Vorab zur Erklärung. Eigentlich hatte ich keine klassische Affäre. Ich habe mich eine Zeit lang von meinem Mann getrennt, weil ich fremdverliebt war und mir einen Neuanfang mit einem anderen Mann wünschte. In dieser Trennungszeit kam es dann tatsächlich zu einer auch körperlichen Annäherung zu dem, nennen wir ihn der Einfachheit halber, AM. Doch das waren nur wenige Treffen und es scheiterte recht bald, da der AM sich gerade in einer Beziehungsanbahnung mit einer anderen Frau befand. Davon wusste ich leider nichts. Nachdem das dann heraus gekommen war, beendeten wir einvernehmlich unsere Beziehung oder wie auch immer man das nennen will. Ich brach den Kontakt ab, kündigte, da der Mann ein Kollege war, meine Stelle und stellte auch jeglichen Kontakt zu gemeinsamen Kollegen ein. Danach ging es mir sehr schlecht. Mein Mann, der mich immernoch liebte, kam wieder auf mich zu und sammelte ein, was von mir noch übrig war. Ich war dankbar darüber und ließ mich auffangen. Ich war ja inzwischen arbeitslos, saß in einer schimmeligen Ein-Zimmer-Wohnung, war psychisch krank geworden und suizidal. Wieder bei meinem Mann, begann ich eine Therapie, suchte mir eine neue Arbeit und es ging langsam aufwärts. Meine Liebe zu meinem Mann musste ich mir aber noch viele Monate lang hart zurück erarbeiten. Ich war noch lange sehr ambivalent, trauerte um den AM und musste mir viele offene Fragen selbst immer wieder stellen und beantworten. Heute ist nicht einfach so alles wieder gut. Wir führen eine völlig andere Beziehung als vor der Katastrophe. Ich musste lernen, Konflikte auszuhalten und auszutragen. Ein Umstand, der mich auch heute oft noch sehr überfordert. Früher habe ich viel geschluckt und bin immer den unteren Weg gegangen. Heute habe ich gelernt, Stellung zu beziehen, um mich selbst zu schützen. Und ich musste mich posthum von meinen Eltern lossagen, die meinen Mann immer abgelehnt hatten und schließlich auch mich aus der Familie eliminierten. So, nun aber zu dem Fragenkatalog.
Ich bin: w, 44J
Die Affäre hatte: ich
Kinder: keine
Affärenpartner: m,56
Dauer der Affäre: wenige Wochen mit nur 3 intimen Treffen
Grund der Affäre: ich wollte einen Neuanfang mit dem AM. Meine Ehe lief sehr schlecht. Meine Eltern waren verstorben, die meinen Mann immer abgelehnt und sich von mir entfremdet hatten. Mein Mann verstand nicht, das ich dennoch um sie trauerte und konnte mich nicht auffangen. Als ich den AM kennen lernte, hatte ich das Gefühl, dieser Mann würde mich verstehen und könnte mich stützen. Ich wünschte mir ein anderes Leben mit ihm. Ich wollte eine Mutter für seine Kinder und eine Oma für seine Enkel sein. Ich hatte mir immer eine große Familie gewünscht. Ein Traum, der mir leider versagt geblieben war. Der AM war psychologisch geschult und konnte mit meiner Trauer sehr gut umgehen. Ich verwechselte seine Professionalität mit echter Anteilnahme und Interesse an mir als Frau. Doch im Grunde ging es ihm wohl nur um mich als seine Kollegin, die ihm zuarbeitete. Die Affäre war eben aus seiner Sicht in einer schwachen Stunde entstanden. Ein Fehler, den er sehr bald korrigierte.
Besonderheiten: Er war ein Kollege und Witwer
Wie wurde die Affäre beendet? Er erzählte mir von einer anderen Frau, mit der er sich eine Beziehung vorstellen und wünschen würde. Ich sei für ihn ungeeignet, da Kollegin und verheiratet. Das war für mich ein KO-Schlag.
Warum wurde die Affäre beendet? Wegen der anderen Frau
Wurde die Affäre gebeichtet? Ja, schon im Vorfeld, als es nur um Fremdverliebtheit ging und ich die professionell, kollegiale Zuwendung des AM mit Interesse an mir als Frau verwechselte.
Wer weiß noch darüber Bescheid? Nachbarn, andere ehemalige Kollegen, die Vorgesetzten, mein Mann...eigentlich alle.
Wie lange haben wir bereits überlebt?: 6 Jahre
Gab es eine räumliche Trennung?: ja
Gab es eine Unterbrechung der Beziehung/Ehe?: ja
Gab es eine Scheidung?: nein
Intimität: mit dem AM. 3 mal Sechs. Ansonsten nur ein bisschen Knutscherei während der Arbeit.
mit meinem Mann während der Zeit der Außenbeziehung überhaupt nicht. Erst lange danach unter großen Schwierigkeiten.
Was hilft der/dem Betrogenen? Das ich heute wieder da bin. Das ich ihn nie belogen habe. Das er mir uneingeschränkt vertrauen kann.
Was hilft der/dem Betrüger_in? Die Therapie, Auseinandersetzung mit der familiären Vergangenheit.... Und immernoch dieses Forum
Was schadet? Gelegentlicher Whatsappkontakt nachdem ich wieder zu Hause war. Ich wollte offene Fragen geklärt haben. Ich fühlte mich vom AM sehr gekränkt und abgelehnt. Eine Erfahrung, die ich in familiärem Zusammenhang nur allzu gut kannte. Mit dem AM wiederholte sich ein Trauma.
TOP 5 (von gefühlt 100) - Was ich verzeihen musste: Meinem Mann, das er mich und meine Seelenlage nicht verstand. Mit selbst, das ich zu schlecht für mich gesorgt und Konflikte nicht ausgetragen habe. Dem AM das er mit mir intim war, obwohl er nie in mich verliebt war. Das er bewusst Hoffnungen und Träume weckte, obwohl er wusste, das er mit mir nicht leben wollte.
Meine wichtigsten Erkenntnisse: Nirgends wird so sehr gelogen, wie in der Liebe. Eine langjährige Ehe ist ein sicherer Hafen, den man nicht leichtfertig für Träume aufgeben sollte. Es kommt nicht auf die Schmetterlinge im Bauch an, sondern auf den Boden unter den Füßen!
Wichtige Sprüche: Träume sind Schäume!
Zur Erklärung: Heute geht es mir nicht ganz so gut. Der Lockdown nervt, ich habe eine Magenschleimhautentzündung und kämpfe mit der wieder aufkeimenden Depression. Es gibt Tage, an denen ich die Fragen deutlich positiver beantworten würde. Heute bin ich in eher gedrückter Stimmung. Diesen Post schrieb ich als Selbsthilfe, weil ich die Geschichte meiner Außenbeziehung an manchen Tagen immernoch mal wieder durchkauen muss. Auch noch nach 6 Jahren.
12.02.2021 08:30 •
x 10 #147