Beziehung ist eher Zweckgemeinschaft

Zitat von meineMeinung:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinderbetreuung gleichmäßig verteilt ist.

Der TE hat eine Affäre, weil die Ehefrau seit Jahren sechslos neben ihm lebt. Dieser Affärenfrau hat er vorsichtshalber verschwiegen, veheiratet zu sein. Da erheben sich doch neben all den unbedeutenden Randerscheinungen eher die Fragen nach der Aufrichtigkeit des TE gegenüber der Affärenfrau und seiner Ehefrau und die Frage an die Ehefrau, warum sie ihn abweist.

aaaaalso,

ich kann wirklich ehrlich beide Seiten verstehen. Aus meiner Sicht ist es wirklich so, dass da zwei Sprachen gesprochen werden.
Die eine Seite weil ich drinsteck...
Die andere weil ich stundenlang die Schilderung eines S. Mannes gelesen habe, der mit einer asexuellen Frau zusammen war, und wie ein Löwe um die Beziehung gekämpft hat, und seine inneren und äußeren Kämpfe geschildert hat. Ich habe so geheult.

Leider habe ich das lange nicht kapiert, weil ich wie Gato ja z.B. auch, natürlich davon ausgeganen bin, dass meine Art zu fühlen allgemeingültig ist. Mein Urteil war sinngemäß: Ich reiß mir den A... auf, für diese Familie, ich versuch aktiv immer und immer wieder eine gute Verbindung zu meinem Mann herzustellen, diese Ehe ist mein Leben, ich liebe meinen Mann, und nur weil ich nicht oft genug die Beine breit mach, ist das alles Essig und irrelevant?
Letztlich ist das genauso falsch und einseitig wie Gatos Ohne S. ist es keine Liebe.
Es ist eine andere Art zu fühlen.

Wichtig finde ich aus meiner Sicht, beides nicht zu pathologisieren. Es scheint absolut nicht ungewöhnlich, dass Frauen (und gelegentlich Männer) nach einer gewissen Zeit die Libido verlieren. Ich kann für mich sagen, dass ich sehr viel getan hab, um sie wieder zu finden. (Inklusive an meinem Mann rumgemäkelt, was bestimmt eher kontraproduktiv war, das am Rande).

Die Frage ist, wie geht man damit um?
Ich finde es wahnsinnig ungerecht, dass ich auf die Beziehung zu einem geliebten Mann verzichten soll, weil dieses Detail nicht funktioniert.
Andererseits muss ich eben anerkennen, dass S. für einen S. Menschen viel mehr ist, als reine Triebabfuhr.
Ich habe noch keine Patentlösung gefunden.
Wichtig ist erst mal, das radikale Anerkennen dessen, was ist.
Sich in Affairen stürzen kanns nicht sein, ich denke, da sind sich alle einig.

Zitat von Vicky76:

Aber alles, allein, auf die Frau zu schieben, die in ihrer Mütterrolle, aufgeht, finde ich ungerecht.

Es ist dies ja nicht der erste thread dieser Art. Und sie laufen alle nach dem gleichen Schema ab.

Natürlich ist das Zusammenleben eines Ehepaares mit Kindern schwieriger als ohne. Völlig unbestritten. Aber das ist ja nun im Laufe eines Menschenlebens zwar immer noch etwas besonderes, aber soooo außergewöhnlich nun auch nicht. Milliarden von Paaren haben das hinbekommen. Unter schwereren Bedingungen, wenn man in die Vergangenheit geht. Und bei Milliarden von Paaren läuft das ganz normal ohne viel Madonnen-Brimborium.

Na, das zeichnet aber langsam doch ein etwas anderes Bild.
Klingt, als hättet ihr euch gegeseitig ziemlich aus den Augen verloren.

Auch dafür sind Affairen die denkbar schlechtesten Lösungen!

Zitat von FrauDrachin:

Die Frage ist, wie geht man damit um?
Ich finde es wahnsinnig ungerecht, dass ich auf die Beziehung zu einem geliebten Mann verzichten soll, weil dieses Detail nicht funktioniert.

Du wirfst hier eine Frage auf, die offenbar eher von Frauen als von Männern gestellt wird.

Vielleicht sehe ich es zu atavistisch. Aber bei denn paar Frauen, in die ich verliebt war und die nicht mit mir geschlafen haben, stellte sich bald heraus, dass ich nur deren Emotional-Spielzeug war. Und klar - es sind auch kurzfristige Begegnungen möglich, wo es nur um Sechs geht und die mit Liebe nichts zu tun haben.

Aber in einer länger dauenden Beziehung - z.B. Ehe - längere Zeit sich körperlich vom Partner zurück zu ziehen, ist doch ein extrem deutliches Zeichen von Vorbehalten. Sagen kann jemand viel. Mal kann man keine Lust haben, mal passt es dem einen oder dem anderen nicht - alles o.k. Aber doch keine grundsätzliche jahrelange Zurückgezogenheit.

Berührungen sind etwas Grundlegendes für den Zusammenhalt. Wenn sie nicht gegeben sind, spürt man die emotionale Reserve. Die Unbefangenheit geht verloren.

Nebenbei: Wer einen Hund oder eine Katze hat, weiß was ich meine. Auch Berührung ist eine Art Sprache, die tief innen verstanden wird.