Hallo zusammen,
ich schreibe hier, weil ich nun seit fast einem Jahr mit meinem Partner zusammen bin, der vermutlich ein Asperger Autist ist.
Ich schreibe vermutlich, weil er es selbst geäußert hat, es wurde aber nie offiziell diagnostiziert. Er möchte da absolut nicht drüber reden, als ich es mal angesprochen habe, meinte er, er wäre intelligent genug, sich selbst eine Diagnose zu stellen. Seiner Meinung nach ist er der Einzige, der das ansprechen darf oder Scherze drüber machen darf.
Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er Asperger Autist ist, deswegen würde mir eine offizielle Diagnose wirklich helfen zu verstehen, ob er in zwischenmenschlichen Dingen wirklich ein Defizit hat, oder ob ich ihm einfach nicht wichtig genug bin.
Daran leidet nämlich unsere Beziehung sehr, so sehr, dass er auch schon von Trennung gesprochen hat, weil es bei uns immer wieder darum dreht, dass ich mich nicht beachtet/geliebt fühle. Er sagte, wir können ja nochmal bis Ende November schauen, ob sich etwas an der Situation bessert. Und da muss ich mir auch eine Teilschuld geben. Ich leide an Verlustängsten und habe eher ein geringes Selbstwertgefühl. Woran ich aber schon arbeite, aber in manchen Situationen (starke PMS- habe aber soeben einen Termin beim Frauenarzt gemacht, um dagegen etwas zu tun) habe ich mich dann nicht wirklich unter Kontrolle, möchte alles bis ins kleinste Detail ausdiskutieren, heule ohne Ende und möchte im Grunde genommen von ihm nur hören, dass er mich liebt. Er sagte mir, dass ihn solche Situationen unglaublich stressen und er absolut nicht damit umgehen kann, wenn ich weine. Ich stelle ihm dann auch Fragen, die dann darauf abzielen, dass er mir sagt, dass ich ihm wichtig bin. Aber meist ist es so, dass ich dann das höre, was ich nicht hören will. Er ist brutal ehrlich.
Letzens hatten wir wieder so einen Streit. Was bis heute an mir nagt. Und wo ich mir nicht sicher bin, ob ich diese Beziehung überhaupt noch fortführen sollIch fragte ihm also im Streit, ob er mich überhaupt liebt (das hat er vorher noch nie zu mir gesagt). Und seine Antwort war: Nein. Diese Aussage ist so unglaublich verletzend für mich und bestätigt mich dann auch einerseits in meinen Verlustängsten, sodass sich ein Teufelskreis ergibt.
Er sagt, er hat starke Gefühle für mich, aber ist nicht in mich verliebt. Ich fragte ihn dann, warum er dann überhaupt eine Beziehung mit mir führt. Dann meinte er, die meisten funktionierenden, glücklichen Beziehungen basieren nicht auf Verliebtheitsgefühlen, sondern jemanden zu finden, mit dem man gut auskommt. Und er meinte, solange ich keinen Streit mit ihm beginne, fühlt er sich sehr wohl mit mir und kann sich eine langfristige Zukunft mit mir vorstellen.
Als ich darauf entgegnete, dass man den anderen doch auch lieben sollte, wenn man eine Beziehung führt, meinte er das stimmt nicht, dass die Beziehung mit seiner Ex (7 Jahre eine Fernbeziehung) ja auch nicht funktioniert hat, obwohl er sie geliebt hat.
Ich fragte ihn, warum er mich nicht liebt. Das konnte er mir nicht sagen, er vermutet aber, dass es daran liegt, dass wir häufig diese Streits haben und ich einfach zu wenig Selbstvertrauen habe, was nicht sehr attraktiv ist. Er schließt es aber nicht aus, dass er sich noch in mich verliebt, kann mir aber nichts versprechen.
Und da frage ich mich, soll ich überhaupt noch in diese Beziehung investieren? Er liebt mich ja nun nicht und dieses Wissen tut mir unglaublich weh.
Auf der anderen Seite ist es aber auch wahnsinnig schön mit ihm. Wir haben die gleichen Interessen, er bringt mich so oft zum Lachen, ich finde es faszinierend wie er sich für manche Dinge begeistern kann, höre ihm gerne zu, wenn er mir was erklärt, wir sind beide Stubenhocker und haben eher das Bedürfnis alleine zu sein, als unter Menschen. Aber wie gesagt, ich habe immer wieder dieses Gefühl, dass er mir mehr bedeutet als ich ihm. Er sagt auch immer, dass er mir zwar nicht sagt, wie gerne er mich hat, er es mir aber dennoch zeigt, in dem er mich viel streichelt, in den Arm nimmt und mir ab und zu Kleinigkeiten mitbringt. Was ich auch wahnsinnig schön finde und sehr genieße, aber um es vollkommen anzunehmen, muss ich selbst an mir und meinen Selbstwert arbeiten.
Und ich bin mir, wie gesagt, auch nicht wirklich sicher, ob er Asperger Autist ist, weil er sich ja nur selbstdiagnostiziert hat. Manche Symptome passen wirklich 1zu1 auf ihn zu, wie seine fehlende Empathielosigkeit, er ist überdurchschnittlich intelligent, sehr sprachgewandt, ist lieber alleine als unter Menschen. Aber er hat beispielsweise keine Probleme berührt zu werden, Smalltalk zu führen (ihn macht es keinen Spaß, aber er kann es zB besser als ich), seine Motorik ist auch viel besser ausgeprägt als beim durchschnittlichen Menschen, beruflich ist er auch gut gestellt, hat eine Führungsposition und hält tolle Reden. Also nicht das was man vom stereotypischen Asperger Autisten erwartet.
Bitte verurteilt mich nicht, wenn ich mich irgendwo falsch über Asperger augedrückt habe oder falsche Vorstellungen habe, mir ist klar, dass es nicht DEN einen Asperger Autisten gibt und alle Menschen dennoch individual sind, er ist einfach nur der Erste, den ich (bewusst) kenne und der mir gleichzeitig so viel bedeutet.
Ich würde mich sehr über eure Einschätzungen und Ratschläge freuen
26.10.2020 12:10 •
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