Guten Morgen,
ich versuche mich mal sortiert zusammenzufassen.
Über Bekannte habe ich (m/39) vor knapp einem Dreiviertel Jahr jemanden kennengelernt (w/40). Anfangs ging das ganze eher über eine Freundschaftsschiene, viele Treffen, viele Telefonate. . ich habe dann gemerkt, dass ich deutlich mehr Interesse habe und so kam es auch, dass wir zusammen kamen, Ende letzten Jahres. Eine tolle, intensive Zeit folgte.
Sie ist beruflich / geschäftlich stark eingespannt und eröffnetet mir relativ kurz nachdem wir zusammen kamen, dass sie mehr oder minder freiwillig - eine weitere berufliche Station in Österreich anstrebe und bereits beschlossen war. Die Entscheidung hatte sie getroffen, da kannten wir uns erst recht locker und es war noch nichts zwischen uns in Sicht. Informiert darüber hat sie mich leider nicht.
Das war für mich ein Schock. Nach tagelangem hin und her und auch den Vorwürfen, wieso man darüber nicht einmal früher gesprochen hat, konnte ich mich aber nicht durchringen, das ganze vorzeitig zu beenden, da ich mein Leben umständehalber (Job, Haus) bei uns hier habe und einfach nicht weg kann und es für so eine frische Beziehung sicher auch nicht getan hätte, wenn ich durch diese Umstände nicht gebunden gewesen wäre.
Während meinerseits immer wieder Fragen kamen, wann sie wieder kommt und ob sie wieder kommt und wie das ganze konkret aussehen solle mit uns, kam nicht viel Genaues und irgendwann hörte ich auch auf zu fragen und beschloss für mich, die Zeit zu genießen und später zu schauen, wie es sich anfühlt und wie es wird, irgendwie kamen wir mit diesem Konsens auch überein, es so zu tun, weil selbst auch für sie unklar war, ob sie dort ein halbes, ein Jahr oder drei Jahre wird. Ich kokettierte immer wieder damit, Na vielleicht bleibst du ja auch für immer dort.
So kam es, dass wir schöne Zeit mit einander verbrachten, die für mich aber auch sehr stressig wurde, da ich ihr bei vielem half und sie mich auch stark eingespannt hatte in Entscheidungen, Organisation und Co. Und für mich ist so etwas absolut Neuland, ich habe meinen Wohnort nie verlassen.
Sie reiste dann ab und ich stand erstmal alleine da, musste mich neu organisieren, nachdem man die Monate vorher jeden Tag mit einander verbracht und sie bei mir bereits gewohnt hatte.
Während wir viel Spaß mit einander hatten, sehr unbefangen waren, hatte ich zuletzt auch immer wieder klar betont, dass wenn ich keine Ahnung habe, wann und ob sie je wieder kommt, ich hier mein Leben auch weiter lebe, auch wenn ich mich auf sie freue, kann ich mich eben auf nichts wirklich verlassen, klingt hart, aber es gab für mich eben auch keine Antworten, auf die ich mich zeitlich hätte stützen können. Ich habe hier Freunde, Freizeitaktivitäten und Co. Umgekehrt machte sie ihre Rückkehr ausschließlich davon abhängig, ob ich mit ihr zusammen bliebe, was ich definitiv werde, aber ich der Auffassung war und bin, dass man schauen muss, wohin die Reise geht, denn eine Fernbeziehung ist nun einmal keine Nahbeziehung und man muss sich im Grunde dann wieder neu zusammenfinden.
Das Leben fing so langsam für mich wieder an, als gefühlter Single weiter zu gehen. Sie rief anfänglich täglich drei-vier Mal an, zu jeder Tages und Uhrzeit, das fand ich anfangs toll, später aber merkte ich auch, dass ich zunehmend genervt war, da ich merkte, das ich sie eben doch nicht in mein Leben und sie mich nicht in ihres einbinden kann, auch nicht, wenn man mal 2-3 Stunden skyped am Tag. Trotzdem machten wir das Beste draus.
Die Besuche waren für mich mehr als aufwändig, 3x haben wir uns gesehen. Da ich kein Auto habe, musste ich mit dem Zug hin und war einfache Strecke 6 Stunden unterwegs, was ich als sehr belastend empfang, da ich am Wochenende quasi gefühlt nur im Zug saß. Sie war mit dem Auto bei mir, immer wieder unterschwellig kam dann auch der Hinweis. Du musst Dir ein Auto besorgen, was ich nicht einsehe, das hatte ich aus Kostengründen abgeschafft, ich wohne hier gut angebunden jn der Stadt und brauche einfach keines.
