Hallo Kathi,
einiges in Deinem Beitrag kommt mir bekannt vor, in meiner Ehe hatten wir uns ähnlich auseinander gelebt.
Diese Sätze hätte ich genau so auch schreiben können:
„Er ist beruflich sehr eingespannt und öfter mal nicht da, aber es stört mich gar nicht wenn er weg ist. Wir unternehmen nur noch sehr wenig zusammen und im Schlafzimmer läuft auch so gut wie nichts mehr.
Er ist ein lieber Mensch und hat nichts falsches getan. Und es ist ja auch nicht so, das er mir nichts bedeutet. Wenn ich daran denke das ich ihn vielleicht niemals wieder sehe, könnte ich losheulen.“
Du hast nichts drüber erzählt, wie ihr beide so vom Charakter und Temperament her seid, und ob eure Kinderlosigkeit (von beiden) gewollt ist.
Bei uns war es so, dass mein Mann und ich in einigen Dingen sehr unterschiedlich sind… er der kreative, spontane, extrovertierte Chaot, ich die ordentliche, strukturierte, introvertierte Planerin. Das gab einiges an Reibungsfläche ab… am Anfang der Beziehung sogar im positiven Sinne. Aber über die Jahre schwand auf beiden Seiten die Kompromissbereitschaft und jeder hat mehr und mehr „sein Ding“ gemacht. Und dann gab es noch den einen Punkt, bei dem es nur ja oder nein gibt… die Kinderfrage. Er wollte, ich nicht. Das hat letztlich den Ausschlag für die Trennung gegeben. Wir waren 12 Jahre zusammen, davon 9 verheiratet. Und auf beiden Seiten ist noch Zuneigung und Wertschätzung da. Vieles, was uns verbunden hat. Das loszulassen tat sehr, sehr weh. Aber es war für uns beide die richtige Entscheidung.
Und wir bereuen es nicht – weder die Zeit zusammen, noch die Trennung. Beides war gut – jedes zu seiner Zeit.
Das soll jetzt keine Aufforderung zur Trennung sein. Für EUCH kann der richtige Weg ganz anders aussehen. Aber ich möchte Dir ein bisschen die Angst davor nehmen…
In der Zeit um und nach der Trennung hab ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Beziehung“ auseinandergesetzt. Um zu erkennen, wann und wo wir „falsch abgebogen“ sind. Um es beim nächsten Mal vielleicht besser zu machen - oder zumindest neue Fehler zu machen und nicht die alten zu wiederholen . Unter anderem hab ich auch etliche Bücher zu diesem ganzen Themenkomplex gelesen.
Die folgenden fand ich besonders hilfreich:
„Trennung ohne Rosenkrieg“ von Gisela Hötker-Ponath. Der Schwerpunkt liegt da zwar auf der Bewältung einer beschlossenen oder vollzogenen Trennung. Aber es gibt auch etliche Abschnitte, die sich an diejenigen richten, die noch mit sich hadern, ob sie gehen oder bleiben sollen. Es spannt sozusagen den Bogen von den ersten Trennungsgedanken über die Trennung und Trennungsverarbeitung bis hin zur Neuausrichtung auf das Leben danach. Es enthält viele Gedankenübungen, die mir geholfen haben ein besseres Bild davon zu bekommen, wo ich stehe und wo ich hin möchte - was ich erwarte von einer Partnerschaft, woran es bei uns gefehlt hat, was zur Trennung beigetragen hat, was ich mir von einem (zukünftigen) Partner wünsche und was ich selbst in der Beziehung anders / besser machen will.
Ich könnte mir vorstellen, dass es Dir vielleicht hilft, genauer zu benennen, woran es Dir eigentlich fehlt, wo die wunden Punkte sind, die ihr zusammen angehen müsst, wenn ihr eurer Ehe noch eine Chance geben wollt.
Das zweite ist „Beziehungsregeln“ von Harriet Lerner. Wer weiß, hätte ich das Buch früher gelesen und die Regeln beherzigt, vielleicht hätten wir die Weichen noch anders stellen können. Es enthält um die 100 Regeln, wie man gängige „Tretminen“ in Beziehungen entschärfen, und alte Verhaltensmuster durchbrechen kann, die typischerweise in Beziehungen immer wieder für Konflikte sorgen. Viele davon hält man am Anfang einer Beziehung noch ganz instinktiv ein… „vergisst“ sie aber, wenn sich erst mal die Alltagsroutine eingeschlichen hat. Ich fand es gut, ein Büchlein in der Hand zu haben, das einem in so kompakter Form noch mal an das Wesentliche in Sachen Beziehungspflege erinnert, daran, was den „Kitt“ ausmacht, der eine Partnerschaft zusammenhält – abseits von Gewohnheit und Pflichtgefühl.
Und als letzte: „Intimität und Verlangen“ von David Schnarch und (eng daran angelehnt) „ Die Psychologie der Intimtät“ von Tobias Ruland. Da sind wir dann beim Thema „und im Schlafzimmer läuft auch so gut wie nichts mehr“, wie es dazu kommt, und was helfen könnte, wieder Schwung in die Sache zu bringen. Und nein, es gibt keine Stellungstipps, sondern geht ans „Eingemachte“, daran, was sich im Kopf im Herzen und in der Beziehungsdynamik abspielt, wenn es klemmt mit dem S.. Und wie man die ein oder andere Blockade lösen kann.
Ich wünsch Dir Vertrauen in Dich, in euch, den richtigen Weg für euch zu finden. Und die Mut und Kraft, ihn zu gehen.