Hallo,
leider fällt es mir schwer, mich kurz zu halten, also.
Hintergrund
Ich war 12 Jahre lang mit einer Frau zusammen. Sie war meine erste Freundin. Wir lernten uns kennen, als ich 17 war. Damals waren wir beide depressiv und wir waren damals genau richtig füreinander. Erst war es eine Fernbeziehung, ca. 4 Jahre. Danach zog sie zu mir und wir hatten eine gemeinsame Wohnung, danach eine weitere.
Wir hatten in dieser Zeit eine wunderschöne und harmonische Beziehung. Wir haben praktisch nie gestritten. Wir hatten kaum Konflikte. Wir haben uns jeden Tag gegenseitig viel Liebe und Zärtlichkeit geschenkt. Wir glaubten beide, etwas sehr besonderes zu haben, weil wir sahen, wie andere Beziehungen um uns rum abliefen und ich denke für eine Zeit war das auch so.
Trennung
Vor etwa einem Jahr merkten wir, dass irgendwas nicht stimmt. Wir waren in einem Trott. Zwar sehr lieb miteinander, aber irgendwodurch nicht glücklich. Das beruhte letztendlich auf Gegenseitigkeit - auch ich zweifelte manchmal an dieser Beziehung. Es gibt verschiedene Gründe, aber die sind letztendlich nicht besonders wichtig.
Vor einem halben Jahr trennten wir uns. Sie meinte erst, sie möchte ausziehen in eine eigene Wohnung, und dann weitersehen, aber ich spürte, dass das nicht wirklich war, was sie wollte und zog ihr letztendlich den Trennungswunsch aus der Nase. Heute weiss ich, dass das auch richtig war.
Auch wenn die Trennung schwer und ich sehr traurig war, irgendwie fühlte es sich dennoch richtig an, und ich war auf gutem Weg: ich fing neue Hobbies an, ging an Vereinstreffen um Leute kennenzulernen, redete mit Menschen darüber und wusste, dass ich nach so einer langen Beziehung Zeit brauche, bevor ich etwas neues anfange. Auch wenn ich traurig war, ich war zufrieden, auf eine Art.
Während dieser Zeit traf ich mich auch einmal in der Woche mit meinem besten Freund. Er ist jemand, den ich schon lange kenne, aber eigentlich rede ich erst seit einem dreiviertel Jahr ernsthaft mit ihm. Ich, und auch er, sind verschlossene Menschen und ich war sehr froh, dass wir uns beide öffnen konnten. Auch meine Ex und mein bester Freund waren seit etwa einem dreiviertel Jahr gut befreundet, und ich gönnte es beiden sehr, denn sie haben beide weniger Freunde. Ich war froh, dass sie Freund sein konnten.
Aufgrund dessen, wie schön die Beziehung mit meiner Ex war, war ich überzeugt, dass wir Freunde bleiben würden. Uns lag, so schien es mir zumindest, wirklich viel aneinander, auch wenn wir nicht als Partner für ein gemeinsames Leben gedacht waren.
Leider kam alles anders.
Katastrophe
Eines Tages traf ich mich mit meiner Ex und sie sagte, dass sie Gefühle für meinen besten Freund entwickelt. Sie sagte es auf eine Art und Weise, als würde sie erwarten ich hätte damit kein Problem. Ich musste ihr mehrfach erklären, dass das nicht okay ist, eigentlich. Aber gleichzeitig bin ich kein eifersüchtiger Mensch. Ich dachte, na gut, ich gönne es den beiden, aber zusehen kann ich dabei nicht, wie das sich vor meinen Augen entwickelt. Sie sagte mir aber, sie könne nicht anders. Sie wolle mich nicht verlieren, aber sie glaube sie würde einen Fehler machen, wenn sie dieser Sache mit ihm nicht nachgeht, denn sie fühle sich wie noch nie mit einem Mann, wie mit ihm.
Also sagte ich beiden innert einem Tag, dass ich aus deren Leben rausmuss. Ich traf mich erst mit ihm, fragte ihn, ob er sie liebt (ich weiss nicht), ob er Gefühle für sie hat (ja) und wie weit es denn nun schon ist, mit den beiden (nichts konkretes). Ich umarmte ihn und wünschte ihm das beste. Danach traf ich mich mit ihr, sagte ihr dasselbe. Ich hatte sie noch nie in so einem Zustand erlebt, wie tot. Es tat ihr sehr weh, mich zu verlieren. Es war einer der schwierigsten Tage meines Lebens, denn ich liebe echt beide diese Menschen, aber es ging einfach nicht anders.
Am nächsten Tag stellte ich fest, dass ich das nicht kann. Vielleicht bei ihm, aber nicht bei ihr. Ich schrieb ihr, und auch sie meldete sich nacher bei mir und meinte, wir müssen nochmal reden. Nach einem langen Gespräch meinte ich naja, wenigstens habe ich eine Geschichte zu erzählen, worauf sie antworte: was, dass deine Ex-Freundin mit deinem besten Freund geschlafen hat? - na fein. Auf die Art und Weise fand ich das also heraus. Sie dachte ich wusste das schon. Aber sie redete nur von Gefühle entwickeln und er von nichts konkretem. Bitter.
Aber in dem Moment änderte sich fast nichts für mich. Es dauerte ein, zwei Tage bis es einsickerte, was für ein Lügenberg mir aufgetischt worden war. Ich hatte mich monatelang nach der Trennung einmal die Woche bei meinem besten Freund ausgeheult, und er konnte vor mir sitzen, mir in die Augen schauen, und es gleichzeitig mit ihr treiben.