Je länger das ging, desto klarer wurde ihr auch, dass ich diesen Umstand nicht ewig in Kauf nehme, allerdings habe ich mich auch nie beklagt, sondern sagte eben, wir müssen uns auf Skype beschränken, für mich kein Problem und wenn sie dann wieder kommt, gehts weiter.
Ich merkte zunehmend, dass ihr das nicht passte, sie forderte von mir mehr Einsatz, Initiative, Flexiblität und ich bin der Auffassung, dass ich das allein durch den Umstand auf sie zu warten, genügend zeige, ich möchte mich nicht in Unkosten stürzen und hier mein Leben runter fahren, weil sie sich eben nun mal so entschieden hat.
Ich hatte oft auch das Gefühl, dass sie dort in ihrer Freizeit etwas einsam ist, am liebsten hätte sie gehabt, wir sehen uns wöchentlich, was auch eine Kostenfrage ist und eben eine Frage der Zeit.
Was mich jedoch am meisten irritierte, sind, je länger wir auf Distanz waren, desto einseitiger wurden unsere Dialoge, es ging nur noch um Zukunftspläne mit uns, - wenn Wir später mal Familie haben, dann . . Wenn wir später mal eine Wohnung kaufen, dann. Zunehmend wurde ich mit Einrichtungsgegenständen per Whatsapp konfrontiert und es wirkte fast so, als stünde unsere erste gemeinsame Wohnung vor der Tür.
Zugleich - noch irritierender - verlängerte sie vor Ort nach einem knappen viertel Jahr ihren Arbeitsvertrag auf 2 Jahre?!?! Und steckte mir das beiläufig. Zugleich dann wieder diese sehr konkreten Zukunftspläne.
Durch meine zunehmende Genervtheit sprach ich das Thema dann auch häufig direkt an und war dann derjenige, der miese und pessimistische Stimmung verbreitete. Auf meine Frage, ob es wirklich Ziel führend ist mit dieser Lebensplanung ständig über Familienplanung und eine gemeinsame Zukunft zu sprechen, bekam ich immer wieder nur zu hören, wie unflexibel ich sei und was ich mir so vorstelle, ich müsse einfach öfter auf Besuch kommen.
Ich weiß es nicht, das ganze war so locker und unbeschwert, woraufhin ich damals entschied, mich auf etwas einzulassen, was eigentlich nie mein Ding gewesen ist in der Vergangenheit. Und nun verspüre ich Druck, dem ich - egal wie - garnicht gerecht werden könnte, selbst wenn ich wollte. Ich kann keine Pläne mit jemandem angehen und realisieren, der nicht hier ist und nicht weiß, wann er wieder hier sein wird.
Ich habe das Gefühl, dass sie gern von mir hören würde, dass ich mich in Plänen verliere, mich nervt das aber, da ich das Gefühl habe, wenn wir mit einander telefonieren, geht es nur noch um irgendwelche Träume, die ich nicht als realisierbar ansehe und je utopischer das wird, desto mehr entferne ich mich - auch emotional.
Inzwischen denke ich mehr darüber nach, ob sich der Besuchsaufwand beiderseitig überhaupt lohnt, wenn man sich dann drei Tage nur über Dinge unterhält, die einfach so weit weg scheinen, als dass sie realisiert werden können.
Ich habe mich jetzt etwas zurück gezogen und möchte nachdenken, bin auch unschlüssig, was ich tun soll.
Anfangs war alles locker, und für mich ist das so auch wirklich in Ordnung, aber diese ständige Planerei und dieser Druck, den ich indirekt verspüre, machen die Situation für mich derzeit sehr unschön. Ich denke mir oft, hätte sie diese Pläne so ernst verfolgen wollen, hätte sie sich einfach auch hier einen anderen Job suchen können oder hätte einfach auch hier bleiben können. Was ich davon halten soll - ich weiß es nicht. Vielleicht kann mir jemand mal einen Anstoß geben. Vielleicht sehe ich etwas nicht, was da ist.
01.06.2021 07:41 •
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