Verstand sagt mir, das bringt nichts, absolut garnichts, mein Gefühl sagt mir, nimm die schöne Zeit mit. Aber mich würde interessieren, wie Menschen in ähnlichen Situationen welche Erfahrungen gemacht haben.
Mein Kopf sagt mir, dass man den Trennungsschmerz so nur verzögert, aber andererseits möchte ich hier ausnahmsweise nicht nach meinem Kopf handeln, sondern nach Gefühl.
Es ist so verdammt kompliziert, das meinte sie die Tage auch, sie meinte, wenn wir uns im Büro nicht sehen würden, hätten wir uns längst vergessen und irgendwie hat sie leider Recht damit. Scheinbar ist die einzige Gemeinsamkeit das Büroleben, das uns wegen fehlendem Alltag verbindet, irgendwann werde ich oder sie sicherlich die Stelle wechseln und spätestens dann hätten wir uns eh nicht oder sehr selten noch gesehen, so ihre und meine Ansicht.
Sollte man die Zeit genießen, sei sie nur kurz ein Kuss im Büro oder macht man sich das Leben nur schwer und es entgehen einem wohlmöglich alltagstaugliche Partner, die da draußen warten?
02.01.2014 20:20 •
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