Nun wollte ich die ganze Wahrheit. Und die war: meine Ex hatte mich schon vor 2 Jahren mit einem anderen Mann betrogen, mehrfach. Sie hatte sich das auf verquere Weise rechtfertigt, auf die ich nun nicht eingehe. Sie merkte, dass es ein Fehler war, aber sagte es mir nicht.
Lange Rede kurzer Sinn: Die Frau, die ich liebte betrog mich schon vor 2 Jahren, blieb bei mir, weil sie nicht alleine sein wollte, trennte sich von mir und war direkt in einer Beziehung mit meinem besten Freund, mit dem ich all meine Gefühle teilte.
Beide diese Menschen sind ungeheure Feiglinge. Menschen ohne Verantwortungsbewusstsein. Beide haben mich komplett ausgeblendet, sich ungeheure Dinge eingeredet. Meine Ex ganz besonders hat die Fähigkeit, nur zu hören, was sie hören will und nur zu erinnern, was ihr ins Weltbild passt. Sie hat mir das Herz doppelt und dreifach gebrochen und mein Freund hat alles zugelassen.
Jetzt
Das ganze habe ich vor etwa 6 Wochen herausgefunden, und irgendwie wird es einfach nicht besser. Der Punkt ist: ich weiss, ich bin einer extrem guten Lage. Ich lese von anderen, dass sie ihr Selbstvertrauen verlieren, bei mir ist genau das Gegenteil der Fall. Ich weiss jetzt, wer ich bin. Ich kenne meinen eigenen Wert mehr denn je. Andere meinen, nie mehr jemandem vertrauen zu wollen. Auch hier sage ich, absolut nicht: ich glaube an Vertrauen, ich glaube an Treue, ich glaube an Freundschaft, und ich bin nicht bereit, diese Überzeugung wegen zwei schwachen Menschen aufzugeben. Und ein Glück ist das jetzt passiert, und nicht erst wo wir womöglich geheiratet und Kinder haben. Das ganze war sehr lehrreich: einerseits kann ich nun mit Menschen über persönliche Dinge reden (das konnte ich letztes Jahr noch nicht). Ich habe ein besseres Verhältnis zu meinen Eltern. Ich habe gelernt, dass Instinkte der Eifersucht nützlich sein können (ich roch das schon vor 2 Jahren und auch das nach der Trennung, aber blendete es aus). Ich habe mich im letzten Jahr äusserlich ordentlich aufgepäppelt. Ich bin nicht unattraktiv. Ich bin nicht dumm. Ich stehe im Leben. Ich bin froh, diesen Menschen, meine Ex, nicht mehr in meinem Leben zu haben. Mein Kopf ist heile.
Aber das Problem sind die Gefühle. Ich wache fast jeden morgen nach 4-5 Stunden schlaf mit Herzrasen auf. Den halben Tag fühlen sich meine Hände und Arme so an, als würden sie platzen. Ich kann 80% des Tages an nichts anderes Denken als die Wut, Enttäuschung, Verachtung, Neid, Verzeihung, Liebe und alle anderen Gefühle, die ich für diese beiden Menschen habe, und es ist alles ein einziger Eintopf an Emotionen, die mich nicht mehr in Ruhe lassen. Der Neid ist besonders schlimm, weil ich mir genau vorstellen kann, wie gut die beiden es miteinander haben, und diese Gedanken lassen sich nicht abschalten. Und was mich auch sehr belastet ist, dass diese Menschen es nicht verstehen, wie es mir geht. Bis zum Ende nicht, wo ich zuletzt mit ihr geredet hatte. Es tut ihr leid, dass ich mich so fühlen muss, dass ich das Opfer bin. Aber es tut ihr nicht leid, was sie gemacht hat und wie. Sie sagte explizit, für sie musste alles so passieren.
Ich weiss, ich brauche mehr Zeit, damit diese Wunden heilen. Viel Zeit, sicher Monate, vielleicht ein Jahr, aber es ist so schwer. Es ist so schrecklich schwer. Ich habe den Menschen verloren, von dem ich glaubte, eine Freundschaft sei für immer möglich nach all den schönen Jahren, und noch einen zweiten Menschen, dem ich mich voll geöffnet hatte, wie sonst niemandem zuvor.
Aber ich werde neue Freunde finden. Und eine Frau, die die gleichen Ideale hat wie ich. So hoffe ich doch.
Aber nichts hilft. Leute Reden von Ablenkung: kaum etwas, was ich versucht habe, nützt. Menschen reden davon, Emotionen rauszulassen. Ich habe geweint, geschrien, bin durch den Wald gerannt, und trotzdem fühle ich mich genau gleich. Ich vernachlässige meine Arbeit, schon seit Monaten. Ich weiss einfach nicht mehr weiter. Jetzt kann ich gerade nicht, aber ich werde mich so bald wie möglich psychologisch behandeln lassen. Was sicher helfen würde wäre eine körperliche Beziehung, aber ich bin halt kein Aufreisser und eine ernste Beziehung kann ich doch in meinem jetzigen Zustand keiner Frau zumuten. Aber ich fühle mich unendlich einsam.
Naja. Ich weiss nicht, ob irgendjemand etwas dazu sagen kann. Es schadet aber nicht, das zu schreiben.
Danke für's durchlesen, tapfere Krieger die es durch so einen langen Text geschafft haben .
03.01.2018 15:31 •
x 4 #1